Dienstag, 31. Dezember 2013

Ist heute wirklich schon Silvester?


Kaum zu glauben, dass heute schon der letzte Tag des Jahres ist. Irgendwie fehlen mir dieses Jahr ein paar Tage an denen ich noch einiges erledigen wollte. Aber es ist so - ab Mitternacht wird diesem Jahr nichts mehr hinzuzufügen sein. 

Heute und morgen werde ich im Behindertenheim arbeiten. 
Damit hat sich die Frage „was machen wir an Silvester?“ erledigt. Zum Glück. Ich weiß, für manche Menschen ist Silvester der Höhepunkt des Jahres und sie können gar nicht früh genug damit anfangen eine Party zu planen. Andere (und ich vermute das ist eher die Mehrheit) werden von Silvester immer etwas überrascht und suchen oder planen etwas gestresst noch eine „Last-minute-Party“. Ich war ehrlich gesagt noch nie ein großer Fan  von Silvesterparties. Irgendwie fühle ich mich da verpflichtet auf Kommando ganz ausgelassen zu feiern und dann schreit alles in mir „Hilfe! Ich werde die Party mit meinen melancholischen Jahresabschlussgedanken total versauen, ich will zuhause bleiben!“ Ein kleines Kind ist da eine gute Ausrede (allein schon der Gedanke bis mindestens 12 Uhr aufzubleiben!...) oder eben arbeiten zu gehen. 
Silvester auf der Arbeit bedeutet: keiner hat irgendwelche Erwartungen (wir müssen ja schließlich arbeiten), es muss nicht ausgelassen und lustig sein und oft ist das die ideale Voraussetzungen, dass es genau das wird: ein ausgelassenes und lustiges Silvester.

Ich erinnere mich wie ich mit ein paar Kollegen vor einigen Jahren gefeiert habe. Wir haben spontan Raclette gemacht, die Reste aus dem Kühlschrank aufgebraucht und ein paar der älteren Kinder durften mit uns bis zum Jahreswechsel aufbleiben.
Ein ganz toller behinderter und blinder Junge war total aufgedreht. Er war begeistert von dem Essen und ist bei jedem Böller freudig auf und ab gehüpft und hat geschrien: „Party!!“, um dann gleich zu fragen: „Was war das denn?!?“. Einem behinderten, blinden Jungen ein Feuerwerk zu erklären ist nicht so einfach, aber eigentlich war es egal, er hatte einfach an allem eine riesengroße Freude. Und es war eine mindestens genauso große Freude ihn dabei zu beobachten. „Und, was ist dein Vorsatz für das neue Jahr?“, wurde er von uns gefragt. Seine absolut tolle Antwort war ein freudiger Ausruf: „MEHR KUCHEN!!!“
Wenn das mal kein guter Vorsatz ist. Den könnte ich vielleicht sogar auch einhalten:-).

Ich muss bei dieser Erinnerung daran denken wie Gott mir dieses Jahr in glücklichen Momenten ab und zu zugeflüstert hat: Ich liebe es zu sehen, wenn du glücklich bist! Wenn du dich an deinem kleinen Sohn freust, wenn ihr zusammen auf und ab hüpft und wenn du dich freust über die Dinge die für dich (noch) nicht sichtbar sind ...spürst du wie mein Angesicht über dir strahlt?
Das finde ich einen wunderschönen Gedanken. In der Bibel steht, dass Gott es liebt seinen Kindern Gutes zu tun! Und dass er sich daran freut, wenn wir uns freuen.
Ich weiß nicht wie das vergangene Jahr für euch aussah. Vielleicht einiges an Gutem, aber sicher auch einiges Schwere. Wir erleben ja meistens beides, oft ganz nah beieinander.
Im Rückblick suche und finde ich in den Tagen des vergangenen Jahres Gottes Nähe, seine Ermutigung und Trost in den schwierigen Zeiten und auch seine Mitfreuen an meine kleinen Glück. Auch wenn mir meine Gefühle es manchmal anders einreden wollen: Er ist ein guter Vater und an seiner Hand gehe ich voller Hoffnung in das neue Jahr.
 Einen Satz den ich mir am Ende des letzten Jahres  in mein Tagebuch geschrieben habe ist: 

 Wir sind mehr als die Summe unserer Tage. Wir sind von der Ewigkeit her geliebt.

Letztendlich ist es vielleicht gar nicht so wichtig was wir dieses Jahr geschafft haben oder auch nicht. Vielmehr entscheidend könnte diese Frage sein: Lassen wir es zu, dass wir so sehr geliebt sind, an jedem Tag unseres Lebens?

