Dienstag, 28. März 2023

You never walk alone!

 Blogpost enthält unbeauftragte Werbung

Mein Kalender ist in diesem Jahr so voll mit Lesungen, wie nie zuvor. Dafür bin ich sehr dankbar. Auch wenn ich gerne hier vor meinem Computer sitze und schreibe: Es ist immer schön Menschen so ganz in echt zu treffen (und passt auch wunderbar zu meinem Jahreswort:-)). 

Meistens fahre ich mit klopfendem Herzen und voller Vorfreude los, mit  meinem Unterwegs-Gebet im Kopf: Du und ich, Jesus!  Vor Ort treffe ich dann immer auf ganz tolle Menschen, die die Veranstaltung mit viel Liebe vorbereitet haben. Und an ganz vielen Abenden sitzt da bereits die wunderbare Christina Stöhr am Klavier oder an der Gitarre und füllt mir ihrer sanften und warmen Stimme den Raum.


Diese Frau ist für mich einfach ein Hammersegen! Hier trifft für mich die Bibelstelle (aus Epheser3,20)  zu, dass Gott oft mehr tut als wir erbitten. Ich habe nicht um so eine Begleiterin gebeten. Wie könnte ich? Was wäre das für eine Anmaßung, dass eine Musikerin mit mir zusammen Abende gestaltet, die sich so ganz auf meine Texte einlässt und ihre Lieder wie Puzzlestücke zu meinen Geschichten hinzufügt. Zurückhaltende Schönheit. Diese zwei Worte drücken es am besten für mich aus, was Christina und ihre berührenden Lieder ausmachen. 
Ich finde es so eine tolle Sache, dass Jesus seine Jungs immer zu zweit losgeschickt hat! (und nicht als "Jesus&ich-Einzelkämpfer!). Und es was für ein Geschenk, dass ich das nun genauso mit Christina erlebe! Es tut so gut wenn wir gemeinsam beten oder über verstolperte Momente lachen und uns am nächsten Tag (über viele Voice-Nachrichten!) gegenseitig Mut machen können, wenn uns mal wieder Selbstzweifel quälen. Ehrlich: Ich schaffe es nicht alleine! Ich hänge mich jeden Morgen an Jesus und bin dann so dankbar für jeden Wegbegleiter, den er mir an die Seite stellt!  
 
Heute morgen habe ich den schönen Satz gelesen (ohne Autorenangabe):
In unser zerbrechliches Leben legst du deinen Schatz.
Auf unseren verstimmten Saiten machst du Musik.
Mit unseren hinkenden Füßen lädst du uns zum Tanz. 
Und genau das ermutigt mich auch so: Dass Jesus nicht diejenigen losschickt, die alles auf der Reihe haben oder sich und ihn ganz besonders gut präsentieren können oder die besondere geistliche Reife erreicht haben! Im Gegenteil! Als Jesus seine Jünger zum ersten Mal losgeschickt hatte wussten sie noch nicht mal genau wer er eigentlich wirklich ist - zumindest sagte Petrus erst danach, nach einigem Rätselraten der anderen, dass er Gottes Sohn ist und Jesus sagte: Super, das wurde dir gerade eben offenbart! (ich frage mich was genau die Jungs gepredigt haben? :-)).  Jesus scheint da wirklich sehr entspannt zu sein. Anders kann ich es mir nicht erklären, dass er mich losschickt. Und dich. Uns alle, die wir gerne dabeisein wollen, aber irgendwie denken es reicht nicht was wir haben. Aber wir gehen. Tragen seinen Schatz mit hinkenden Füßen und zerbrechlichem Selbstbewusstsein. Und weil er weiß, dass uns das unterwegs ganz schön verunsichern kann, schickt er uns gemeinsam los. Ach, ich bin so dankbar dafür!
 
Und nun hat Christina seit wenigen Tagen ihre erste Solo-CD im Gepäck! Juhu! Fünf wunderschöne berührende Lieder auf eine kleine silberne Scheibe gepresst über die zerbrechliche Schönheit unserer Welt und über den, der uns auf unserem Weg auf geheimnisvolle und zurückhaltende Weise begleitet:

unsichtbar - unübersehbar

unbegreiflich - spürbar nah

unerforschbar - unbeschreiblich 

unaufhörlich für uns da.

(C.Stöhr)


Die CD kostet nur 7 Euro (plus Versandkosten) - und ihr könnt sie bei Christina über ihre Webseite bestellen oder direkt über: kontakt@christinastoehr.de.

 Zwei CD's gibt's hier zur Verlosung!!!

Schreibt einfach bis Freitag ein Kommentar mit eurem Namen unter diesen Beitrag (oder schickt mir eine Nachricht an chris.f@freenet.de) und am Samstag erfahrt ihr ob ihr gewonnen habt.

 

Und während wir so zusammen unterwegs sind, will ich in diesen Tagen ein bisschen langsamer gehen. Ich will an die Wegstrecke denken, die Jesus so ganz alleine gegangen ist. Für uns. Und wenn ich die Schönheiten am Wegrand betrachte, dann scheint es fast so als würde die Schöpfung bereits den roten Teppich für ihn ausrollen...






Mittwoch, 22. März 2023

Dieser Weg wird kein leichter sein

Heute wache ich mit Migräneschmerzen auf und werfe vor dem Frühstück erstmal eine Tablette ein. Heio wirft einen mitleidigen Blick auf mich: "Dir soll's besser gehen!" Das sagt er immer so liebevoll wenn er mich leiden sieht. Und manchmal, wenn es bei mir richtig schlimm ist, betet er auch, dass er gerne meine Schmerzen hätte, damit es mir besser geht. Ich widerspreche natürlich. 
Aber es rührt mich. So geliebt zu werden.
 
Gestern Abend hatten wir mit unseren Freunden hier am Ort die wöchentliche Halbzeitpause. Vor unserem gemeinsamen Essen haben wir Teelichter angezündet, für all das wofür wir gerade dankbar sind. Daneben haben wir Steine gelegt, für alles was uns gerade bedrückt. Wie immer gehen uns eher die Kerzen als die Steine aus (Danke Gott!). Mittendrin fragt plötzlich meine Freundin: Denkt ihr eigentlich gerade daran, dass Passionszeit ist? Bei mir geht das in den vielen Dingen ehrlich gesagt ganz schön unter." Ach, bei mir leider auch. Ich werde immer nur dann kurz daran erinnert, wenn ich auf einen dringenden Kaufimpuls verzichte (mein diesjähriges Fasten).  Aber so richtig hat es die Passionszeit noch nicht in  mein Bewusstsein geschafft.
 
Jetzt sitze ich hier, mit dem dumpfen Schmerz im Kopf. Versuche etwas zu schreiben. Und kann mich nicht richtig konzentrieren. Weil ich an Jesus denken muss. Wie er unterwegs ist, auf der schweren Strecke Richtung Jerusalem.  Dir soll's besser gehen, denke ich. "DIR soll's besser gehen", sagt er liebevoll. Und geht weiter. Den steinigen Weg. Schritt für Schritt. Dorthin, wo er unter Schmerzen zusammenbricht. Und gottverlassen stirbt. Für mich. Und dich. Und die ganze Welt. Und dabei auch in Kauf nimmt, dass es unter den vielen Dingen untergeht.
Ich versuche mit ihm Schritt zu halten. Aber ich schaffe es kaum. Er läuft zielstrebig. Als könnte er es kaum erwarten. Dann dreht er sich noch einmal zu mir, küsst mich auf die schmerzenden Stirn und verschwindet um die nächste Ecke. 
Es rührt mich. So geliebt zu werden. 
 
