Donnerstag, 27. Februar 2014

Lass dich anschauen!

Gestern Abend habe ich mit dem kleinen Sohn ein Bilderbuch angeschaut, von Brummel dem Bär.  Beim Anblick von Brummels Zuhause hat mich die Sehnsucht gepackt und ich  wollte am liebsten sofort auf`s Land ziehen. Hier könnt  ihr es sehen: 


Samu und Heio auf dem Weg das Mittagessen zu fischen, während ich mit mehlbestäubter Schürze in der Küche stehe und Brot backe :-).
Passend dazu bekam ich eine mail von einer Freundin- ein Link zu einem Häuschen auf dem Land. Ich fange an zu träumen, stelle mir vor wie schön es wäre mit ein paar Freunden auf`s Land zu ziehen, einen Ort der Geborgenheit zu schaffen, einen Zufluchtsort voller Wärme, mitten in dieser oft so kalten Welt.

Ok, da ich selbst auf dem Dorf aufgewachsen bin weiß ich, dass es nicht wirklich taugt für eine kleine "heile Welt", in die man sich flüchten kann (und wieviel Not oft gerade hinter den "Bilderbuchhäusern" verborgen liegt). Trotzdem stelle ich es mir schön vor, mehr in der Berührung mit der Natur zu leben- natürlich ausgenommen der ekligen Käfer und fettleibigen Spinnen.
Und es wäre toll mehr Zeit mit Freunden zu verbringen. Ich sehe uns abends zusammensitzen, in der großen Wohnküche, die Kinder spielen noch draußen und wir reden, lachen essen und trinken zusammen. Natürlich wären wir alle völlig unkompliziert und glücklich miteinander und würden uns nie auf die Nerven gehen, haha.

Heute Nacht habe ich sogar von Brummels Zuhause geträumt. Das machte mir dann doch etwas Sorgen:-). Woher kommt plötzlich die Sehnsucht in einer Bilderbuchwelt zu leben?
Vielleicht weil ich in den letzten Tagen  so voller Unruhe und gleichzeitig so völlig erschöpft war. Ich habe mich nach einem Ort gesehnt wo ich zur Ruhe kommen kann, wo ich hingehöre, wo ich ganz ich selbst sein kann. Eben ein Stück Heil in der Welt.  Und wenn ich so voller Sehnsucht durch den Tag gehe, dann sind Verletzungen und Enttäuschungen meistens schon vorprogrammiert. Daran leide ich dann und alle die mit mir zu tun haben.

Der Mann hat gespürt wie es mir geht und mir heute einiges abgenommen, damit ich ein wenig Ruhe und Zeit für mich habe.  Eigentlich weiß ich genau was ich brauche, wenn ich mich innerlich so verloren fühle. Dominik Klenk hat es gut formuliert:

"unsere Seele dürstet danach angeschaut zu werden. Von diesen Augen- Blicken Gottes kommt Ruhe und Sättigung in unser Leben. Sein liebevoller Blick will auf uns ruhen."

Manchmal spüre ich diesen Blick wenn ich mit Samu durch die Küche tanze, wenn ich morgens aufwache, wenn ich die Sonnenstrahlen auf meinem Gesicht spüre oder wenn ich müde in der Bahn sitze. Manchmal begegnet er mir mitten in der Schönheit des Lebens und manchmal mitten im Schmerz. 
Und dann erinnere ich mich nicht mehr daran, wann ich ihn zum letzten Mal wahrgenommen habe. Ich glaube das ist dann der Moment wo ich anfange mich so verloren und heimatlos zu fühlen  (und ich beim Anblick von Brummels Zuhause fast weinen muss!:-)).
Dann weiß ich: ich brauche einen ganz ruhigen, zärtlichen Moment - so wie ich Samu an mich ziehe und ihm zuflüstere: "lass dich mal anschauen mein Sohn! Weißt du eigentlich wie lieb ich dich habe?" (er sagt dann immer "nein!"und recht hat er- er hat ja keine Ahnung WIE SEHR ich ihn liebe!).

Heute nachmittag bin ich lange vor unserem Feuer in der Küche gesessen. Ich habe versucht einfach still zu halten (mit aller Unruhe in mir!) und mich anschauen lassen. 
Und irgendwie passiert es dann: Ich werde ruhiger. Die ganze Anerkennung die ich sonst oft so dringend brauche wird unwichtig, drängende Fragen können warten..wenn ich nur dich habe..., ich höre auf mich selbst zu verachten, ich spüre wieder wo ich hingehöre. Zumindest für diesen Moment. 

Das ist es, was ich brauche. Kein "Bilderbuch-Haus" , keine Flucht auf`s Land sondern Flucht in seine Arme.

Wir haben ein Ort wo wir hingehören, ein heiler und heiliger Ort - mitten im Chaos unserer Welt (und Brummel der Bär hat davon keine Ahnung!:-)).



Montag, 24. Februar 2014

unfassbar.

Eben komme ich von meinem Wochenenddienst nach Hause. Es ist still hier. Heio und der kleine Sohn sind noch unterwegs. Innerlich bin ich schon bereit zur Türe zu eilen, um die Beiden in die Arme zu schliessen.