In diesem Sinne wünsche ich euch allen ein gesegnetes neues Jahr!!!


Freitag, 27. Dezember 2013

"fröhliche Wut-Nacht"!

Weihnachten ist geschafft. 
Es waren schöne Momente und Begegnungen, es waren auch erinnerungsschwere Gedanken und angespannte Situationen. Meine Herkunftsfamilie, so wertvoll und lieb sie mir auch ist, ist auch ein Minenfeld an alten Geschichten und manchen Verletzungen (für uns alle, glaube ich). Ein falscher Tritt und es kann etwas in mir explodieren und eine Reihe von Gefühlen hochbringen, dass ich vor lauter Wut kaum noch atmen kann.Und manchmal bekommen dann die Leute die mir am nächsten sind und die ich wirklich von Herzen liebe am meisten davon ab.

Gestern saß ich mit Heio vor dem Fernseher und wollte eigentlich die Weihnachtstage entspannt mit dem "Tatort" ausklingen lassen.  Da fällt eine Bemerkung von meinem Mann und ich explodiere. Es ist als würde mich eine Welle von Wut überrollen und ich würde am liebsten irgendetwas zerschlagen (leider war nichts entsprechendes in der Nähe. Ich sollte für solche Fälle unser hässliches Geschirr bereitstellen!).
Vor Jahren hat an Silvester die Frau die über mir gewohnt hat in einem wütenden Moment die ganzen Klamotten und sonstige Dinge ihres Partners aus dem Fenster geworfen. Am nächsten Morgen hing einiges davon im Baum vor unserem Haus - ein interessanter Anblick.
Ich kann diese Frau gut verstehen. Gestern Abend hatte ich leider nur Heios Schlafanzug zum in`s Wohnzimmer schmeissen und die Schlafzimmertüre zum zuknallen. Davon ist Samu aufgewacht und er hat eine ganze Zeit lang wütend geweint. Im Dunkel lag ich neben ihm und habe mich gefragt was jetzt gerade eigentlich passiert ist. Ich habe versucht zu beten, die Gefühle in mir in den Griff zu bekommen.
Aber es war mir als würde mich Gott an der Hand nehmen und mit mir durch die Weihnachtstage gehen. Er hat mir einige Situationen gezeigt die mir wehgetan haben, über die ich aber achtlos hinweggegangen bin. Und irgendwie hat sich da etwas angesammelt was dann auf dem Sofa neben Heio explodiert ist. Es waren keine großen dramatischen Verletzungen die ich abbekommen habe. Ich glaube deshalb nehme ich die Dinge auch oft nicht so ernst und will am liebsten lächelnd darüber hinweggehen. Wer will schon so empfindlich sein? Ich will doch liebevoll und ausgeglichen leben. Aber ich merke, je älter ich werde, dass ich die Dinge nicht mehr einfach so wegdrücken kann und will.  Es gehört vielleicht zum Erwachsensein dazu mutiger sein eigenes Herz anzuschauen, mit dem was in mir ist und nicht mit dem was ich gerne darin hätte.
Meine Mutter war nie wütend, zumindest in meiner Erinnerung nicht. Ich glaube das ist vielleicht ein Grund dafür warum für mich das „wütend sein“ offiziell nicht in meine Welt gehört. Deshalb staut es sich in einem dunklen See tief in meiner Seele an und bricht dann wenn es nicht mehr anders geht an den schwächsten Stellen durch und überschwemmt mein Herz und meine Umgebung. Vielleicht ist es an der Zeit diesen Staudamm zu entlasten, mit Gottes Hilfe einen natürliche Fluss in meinem Leben zuzulassen wo auch Wut und Schmerz da sein darf. Wer weiß ob dieser Fluß nicht sogar Leben bringen könnte in manche trockenen Ecken meiner Seele.

Oh weh- das sind schwere Gedanken, die ich euch hier zumute. Aber ich habe mir fest vorgenommen auf diesem Blog das"ehrlich-sein" zu üben:-).
Eine liebe Freundin hat mir in einer e-mail folgendes geschrieben (nachdem sie mir etwas von ihrem Familienkrach vor Weihnachten und anschließender Versöhnung geschildert hat):

Unser Leben ist immer so unfertig. Nie ist alles toll, oft ahnt man nur, wie´s sein könnte. Es ist immer (wirklich immer) erlösungsbedürftig.