 


Dienstag, 14. März 2023

Zaun reparieren

Hat es bei euch auch so gestürmt? Am Wochenende ist Heios Gewächshaus an unserem Fenster vorbeigeflogen und nun klafft auch noch ein größeres Loch im Zaun zum Nachbargarten. Schon länger liege ich Heio in den Ohren, dass er diesen dünnen Sichtschutz doch bitte erneuern soll. Aber er hatte viel zu tun (vor allem mit Dingen, die ich sonst noch ganz dringend von ihm gemacht haben wollte). Der Zaun ist derweil immer mehr in sich zusammengefallen. Jetzt hat ihm der Sturm den Rest gegeben. 
Gestern, beim schönsten Frühlingswetter,  hätte ich mich so gerne in unseren Garten gesetzt um mein Gesicht ein bisschen in die Sonne zu halten, aber die fehlende Begrenzung hat mich davon abgehalten. Die Sache ist nämlich die: Wir haben wirklich nette Nachbarn, aber sie haben etwas angespannte Hunde. Sobald diese vermuten, dass jemand auf unserer Gartenseite ist, erfüllen sie die Aufgabe anständiger Wachhunde: Sie knurren und bellen, dass man sich nach einer gewissen Zeit nur geschlagen ins Haus zurückziehen kann. Von daher ist es besser sie bemerken uns möglichst nicht.  Deshalb der Zaun. Und weil der nun gefehlt hat, saß ich gestern nicht im Garten, sondern habe stattdessen versucht meine Mails abzuarbeiten, mit schmerzendem Rücken und ansteigendem Stresspegel. Dabei fiel mein Blick wieder auf den kaputten Zaun vor dem Fenster. Und mir kam der Gedanke, dass vielleicht auch meine Inneres mal wieder ein bisschen Reparaturarbeit benötigt. Zu oft lasse ich micht von (äußeren und inneren) Erwartungen bestürmen, knicke ein wo ich standhaft bleiben sollte, versäume unklar gewordenen Grenzen wieder neu aufzurichten, gebe den kläffenden Kötern der Gefallsucht und Getriebenheit Raum und wundere mich dann, warum ich mein Gesicht nicht entspannt in die Sonne halten kann.
 
Meine Freundin Chrissi hat mir am Wochenende einen Link zu einer Podcastfolge von Kate Bowler geschickt, Thema: Worthy of boundaries.(Wert Grenzen zu setzen). Ich habe die Episode während dem Kochen angehört und dabei sind mir fast die Maultaschen in den Topf gebrannt, weil ich versucht habe, nebenher mitzuschreiben. (auch eine Grenze: Wir können nur eine Sache gleichzeitig tun!). 
Ein Satz von Kate Bowler hat mich ganz besonders angesprochen. Sie sagte:
It`s so hard to give up on the myth of a limitless life.
Was ungefähr heisst: Es ist so schwer den Mythos aufzugeben, dass wir unbegrenzte Wesen sind. Ach, das ist so wahr!  Wir alle haben (und wir brauchen!) unsere Begrenzungen.  Und zu unserem Ja gehört immer auch ein Nein. (was Sonja auf ihrem Blog so wunderbar ausgeführt hat). Ich muss immer grinsen wenn mich irgendwelche Sicherheitsseiten im Internet dazu auffordern so Dinge anzuklicken wie: Ich bin kein Roboter. Oder: Ich bin ein Mensch. Genau. Ich bin ein Mensch! Ein begrenztes Wesen. Ich kann manches sein, aber ganz vieles bin ich auch nicht! (und das trifft auch auf meinen Mann, mein Kind, meine Freunde, meiner Gemeinde... zu). Wir sind so vieles auch NICHT. Und manches sind wir vielleicht auch NICHT MEHR. Und in manchen Lebensphasen ist es unglaublich wichtig die Grenzen neu zu setzen (dann ist der Mittagsschlaf keine Option mehr, sondern eine dringende Notwenigkeit!). Wie Liz GIlbert das in einem Interview so gut  sagte: You gotta keep it small, or you`re not gonna make it! 
 
Kate Bowler spricht am Ende ihrer Episoden immer einen Segen für die Zuhörer. Und ich habe ihn, nachdem ich die Maultaschen vom Topf gekratzt habe, Wort für Wort aufgeschrieben. Für mich. Und vielleicht auch für dich. Für uns alle, die sich schwer tun mit dem Zäune aufrichten. Hier ist der Segen für uns (ganz frei übersetzt von mir): 
 

Sei gesegnet,
Du, mit deinem weiten Herzen,
immer bereit aufzutauchen und bis zum Schluss zu bleiben 
und noch den Nachtisch mitzubringen. 
 
Sei gesegnet, 
du mit deiner Freigiebigkeit,
als eine der Ersten, die sich freiwillig meldet, 
bereit in einer Notlage oder beim Umzug zu helfen 
(ehrlich: wann sind wir endlich alt genug, damit wir nicht mehr beim Umzug helfen müssen?)
 
Sei gesegnet, 
Du, die gibt ohne abzurechnen 
und Zeit schenkt ohne aufzurechnen.
 
Aber die Dinge ändern sich.
 
Die chronischen Schmerzen, die Trauer, oder einfach das Leben, 
lässt dich mit weniger zurück. 
Weniger zu geben. Und weniger anzubieten.
 
Aber  versteh doch:
Dieses Weniger macht dich nicht weniger, es macht dich menschlicher.
 
So sei gesegnet wenn du lernst um die Hilfe zu bitten, 
die du selbst so großzügig gewährt hast.
Und mögest du dich von derselben Liebe umarmen lassen,
die du immer bereit warst du geben.
 
Sei gesegnet gute Wege zu finden,
auf denen du weiterhin geben kannst,
auf eine Art und Weise, die deiner jetzigen Form entspicht
und was dir heute mit frohem Herzen möglich ist.
Sei gesegnet, meine liebe Freundin.

(irgendwie glaube ich, das geht vor allem an uns Frauen:-)).

Und noch das, wenn du es brauchen kannst:
 
Sei gesegnet mit deinem Nein, 
mit einer heilsamen Grenze
die du an diesem Tag benötigst, 
damit du Innehalten kannst,
um Gottes warme Strahlen aufzunehmen.
 


Dienstag, 7. März 2023

Vorfreude

Wenn morgens mein Wecker klingelt dauert es noch einen kurzen Moment, dann kommt eine Bettdecke samt Inhalt in unser Schlafzimmer gewankt und schmeißt sich neben mich. Ein tiefes Seufzen kommt aus dem Inneren. Für ein paar Minuten ist Stille. Dann schiebt sich ein verstruppelter Kopf ins Freie. Und dann kommt die drängende, immer auch leicht jammernde Frage: "Was machen wir denn heute, Mama?" Dann seufze ich. Sage ihm, dass er erstmal zur Schule geht, dann gibt es Essen und - Höhepunkt unseres Tages: Die Hausaufgaben! Aber das will er natürlich nicht hören. Das ist Pflichtprogramm. Er fragt nach der Freude, die DANACH kommt. Ein Besuch. Ein Treffen mit einem Freund. Oder wenigstens ein Einkauf bei dem er sein Taschengeld für unsinnige Match-Attax-Karten raushauen darf. Wenn er so einen Lichtblick am Nachmittag hat, springt er fröhlich aus dem Bett. Wenn allerdings nichts davon in dem Tag zu finden ist, dann ist es nicht gerade die schönste Stimmung mit der wir dann in den Tag starten. Als Morgenmuffel mag ich das überhaupt nicht (Konflikte vor der ersten Tasse Kaffee sind für mich schwer zu bewältigen!). Dann schimpfe ich und ärgere mich und finde meinen Sohn einfach nur verwöhnt und undankbar.
Aber eigentlich verstehe ich ihn richtig gut. Ich brauche das auch: etwas worauf ich mich freuen kann. Etwas was mir hilft durch das Pflichtprogramm des Lebens zu kommen. Zur Zeit überfällt mich manchmal das Gefühl als würden all die richtig guten Dinge bereits hinter mir liegen.  Alles ausgepackt. Und ich fühle mich  wie ein verwöhntes und undankbares Kind das sich durch die Geschenkpapierberge wühlt und sich fragt, ob es vielleicht noch etwas gibt, worauf ich mich vorfreuen kann. Etwas was mein Herz schneller schlagen lässt, wenn ich morgens aufstehe. Und ich ertappe mich dabei wie ich Gott leicht  jammernd frage: "Was machen wir denn heute? Und was kommt DANACH?" Und plötzlich spüre ich, dass Gott meine Frage nicht anmassend und unverschämt findet. Sondern, dass er mich versteht. Er hat mich schließlich so gemacht. Als Vorfreude-Sucherin (wie die Mutter, so das Kind!). Ich kann monatelang die Ferienwohnung, die wir für den Sommer gebucht habe, immer wieder anschauen, manchmal auch mehrmals täglich, und mich total darauf freuen. Ich stelle mir vor wie das sein wird. Die Ankunft. Der erste Blick aufs Meer. Der warme Sand zwischen den Zehen. Pommes mit Mayo auf der Picknickdecke. Lieblingsmenschen neben mir und der blaue Himmel über mir.