Es ist komisch: bei der Arbeit vergesse ich manchmal fast, dass ich Mann und Kind habe.
Ich habe über 10 Jahre in der Behinderteneinrichtung gearbeitet und fast die ganze Zeit davon war ich Single. Es waren gute Jahre, tolle Kollegen, Kinder bei denen ich meine  "Mamagefühle" ausleben konnte. Das hat den Kinderwunsch in mir erträglich gemacht (meistens zumindest!). Ich war dankbar, für dieses Geschenk, diesen besonderen Kindern meine Liebe geben zu können. 
Vieles hat sich in diesen Jahren ereignet: Kollegen haben geheiratet und Kinder bekommen, Einige haben neue Ausbildungen angefange oder sind in`s Ausland gegangen.
Auch Kinder sind gegangen. Manche haben in den Erwachsenen-Bereich gewechselt. Einige Kinder haben wir im Sterben begleitet. Für die jungen Kollegen, die jetzt dort arbeiten, sind es nur Namen und alte Fotos die noch vereinzelt an den Wänden hängen. Für mich sind es Erinnerungen; Geschichten...so viel wofür ich hier keine Worte finde.
So eine Einrichtung erlebt viel Wechsel. Ich bin dageblieben. Zu einer anderen,  treuen Kollegin habe ich ab und zu, halb im Scherz und oft auch ein wenig verzweifelt, gesagt: "wir werden hier wohl das Licht ausmachen."

Manchmal habe ich den mitleidigen Blick von Kollegen gespürt und sie haben mich gefragt: "Wolltest du eigentlich nie eigene Kinder haben?" (man beachte die Vergangenheitsform! ) und ich habe gesagt: " Da müsste erstmal der Mann dazu kommen." (man beachte die noch leicht hoffende Gegenwartsform:-)).
Und dann kam der Mann. Naja, eigentlich war er schon da, als Weggefährte, als bester Freund...und plötzlich, nach all den Jahren, kam die Liebe dazu. Unverhofft. Ein großes Geschenk.
Ich weiß noch wie aufgeregt ich war, mit meinen 39 Jahren, wie ich versucht habe es beiläufig bei den Kollegen in das Gespräch einzufügen: Worte voller Bedeutung, die atemlos zwischen zwei Sätzen zu Boden schwebten: "Mein Freund...heiraten..."
"DU!!!" Ungläubiges Lachen. Mitfreuen. Sie haben bei unserer Hochzeit mitgefeiert und sich innerlich bestimmt immer noch ein wenig die Augen gerieben. 
Und dann saß ich ein Jahr später nervös bei der Teambesprechung um ihnen etwas wichtiges mitzuteilen. Auch hier war die Reaktion freudig überrascht: "DU bist schwanger!? Wahnsinn!"
Vor Jahren hatte ich meiner Schwester gesagt, sie könne jetzt die Kinderklamotten verschenken, die sie für mich aufbewahrt hat. Ich hatte versucht, damit abzuschliessen, es loszulassen und innerlich Frieden mit meinem Weg zu finden.
Im Alter von 42 Jahren hielt ich dann unseren kleinen Sohn Samuel im Arm. Unfassbar.
(und wir bekommen soviele Klamotten von Freunden, dass mir die Kleider von meiner Schwester nicht fehlen:-)).



Fast 3 Jahre später, stolpere ich darüber, verfange mich in dem Staunen, reibe mir die Augen und frage mich, wann das denn alles passiert ist. Neulich habe ich in einem Buch geblättert in dem eine junge Mutter diesen Satz geschrieben hat:
 "...und manchmal schaue ich mir selbst beim Mama sein zu, wie durch ein beleuchtetes Fenster von der Strasse aus, und kann es kaum fassen dass ich es bin."

Genau so ist es. Und wenn ich dann , wie heute, in meiner alten Umgebung bei der Arbeit bin, dann fühlt es sich so an, als wäre noch alles beim Alten. Ich muss fast Lachen wenn ich im Gespräch  "mein Sohn" oder "mein Mann"  sage, weil ich denke: "Was redest du denn da?". Und dann komme ich nach Hause in meine Wohnung, so wie heute und frage mich wer all die Spielsachen hier verstreut hat und was das Ehebett hier macht:-). Nicht zu fassen.

Ich schreibe das alles in dem Bewusstsein, dass hier nicht nur Verheiratete und Mamas lesen. Für manche ist mein Glück eine schmerzhafte Erinnerung an ihre Sehnsucht die nicht oder noch nicht erfüllt wurde. Und ich will damit auch nicht sagen, dass erst Mann oder Kind ein Leben sinnvoll machen (damit würden wir uns gegenseitig auch völlig überfordern!).
Es ist eher so, dass ich hoffe, dass meine Geschichte ein wenig Mut machen kann.
Manchmal steckt man so lange in einem bestimmten Lebenssituation fest, dass die Vorstellung es könnte sich noch etwas verändern fast unmöglich scheint. 
Manchmal kommen Dinge erst dann um die Ecke, wenn man schon nicht mehr damit rechnet.
Manchmal reden andere schon in der Vergangenheitsform über etwas, was dir noch passieren wird. Manchmal erleben wir nur einen Vorgeschmack von dem was noch an unfassbar Gutem auf uns wartet. ..Manchmal kommt aus alten, knorrigen Ästen plötzlich blühendes Leben.