Dem kann ich nur aus vollen Herzen zustimmen.
Und doch, das gehört auch zum "ehrlich-sein" dazu: es waren auch viele schöne Momente in diesen Weihnachtstagen: 
mit "alten" Freunden auf den knarrenden Holzstufen der überfüllten Kirche zu sitzen und der Weihnachtsbotschaft zu lauschen, das Staunen auf dem Gesicht des kleinen Sohnes zu sehen beim Anblick der neuen Eisenbahn, vertraute Rituale aus meiner Kindheit die mich glücklich und wehmütig zugleich machen, Spaziergänge, spielen, Freunde treffen und unerwartete Geschenke dankbar annehmen, stille Freude im Herzen über so vieles was mir geschenkt ist.
 




Steinewerfen üben



Opa ist im Himmel. gell? Ja.



Kuchenklau!
lecker Essen!

schöne Bescherung!  

altes Spiel neu entdeckt




Zeit zum ausruhen und lesen

 

Rockin`around the christmastree


Fix und Fertig. :-)



Samstag, 21. Dezember 2013

Ich habe Zeit.

Dieser tolle Zettel lag gestern nachmittag auf unserem Regal: "Lass es dir gutgehen", hat mein Lieblingsmann geschrieben und ist für einen langen Tag mit dem kleinen Sohn zur Schwiegermama verschwunden.

EINEN TAG (und eine Nacht!!!)  NUR FÜR MICH - WIE SCHÖN! 
Ich habe freie Zeit,  was für ein Luxus! 
Natürlich kamen mir auch gleich tausend Dinge die ich dringend erledigen sollte.
Aber ich habe gelernt: es gibt dringende Dinge in unserem Leben: die schreien und drängen sich nach vorne. Und dann gibt es wichtige Dinge im Leben: sie sind eher still und im Hintergrund da und ich will lernen sie nicht übersehen.
Also habe ich es versucht: ein bisschen was vom Dringenden erledigt ( z.B. Wohnung oberflächlich geputzt und eingekauft) und auch etwas vom Wichtigen: ausgeruht, geschlafen,spazieren gegangen, still gehalten und mit meinen privaten Jahresrückblick angefangen.
Ich lese am Ende des Jahres immer durch mein Tagebuch, über die Höhen und Tiefen, was ich in diesem Jahr erlebt habe,  was mir wichtig wurde, was ich lernen will...
"Erfahrung ist gedeutetes Erlebnis. Viele erleben viel, aber erfahren wenig weil sie sich nicht die Zeit nehmen zu deuten." Prof. Zimmer
Ich merke wie gut es mir tut die Zeit zu nehmen um über meine Erlebnisse nachzudenken (ob ich sie immer richtig deute  weiß ich nicht:-)).
Eines habe ich beim " Rückwärtslesen" jetzt schon bemerkt: 
Ich bin so unglaublich beschenkt!!! Und das schon vor Weihnachten!:-) 
Ich bin dankbar für so viele tolle Begegnungen - mit vertrauten Menschen und neu geschenkten Menschen.
Ich bin dankbar  für unsere kleine Familie (so viele müde und glückliche Momente!) und für meine große Familie (Jesusfreaks Stuttgart forever;-)). 
Ich bin dankbar, dass wir mit meiner Mutter Weihnachten feiern können und dass wir bewahrt wurden in so vielen Situationen (bemerkt und unbemerkt).
Ich bin so dankbar für Gottes unglaubliche Treue, jeden Tag in diesem Jahr.
Und ich bin von Herzen dankbar für diesen Blog, für das Schreiben und fotografieren das mir so viel Freude macht und für jeden einzelnen von euch, der sich die Zeit nimmt meine Gedanken zu lesen. DANKE. 

Wie reich ich bin! 
Lustigerweise kam gestern die Bonuskarte von Stuttgart - wir haben überhaupt nicht damit gerechnet - auch hier: DANKE Gott - featuring unsere Stadt Stuttgart.
Das heisst wohl auch: unser Gesamteinkommen ist immer noch etwas niedrig (wahrscheinlich an der oberen Untergrenze). Ich merke davon nicht viel - wirklich, ich finde wir sind so reich in so vieler Hinsicht (und auch finanziell geht es einigen unserer Freunde und sowieso den meisten Menschen auf der Welt viel, viel schlechter!).
 Wir haben vielleicht keine so große Wohnung und können uns nicht alles leisten (wer kann das schon!) - aber wir haben Zeit füreinander. Das ist ein großer Luxus.
Und ich hatte heute noch Zeit für einen kleinen Ausflug nach Ludwigsburg:




















Lieblingsbrezel
Lieblingsladen





















Ihr Lieben- ich wünsche Euch allen ein gesegnetes Weihnachtsfest- mit euren Familien, Freunden, alleine- wo auch immer ihr seid. Auf jeden Fall könnt ihr mit dem Geburtstagskind zusammen sein und das ist doch das Beste:-)




Freitag, 13. Dezember 2013

oh du fröhliche....