Heute morgen habe ich dann diesen Bibelvers von Paulus an die Thessalonicher gelesen

Der Herr richte eure Herzen aus auf die Liebe Gottes und auf das Warten auf Christus. (2.Thessalonicher 3,5) 

Eugene Peterson schreibt dazu: 
Ein starkes und fokusiertes Bewusstsein auf die Zukunft, mit der Wiederkunft von Jesus als entscheidendes Detail, war immer schon charakteristisch für den christlichen Glauben...und die ganz konkrete Auswirkung davon ist, dass dies jeden Moment unserer Gegenwart mit Hoffnung erfüllen kann.
Wenn ich ehrlich bin, dann ist die Wiederkunft von Jesus nichts etwas mein Herz  heute höher schlagen lässt. Das scheint so ganz weit weg. Aber vielleicht sind ja die Zeiten in unserem Leben, in denen wir seufzend nach der Vorfreude suchen, ein Schubser unsere Herzen auf diese große Hoffnung zu richten: Wir werden wirklich und wahrhaftig Jesus sehen, am Ende des Tages! WIr werden an dem Ort ankommen der Hoffnung und alle Vorfreude dieser Welt hält und weit übertrifft, Lieblingsmenschen neben uns, offener Himmel über uns..
.
Und während ich lernen will mein Herz auf diese große Zukunft auszurichten, möchte ich auch weiter - zusammen mit meinem Kind -  nach der Freude suchen, die sich in unseren irdischen Tagen versteckt. Denn ich glaube Gott gehen die Geschenke nicht aus! Er hat noch so einiges vorbereitet.  Für mich. Und für dich. Ein besonderes Treffen. Ein neues Projekt. Ein Fest. Eine Freudenzeit. Eine Einladung. Eine neue Aufgabe. Gute Werke. Ein Abenteuer. Eine Wohnung. Eine wundervolle Versorgung. Eine umwerfende Begegnung. Eine unerwartete positive Wendung. .. ach, da kommt noch eine ganze Menge worauf wir uns vorfreuen können!
 
 
 



Dienstag, 28. Februar 2023

Rucksack auspacken

Immer wenn ich hier etwas länger nichts geschrieben habe, fällt es mir schwer die Spur wieder aufzunehmen. Dann hilft es mir in meinem Herz zu kramen, wie in einem vollen Rucksack, und eins nach dem Anderen auszupacken. Also, da wären:

Freude über die Wintersonne und den Frühling vor der Tür. Die vielen Schneeglöckchen in unserem Garten. Die Hyazinthe auf dem Fensterbrett (danke Martina!), die ich nun ganz langsam auch wieder riechen kann. Der Geruchssinn kam mir in den letzten Wochen krankheitsbedingt abhanden und kehrt allmählich zurück. Gerade noch rechtzeitig, dass ich die Ankunft des Frühlings riechen kann!

Mein Echtzeit-Projekt. Dieses Jahreswort macht sich in meinen Tagen breit, wie die Schneeglöckchen im Garten und schenkt mir so viele kleine  Geschichten und Gedanken, dass  ich sie fast täglich pflücke und in ein kleines Logbuch presse (Arbeitstitel: Eat this, Zuckerberg!). Nebenher lese ich in dem Buch von Christina Crook the joy of missing out und staune, wie sehr das zu meinen kleinen Erlebnissen passt. Gestern zum Beispiel: Ich schicke Samuel nachmittags zum Bolzplatz, nachdem ich ihm das iPad aus den starren Händen gerissen habe. Keine Ahnung warum dieses Ding (eine Leihgabe der Schule) so faszinierend ist - obwohl er bei uns nicht mal Zugang zum Internet hat!  Kaum ist der Junge aus der Tür spurtet  er auch schon voller Freude los, den Ball am Fuß. Zwei Stunden später kommt er verdreckt nach Hause und klagt: "Ich war fast die ganze Zeit alleine dort, Mama!" Mein erster Impuls ist Mitleid. Mein armes Einzelkind! Aber dann denke ich an das, was ich kurz vorher gelesen habe:

Durch das häufige Online sein und Handy in Reichweite,  fällt es uns  immer schwerer allein zu sein. Aber wenn wir die Fähigkeit des Alleinseins nicht mehr pflegen und  stattdessen in die digitale Welt flüchten, werden wir uns zunehmend einsam fühlen. Und wenn wir unseren Kindern nicht beibringen allein zu sein, dann werden sie nur das Gefühl erleben, einsam zu sein. 
Also sage ich zu meinem Kind (und zu mir selbst): Allein sein ist doch nicht so schlimm! Ins Leere starren. Auf Freunde warten. Wolken am Himmel beobachten. Mit den Gedanken - oder einem Ball - jonglieren. Das alles gehört zum Menschsein dazu. Und es kann uns mit neuer Freude und Kreativität erfüllen. Für die nächste Begegnung.

DIe Fastenzeit. 40 Tage ohne. Ein kleiner Verzicht, ein klein wenig sterben lernen, um Raum für die Auferstehung zu machen. Am Aschermittwoch haben wir uns mit Asche ein Kreuz auf die Stirn gemalt. Etwas ungewohnt für uns, weil katholisch. Und meine katholischen Geschwister können das irgendwie besser. Mit dem Feiern und dem Fasten. Letzteres so, dass es auch ein bisschen weh tut. Die evangelische Kirche bietet immer die light-Version an. Dieses Jahr: 40 Tage ohne Verzagtheit. Gefällt mir aber auch. Und ist für viele von uns vielleicht doch gar nicht so leicht. Trotzdem. Es soll auch ein bisschen weh tun. Kurz kam der Gedanke ob ich mal das Bücherlesen fasten soll. Habe ich sofort wieder verdrängt.  Stattdessen faste ich in diesem Jahr Konsum. Klamotten kaufen. Osterdeko. Spontane Onlinekäufe. Der schöne Schal am Ausgang vom Drogeriemarkt. Neue Bücher.  Autsch.  Ich versuche nur das Nötige zu kaufen. Sprich Lebensmittel. Und Klopapier. Der Rest soll einfach mal 40 Tage Ruhe geben. Inklusive die Verzagtheit.