Samuel ist hebräisch und heisst: "Gott hört!" oder "Gott hat erhört".
Er hört sogar die Bitten,die man sich nicht mehr traut laut auszusprechen.
Lass es dir von einer fassungslosen, alten, jungen Mama gesagt sein: 
(Das ist das Lied, das wir bei Samus Segnung gespielt haben. Von einem Samuel gesungen:-))  


Dienstag, 18. Februar 2014

"Du machst es gut - gib nicht auf!"

Dieser Tag hatte es in sich-  hier die Kurzfassung meines Vormittags:
Nach sehr unruhiger Nacht total müde und viel zu früh in den Tag gestartet. Im Spiegel mit Schrecken festgestellt, dass der Haarausfall schlimmer wird und die kahle Stelle größer - unterdrücke die aufsteigende Panik und mache den Sohn für die KiTa fertig. Nehme ausnahmsweise das Auto und stecke im Stau fest. Samu endlich in der KiTa abgeliefert und beobachtet, wie ihn sein geliebter Spielkamerad einfach stehenlässt. Mit dem traurigem Blick vom Sohn im Kopf zurückgefahren- wieder Stau. Muss noch dringend ein Päckchen abgeben, aber vor der Post ist kein Parkplatz. Nach längerer Suche weit weg geparkt, zur Post geeilt um dort festzustellen, dass jetzt alle Parkplätze davor frei sind.  Direkt vor mir betreten 6 Leute die Post (ehrlich, hab sie gezählt!), am Schalter sitzt nur eine Frau, die sich viel Zeit lässt. Bin schon kurz davor in Tränen auszubrechen. Das Päckchen wird nicht pünktlich zum Geburtstag der Freundin ankommen. Auf dem Rückweg kommt mir die Müllabfuhr entgegen (in einer Einbahnstraße!) , ich muss kompliziert ausweichen, mit schimpfenden Müllmännern vor mir und hupenden Autos hinter mir (und das alles ohne Servo-Lenkung!). Irgendwie gibt mir das den Rest. Nach mühevoller Parkplatzsuche komme ich weinend Zuhause an. Und der Tag hat erst angefangen!!! Wie finde ich die Kraft für die restlichen 12-14 Stunden?

Kennt ihr das? Keine großen Katastrophen, alles kleine Dinge die einem aber in ihrer Summe den Boden unter den Füßen wegziehen können.
Ich sitze müde im Sessel, will mit Gott reden, aber es fällt mir schwer. Und wenn ich in so einer Situation die Bibel aufschlage, dann scheinen mich die vorwurfvollen Stellen regelrecht anzuspringen. Deshalb lese ich heute lieber nicht viel.
Stattdessen öffne ich mein e-mail Postfach. Darin finde ich eine unerwartete mail: aufbauend und mutmachend - genau das was ich jetzt brauche. Ich will schon verächtlich über mich denken: wie sehr brauchst du Zuspruch und Anerkennung von anderen, aber ich stoppe mich rechtzeitig und danke Gott für diese Ermutigung, die mir einfach gut tut.

Später, mit beginnender Migräne, schalte ich den Fernseher ein. Ich schaue ein Skirennen, das mich nicht wirklich interessiert, aber es ermöglicht mir für einen Moment tatenlos auf dem Sofa zu sitzen und auf einen Fleck zu starren :-).
Ich verfolge das Rennen und sehe wie die Sportler begeistert angefeuert werden. Der deutsche Trainer steht an der steilen Bergsteigung und ruft seinem Schützling, der schon etwas zurückliegt, zu : "Du machst es gut!!! Konzentrier` dich einfach auf dein Rennen!"
Dieser Satz leuchtet plötzlich in mir auf. Ich ahne warum mir die mail am morgen so gutgetan hat. Es war der Anfeuerungsruf an einer steilen Steigung: "Du machst es gut!"


Wie gut wäre es solche Streckenposten über den Tag verteilt zu haben. Menschen die uns  zujubeln wenn wir morgens aufstehen, die an den schwierigen Tagesabschnitten warten und uns anfeuern. Unterstützer die uns - wenn wir uns zu sehr mit anderen vergleichen die schneller, weiter und leichtfüssiger sind wie wir -  zurufen: "Konzentriere dich auf DEIN Rennen! Du musst nicht Erster sein, gib das was du kannst! Finde deinen Rhythmus...jawohl, so ist es gut..."
 Und abends würden sie an der Ziellinie stehen und uns zujubeln und hochwerfen, weil wir durchgehalten und den Tag geschafft haben. Das wäre doch toll!!!

Und wenn ich so darüber nachdenke dann sehe ich, dass tatsächlich Streckenposten bei mir stehen: der Anfeuerungsruf aus der mail, mein Mann, der sieht wie abgekämpft ich bin und mich in der Arm nimmt und mir eine Wegstrecke abnimmt, das freundliche Lächeln einer Fremden auf dem Weg zur U-Bahn, Freunde die für uns beten, die Erzieherin die mir das übrige Mittagessen mitgibt- wie gut tut das heute, und - JA: ich brauche es!!! Gott weiß es. Auch wenn ich heute seine Gegenwart nur erahnen kann - ich meine hinter meinen Streckenposten sein aufmunterndes Lächeln zu erkennen.