Ich konnte es nicht lassen: ich wollte mit meinem Sohn einen Kurzbesuch auf dem Weihnachtsmarkt machen. Er soll ja merken, dass es eine besondere Zeit ist - und das nicht weil Mama und Papa den ganzen Tag hustend auf dem Sofa rumhängen.
Also, Antibiotika eingeworfen und ab zur U-Bahn.
Am Hauptbahnhof strömen uns schon die Massen entgegen:
Hektische Menschen mit Einkaufstüten an beiden Händen, glühweinselige Kollegengruppen, erschöpfte Mamas die ihre weinenden oder schlafenden Kinder im Wagen vor sich herschieben.
Wir stürzen uns in`s Getümmel, ganz klar mit dem Ziel: Dampfeisenbahn und die kleine Merklinwelt mit den vielen Zügen zum Beobachten.
Samu drängelt sich durch, findet einen Platz, ganz nah dran und steht und schaut und staunt. Das kann jetzt dauern.

Ich fange an die Leute zu beobachten.
Vor der Kindereisenbahn steht eine längere Schlange. Die Kinder warten begierig auf den Beginn  der Fahrt.
Eine Mutter drückt ihr Kind dem wartenden Opa im letzten Abteil auf den Schoß. Das Kind brüllt wie am Spieß. "Will nicht!!!!"  Der Opa schaut hilflos die Mutter winkt ab. "Doch, fahren! Das ist toll!" Das Kind hat keine Chance. Es schreit die ganze Fahrt, bis es endlich wieder in den Armen der Mutter landet. 
Am Karusell hinter uns höre ich ein Kinderschluchzen und die verzweifelte Stimme eines Vater: "Ich habe 5 Fahrten für dich gekauft, jetzt fährst du auch!!!"
Im Getümmel ging die Diskussion wieder unter. Ich fürchte das Kind musste fahren oder der Vater hat sich draufgesetzt - als Schwabe verschenkt man ja nichts! :-)   

Es gab natürlich auch leuchtende Kinderaugen und Begeisterung. 
Und ich will nicht ungerecht sein: die erwähnten Eltern haben es sicher gut gemeint und wollten ihren Kindern ein besonderes Erlebnis bieten.
Totzdem hat es mich nachdenklich gemacht. 
Gerade die Weihnachtszeit ist so voll von Vorstellungen (von uns selbst und von den "tollen" Werbebildern)  wie es sein sollte:
schön, fröhlich, harmonisch, Kinderlachen auf dem Karusell, warmer Kerzenschein, Schneeflocken, Schlitten und Kirchengeläut, Liebe, trautes Heim und Freude über Freude.
Aber für viele von uns ist es überhaupt nicht so. 
Manche fürchten den jährlichen Familienkrach, die teuren Geschenke die ein Loch in die Kasse reißen,den Stress ein tolles Essen zaubern zu müssen und andere fürchten die Einsamkeit und hoffen, dass diese Tage schnell vorbei gehen.

An Weihnachten fühle ich mich immer hin- und hergerissen: 
In mir ist der Wunsch ausreichend schöne Zeit mit unseren Familien zu haben, aber auch der Wunsch bei meinen Freunden zu sitzen die ich lieb habe und für die diese Tage einsam und schwer sind. Und dann würde ich an Weihnachten gerne etwas kleines, gutes für einen Menschen tun der nichts erwartet, weil das Leben ihn auf auf die Straße gestellt hat.
Und ich würde gerne bei all dem noch eine ganze Menge stiller, besinnlicher Momente haben.
Ein bisschen viele Wünsche für die paar Tage, ich weiß. Kein Wunder bin ich nach den Feiertagen oft fertig und depremiert.

Aber wenn ich mal alle meine Vorstellungen loslasse (kann ich natürlich nicht, aber nur theoretisch) und dann einmal ganz frei nachdenken könnte: was macht Weihnachten für mich wirklich aus?
Da tauchen vor mir die staunenden Augen meines Sohnes auf, der ganz still steht, inmitten des Trubels und sich von dem wunderbaren Anblick seiner geliebten Züge nicht losreissen kann.
 Ich glaube mit all dem Zauber und Glitzern was wir an Weihnachten veranstalten  haben wir eines verstanden:  an Weihnachten sollte man staunen!