Bücherfreude. Zum Glück habe ich mich vorsorglich gut eingedeckt mit Büchern. Auf eins habe ich mich schon länger gefreut. Das Buch meiner Freundin Veronika Smoor: What would grandma do. Eine Sammlung von Ideen, Life Hacks, Rezepten, Ritualen, Garten- und Nähtipps, Nachbarschaft und Gemeinschaft leben   -  ach, einfach eine wunderbar bunte Patchwork Decke aus dem Stoff unserer Großmütter, umgarnt mit Veronikas wunderbarer Erzählgabe. Seitenweise Schätze sind in dem Buch zu finden! Eine Menge kleiner und unkomplizierter Anregungen zu einem geerdeten, guten Leben.  Meine Ausgabe hat bereits viele Eselsohren und Fettflecken (schon drei Rezepte erfolgreich ausprobiert!) und ich freue mich über diesen Wegbegleiter, in dem ich immer mal wieder eine Idee aufgreifen oder mich an den guten Gedanken wärmen kann, wie in einer weichen Granny-Decke.
Im letzten Kapitel schreibt Veronika:

Ich wünsche mir, dass ich in dir einen Traum wecken konnte. Der Traum von einem erdgebundenen, einfachen und beglückenden Leben... Nicht mit einer Hau-ruck-Aktion, sondern mit vielen kleinen Schritten. Und wenn du stecken bleibst, dann frage nicht zuerst eine Suchmaschine sondern gehe zum alten Nachbarn, ruf deine Großmutter an und frage: Was würdest du tun?
Das spricht mir so aus dem Herzen! Einen Nachbarn um Hilfe bitten schafft mehr Nähe als alles alleine zu versuchen. Und die Lebensweisheit von einem alten Menschen zu hören ist so viel wertvoller als alles was wir googeln könnten.  
Also an dieser Stelle eine herzliche Buchempfehlung! Ihr könnt das Buch auch direkt in Veronikas Onlineshop bestellen (Und das ist ganz unbeauftragte Werbung:-)).




Während ich hier schreibe quälen mich wieder meine Halsschmerzen, die auch nach drei Wochen Kranksein einfach nicht weggehen wollen. Es ärgert mich, dass mein Körper so störrisch ist und einfach nicht bereit, jetzt endlich mal gesund zu werden.  
Meine Oma würde sagen: "Kind, manches braucht einfach Zeit." Sie würde mir einen Halswickel machen, einen Kräutertee dazu und dann würde sie sich eine ganze Weile zu mir ans Bett setzen. Weil sie zu der aussterbenden Gattung der Großmütter gehörte, die wirklich und wahrhaftig noch Zeit hatte. "Das hast du auch. Zeit." würde sie mir jetzt bestimmt gütig lächelnd antworten. "Aber es gibt doch so viel wichtiges zu tun, Oma!" "Ja, zum Beispiel behutsam mit dir umgehen. Und geduldig sein." Manchmal können Omas auch nerven. Besonders wenn sie recht haben. Also fahre ich jetzt den Computer runter und mache mir einen Kräutertee. Und lege mich aufs Sofa. Auch wenn sich  niemand dazu setzt. Ich werde mir die Zeit nehmen, die mein Körper braucht (viel zu oft in meinem Leben habe ich ihn einfach ignoriert!). Ich werde ein bisschen ins Leere starren. Gedanken jonglieren. Und die Verzagtheit schicke ich in den Garten. Sollen ihr die Schneeglöckchen was läuten.
 

 

Dienstag, 14. Februar 2023

(k)ein Blumengruß

Achtung: Die Lesung am kommenden Donnerstag in Baiersbronn (16.2.) ist wegen Erkrankung auf den 9.3.2023 verschoben!

Ja, mich hat es erwischt. Bei strahlendem Wetter liege ich seit Tagen weniger strahlend im Bett, huste lustlos vor mich hin und versuche mich selbst mal wieder nicht ganz so wichtig zu nehmen. Das Leben läuft auch prima ohne mich weiter. Und Termine lassen sich notfalls auch verschieben. Haben wir doch in der Coronazeit gelernt. Und auch der wöchentliche Blogeintrag ist heute nur ein kurzer Gruß. Eigentlich wollte ich euch an diesem Tag das wunderbare Gebet zum Valentinstag von Pete Greig übersetzen, aber dazu ist mein Kopf noch zu benebelt. Ihr könnt es hier auf englisch lesen
Und wer sich mit dem Englischen schwer tut und auch mit dem Leben an sich -besonders vielleicht an so einem Tag wie heute! - hier einfach noch mein kleines Gebet. Statt Blumen.


Jesus, ich bete für alle diejenigen, die heute ein gebrochenes Herz haben

schenke ihnen deine Liebe, die nicht beschwichtigt, sondern sieht.

Säe Hoffnung in aufgerissene Herzen

die nicht verwelkt, wie Schnittblumen,

sondern sich verwurzelt und vermehrt

und Trost wird

für viele.

Amen.



 

 

 

Mittwoch, 8. Februar 2023

Ungeschminkt

Heute würde ich am liebsten nicht vor die Tür gehen. Nicht weil ich ungeschminkt bin (das bin ich fast immer!) - sondern weil ich mich den Menschen in meinem Gesamtpaket nicht zumuten möchte. An so einem Tag sollte ich auch besser nicht schreiben. Aber weil Blog schreiben auf meinem Tagesplan steht und vor mir mein Jahreswort "Echtzeit" in der Sonne leuchtet, teile ich einfach meine Echtzeit mit euch. Hier ist mein heutiges Gesamtpaket, ganz ungeschminkt:

Die Welt schmerzt. Ich schreibe das an die erste Stelle, nicht weil es in mir an erster Stelle ist - aber weil ich will, dass es hierher gehört. Weil ich es beschissen finde, über meine kleinen Dinge zu jammern, während da draußen die Welt an allen Ecken brennt. Weil gerade, während ich hier friedlich am Computer sitze, Menschen in Bunker fliehen oder mit bloßen Händen nach ihren Kindern graben, die unter Erdbebentrümmern verschüttet liegen. Wie viel Leid kann ein Mensch aushalten? Wie viele Katastrophen kann ein Volk ertragen?

Meine Hände schmerzen. Schon beim Schreiben werde ich kleinlaut. Weil es sich so belanglos anfühlt. Aber es ist so. Gehört heute zum Gesamtpaket. "Arthrose im fortgeschrittenen Stadium" sagte der Arzt. Ich fühle mich alt. Sage schon zu Heio: "Wer weiß wie lange ich noch schreiben kann. Aber eigentlich habe ich ja auch alles Wichtige schon gesagt." Auch dieser Fatalismus gehört heute dazu.

Es irritiert mich gerade sehr, dass mein Körper alt wird. Ich weiß, es ist der Lauf der Dinge. Aber irgendetwas in mir ist total überrascht darüber, wenn ich mich - so ganz ungeschminkt! - im Spiegel betrachte. Die Wechseljahre bringen neben Schlafstörungen und  Hitzewellen (letzteres sehr energiesparend!) auch verwirrende Gefühle. Ich bin mir nicht sicher was diese Lebenszeit mit mir macht. Spüre nur, dass ich etwas zurücklasse. Weiß nicht was ich stattdessen in die Hände gedrückt bekomme. Die Soziologin Brene Brown sagt, dass die Superpower der zweiten Lebenshälfte darin liegt, neugierig zu sein. Ist das so? Offen zu sein. Neues entdecken. Neues denken. Und vielleicht auch: Gespannt bleiben, was da noch kommt. Ob da noch was kommt?