Und wenn du es heute auch brauchen kannst und gerade niemand an deiner Strecke steht um dich anzufeuern, dann lass mich dir zurufen:
"Du machst es gut! Weiter so! Gib nicht auf! Lauf einfach DEIN Rennen.  Egal wie oft dich andere schon "überrundet" haben, du läufst dein Rennen nach Hause!
Und du bleibst nicht liegen, auch wenn du hinfällst. Hörst du den Jubel der dich begleitet? Gut gemacht! Bleib dran!"
 
Vor einigen Jahren stand ich tatsächlich an einer Rennstrecke im Schnee, um die Sportler anzufeuern. Es war die WM der "Special Olympics" bei uns im Schwarzwald. 
Was war das für ein Erlebnis! Wie die ersten Sportler an mir vorbeikamen, kamen mir die Tränen. Nicht aus Mitleid, sondern aus Respekt! Jeder hat ein Handicap und ist damit trotzdem in die Strecke gestiegen. Was für Vorbilder, was für Überwinder! 
Gerade diejenigen, die sich als letzte über die Ziellinien gekämpft haben sind mir noch gut in Erinnerung.  Eine junge Frau aus China war darunter in ihrem Rolli auf Skiern, mehrfach überrundet. Ich sehe ihr stolzes Strahlen noch vor mir -  was für ein Zieleinlauf! Sie hat ihr Rennen beendet. Wir haben ihr zugejubelt, als hätte sie das Rennen gewonnen.
Der Blick ist nicht immer nur auf den Besten und Tollsten. Wir bewundern sie vielleicht. Aber es sind die Gebrochenen, die Abgekämpften, die Überwinder, die sich trotz allem in´s Ziel retten, die uns Mut machen und unser Herz berühren. Dein Lauf kann anderen Mut machen, auch wenn er dir oft so jämmerlich vorkommt, wie mir mein Tag heute.

Und manchmal sind es auch die schönen Momente, die uns wieder Kraft geben...und sei es nur die Erinnerung daran.
So wie unser gestriger Ausflug. Beim Hochladen der Bilder muss ich einfach lächeln und kann spüren wie es am Ende dieses Tages in mir etwas leichter wird:





 

Trainingsplan vom Mann, wie ich den Tag überstehen kann:-)

staunen über den  vorbeifahrenden Zug!

der Frühling kommt!!!

Freitag, 14. Februar 2014

Vorübergehend

Seit Beginn der Woche bin ich frühjahrsmüde, zumindest fühlt es sich so an.
Weil Müdigkeit ja schon fast mein Dauerzustand ist, hätte ich nicht gedacht, dass der Frühling da noch eins draufsetzen kann - kann er aber. Respekt, lieber Herr Frühling! 
Auf Wikipedia lese ich:
"Unter der Frühjahrsmüdigkeit versteht man eine verringerte Leistungsbereitschaft und Mattigkeit, die viele Menschen im Frühling erleben. Es handelt sich hierbei um keine Krankheit im eigentlichen Sinne, sondern um eine durch den Jahreszeitenwechsel hervorgerufene Erscheinung."
Na, da bin ich aber froh, dass es keine Erkrankung im eigentlichen Sinne ist, sondern eine Erscheinung die vorübergeht (wäre ich eine Maschine würde ich mir das Schild: "vorübergehend außer Betrieb" umhängen!).
Allerdings frage ich mich, wer den bescheuerten Frühjahrsputz erfunden hat?! Das passt ja nun wirklich nicht zusammen - Müdigkeit und Putzen. Ich denke mal es ist "eine durch den Jahreszeitenwechsel hervorgerufene Erscheinung" die vorübergeht, wenn man sie nicht beachtet.

Vorübergehend - das ist auch eine gute Beschreibung auf das Leben hier. Wie singt es die Lieblingsband meiner vorbeigegangenen Jugendzeit so treffend:  alles wird vorübergeh`n.
Manchmal ist der Gedanke mit großer Erleichterung verbunden und  der einzige wirkliche Trost in schwierigen Zeiten: es wird vorübergehen.
Und dann kann uns dieses Wissen auch mit ein wenig Wehmut erfüllen: die kostbaren und besonderen Momente und Jahreszeiten in unserem Leben werden auch vorübergehen.  Am liebsten würden wir ihnen nachlaufen und sie am Kragen packen und rufen: bleibt doch noch ein wenig hier, Warum habt ihr es denn so eilig! 

Bei aller Müdigkeit und Erschöpfung- die hoffentlich bald vorüberzieht -sind da auch die Momente, die ich gerne überreden würde, noch länger zu bleiben.
Wenn ich Samu anschaue würde ich manchmal am liebsten rufen: Stopp -  Bitte bleib so! Lass dir noch ein bisschen Zeit mit dem größer werden. Und ich versuche die Momente bewusst wahrzunehmen: wenn seine kleine Hand vertrauensvoll in meiner liegt, sein Staunen und "Warum"-Fragen, sein konzentrierter Gesichtsausdruck beim Spielen, sein unbeschwertes Lachen....ach, Augenblick verweile doch! :-). 

Die letzten Tage waren wir zusammen im Schwarzwald bei der Oma ("ein bissle wie Urlaub", sagt der kleine Sohn). Ich schätze diese Zeit, die wir noch zusammen haben. 