(lebensnah-fotografie.de)
Aber staunen kommt meist auf leisen Sohlen. 
Es breitet sich aus, wenn man ihm genügend Raum gibt.
Wenn man stehenbleibt. Und noch ein wenig bleibt.
Und das Kind in der Krippe anschaut.
Vielleicht merkt, dass man sich dazu hinknien muss.
Einen Moment den Atem anhalten.
Im Weihnachtstrubel plötzlich gefunden werden.
Von einem Gott der Himmel und Hölle in Bewegung setzte
um bei mir zu sein.

Das, so glaube ich, ist das Herz von Weihnachten.
Und das ist für uns alle: für die gestressten Familien und für die, die entspannt zusammensitzen können. Für die Umschwärmten und für die Einsamen. Für die vom Leben Verwöhnten und die Gebeutelten. Für die Glaubenden und die Zweifelnden.
Für jeden von uns ist hier ein Platz.

Ich will jedenfalls versuchen mich durchzudrängeln, durch den ganzen Weihnachtstrubel meiner tollen Vorstellungen und Wünsche und meinen kleinen freien Platz suchen. Ich will an einem der kommenden Tage einen Moment still halten und warten, dass das Staunen mich ergreift. 
Dann hänge ich wenigstens nicht umsonst hustend auf dem Sofa rum:-).


              Euch allen wünsche ich ein wunderbares Adentswochenende !
                                                      Ihr seid ja so geliebt!!!



Montag, 9. Dezember 2013

Sister of mercy

Wir sind krank.

Samu hustet schon seit Wochen. 
Zusätzlich kam er am Freitag völlig durchnässt von der KiTa, dass ich mich frage, ob sie jetzt  "waterboarding" bei ihm durchführen um das Händeschütteln zu erzwingen (Spaß!!! es ist eine tolle KiTa!). 
Am Wochenende wurde ich dann richtig krank mit Verdacht auf Keuchhusten (ich dachte sowas bekommt man nur im Kleinkindalter!). 
Heio ist es auch seit ein paar Tagen schwindelig (!). "Trittbrettfahrer", war mein "barmherziger" Kommentar. 
Aber er sah doch etwas bleich aus und so gingen wir heute - zeitlich versetzt - zum Arzt.

Wir gehen in eine Praxis die von Vater und Tochter geführt wird, allerdings ist der Vater nur noch selten da.
Er ist (nach Heios Erzählungen) liebevoll, nimmt sich Zeit, nimmt einen Ernst und man geht mit dem Gefühl nach Hause verstanden worden zu sein. Und wirklich krank zu sein.
Ganz anders die Tochter. Sie ist von der robusten Sorte. 
Man kann sie mit ein bisschen Fieber und Husten nicht sehr beeindrucken. 
Wie ich gehört habe ist sie ab und zu mit "Ärzten ohne Grenzen" unterwegs. Da wundert es mich nicht wenn sie einen wehleidigen Mitteleuropäer nicht so ernst nimmt, nachdem sie vielleicht gerade aus einem Krisengebiet dieser Welt kommt.
Also, um es kurz zu machen: Ich war bei der Tochter (wie immer),  Heio bekam den Vater.
 Die Tochter schaute sich kurz meinen Zustand an, völlig unbeeindruckt, und verschrieb mir dann missmutig das Antibiotika.
"Und wenn es wirklich Keuchhusten ist?", frage ich. "Das werden sie dann schon merken", war ihre kurze Antwort bevor sie mich zur Tür führte. 
Alles klar. Ich brauch kein Mitleid. Wenn ich zum Arzt gehe freue ich mich über das Rezept wie ein Junkie. Die Tabletten sind stark und wirken. Gott sei Dank für Antibiotika!
 Mein Mann verabschiedete sich zum Arztbesuch: "Egal was passiert, ich habe Euch lieb!". Also wirklich. Kurze Zeit später kam er gebeugt und bleich zurück. 
"Eine Viruserkrankung", flüstert er. "Ich soll mich schonen und hinlegen". Mit diesen Worten verschwindet er im Schlafzimmer. Na toll. Der wer- ist- kränker- Battle ist eröffnet. 
Ein Huster aus dem Schlafzimmer wird mit einem Hustenanfall meinerseits aus dem Wohnzimmer quittiert. Heio gibt irgendwann auf und hilft das Abendessen vorzubereiten. Guter Mann!