Eine andere irritierende Wahrheit: Wir schaffen dieses Leben nicht alleine. Das klingt schön. Solange es nicht praktisch für mich wird.  Heio hat damit überhaupt keine Probleme. Er fragt ständig um Hilfe, wenn wir Hilfe brauchen (was ja auch irgendwie eine gesunde Sache ist!). Ich halte ihn dabei ängstlich am Ärmel fest und sage:" Lass doch erstmal auf Youtube schauen ob wir das nicht selbst hinbekommen". Oder: "Komm, wir organisieren alles um, dann müssen wir nicht um Hilfe bitten." Irgendetwas daran, dass ich andere Menschen brauche, erfüllt mich mit Scham. Und gleichzeitig weiß ich, dass es der Weg zu mehr echter Nähe ist. Neulich habe ich diesen Ausdruck gehört: Anderen die Gnade schenken, gebraucht zu werden. Ich fürchte, dass ich sehr schlecht darin bin, diese Gnade zu verschenken. Aber es ist vielleicht auch eine Superpower die man in der zweiten Lebenshälfte lernen kann.

Unser Kind braucht mich weniger. Logisch, könnte man sagen. Es ist schließlich das Ziel auf das man als Eltern hinarbeitet.  Trotzdem bin ich auch hier überrascht. Vielleicht weil sich  bei unserem Kind Entwicklungen meist nicht vorsichtig andeuten, sondern sie kommen einfach über Nacht. Gestern hat er noch fröhlich mit seinen Playmobilautos gespielt, ab heute werden sie nicht mehr beachtet. Gestern wollte er noch wissen was WIR nachmittags zusammen machen, heute will er nur noch wissen wann er zu seinen Freunden darf. So sehr ich mich auch über die neue Entwicklung freue  - für das Kind und für mich! - irgendwie muss ich auch erstmal damit klarkommen. Damit, dass mein Kind andere Kinder so sehr braucht und auch damit, dass er mir diese Gnade nun immer weniger schenken wird. Gestern habe ich wehmütig die Fotos aus der Kleinkindphase angeschaut. Genießt es ihr Lieben, es geht so schnell vorbei! (jetzt wisst ihr was ich mit dem Älterwerden meine:-)).

Und während ich hier so sitze und schreiben kann und die Sonne auf mein Gesicht scheint und mich nun doch nach draußen lockt, regt sich auch die Dankbarkeit in mir (Dankbarkeit ist definitiv eine Wunderwaffe der zweiten Lebenshälfte!). Bei allem was heute schmerzt und unsortiert ist und was sich gerade verändert: Ich bin auch dankbar. Für das Jetzt und Hier. Für den weiten Himmel über mir und den gefrorenen Boden unter den Füßen, in dem sich schon das neue Leben regt, für die nächste Jahreszeit.

  


Dienstag, 31. Januar 2023

Ein Tritt in den Rücken

Jetzt bin ich also mitten in meinem Experiment "Echtzeit". Und, wie Anne das in den Kommentaren so gut angemerkt hat: Bei dem Wort geht es eigentlich vor allem darum im JETZT zu sein. Ich habe mich entschieden ein kleines Logbuch darüber zu schreiben, wie mir das gelingt. Und wie immer merke ich, dass mir das Aufschreiben hilft, Dinge besser wahrzunehmen. Die Seiten füllen sich mit kleinen Alltagsentdeckungen. Zum Beispiel diese, vom vergangenen Freitag: 

Rückfahrt nach der Lesung am Nachmittag. Ich mache Zwischenstopp beim schwedischen Kaufhaus (liegt praktisch auf dem Weg!). Muss für Heio etwas zurückgeben und OK: Ich möchte auch ein kleines Schränkchen für unseren Flur. Das Schränkchen besteht an der Kasse dann doch aus mehreren Teilen (geht es nur mir so oder vermehren sich die Dinge im Einkaufswagen wenn man durch die Markthalle schlendert?). Anschließend sitze ich mit meiner gezogenen Nummer im Umtauschbereich. 20 Nummern sind noch vor mir - und das kurz vor acht Uhr! Die Müdigkeit überfällt mich. Der Blick auf mein Handy ist verlockend. Könnte mich ins kaufhauseigene WLAN einwählen. Gebe kurz nach und stecke das Handy dann doch zurück in die Tasche. Echtzeit. Das wollte ich doch. Aber die sieht hier nicht sehr attraktiv aus. Müde Menschen um mich, viele davon starren auf ihre digitalen Geräte. Ein Kind, das hinter mir auf dem Sofa liegt, rammt seit geraumer Zeit seine Füße in meine Rückenlehne. Ich versuche es zu ignorieren. Eine Stimme zischt: " Jetzt lass die Frau in Ruhe!" Ich drehe mich um. Das Kind, sieht mich erschrocken an. Ich lächle. Leicht gezwungen. "Du bist sicher auch müde, oder? Wartet ihr schon lange hier?" Wir kommen ins Gespräch. Ich erfahre, dass hier die Oma mit ihren zwei Enkel auf die Mutter der Kinder wartet. Das ist die verzweifelte Frau, die seit geraumer Zeit die Kasse blockiert. Zwei Stunden lang hat die kleine Truppe vergeblich nach einer Kommode gesucht, die es angeblich im Laden gibt (laut Internet). Die Kinder sind müde und die Oma hofft einfach, dass sie nun bald heimfahren können - egal ob mit oder ohne Kommode. Ich drücke mein Mitgefühl aus und die Augen der Frau füllen sich mit Tränen. Jetzt kommen auch die Kinder in Plauderlaune. Ich erfahre, dass der Opa heute Geburtstag hat, dass es deshalb Steak zum Mittagessen gab, dass der kleine Drache im Rucksack Konstantin heisst und welche Schulfächer das Mädchen gerne mag. Irgendwann - gefühlt kurz vor MItternacht - kommt die Mama zurück und erklärt erleichtert, dass die Kommode nun bestellt und geliefert wird. Ich freue mich mit ihnen und werde nun endlich auch aufgerufen. Wir verabschieden uns herzlich und wünschen einander gute Heimreise, wie alte Bekannte. Nach dem gelungenen Umtausch schiebe ich meinen Einkaufswagen beschwingt zum Auto. Nicht nur wegen dem Schnäppchen, das ich in der Fundgrube ergattert habe sondern wegen dieser netten Begegung.  Von dem Autor John Mark Comer habe ich die Bemerkung gehört, dass uns die digitalen Medien innerlich erschöpfen, während echte Kontakte belebend auf unsere Seele wirken (community vs. connecting). Genau so habe ich das an diesem Abend erlebt. 

Ich bin weiterhin auch dankbar für das Internet! Sehr dankbar. Dass ich euch hier schreiben  und damit ein wenig von meinem Leben mit euch teilen kann. Aber wenn wir nachher den Computer runterfahren oder die Handys zur Seite legen erwartet uns: Das Leben! In meinem Fall: Wäsche. Dreckspuren im Hausfur (wie oft habe ich dem Kind gesagt die Schuhe an der Haustüre auszuziehen!). Kalter Wind um die Nase, beim Mülleimer nach draußen bringen. Ein bedürftiges Kind, Kieferothopäde und ein langer Nachmittag ohne Ablenkungsprogramm. Oh weh. Das echte Leben ist nicht immer so reizvoll und mein Leben hat wirklich nicht viel Glamour! Aber am Ende ist es eben MEIN Leben. Jetzt und hier. Ein Tag der gelebt werden will und nicht wiederkommt. Auch wenn sich das wie Sätze aus Glückskeksen anhören. Es ist wahr.