Meine Mutter wollte mit mir die Grabpflege besprechen (nach ihrem Tod). Ich weiß, sie will uns damit eine Last abnehmen. Aber es fällt mir schwer, weil mir dadurch so sehr vor Augen geführt wird, wie vorübergehend unsere gemeinsame Zeit auf dieser Erde ist.
Vielleicht versuche ich deshalb die Momente wo es nur geht mit meiner Kamera festzuhalten. Aber ich will sie vor allem mit meinem Herzen auskosten und dankbar wahrnehmen (und manche kleine Streitereien erledigen sich dann plötzlich wie von selbst. Die Zeit ist einfach zu kostbar dafür!). 
Ich bin zwar müde, aber ich will die Augen offenhalten für diese einmaligen, wertvollen Momente -  bevor sie sich dann still verabschieden und vorübergehen:







Samstag, 8. Februar 2014

Welt-Schmerz.

Gestern war ich- seit langer Zeit mal wieder- im Kino. Nach drei verschobenen Terminen wegen Krankheit und Müdigkeit, hat es- dank der Ausdauer meines lieben Freundes - endlich geklappt.
Wir waren in "12 years a slave"-  eine wahre Geschichte über einen Afro-Amerikaner, der um 1850 als freier Mann mit seiner Familie in New York lebte, entführt wurde, und 12 Jahre in der schlimmsten Sklaverei in den Südstaaten lebte. Ich weiß, wenn man so selten in`s Kino geht könnte man sich leichtere Kost aussuchen. Ich saß öfters  mit geschlossenen Augen da, weil das Leid so drastisch dargestellt wurde. Und ich muss feststellen, dass ich einfach viel sensibler und empfindlicher auf maches reagiere seit ich Mutter bin (die Szene auf dem Sklavenmarkt in der eine Mutter von ihren Kindern getrennt wurde wird mir noch lange nachgehen).

Aufgewühlt kam ich nach Hause und hab mich neben meinen kleinen Sohn gelegt. Sein ruhiger Atem, sein kleiner Körper, der sich ganz eng an mich geschmiegt hat, hat mein Mutterherz etwas ruhiger gemacht. Ich lag neben ihm und habe gebetet, dass er behütet wird in seinem Leben und doch weiß ich, dass ich ihn nicht vor allem bewahren kann. Es wird so viel gelitten auf unserer Welt...

Der Weltschmerz steckt heute noch in mir. 
Man kann den Film ja leider nicht als erfunden abtun. Es war damals so schrecklich wie heute, nur dass eben alles viel komplexer geworden ist. Wir haben keine Sklaven im Garten, aber für unsere Schokolade oder unsere Klamotten arbeiten Menschen unter schlimmsten Bedingungen, auch Kindersklaven. Wir leben nicht auf einem tollen Farmhaus auf einer Plantage neben den Sklavenhütten, aber wir leben im reichen Europa und jährlich ertrinken viele arme Menschen bei dem Versuch sich in unsere Wohlstandsfestung zu retten. 

Das ist natürlich alles vereinfacht dargestellt - es ist ja, wie gesagt alles sehr komplex. Und ich stehe einfach oft so hilflos vor den Herausforderungen und der Not der Welt. Ich bin mit  meinem kleinen Leben oft so beschäftigt, dass mir der Blick und auch die Kraft fehlt etwas anzupacken. Allein der Gedanke wo man anpacken könnte überfordert mich schon. 
Klar, ich versuche"fair-trade" zu kaufen wo es geht. Ich will vermeiden, dass in meinen Klamotten "made in bangladesh" steht (wenn es um große Markenketten geht) und wir essen wenig Fleisch. Aber viel mehr tue ich leider nicht.

Heute kam ein Brief von Compassion. Wir unterstützen seit ein paar Jahre ein Patenkind in Uganda: Amon, ein 8-jähriger Junge. Es ist wirklich nichts großes. Wir schicken monatlich etwas Geld, versuchen regelmässig für ihn zu beten und ihm zu schreiben und freuen uns immer über seine Briefe. 
Heute schreibt uns die Organisation, dass Langzeitstudien den Weg der "Compassionkinder" verfolgt haben und diese sehr ermutigend sind. Sie erlangen eine gute Ausbildung und wählen oft dienende Berufe und finden einen guten Platz im Leben. 
Amon hat uns geschrieben, dass er Arzt werden will, wenn er groß ist. Das hat mich berührt. Eigentlich ist es mir völlig egal ob er nun Arzt oder Schreiner oder sonstwas wird, aber da ist ein kleiner Junge, der einen Traum hat. Er ist nicht resigniert, er will Menschen helfen wenn er groß ist. Er schreibt uns von der Schule, seiner Ziege die der Familie Milch gibt und der Ernte, die dieses Jahr gut war. Er berichtet genau wofür er das Geld ausgegeben hat, das wir ihm zum Geburtstag schicken (meistens Schulkleidung und Hefte). Ein kleiner Junge, der gerne Fußball spielt, der schwitzt und weint und Unsinn macht und sich freut und der abends auch in seinem Bett liegt wie mein kleiner Sohn, ruhig atmend, eine Mutter neben ihm, die ihn vor dem Leid beschützen will und es noch schmerzlicher wie ich spüren wird, dass sie es nicht kann.


der zukünftige Arzt an unserer Kühlschranktür :-)

Vielleicht ist es genau da, wo wir der Not der Welt etwas entgegensetzen können: eine Mutter kann einer anderen Mutter ein wenig Mut machen. Ein Leben können wir vielleicht so begleiten, dass jemand von etwas träumen kann, was vorher unmöglich schien. Und Dank der globalisierten Welt kann es jemand in meiner Straße sein oder eine Familie in Uganda. Wir gehören zusammen. Wir leiden zusammen und wir können gemeinsam hoffen.