Es ist schon krass wie mitleidend ich mit anderen Menschen sein kann und wie wenig Barmherzigkeit ich oft für die Menschen habe die mir am allernächsten sind (und oft bin ich am unbarmherzigsten mit mir selbst).
Ich weiß es ja: Schmerz ist nicht vergleichbar: was einer gut tragen kann, schmeisst einen anderen völlig um.

Wie froh bin ich, dass ich einen Gott habe, der ein guter Vater ist (und in dieser Hinsicht kein bisschen wie die Ärztetochter)!
Er kennt die Krisengebiete der Welt und sieht soviel Not. Und trotzdem - er nimmt mich ernst, egal wie klein oder groß mein Schmerz im Moment ist. Weil ich sein Kind bin und er mich liebt!
Wenn ich Samu anschaue dann weiß ich: egal wie klein sein Schmerz sein mag, wenn er leidet, berührt es mein Herz.
Unser Gott ist ein barmherziger Vater, dem ich jederzeit mein Herz ausschütten kann, der mich versteht und lieb hat. Das tröstet mich. 
Und ich hoffe ich kann ihm da ein bisschen ähnlicher werden.
In diesem Sinne: hoffentlich seid ihr gesund, falls nicht: seid umarmt! Ich leide mit Euch.




Samu beschäftigt sich sogar ein bisschen alleine. Ansonsten hat er einen tollen Babysitter:-)

Mittwoch, 4. Dezember 2013

miss(ed) perfect.

Letzte Woche kam überraschend eine Freundin vorbei.

Es war später Vormittag und bei uns herrschte noch das totale Chaos.
Samu war halbkrank zuhause, ich war noch im Schlafanzug (nicht mal die Zähne geputzt!) und die Wohnung sah aus als müsste dringend das Gesundheitsamt vorbeischauen.
Und mittendrin sitzt jetzt die liebe Freundin in der Küche.

Ich weiß, manche sind da völlig entspannt und denken: na und? Aber ich sitze da und mir bricht innerlich der kalte Schweiß aus. Während ich versuche mich auf das Gespräch zu konzentrieren nehme ich aus den Augenwinkeln das Chaos in der Küche wahr und hoffe inständig dass ich keine Essensreste im Gesicht habe.

Anstatt mich über den Kurzbesuch zu freuen bin ich danach ziemlich fertig. Besonders nachdem ich den Ausblick sehe, den mein Besuch auf unser sonnenbeschienenes Fenster hatte:

                  Das ist kein schönes Wintermuster- das sind Fingerspuren. 
Ich weiß auch von wem!

Mist!
Am liebsten will ich gut vorbereitet sein auf meinen Besuch.
Alles soll gemütlich und aufgeräumt sein und ein leckeres Essen auf dem Tisch stehen.
Ich will meine Besucher frisch geduscht und munter empfangen, eine interessante und inspirierende Gesprächspartnerin sein und alles in allem soll ein Besuch bei uns die Leute reicher und glücklicher machen
( ich ahne warum ich zur Zeit nicht so oft Besuch habe! ).

Dann habe ich gestern den Elternbrief von der KiTa bekommen.
Es waren einige Infos dabei über Dinge die mir völlig neu waren, die aber von den Eltern erwartet werden. Es war teilweise so nett formuliert, wie z.B: "danke, dass es jetzt bei allen so gut klappt, dass die Kinder sich mit Handschlag von der zuständigen Erzieherin verabschieden",  und ich hatte keine Ahnung dass das so laufen soll ( und wir haben Samu das Händeschütteln zum Abschied noch gar nicht beigebracht!). 
 
Mir kam es so vor als wäre der gesamte Brief GEGEN MICH geschrieben! Als hätten sich die Erzieher gedacht: lass es und mal positiv formulieren, damit die Frau es endlich auch mal merkt wie es hier zu laufen hat.
Ich weiß- völliger Unsinn, aber so sind leider manchmal meine Gedanken.
Ich mache mir ein Kopf warum die Nachbarin so unfreundlich ist und mich auf der Strasse nie zurückgrüßt (bis sie mir erzählt, dass sie fast blind ist!) und darüber wieviel Seitenaufrufe mein Blog hat und ob das was ich schreibe gut genug ist. 
Ich will seit über 2 Jahre mindestens 5 Kilos abnehmen (das Argument „ich war erst schwanger!“, zieht leider nicht mehr so gut), jeden Tag joggen gehen (ich gehe nicht jeden Tag- ich gehe NIE!), mich endlich beim Freundeskreis Flüchtlingshilfe einbringen und und und. 
Ich will einfach die Dinge richtig machen, es den Leuten recht machen und endlich mein Leben besser auf die Reihe kriegen. Aber ich schaffe es nicht.
Gerne würde ich immer so entspannt und munter aussehen wie auf meinem Blogprofil, aber die Realität sieht meistens eher so aus und es geht noch viel schlimmer!)