Gestern las ich diesen wunderbaren Satz von Madeleine Delbrel- und bekam ihn prompt noch in einer lieben Mail zugeschickt (Danke Sigi!):

Brecht auf ohne Landkarte - und wisst, dass Gott unterwegs zu finden ist und nicht erst am Ziel. Versucht nicht, ihn nach althergebrachten Rezepten zu finden, sondern lasst euch von ihm finden, in der Armut des alltäglichen Lebens.
Das will ich: Aufbrechen ohne Landkarte. Mich von Gott finden lassen, in belebenden kleinen Begegnungen, mitten auf dem Weg. Und manchmal brauche ich dazu ein Kind, das mir in den Rücken tritt.


Takeout:
Als ich an der Kasse nach dem Umtausch wieder an dem Sofa vorbeikam sah ich erstaunt, dass die Mama mit den zwei Kindern immer noch dasaß! Ich verabschiedete mich nochmal herzlich und sah in erstaunte Gesichter. Da fiel mir auf, dass es eine ANDERE Frau mit ANDEREN Kindern war. Versuchte mich zu erklären. Sehr erheiternder Moment auf beiden Seiten! 

 


Montag, 23. Januar 2023

Mein Wort.

So, jetzt aber wirklich und ganz ohne euch weiter hinzuhalten - ich verrate euch mein Jahreswort (wer nicht genau weiß was ich damit meine kann hier nochmal nachlesen). Es ist in diesem Jahr mehr ein Arbeitstitel als ein schönes Wort, in der Hoffnung, dass es mich ganz alltagsnah begleiten wird. Volia: 

 

Echtzeit. 

Genau. EchtZeit. Es steht direkt unter meinem Bildschirm und ich habe es mir auch auf die Rückseite meines Handys geschrieben. Es ist mein Entschluss in diesem Jahr bewusster darauf zu achten, dass ich mich weniger in der digitalen Welt aufhalten möchte sondern in der echten, anfassbaren Welt, die anstrengend, belebend, schmerzhaft, wundervoll und alles zugleich sein kann. Dazu könnte ich nun ganz viel schreiben. Mein Kopf ist voll mit Gedanken und guten Vorsätzen. Aber ich weiß auch, dass ich ganz grandios scheitern kann und werde. Deshalb steht am Anfang des Wegs ein kleinlautes: Jesus, mit deiner Hilfe! Oder- um es ganz fromm auszudrücken: Schenk meinem Wollen das Vollbringen. 

Was will ich?

Zuerst einmal weiß ich was ich nicht (mehr) will: 

Ich möchte nicht mehr ohne einen bestimmten Zweck online gehen!  

Das ist nämlich mein Problem. Das Internet ist unumstritten auch eine gute Sache (eine tolle Quelle an Informationen, die Möglichkeit mit Menschen Kontakt zu halten oder einen Blog schreiben zu dürfen, zum Beispiel). Aber es bringt auch so viele von uns dazu, dass wir mehr Zeit online verbringen als wir eigentlich wollen und dass wir viel öfters auf Displays starren anstatt uns in die Augen zu schauen. Und dabei geht uns so vieles verloren!  Forscher sagen, dass fast 90% unserer Kommunikation über Körpersprache stattfindet. Und in ganz vielen unserer Kontakte verzichten wir einfach darauf!  VIelleicht ist das der Grund warum wir uns online oft missverstehen und warum wir uns problemlos auch mal richtig gemein verhalten können (das geht ja viel besser wenn man nicht sieht was das mit dem anderen macht, wie er beispielsweise zusammensinkt und sich seine Augen mit Tränen füllen).

Was ich will ist folgendes: Ich möchte das Internet nutzen aber nicht von Internetmachern benutzt werden! Es ist meine kleine Kampfansage gegen die Abstumpfung und die suchtmachende Nutzung die nicht nur uns, sondern auch die Lebendigkeit unserer Kinder betäubt! Das will ich nämlich auch: Meinem Kind zeigen, dass diese kleinen Geräte nicht unser Leben regieren dürfen! Und das muss ich erstmal selbst lernen! Vielleicht hat der eine oder andere von euch ja Lust mitzumachen?

Meine ersten Schritte sind folgende:

  •  BEVOR ich den Computer anschalte schreibe ich mir auf, was ich online erledigen möchte. Also wirklich jede Seite die ich öffnen will! Wenn ich das dann erledigt habe schalte ich den Comuter wieder aus. (funktioniert tatsächlich richtig gut!)
  • Ich will meine Freundschaften, wo immer möglich, offline pflegen. Besser einmal im halben Jahr zusammen Kaffeetrinken oder gemeinsam durch den Wald laufen als ständig mehr oder weniger gehetzt hin und her zu posten! 
  • Ich will ab und zu echte Briefe schreiben. Auch weil ich merke wie sehr ich mich über handgeschriebene Briefe freue. Dass sich da jemand die Mühe macht Worte aufs Papier zu bringen - nur für mich! - und dann zur Post läuft und dass jemand die Nachricht in ein echtes Auto lädt und sie mir ein echter Mensch  direkt in meinen Briefkasten wirft  - Wow! Alle Daumen hoch für die Snail-mail! Lang lebe die Schneckenpost!
  • Ich will mein Handy außer Reichweite haben. Wenn es neben mir liegt ist das wie wenn ich eine Schale Chips auf dem Tisch stehen habe: Ich werde sie unbemerkt aufessen.
  • Ich will gerne(!) Lesungen halten. Wenn es nach mir ginge würde mein Schriftstellerdasein darin bestehen an meinem Computer an schönen Worten zu feilen und mich ansonsten geheimnisvoll, klug und rar machen. (Wie es meine Oma sagte: Willst du gelten, mach dich selten. Haha.) Lesungen sind für mich ein Schubs ins echte Leben. Ich treffe auf echte Menschen und die treffen auf die echte Christina. Ach, so siehst du aus? Ja, so sehe ich aus. Das bin ich. Mit faltigem Gesicht und etwas Übergewicht, mit dem einen oder anderen stolpernden Satz (den ich geschrieben so viel besser hätte "sagen" können), mit atemlosen, unverstellten Begegnungen die am Ende hoffentlich immer eins zeigen: Ich bin einfach eine von euch! Wir gehören zusammen, wir geliebte Menschenkinder. Und das bringt mich auch zum vorerst letzten Punkt:
  • Ich will unter den vielen lauten Stimmen diese eine sanfte und ruhige Stimme hören, die mir sagt, dass ich Gottes geliebtes Kind bin und dass er Wohlgefallen an mir hat.  Dazu muss ich andere Stimmen abschalten, eine Runde rausgehen, Stille suchen, meine inneren Dialoge beschwichtigen und entschlossen,  mit mutig glaubendem Herzen, hinhören.

So,ich denke das reicht erstmal für den Anfang. Jetzt wisst ihr auch warum ich mein Wort als Arbeitstitel bezeichne :-)-  Ich versuche dranzubleiben. Auch indem ich euch auf dem laufenden halten wie es klappt. Online-accountability! Yes. Wir lassen uns nicht versklaven sondern machen das Netz zu unserem Diener! Ich blogge über Echtzeit- damit ich mein Vorhaben nicht vergesse. Wie es die Autorin Christina Crook in ihrem tollen Buch the joy of missing out so wunderbar schreibt:

Remember: Real life is your best window!