Letztendlich aber liegt meine Hoffnung  vor allem darin, dass ich an einen Gott glaube der gerecht ist und am Ende für Gerechtigkeit sorgen wird. Für jedes Leben. So jedenfalls steht es in der Bibel. Die Situation der Schöpfung wird als sehnsüchtig, auf Erlösung hoffend beschrieben. Sie wird verglichen mit einer in den Wehen liegenden Frau die um Atem ringt und schreit ( oh Mann, hab ich geschrien - aber das ist ein anderes Thema:-)).
Wenn man mit verbundenen Augen in Kreissaal steht, dann könnte man meinen, man ist in einer Folterkammer. Aber der Schmerz ist hier angefüllt mit Hoffnung. Die Erlösung wird kommen. Wie Samu in meinen Armen lag, war jeder Schmerz vergessen. Alles war voll Staunen und Glück.

der zukünftige Zugfahrer :-)
Es kommt der Tag, an dem der Schmerz dieser Welt seine Erlösung findet. An dem die "Leiden nicht mehr in`s Gewicht fallen, verglichen mit der Herrlichkeit die offenbar wird."
Der Feind dieser Welt wird endgültig besiegt sein und Jesus wird alles gut machen. 
Auf diesen Tag hoffe ich und bis dahin werde ich versuchen, wie ein Geburtshelfer dabeizustehen und den Entmutigten zuflüstern: gib nicht auf! Der Schmerz geht vorbei! Wir gehen einer Zukunft entgegen in der Gerechtigkeit regieren wird. Halten wir noch ein wenig zusammen aus, lindern wir noch ein wenig die Schmerzen wo wir können
Die Welt schmerzt, ich weiß -  aber am Ende, so glaube ich, wird alles gut. 

Donnerstag, 6. Februar 2014

trotzig feiern!

Gestern fing der Tag überhaupt nicht feierlich an.
Ich habe versucht ein wenig Ordnung zu machen und ein paar Dinge auf meiner "to-do-Liste" abzuarbeiten (ich lebe immer noch in der Illusion, dass die Liste eines Tages erledigt ist :-)).
Heio saß vor dem Computer und im Kopf stelle ich auch eine "to-do-Liste" für ihn zusammen und werde dabei immer genervter. 
Beim Kühlschrank aufräumen stelle ich fest, dass wir eine Menge Quark haben, der am ablaufen ist. "Wer hat denn den ganze Quark gekauft?", rufe ich anklagend Richtung Computer. Na, wer wohl?! Die Schuldige macht sich mißmutig daran einen Quarkkuchen zu backen. 
Wir sitzen am Mittagstisch. Ich bin immer noch am nörgeln, der Mann ist kurz davor das Gutscheinheft zu holen, das ich ihm zu Weihnachten geschenkt habe. Darin sind Gutschriften für: "Zeugs rumliegen lassen", "beim Tatort knistern dürfen" oder eben "sofort mit nörgeln aufhören!" (gleich mehrere, weil ich ahnte, dass die häufig gebraucht werden). 
Heio ist also kurz davor den Gutschein einzulösen, da sehe ich es plötzlich:
Den müden Mann vor mir - noch halb krank, heute sein letzter Arbeitstag beim CVJM,  
den frischen Quarkkuchen... ich denke an meinen Blogeintrag und merke: das ist es, gerade jetzt, mitten im Chaos, eine kleine Gelegenheit zum Feiern.
Vor dem erstaunten Blick meines Mannes hole ich die Hochzeitskerze, entschuldige ich mich für mein Nörgeln, schneide den Kuchen an und sage: "Komm, jetzt feiern wir!"
Plötzlich ist die Atmosphäre anders. Wir denken mit Dankbarkeit an die vergangenen Jahre, eine Arbeitsstelle die herausfordernd aber auch so gut war, mit tollen Kollegen und manchen sehr wertvollen Kontakten die bleiben werden. Manchmal ist es einfach gut, die eigenen Blogeinträge auch zu befolgen:-)

Mittags sitze ich mit Samu am Küchentisch und rufe spontan eine Freundin mit ihrer kleinen Tochter an. Vielleicht haben sie Zeit und Lust sich mit uns treffen? Haben sie. Und sie wollen mit uns feiern!
Die Freundin hat heute eine Prüfung gut überstanden, meinen Blogeintrag gelesen und gedacht: "das wird gefeiert!" Da kamen wir genau richtig :-). Also haben wir uns auf den Weg gemacht um mit den Beiden zu feiern. es war toll! Ein unerwarteter Feiertag.

Feier-Biester!

Glückwunsch!!!