Beim Internetsurfen habe ich neulich abends einen interessanten Beitrag von Brene Brown gelesen, der mich sehr angesprochen hat (das ist wirklich zu empfehlen wenn ihr mal Zeit dafür habt, leider in Englisch).
Sie ist eine amerikanische Soziologin die jahrelang Studien über Beziehungsfähigkeit durchgeführt hat und sehr schnell dabei auf die Begriffe „Verletzlichkeit und Echt-sein im Leben“ kam.
Hier ein paar Gedanken aus einem Artikel von ihr: 

Wenn wir immer alles richtig machen wollen regieren in uns die 2 Sätze: 
„Niemals gut genug“ und „was werden die Leute denken?“
Wir wissen, dass wir nicht perfekt sein können, warum wollen wir es dann sein?
Bewundern wir Leute die perfekt sind? Nein! Die Wahrheit ist, dass wir Leute attraktiv finden die ehrlich, echt und „einfach-sich-selbst“ sind. 
Wir wissen doch , dass das Leben ein Durcheinander ist und niemals perfekt.
Aber wir sind von dem Gedanken perfekt zu sein deshalb so angetrieben, weil wir meinen, dass es uns beschützt. Wenn wir Fehler vermeiden, gut aussehen und immer das Richtige tun, dann können wir den Schmerz minimieren oder sogar vermeiden der durch Scham, Anklage und Beurteilen von Anderen  in unser Leben kommt...
... nur wenn wir aus der tiefen Überzeugung leben, dass wir wertvoll sind- dass wir es Wert sind geliebt zu werden (egal ob wir alles auf der Reihe haben oder nicht!) dann können wir lernen diesen Anspruch loszulassen. 
Dann glaube ich es jetzt, in diesem Moment, so wie ich jetzt bin -nicht mit 10 Kilos weniger, nicht wenn ich meine Eheprobleme im Griff habe oder wenn ich erst dieses oder jenes getan habe.
Ich lerne mich zu zeigen wie ich bin.Dazu gehört Mut.
Die Wurzel von dem Wort Mut kommt aus dem lateinische und bedeutet: Herz.
Mut heisst also ursprünglich nicht eine heroische Tat zu vollbringen sondern von seinem Herzen zu reden, sich verletzlich machen, ehrlich und offen damit zu sein wer wir wirklich sind. ..und zu vertrauen dass wir genug sind, dass wir geliebt sind.
Mutiger kann man nicht werden.“
Diesen Mut wünsche ich mir und allen von Euch, denen es manchmal ähnlich geht wie mir.
Wir sind wertvoll, wir sind geliebt- so wie wir sind!  In diesem Moment.
(Auch mit dreckigen Fensterscheiben, ungeduscht,und einigen Kilos zuviel ).
       so kam Samu gestern von der Kita heim:-). Kinder sind nicht perfekt, 
sie lassen sich einfach lieben.

 

Samstag, 30. November 2013

Politische Früherziehung!


Gestern sah der kleine Sohn unsere Bundeskanzlerin im Fernsehen und war ganz begeistert von ihrer grünen Jacke (Samu liebt grün!): 
„Grün! Grüüün!" und Freunde! Freunde!", rief er und zeigte aufgeregt auf die nette Dame in grünem Kostüm.
„Angela", sagte ich erklärend.
Heute sah er das obige Bild in der Zeitung. 
"Angela!", rief er freudig. Sogar ohne Kopf erkannt!
 Also wenn sie weiterhin öfters grün trägt, hat sie einen Wähler in 16 Jahre sicher...

 Wünsche Euch allen einen schönes und gesegnetes
1.Adventswochenende!


  Winterstimmung im Schwarzwald und staunen auf dem Schlossplatz:




 

Donnerstag, 28. November 2013

Was bleibt, was kommt?

