Montag, 16. März 2020

Kleine Lichter

Es war ein merkwürdiges Gefühl, heute morgen Samuel nachzuwinken, auf seinem Weg zur Schule - zum letzten Mal für die nächsten 5 Wochen (mindestens). "Was machen wir heute mittag, Mama? Und morgen?" Er spürt die Unsicherheit dieser Tage und will so vieles wissen. Und ich kann ihm so wenig klare Antworten geben. Am Samstagnachmittag standen wir erstaunt vor dem leeren Regalen in unserem Supermarkt. Seither steigt nun doch etwas die Sorge in unserem Haushalt, wie lange unser Klopapier noch reicht. Heio hat schon Alternativen parat (fragt nicht!). Kinderbibelwoche, Lesungen und sämtliche andere geplante Treffen sind abgesagt. Was gut und richtig ist. Es geht darum Verantwortung füreinander zu übernehmen. Deshalb kann Samuel in den nächsten Wochen auch nicht für ein paar Tage zur Oma (Gott schenke uns Kraft!). 
Am Sonntag haben wir uns, zum vorerst letzten Mal offiziell (und in kleinem Kreis) als ganze Jesusfreaks-Gemeinde getroffen. Lange wurde von unseren Leitern überlegt wie wir es machen sollen. Am Ende saßen ein Dutzend Leute in einem Stadtgarten - mit ausreichend Abstand zueinander und ohne unsere üblichen Umarmungen zur Begrüßung. Heio hat eine mutmachende Predigt gehalten die aufgezeichnet wurde, für alle diejenigen, die sich aus guten Gründen schon dazu entschlossen hatten nicht mehr zu kommen. Eine Freundin zum Beispiel, die für ihre zwei älteren Nachbarn einkaufen geht und sich um ihretwillen keinem Risiko aussetzen will. Als wir in einem weiten Kreis saßen und anfingen zu singen, geschah etwas ungewöhnliches: Die Balkontüren gingen auf (normalerweise gehen die Türen eher zu!). Leute lächelten in unsere Richtung, eine Frau werkelte an den leeren Blumenkästen und Spaziergänger untersuchten Pflanzen die in unserer Nähe wuchsen. Es war ziemlich erstaunlich. Wie auch die SMS am Abend von einer Kneipenwirtin die uns schrieb: Wann kommt ihr hier wieder einmal vorbei? Wir könnten ein bisschen Gott hier gebrauchen!  
Was ich damit NICHT sagen will ist: Umgehen wir die Anweisungen unserer Regierung und ignorieren die Gefahren und machen wir weiter wie bisher! Ganz bestimmt nicht. Achten wir aufeinander. Und tun wir alles was in unserer eigenen Macht steht, dass sich der Virus nicht weiter ausbreitet. Und doch ist es gut, dass wir als Jesusnachfolger in irgendeiner Weise sichtbar bleiben! Jesus sagt: Ihr seid das Licht der Welt! Und in dunklen Zeiten ist Licht doch so nötig! 
Im Moment fühle ich mich ehrlich gesagt eher wir ein kleine flackernde Funzel als Licht der Welt. Wenn ich die Nachrichten angeschaut habe brauche ich erstmal eine Lobpreiszeit oder mindestens fünf Minuten Jesus-Atmen, damit ich innerlich wieder ruhiger werde. Und wenn ich  Nachts aufwache fliegen mich angstvolle Gedanken an, die nur schwer zu verscheuchen sind (heute Nacht war Psalm 25 die "Fliegenklatsche"!). Doch, es trifft auch auf uns Jesusnachfolger zu: In der Welt habt ihr Angst! Das ist wahr. Aber vergessen wir den zweiten Teil der Wahrheit nicht: Wir folgen dem, der die Welt überwunden hat! (Johannes16,33)
Was mich in diesen Tagen erstaunt und auch traurig macht ist, wie wenig wir von den Kirchen im Land hören - außer den offiziellen Statements die man von überall her bekommt.  Aber vielleicht ist es die Zeit in der unser Land, unsere Welt, einfach viele kleine Lichter braucht! Menschen wie du und ich. Die selbst ziemlich flackerndes Licht werfen und fürchten, dass der nächste Windstoß sie auspusten könnte.  Aber viele kleine Lichter können es ganz schön hell machen! Jesus sagte schließlich nicht zu EINEM seiner Nachfolger: Du bist das Licht der Welt, sondern er sagt: IHR - wir alle zusammen - IHR sind das Licht der Welt!(Matthäus5,13) Wie dieses Leuchten aussieht wird sich in den nächsten Wochen und Monaten zeigen. Aber wir werden Licht sein! Das glaube ich! Weil Jesus es sagt. Weil er selbst, Licht der Welt, in uns lebt. Und er, der Überwinder, hat genügend Hoffnung für die ganze Welt!
Jeder von uns leuchtet ein wenig anders. Manche von uns werden im Garten - oder bei offenem Fenster - singen und damit den Nachbarn ein wenig Mut machen. Manche werden für gefährdete Menschen in ihrem Umfeld einkaufen. Manche von uns werden müde unseren Kindern Mathe beibringen und versuchen dabei geduldig zu bleiben. Jeder leuchtet auf seine Art! Und gemeinsam können wir Gebete sprechen, für Kranke, Angstbefallene, Einsame (die nun nicht Familienzeit verbringen können - einfach weil sie keine Familie haben)  und für unsere Politiker, die schwierige Entscheidungen treffen müssen. Unterschätzen wir die Strahlkraft unserer Gebete nicht! 
Ich würde Gott am liebsten auch mit Fragen löchern: "Was machen wir heute? Was machen wir morgen? Wie wird es weitergehen?" Aber es gibt keine Klarheit. Nur ein ruhiges Vertrau mirWas ich sehe ist, dass ein paar Türen aufgehen. Und dass Menschen nach kleinen Lichtquellen suchen, weil sie ein bisschen Gott gebrauchen könnten. 
Alles was ich Gott heute geben kann ist mein JA. Ja, ich will mein kleines Licht nicht unter den Scheffel stellen (und auch nicht unter den Schöffler, haha). Und dann gebe ich ihm meine Hand und bitte ihn: Führe mich! Führe uns alle.  Schritt für Schritt. Ein Tag nach dem anderen.
Von unserem letzten Spaziergang haben wir wunderschöne Kirschblütenzweige mitgebracht und ins Küchenfenster gestellt. Es wird tatsächlich Frühling! Mitten in dieser schwierigen Zeit.