Und bei all dem Feiern: wir leiden gerade auch mit Freunden deren Tochter eine Herz-OP vor sich hat. Immer wieder gehen meinen Gedanken und Gebete zu ihnen und ihrer tapferen kleinen Tochter. "Weint mit den Weinenden, freut Euch mit den Fröhlichen!" Beides ist Teil des Lebens. Beides soll Raum haben.
Wie hat Veronika so treffend kommentiert:" Das Leben hat auf der anderen Seite soviel Tragik, dass ich die guten Dinge trotzig feiere!"

Und wenn ihr einen kleinen oder größeren Grund habt zu feiern oder bald ein kleines Fest ansteht, habe ich  einen tollen Tip für Euch:
Wir wäre es zum Beispiel mit einem Wohnzimmerkonzert? 
Meine Freundin Sally macht wunderbare Musik!!!  Im Moment ist sie in Deutschland ein Geheimtip- wer weiß wie lange noch. Man kann sie mit ihrer Band „black-swift“ für ein Konzert buchen oder sie kommt einfach mit ihrer Gitarre (und Akkordeon und Ukulele:-)) in euer Wohnzimmer. Es ist ein ganz besonderes Erlebnis, glaubt mir. Euer Wohnzimmer wird strahlen- Sally ist einer der Menschen auf den der Satz  "she lights up the room!" total zutrifft.
Und es kostet Euch fast nichts: vielleicht eine Flasche Wein, Kerzen anzünden und ein paar Leute einladen - die können am Ende geben was ihnen der Abend Wert war. Und wie ich Sally kenne, wird es ein absolut wertvoller  "Feierabend". 
Also, lasst uns trotzig die Gelegenheiten zum Feiern ergreifen, in einer Welt die soviel Leid und soviel Schönheit vereint... 

Dienstag, 4. Februar 2014

Feiertag!

Heute habe ich von einer Freundin gehört, dass ihre Tochter jetzt "schnullerfrei" ist- und das ohne große Probleme. Ich habe mich mitgefreut (wirklich!) und gleichzeitig gedacht: das klappt bei Samu bestimmt nie. Mein kleiner Sohn, ohne seine geliebten Schnuller- das ist ein fast unvorstellbarer Gedanke für mich. Ich meine vom Verstand her weiß ich, dass es irgendwann (hoffentlich bald!) mal so sein wird, aber gefühlsmässig scheint es unmöglich. Und doch hoffe ich und weiß ich, irgendwo tief in meinem Herzen: der Tag wird kommen! Und wenn es dann soweit ist werden wir feiern!!!
Wenn ich an meine Kindheit zurückdenke, dann ist das etwas was mir in Erinnerung geblieben ist: meine Mutter hat sämtliche Anlässe dazu genommen um mit uns zu feiern. Meine erste Kindheitserinnerung  ist, dass wir die Mondlandung vor unserem kleinen schwarz- weiss Fernseher mit Eis und Wunderkerzen gefeiert haben (ich muss dazu sagen, dass diese Erinnerung von meinem Lieblingsmann sehr angezweifelt wird. Gut, ich war erst 3 Monate alt, aber ich bin mir so sicher mich zu erinnern!!! Vielleicht ist es aber auch nur das erste Dia an das ich mich erinnere).  Aber es waren auch kleinere Ereignisse die wir gefeiert haben- ein kleiner Schritt für die Menschheit, aber ein großer Schritt für uns: 
das erste Mal alleine zur Schule gelaufen,  eine überwundene Erkrankung, eine unerwartet gute Note in der Schule, ein Sieg von Rosi Mittermeier (heute Neureuther- meine Mama ist großer Skifan!), unerwartet ein Geldschein im Kleiderschrank gefunden, oder die Oma wiedergefunden (sie war sehr früh dement und ging uns ab und zu mal verloren). 
Egal was es war: es gab genügend Anlässe für meine Mutter zu sagen: "Das wird jetzt gefeiert!"
Und meine Schwester und ich sind voller Freude zum Bäcker marschiert, ein paar Münzen in den verschwitzten Händen, um Kuchen oder Eis zu kaufen. Dann sind wir am blumengeschmückten Küchentisch gesessen,  haben feierlich eine Kerze angezündet und gefeiert. Diese kleinen, warmen Momente im Kerzenschein, zählen für mich zu den kostbarsten Erinnerungen meiner Kindheit.


Solche Momente will ich auch in unserem Alltag schaffen. Unsere ganz persönlichen "Feiertage". Ob es die großen unübersehbaren Ereignisse sind (Hochzeitstage, Geburtstage und besondere "Gedenktage"), oder die kleinen Dinge die uns passieren und die es  Wert sind gefeiert zu werden:
eine Versöhnung nach erbittertem Streit, ein klärendes Gespräch mit einer Freundin, eine Angst die überwunden wurde,  eine Befürchtung die nicht eingetroffen ist oder etwas fast unmögliches was endlich geschafft wurde - z.B  so etwas wie ein "Schnuller- weg- Tag" .
Das Leben, bietet viele Gründe um zu feiern, und DU bist einer davon! :-)

