Montag, 28. Oktober 2013

Bilder des Lebens

Endlich haben wir eine Lösung gefunden damit Samu morgens nicht nur sein geliebtes "Ladebrot" isst:


Jaja, das Auge isst eben doch mit :-)

Und auch die Natur hat die letzten Tage einiges für`s Auge geboten.
Strahlende Herbsttage-
Farben die so leuchten, dass man sie kaum mit der Kamera einfangen kann.

Beim Hochladen der Bilder musste ich darüber nachdenken, dass ich wirklich und  auf gar keinen Fall, einen " look-at-my-beatiful-life-blog" machen will. 
Aber es ist eben doch so, dass man die schönsten Momente festhält (und in diesem Fall, waren die Momente tatsächlich noch schöner und strahlender wie auf den Fotos).

Die anderen Momente gab es auch in den letzten Tagen.
Ganz ohne Strahlen,einfach nur der Alltagstrott.  
Da nehme ich die Kamera nicht zur Hand:
Der tägliche Anblick der unordentliche Wohnung, wegen der ich oft genug genervt, ungeduldig und unfair zu Heio bin.
Die dunklen Momente, wenn ich "dicke-Wand-Gebete" losschicke mit dem Gefühl in einer bestimmten Sache bei Gott einfach nicht durchzukommen.
Schmerzhafte Stunden, wenn die Sch...Migränetabletten nicht wirken.
Beschämende Momente, wenn mich mein Versagen überwältigt.
Frustrierende Situationen, wenn die Kollegen bei der Arbeit jemand suchen der einspringt und ich NEIN sagen muss. 
Wenn ich immer wieder zu Leuten NEIN sagen muss, weil ich immer noch so wenig Kraft habe.
Und der Schreckensmoment am Telefon zu hören, dass meine Mutter im Krankenhaus ist... und der Erleichterung zu erleben, dass es nicht der befürchtete Schlaganfall war.

Alles das gehört auch zu den Bildern der Woche.
Alles das gehört zum Leben.  

Manchmal erliegen wir vielleicht der Täuschung, dass andere Leben sorglos und schön und beneidenswert sind. Aber wir sehen eben nicht alle Bilder.
Licht wirft immer auch Schatten.
Licht und Dunkel- es gehört auf geheimnisvolle Weise zusammen. 

Ich möchte lernen  beides anzunehmen.
Das Gute und das Strahlen will ich dankbar wahrnehmen und mich daran freuen.
Das Dunkel will ich mutiger anschauen und anschauen lassen.
Ich ahne, dass hier verborgene Schätze liegen, die uns zu wahren Mitmenschen und Weggefährten machen.







 

 

Montag, 21. Oktober 2013

4 Jahre!




4Jahre sind wir jetzt verheiratet.
4 Jahre mit krassen Hochs und Tiefs.
 Der Tod unserer Väter und die Geburt von Samu. 
Irgendwo habe ich mal gehört, dass die Dinge die unsere Herzen am tiefsten berühren und erschüttern Schönheit und Schmerz sind.
Und manchmal liegt beides so nahe beieinander. Abschied und Neubeginn. 
 
Und dann sind da die vielen gewöhnlichen Tage und Stunden, die so eine Ehe ausmachen.
Zusammen reden, lachen, weinen,streiten, versöhnen, beten, schlafen, aufwachen, Frühstücken-meistens steht für mich der Kaffee schon bereit- was für ein Mann! Er weiß, wie ich ohne Kaffee morgens sein kann.
Ach ja, ich kann so eine nörgelnde Ehefrau sein, das hätte ich wirklich nicht gedacht.
 Die Ehe hat mich auf den Boden geholt und sämtliche Illusionen zerstört, die ich über mich hatte. 
Ich habe gelernt mich zuzumuten, so wie ich bin. Davor hatte ich am meisten Angst, vor 4 Jahren.
Und ich habe erlebt, dass ich geliebt werde, trotz allem- genau so wie ich bin.
Das ist ein großes Glück. Dafür bin ich sehr dankbar.
 Mein Lieblingsmann hat mich zu einem Frühstück im "Weinberghaus" in Fellbach eingeladen.
Schön war`s!!!