Die letzten Tage bin ich mit Samu und meiner Nichte nach Hause gefahren, 
zu meiner Mutter in den Schwarzwald.
Ich sage immer noch: „nach Hause“, auch wenn ich seit ganz langer Zeit nicht mehr dort wohne. Aber es ist der Ort an dem ich aufgewachsen bin, wo mir jede Straßenecke vertraut ist und überall Erinnerungen und Geschichten stecken.
Und doch - das Leben geht weiter, auch bei diesem langsamen Rhythmus auf dem Land.
Meine Schulkameraden haben zum großen Teil hier ihre Häuser gebaut und Kinder großgezogen. Aldi und Co sind auf dem Vormarsch und die kleinen Läden verschwinden, einer nach dem anderen. Das gefällt mir nicht. Am liebsten hätte ich, dass alles so bleibt wie es früher war. 
Ich hätte es so gerne, dass mein Papa noch die Treppen heruntereilt, um mir die schwere Taschen abzunehmen um dann meinen Geschichten von der „großen weiten Welt“ zu lauschen. So gerne sind wir dann bei stürmischem, kaltem Wetter in den Bergen spazieren gegangen. Ich habe es geliebt - seine starken, weit ausholenden Schritte neben mir.
Aber die Schritte wurden schwächer und langsamer, bis sie zum Schluss nicht mehr gehen konnten. Jetzt trage ich das Gepäck selbst nach oben und vermisse ihn.

Auch meine Mutter befasst sich mit ihrem irdischen Lebensende. Es fällt mir schwer, aber ich bewundere es auch an ihr. 
Manche Menschen können sich nicht mit ihrer Sterblichkeit befassen, wenn sie auch noch so alt sind.  Meine Mutter hat sich vorbereitet:
den Ablauf ihrer Beerdigung festgelegt, uns ihr Vermächtnis aufgeschrieben und die Wohnung von allem überflüssigem freigemacht. So genießt sie jetzt noch ihre Enkel und die schönen Erinnerungen, um dann im stillen Vertrauen dem entgegenzugehen, dem sie ihr Leben lang nachgefolgt ist.

Aber wenn ich Zuhause bin, nehme ich auch das wahr, was an Neuem nachkommt.
Ich sehe Samu, wie er voller Energie auf die Klaviertasten einhämmert, die auch unter den Händen von mir und meiner Schwester so gequält wurden. Er platzt fast vor Lebenslust und Neugier auf alles was kommt. Alles ist neu, unberührt und um jede Ecke warten Überraschungen. Er ist gestern zum ersten Mal Bob gefahren - was war das für ein Staunen! Wie herrlich seine Freudenschreie bei der rasanten Fahrt zu hören.

Dann sehe ich meine Nichte, voller Träume und Pläne
Ihre Zukunft liegt offen vor ihr - in diesem Alter ist alles noch möglich (zumindest scheint es so).
War ich nicht erst gestern selbst in diesem verheissungsvollen Lebensabschnitt?
So kommt es mir vor...

Und dann schaue ich mich an und denke: 
Gott, was kommt noch? 
Hast du noch etwas vor mit mir? 
Ich meine, ich bin gerne Mama (!), aber ich merke ja jetzt schon, dass Samu sich langsam loslöst und ich wieder kleine Freiräume bekomme. Wie soll ich sie füllen (nachdem ich wieder zu Kräften gekommen bin - wird mein Mann jetzt sagen!)?
Zurück in den stressigen Sozialjob oder kann ich auch noch träumen von unbegangenen, neuen Wegen? 
Alles in allem lässt mich der Besuch Zuhause immer etwas melancholisch werden (wie man an diesem Post deutlich merkt).
Aber es fordert mich auch neu heraus zu vertrauen, dem meine Hand hinzustrecken, der alle Zeit in seinen Händen hält. 
Er bleibt bei uns, in allen Lebensphasen und er wird es gut machen:
- für meine Mutter,  wenn sie die letzte Steigung hier bewältigen muss (alt werden ist wirklich nichts für Feiglinge!)
- für den kleinen Sohn, dessen Seele noch formbar ist wie Wachs, der viel Gutes und Schönes aufnehmen wird und leider auch manches Schwere 
- für meine Nichte, die erleben wird wie Träume wahr werden und manche Träume auch zerplatzen
- für mich, wenn ich meine Grenzen gnädig annehmen kann und vielleicht auch darüber staunen werde, wo sich noch ganz ungeahnte, spannende Wege auftun.

In jedem Fall glaube ich eines:
Die Zukunft liegt für uns alle noch vor uns.
Oder -  wie es mal ein Mann Gottes gesagt hat:
Das Beste kommt noch!!!