Dienstag, 17. Januar 2023

Was ich werden möchte

Manchmal schreibe ich hier ganz begeistert über Dinge über die ich dann ein paar Tage später entmutigt denke: Das bekommst du ja selbst nicht hin! Oder ich frage mich ob ich bestimmte Dinge nur deshalb tue, weil ich gerne ein Mensch wäre, der solche Dinge tut.  Wenn ihr versteht was ich meine. Was aber vielleicht auch in Ordnung ist. Zumindest C.S. Lewis schreibt darüber, dass dieses "tun als ob" weniger unter die Rubrik geheuchelt fällt als vielmehr unter den Versuch sein Verhalten darauf auszurichten, was man einmal gerne werden möchte. Wie Kinder das tun, wenn sie uns Erwachsene imitieren. Also um zum Punkt zu kommen: Nach meinem letzten Blogeintrag lief ich hier über die Felder und dachte:  Toll! Jetzt schreibe ich darüber, dass ich die Namen von Menschen kennenlernen möchte und habe an der Haustüre vorher extra noch ein paar Minuten gewartet, damit ich nicht dem Nachbar mit dem Hund begegne. Und ich habe weiterhin keine Ahnung und im Moment auch kein Interesse rauszufinden wie diese Sträucher hier heissen. Ich war so in Gedanken vesunken, dass ich es fast nicht bemerkt hätte, als plötzlich eine Frau neben mir herging. Auf einem einsamen Feldweg!  Ich wollte sie vorbeilassen, aber stattdessen begannen wir ein Gespräch, das so anregend war, dass sie ihre geplante Route verließ, damit wir noch weiterreden konnten. Beim Verabschieden gab ich mir einen inneren Ruck und fragte sie nach ihrem Namen. Kurzes Erstaunen ihrerseits, dann ein Strahlen und sie sagte ihren Namen. Und ich sagte ihr meinen. Es war ein schönes Zusammentreffen! Nun halte ich auch immer ein wenig Ausschau nach ihr, wenn ich spazieren laufe und freue mich schon darauf sie mit Namen zu begrüßen.
Dazu fällt mir meine Begegnung mit dem christlichen Aktivisten und Autor Shane Claiborne ein. Ich hatte sein Buch "Ich muss verrückt sein so zu leben" gelesen und war hingerissen davon und total begeistert, als ich ihn vor Jahren auf einem großen Festival getroffen habe. Ich sah ihn in einem Pulk von Leuten übers Gelände laufen und wagte es, ihn kurz anzusprechen, um mich für sein Buch zu bedanken. Trotz Lärm und Leuten hörte er mir aufmerksam zu und fragte mich, als ich mich schon verabschieden wollte, nach meinem Namen. Als ich dann am späten Nachmittag unter vielen Leuten in einem Seminar von ihm saß, sprach er mich mit meinem Namen an - ich konnte es kaum fassen! Und war in dem Moment auch ganz schön stolz, weil es so aussah als würde dieser tolle Mensch mich persönlich kennen! Zugegeben: Ich war auch etwas verliebt in ihn. Unsere Beziehung endete aber leider abrupt nach dem Seminar und ich bin mir ziemlich sicher, dass er meinen Namen am nächsten Tag wieder vergessen hat. Aber die kurze Begegung mit ihm zeigte mir etwas von seinem Herz. Shane spricht oft darüber, dass er seine Berufung als Nachfolger Jesu  so versteht, dass er ein "Liebhaber" sein möchte. Diese Bezeichnung gab  er sogar als Berufswunsch in das Abschlussjahrbuch auf seinem College an! Dann zog er mit seinen Freunden ins ärmste Viertel einer amerikanischen Großstadt, um Gott und die Menschen dort zu lieben. Er schreibt darüber:
Wir begrenzten unsere Vision auf: Liebt Gott, liebt die Menschen, folgt Jesus. Wir nannten das Experiment "simple way", der einfache Weg....  Ich glaube was die Welt vor allem braucht sind "Liebhaber". Menschen die bereit sind echte und ehrliche Beziehungen zu bauen und die sich immer für die Gesichter hinter den Geschichten interessieren.

Und das sah so ganz gewöhnlich und alltäglich bei ihnen aus: Bei Hausaufgaben helfen. Blumen neben dem Gehweg pflanzen. Leuten zuhören, sie zum Essen einladen und an müden Tagen darum knoblen wer beim nächsten Läuten die Tür aufmacht. Da sein. Na(c)hbar sein. Der einfache Weg. Der Jesusweg, wie ich finde.
Ich wäre auch gern ein Mensch, der solche Dinge tut. Deshalb übe ich. Erstmal die Namen. Und dann könnte ich zum Beispiel nicht mehr an der Tür warten bis im Treppenhaus "die Luft rein ist" sondern gerade dann (oder sagen wir: wenigstens ab und zu!) rausgehen, wenn ich den Mann mit dem Hund draußen sehe. Oh je. Ob ich das schaffe? Der "simple way" ist manchmal gar nicht so einfach. Besonders für eher introvertierte Menschen. Hilf mir Gott!
Ich möchte das Liebhaben lernen. Von meinen zwei besten Freunden: Shane und Jesus :-). 
 
 
 
(und mein Jahresworts wird nun zum Cliffhänger  - nächstes Mal! Versprochen.)

„And I think that's what our world is desperately in need of - lovers, people who are building deep, genuine relationships with fellow strugglers along the way, and who actually know the faces of the people behind the issues they are concerned about.“

Quelle: https://beruhmte-zitate.de/autoren/shane-claiborne/

Montag, 9. Januar 2023

Wie unsere Wohnung zu ihrem Namen kam

Fast hätten wir ihn heute morgen verschlafen - den ersten Schulag im neuen Jahr. Nur dank unseres Nachbarn, der seinen Wagen mit lauter Musik aus der Garage gefahren hat, sind wir gerade noch rechtzeitig aus den Betten gesprungen. Jetzt habe ich endlich wieder Zeit zum Schreiben. Wie sehr habe ich mich darauf gefreut! Auf dieses "Seele durchlüften" und mich  in Worten verorten (wie  Hanna Buting das so wunderbar ausdrückt). 
Ach ja, Orte! Davon habe ich ganz verschiedene besucht, in den letzen Wochen.  Da waren einmal die vertrauten Hügel auf dem Betberg. Der Ort an dem ich wieder Jahrsrückblick halten und einfach ein bisschen Zeit alleine mit dem Gott verbringen konnte, den ich liebe und dem ich auch im neuen Jahr weiter nachstolpern möchte. Mit all dem was ich gerne bin und auch mit dem was ich lieber vor mir und den anderen verbergen möchte (und damit meine ich nicht den schwabbligen Bauch!). Letztlich hole ich  mir dort immer eine feste Umarmung ab, auch wenn ich mich spätestens am zweiten Tag darin winde und verlegen daraus löse. Vielleicht weil es mir oft noch so schwer fällt zu glauben, dass ich wirklich so ganz und mit allem geliebt bin. In ihm (Jesus) ist das JA und das AMEN, schreibt Paulus in 2.Korinther 1,20. Nicht ein JA, aber. Sondern ein JA, amen. Ein gedoppeltes Ja sozusagen. Vielleicht weil Gott weiß, dass wir es immer zweimal hören müssen, damit wir es wirklich einmal glauben können. 
 