Eine Freundin hat mir erzählt, dass ihr Vater einen "Unabhängigkeitstag" für sich einberufen hat an dem er jedes Jahr feiert, dass seine erwachsenen Kinder unabhängig geworden sind (und sie damit auch innerlich immer wieder loslässt, ihre eigenen Wege zu gehen!). Das gefällt mir!Bis zum 1. Unabhängigkeitstag von Samu vergehen zwar noch ein paar Jahre, aber ich bin sicher, dass wir dazwischen genügend Anlässe finden einen Kuchen zu backen (oder Samu zum Bäcker zu schicken), eine Kerze anzuzünden und zu feiern. Ich will diese guten Momente nicht übersehen und "ungefeiert" vorbeiziehen lassen. Ich will sie festhalten und so zaghafte Gäste wie die Dankbarkeit und das Staunen an unserem Küchentisch willkommen heissen. Vielleicht ist es mit diesem Festhalten und Erinnern  so, als würden wir kleine Samen in die Erde geben. Sie können zu einer starken Hoffnung in uns aufwachsen und dem Vertrauen, an den dunkleren Tagen ,  dass uns  Gottes Güte und Treue ein Leben lang folgen wird.



Samstag, 1. Februar 2014

Nicht genug !?

Heute morgen habe ich, anstatt liegengebliebenes zu erledigen, im Internet gesurft. Ich habe auf verschiedenen Blogs gelesen und wie ich den Computer ausgeschaltet habe war ich völlig niedergeschlagen. Manchmal frustiert es mich andere Blogs zu lesen, weil ich innerlich mein Leben damit vergleichen und ich mich danach klein und unbedeutend und "nicht genug" fühle:
Ich lese auf einem meiner Lieblingsblogs wie eine Mutter ihren Alltag mit ihren zwei autistischen Jungs bewältigt und ich denke: das würde ich nie so schaffen - was für eine Heldin! Oft begeistert und ermutigt mich ihr Leben einfach, aber heute beneide ich sie um ihre Leichtigkeit zu schreiben und um ihre zwei Jungs und ein kleiner Schmerz drängt nach oben, dass Samu aller Wahrscheinlichkeit nach ein Einzelkind bleibt und unsere Familie mir deshalb manchmal so unkomplett erscheint.

Auf einem anderen Blog sehe ich die wunderbaren Bilder einer Mutter mit ihren 3 Kindern (eines davon behindert). Anstatt mich, wie sonst, einfach an den tollen Fotos zu freuen frage ich mich wie sie es nur schafft, dass ihre drei Kinder immer wie kleine Models aussehen, ohne Rotznase oder Flecken auf der Hose (ich bin schon froh wenn ich morgens für Samu eine Hose finde die kein zu großes Loch hat). 

Dann lese ich auf einem anderen Blog eine wunderschöne Geschichte. Anstatt mein Herz davon berühren zu lassen denke ich nur: so gut kann ich einfach nicht schreiben und so tolle Geschichten habe ich auch nicht zu erzählen.

Mist. Ich verlasse die virtuelle Welt und sitze in meinem (noch unaufgeräumten!) Wohnzimmer. Innerlich versuche ich zur Ruhe zu kommen und bitte Gott um Hilfe. Ich schreibe in mein Tagebuch für was ich alles dankbar bin, was mein Leben so reich und wunderbar macht - die Liste wird lang! Count your blessings...
Trotzdem ist das Gefühl der Unzufriedenheit nicht ganz verschwunden. Es gibt solche Tage.

"Zufriedenheit bedeutet, das zu wollen, was man hat." 
Das habe ich irgendwann einmal gelesen. Heute ist das meine Herausforderung: Ja  zu meinem Leben zu sagen, so wie es jetzt gerade ist. Ich will mich nicht vergleichen mit dem Leben oder den Gaben der Anderen.  Wir sehen ja nur auf das was glänzt und vergleichen uns immer "nach oben". Ich sehe dann nicht auf die, die viel mehr zu kämpfen haben als ich: Menschen mit unerfülltem Kinderwunsch, ohne Lebenspartner, mit gesundheitlichen Einschränkungen und anderen Nöten.

Mir ist mit meinem Leben etwas kostbares anvertraut, was nur ich leben kann. 
Mag sein, dass andere gerade tolle Geschichten leben, aber ich kann nur meine kleine Geschichte erzählen, auch wenn sie sich gerade oft etwas armselig und unfertig anfühlt. Aber das ist es worüber ich schreiben kann und ich hoffe es macht jemand Mut, der heute diesen Blog liest und denkt: bei den anderen ist alles ganz toll - bei mir ist vieles so dermassen unfertig: Hallo, willkommen in meinem Leben, ich hinke neben dir her :-).

Wir sind heute vielleicht weit von unserer Vorstellung vom perfekten Leben entfernt, aber es ist unser Leben, heute- und es will gelebt werden! Wir haben vielleicht heute nicht die besten Geschichten zu erzählen, aber es sind die unseren. Erzähl deine Geschichte, ich bin mir sicher sie ist unendlich wertvoll! Und wenn wir unsere paar Brotkrümmel teilen, wer weiß ob sie uns nicht satt und zufrieden machen können. 

Das sind meine Krümmel für heute, es ist alles was ich zu geben habe, also ist es genug. 
Seid gesegnet und umarmt!
Eure hinkende Weggefährtin, Christina

P.s.: und dann sind es die kleinen Dinge, die mich am Ende des Tages wieder freundlich daran erinnern, dass ich umgeben sind von so viel Gutem und dass das Leben selbst Gnade ist.