 ...und endlich haben wir auch ein Haus gefunden, das wir uns leisten können!:-)




Samstag, 19. Oktober 2013

Erfolg


Die letzten zwei Wochenenden habe ich gearbeitet. 
Eigentlich sind es im Monat gerade mal 3 Tage, die ich zur Zeit bei den Kindern im Ganzjahresheim verbringe.Fast alle sind schwerst mehrfachbehinderte, ganz besondere Kinder. Viele von ihnen kenne ich schon seit über 10 Jahre.  
Bei den meisten hat sich in diesem Zeitraum nicht viel geändert. Sie haben weder das Einmaleins oder Lesen an der Schule gelernt und sie können auch nicht reden. Sie haben leider auch keine ersten Schritte gemacht, sondern sitzen nach wie vor in ihren, jetzt etwas größeren, Rollstühlen.
Erfolg muss man bei dieser Arbeit ganz neu schreiben lernen. 

Erfolg ist bei vielen dieser tollen Kindern, wenn sie weiterhin das aufrechterhalten, was da ist. Wenn der Eine weiterhin ein wenig essen kann ohne dabei Schluckbeschwerden und damit einhergehende Lungenentzündungen zu bekommen, 
wenn bei einem anderen der Hirndruck nicht ansteigt und das autoagressive Verhalten nicht stärker wird. 
Erfolg ist es , wenn das schwache Sehen durch tägliche Sehförderung erhalten bleibt. 
Erfolg ist es, wenn die Gelenke beweglich bleiben und sich die Sehnen nicht schmerzhaft durch Fehlhaltungen verkürzen. Und es ist auch ein Erfolg wenn sie dann etwas kleines dazulernen, oft ganz unerwartet. 

Diese Kinder lehren mich, dass es ausreichend sein kann einfach DA zu sein, in aller Schwachheit und Begrenzung und dass das schon ein Grund zu feiern ist. 

Ich fahre mit einem Kind im Rolli über die Königsstraße, und allen die sich trauen es anzuschauen sagt es:
,Seht mich an! Ich passe vielleicht nicht in euer Schönheitsideal und trage nicht die coolsten Klamotten. Ich werde meinen Eltern keine tollen Noten vorzeigen können und sie können sich nie mit meiner außergewöhnlichen Karriere brüsten. Ich bin nicht „Hauptsache gesund“, aber ich bin da, ich lebe und ich bin über kleine Dinge glücklich die ihr schon gar nicht mehr wahrnehmen könnt."

Ich frage mich wie es wäre, wenn wir in unseren Gemeinden etwas mehr von diesem Blick auf Erfolg haben würden? 

Wenn Erfolgsstorys im Glauben nicht nur aus „schneller, höher, weiter“ bestehen würden und nur der ein „Zeugnis“ mitzuteilen hat, der krasse Veränderung erlebt.
Wie wäre es wenn wir ein bisschen mehr das feiern würden, was einfach DA ist?
Wenn wir das erhalten von den kleinen, unscheinbaren Dingen mehr wahrnehmen würden-so etwas wie ein weiches Herz bewahren und nicht bitter werden, oder Gottes Liebe glauben, auch wenn es sich meistens überhaupt nicht so anfühlt. Sind es nicht genau diese Dinge, die Gott als groß ansieht?

Wie sieht es aus in unseren Gemeinden?
 Wer sieht die Leistung derer die Glauben halten, durch alltägliche, stürmische und heftige Zeiten hindurch? 
Wer schmeißt eine Party für Leute die trotz ständigem Zweifeln und „Gott-nicht-hören-können“ dabei bleiben, und nicht aufgeben? 
Wer schreibt ein Buch über all die Helden, die seit Jahren ihre schwierige Vergangenheit aufarbeiten, viele Therapie- und Seelsorgestunden ohne die großen Durchbrüche, aber Schritt für Schritt weitermachen, jeden Tag? 
Wer nimmt den täglichen Kampf derer war, die gegen ihre Süchte kämpfen, fallen, aufstehen, kämpfen, fallen, immer wieder aufstehen und trotzdem wieder fallen?
Sie sind Da, einfach DA, oft am Rande und etwas still in unseren Gemeinden und gehen nicht weg. 

Vielleicht sollten wir sie in unsere Mitte holen. 

Sie können uns etwas lehren über wahre Erfolge im Reich Gottes, über Schwachsein , über Stärke und über Gnade.

Ich habe das Vorrecht einige dieser Menschen zu kennen.Ich bin Stolz darauf. 

Ihr seid meine Helden, ihr gebt trotz allem nicht auf und ich hoffe ich kann dabei sein wenn Jesus am Ende eures Lebens euch anstrahlt und sagt: 

„Gut gemacht, mein treuer Knecht. Du hast Glauben gehalten!“