6 Kommentare:

  1. Liebe Christina,
    über dein Buch bin ich auf deinen Blog gestoßen und ich lese sehr gerne hier mit. Deine Worte schenken mir immer wieder Kraft und ich fühle mich dadurch gesegnet.
    Wenn dir mit Samuel alles zuviel wird, dann schuat mal auf meinen Blog. Hier gibt es jede Menge Ideen zur Beschäftigung. Link: http://leben20-09.blogspot.com/ Wenn ihr mögt, stelle ich euch auch gern ein individuelles Bastel- und Experimentierpaket zusammen. Liebe Grüße
    Anne

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    1. Liebe Anne! Wow, das sind ja tolle Ideen. Vielen Dank!!! Kannst du speziell für wilde 8-jährige Jungs was empfehlen? Das wäre toll! Schick Dir ganz herzliche Grüße!!!

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  2. Liebe Christina,

    Danke für Deine Worte. Sie treffen alles so gut! Ja, müde meiner Tochter Mathe beibringen, wähernd noch zwei Kleinkinder beschäftigt werden wollen... Wir haben jetzt Nachrichtenfrei für Sonntags eingeführt. Um Abstand zu haben und Zeit zum Aufatmen. Für eine Journalistin schwierig, aber heilsam, um Gott näher zu kommen. Zum Glück bin ich noch in Elternzeit.
    Ich grüße Dich aus dem fernen Leipzig- bis hierhin strahlt dein Funzellicht :-)

    RuthRoyal

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    1. Liebe Ruthie! WIE SCHÖN von dir zu hören! Oh, Unterricht und zwei KLeinkinder daneben- WIE GEHT DAS DENN? Du bist ne Heldin! ICh drück dich von hier! Und der NAchrichtenfreie Sonntag klingt toll...das könnten wir hier auch einführen. herzliche Grüße zu euch und ganz viel Kraft und Sege für dich!!!!

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  3. Danke für deinen Beitrag, er hat mir wieder Mut gemacht!

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    1. Danke Michaela! Auch dein Kommetar macht Mut. Liebste Grüße und Segen von JEsus zurück zu Dir!!!

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