 



Und dann haben wir noch den Heimatort von Freunden besucht. Das Wetter war wie in Klein-Sibirien, aber die Landschaft war herrlich! Wir liefen am Bach entlang, in dem sie als Kinder Fische gefangen haben, aßen Suppe und Pommes im Restaurant des Onkels, machten einen Kurzbesuch auf dem Bauernhof der Eltern und saßen mit ihnen am Kaffeetisch, während unsere Kinder  sich von den jungen Kälbchen im Stall die Hände ablecken ließen. Es war etwas Besonderes, die Freunde an dem Ort zu erleben an dem sie aufgewachsen sind. Als würde bei einem Bild ein Hintergrund hinzugefügt oder die Tiefenschärfe eines Fotos erhöht. Manches wird dadurch klarer. Manches auch geheimnisvoller und weiter. 
Mir wurde wieder einmal bewusst , dass niemand einfach nur da ist, sondern dass unsere Leben verwurzelt sind mit den Orten an denen wir gelebt haben und mit den Geschichten der Menschen die vor uns waren. Wie es der Musiker und Schriftsteller Andrew ausdrückt: "In order to have a story, there has to be a place and people." Ihm haben wir es auch zu verdanken, dass unsere Wohnung nun einen Namen bekommen hat! Wenn man sich an einem Ort verwurzeln möchte, so meint Peterson, ist es hilfreich die Namen der Bäume in der Umgebung zu lernen, die Namen der Vögel die durch den Garten hüpfen und die Namen der Nachbarn an denen man grüßend vorbeiläuft. Und auch der Wohnung könnte man ganz liebevoll einen Namen geben. Das fand ich eine tolle Idee! Also bin ich, nachdem wir wieder Zuhause waren, zu meinem Lieblingsbaum gelaufen, um entsetzt festzustellen, dass er während meiner Abwesenheit einfach mal umgehauen wurde. Ein alter, wunderbarer Baum! Ich kann es immer noch kaum fassen. Das wars dann erstmal mit dem Bäume benennen. Aber die Wohnung bekam einen Namen. Die Wahl fiel einstimmig auf "Spatzennest".  Nicht wegen diesem Blog (der Zusammenhang kam mir wirklich erst später) sondern weil wir ganz oben im Haus wohnen und viele Spatzenfamilien ihre Nester unter unserem Dach haben. Und als ich das dann noch über die Spatzen las, wurden mir diese kleinen unruhigen Hüpfer  zu Seelenverwandten:
 
 


 
Sie beginnen erst dann zu fressen, wenn sie Verwandte und Freunde durch Rufe dazugeholt haben. Herrlich! So esse ich auch am liebsten (nur dass wir die Brocken meistens nicht mit den Füßen festhalten und zerkleinern!). Dazu kam uns noch dieser Vers aus Psalm 84:
Selbst der Spatz hat ein Haus gefunden und die Schwalbe ein Nest für sich, wo sie ihre Jungen verstecken kann, nämlich bei deinen Altären, du mächtiger Gott und König.
Glücklich zu nennen sind alle, die in deinem Haus wohnen dürfen,
sie werden dich für immer preisen.
 
Der Spatz findet ein Zuhause in Gottes Nähe - wie glücklich kann er sich schätzen! Und was für ein Glück, dass ich diesen Ort kennen darf, an dem  wir mit offenen Armen und einem großen Ja und Amen erwartet werden. Wie sehr will ich mich in dieser Liebe erden, ihre Tiefe entdecken und Abend für Abend meine unruhige Spatzenseele nach Hause holen lassen. 

Und jetzt will ich weitermachen - das ist mein kleines Vorhaben fürs neue Jahr: Den Namen von Bäumen, Vögeln und Nachbarn lernen. (Da gibt es doch sicher eine App - also zumindest für die ersten Beiden!). Vielleicht habt ihr ja Lust mitzumachen?  Es könnte uns helfen beim Ankommen. Im Hier und Jetzt. Bei uns. Bei unserem Schöpfer. Und an dem Ort, an dem wir leben. Weil eben jede gute Geschichte Menschen und  einen Ort braucht. 
 
Ich beginne also das neue Jahr mit dieser Geschichte: 
Unser Nachbar, der Postbote und BVB-Fan Markus, hat uns heute  mit seiner Musik aus dem Spatzennest geschmissen. Gott sei Dank! Wir sind wach geworden....
 
(und im nächsten Blogpost verrate ich euch mein Jahreswort, aber vielleicht sehen wir uns ja auch vorher auf der Lesung hier?!)
 





 
 

Dienstag, 20. Dezember 2022

Zu schön, um nicht wahr zu sein!

Nun ist es wieder soweit: Die Adventszeit, die ich in jedem Jahr wie einen ruhigen Besuch erwarte, der dann aber doch seine lauten Kumpels mitbringt, steuert froh und unerschütterlich auf Weihnachten zu. Die Feiertage werden mich in einen vertrauten Rhythmus fallen lasse - vielleicht mit dem einen oder anderen kleinen neuen Ritual, weil sich das Leben eben auch verändert. Kein driving home for christmas.  Aber: Krippe, Kerzenlicht und Tannenduft. Vertraute und reich gefüllte Worte und Lieder. Familienbesuch. Stille Tage. Rückblick.  Silvester mit Raclette und Raketen. Und dann fällt uns auch schon das neue Jahr um den Hals!
Habe ich nicht eben erst mein Jahreswort für 2022 aufgestellt?! Ganz oben aufs Regal- damit ich auch immer mein Haupt erheben muss wenn ich es lese: Zuversicht! Dieser Blick nach oben hat geholfen. Wenn sich an manchen Tagen das Dunkel in der Welt und das Dunkel in mir beängstigend breit machen wollte. Erhebt eure Häupter, Eure Erlösung naht! (Lukas 21, 28).  Erlösung. Ganz nah. Coming home on Christmas. Aber auch: Erlösung naht! Für alle, deren Herzen heute so ganz untröstlich sind. Auch wenn wir uns das manchmal kaum vorstellen können: Ein erlösendes ALLES GUT! wird auf der letzen Seite stehen! 
 
 
Gestern habe ich noch mit Samuel für seine letzte Arbeit für dieses Jahr gelernt. Geschichte. Griechische Götter. Spannender als ich dachte. Was mich aber am Ende fasziniert hat, war unser Gott! Neben diese Göttern mit großen Namen, denen man huldigen musste und nur hoffen konnte, dass man nicht in Ungnade fallen würde, ist da ein Gott der sich uns Menschen als Gott Abrahams, Gott Isaaks und Gott Jakobs vorstellt! Der sich so ganz persönlich in die Geschichten schreibt. So wunderbar wie das Eugene Peterson neben ein Geschlechtsregister in der Bibel schreibt: The history of salvation is thick with names! (bisschen schwer zu übersetzen, ich hoffe ihr fühlt was er meint:-)).   Und dann macht sich dieser Gott so unfassbar klein, kleiner gehts nicht! - und wird uns in Jesus ganz nahbar. Was ist nahbarer als ein Baby, das man in den Arm nehmen kann? Gott wird ein Mensch, der zuhört, umarmt, heilt, beruft, mit am Tisch sitzt und der seine Nachfolger "Freunde" nennt! Der leidet und stirbt - beim Zeus! - und uns dann strahlend entgegenkommt, um uns zu Gottes Kindern zu machen! Mein Gott. Papa im Himmel. Was ist das nur für ein Gott??!!! Wie der kluge C.S. Lewis sagte: Das Christentum ist eine Religion, die man sich nicht hätte ausdenken können! Das ist eine der Gründe warum ich daran glaubeOder wie es der Schrifsteller Frederick Buechner ausdrückte: Diese Geschichte ist zu schön, um nicht wahr zu sein! 
Wie wenig kann ich das alles fassen, aber wie dankbar will ich es glauben!
 
 
Karte von Himmel im Herzen

 
Best story ever...

 
...und wir dabei! (vorne links ist Samuel:-))

I
 
 
Ihr Lieben, ich wünsche euch von ganzem Herzen gesegnete Weihnachten, mit diesem Gott der uns so nah ist. Und ein zuversichtlicher Start ins neue Jahr, mit erhobenem Blick, auf den, der das gute Ende schon längst vorgeschrieben hat!
 
An dieser Stelle auch wieder ein ganz herzliches DANKE 💓
 
DANKE EUCH! 
 
Danke an die stillen Leser!
 
Und danke für jede ermutigende Rückmeldung!
 
Ihr habt mir mit eurer Zeit viele reiche Stunden im Jahr 2022 beschert, einfach weil ich hier vor dem Computer sitzen durfte und an euch schreiben.  

Wir lesen uns wieder im neuen Jahr!