Donnerstag, 16. Juli 2015

von der verlorenen Leichtigkeit und der Einladung zu versagen


Am Sonntag haben wir uns mit Freunden auf dem Land getroffen und Heio hat das kleine Fahrrad für Samu eingepackt. Er wollte auf der Wiese ein bisschen mit ihm üben (zum ersten Mal). Ich habe nicht viel davon gehalten. Der Vorderreifen wurde vom Mann mit Gras präpariert, weil der Schlauch kaputt ist und ich fand, dass Samu besser auf einem Fahrrad üben sollte das Luft in BEIDEN Reifen hat. 
Später saßen wir kuchenessend auf der Picknickdecke und plötzlich hörte ich hinter mir Jubelrufe. Ich schaute mich um und konnte es kaum fassen: Mein kleiner Sohn fuhr holpernd und lachend GANZ ALLEINE über die Wiese.




Mit meinem Handy hielt ich diesen besonderen Moment fest. Seit Tagen schaue ich mir den kleinen Film immer mal wieder an. Samu, der unbekümmert losfährt, hin und her wackelt und sich am Ende der Fahrt einfach quietschend vor Freude in`s Gras fallen lässt. Das bringt mich jedes Mal zum Lachen.
Und ich merke, dass mir im Moment genau diese  Leichtigkeit fehlt. 

Seit Tagen versuche ich einen Blogeintrag auszuformulieren, aber es kommt einfach nichts richtiges dabei raus. Vielleicht klammert sich ja meine alte Angst an mich, dass es einfach nicht reicht, was ich geben kann. Oder es ist meine Suche nach Anerkennung und netten Kommentare, die mich zum Schwanken bringt. Oder mich blockiert mein Wunsch, dass ich es doch endlich mal schaffen sollte so unbekümmert und leicht zu schreiben, wie andere das tun. Wahrscheinlich ist es von allem ein bisschen (ach ja, alles Dinge an denen ich arbeiten will). 

Aber es ist auch noch etwas anderes: Meine Erschöpfung ist noch nicht besser geworden. 
Es fällt mir schwer, das einzugestehen. Ich komme mir so jammrig vor. So schwach und wenig belastungsfähig. Außerdem werden die Umstände definitiv besser: Samu schläft seit ganz kurzem die meisten Nächte bis halb 7 durch (WAHNSINN- ein Riesenwunder für mich- und DANKE an alle die dafür gebetet haben!!!!), es sind gerade keine akuten Erkrankungen in der Familie. Ich mache Pause von einem anstrengenden Job und habe mein Manuskript pünktlich fertig geschrieben. Alles in allem ideale Umstände in denen ich jetzt wieder voller Elan und Leichtigkeit meinen Alltag bewältigen und nebenher inspirierende Blogeinträge schreiben könnte.
Aber es ist leider nicht so. Ich bin so unglaublich müde, mein Herz stolpert immer noch vor sich hin, beim Kämmen vor dem Spiegel entdecke ich wieder kahle Flächen (Gott sei Dank an einer Stelle wo es gerade noch als modischer "sidecut" durchgehen kann) und meistens ist am Ende meiner Kraft noch viel zu viel Tag übrig.

Und während ich Gott bitte, mir doch die Freude und Leichtigkeit am Schreiben zu geben, spüre ich die Einladung von Jesus alles loszulassen und wirklich auszuruhen. Still zu werden  (und wenn Jesus das sagt, dann ist es ungefähr so sinnvoll weiterzuschreiben, wie bei Flaute ein Segelschiff in`s Rennen zu schicken). 

Neulich habe ich gelesen, dass die englische Fassung der Bibelstelle:  "BE STILL and know that I am God" (Ps.46,11)  auch manchmal so übersetzt wird:  

"FAIL. And Know that I am God."  

Das "still werden" und loslassen fühlt sich gerade ganz schön nach Versagen an.
Nach Schwäche. Aufgeben. Leute enttäuschen. Nichts durchziehen können....
Ich habe mich auf`s Weiterschreiben gefreut. Und - auch wenn es noch etwas mühsam ist - ich wollte für euch, meine treuen Leser, etwas Gutes schreiben. Aber es ist wie es ist. Jetzt heisst es loslassen. Still werden. Versagen. Und mich demjenigen anvertrauen der so liebevoll zu uns sagt:

 "Bist du müde, ausgelaugt und religiös ausgebrannt? Dann komm zu mir. Lass uns zusammen sein und du wirst wieder zu Kräften kommen und dein Leben wiederfinden. Ich zeige dir, wie du wirklich zur Ruhe kommen kannst. Gehen wir zusammen, beobachte wie ich die DInge tue, lerne den ungezwungenen Rhythmus der Gnade. Ich werde dir nichts schweres oder krankmachendes auflegen. Bleib mit mir in Kontakt und du wirst lernen frei und leicht zu leben." (Matt.11,26- frei übersetzt aus "the message").

Das ist es, was ich gerade so dringend brauche: Entspannt mit Jesus zusammen sein. Den Rhythmus der Gnade lernen. Gesünder werden. Freier leben.
Also lege ich den "Stift" nochmal für einige Zeit zur Seite. Für wie lange, weiß ich nicht. Das ist ja so ne Sache mit dem loslassen:-). Aber ich werde mich auf jeden Fall nach unserem Urlaub, Ende September, hier melden. Ob ich mich dann abmelde oder ob und wann es weitergeht  hängt davon ab ob ich neue Kraft tanken konnte. Und ob der Wind wieder kommt. Dann will ich wieder so gerne wieder vor euren Augen hin und herschwanken.

Habt einen wunderbaren Sommer!!! Nochmal DANKE für`s treue Mitlesen...

JESUS SEGNE EUCH!!! 
ER liebt uns so sehr - egal ob wir unbekümmert und jubelnd unser Ding machen, oder ob wir lernen still zu halten und zu versagen. Das Beste ist, dass er in unserer Nähe bleibt und uns tatsächlich beibringen kann frei und leicht zu leben (auch wenn manche von uns - sprich ICH - dafür ziemlich lange üben müssen).

Dienstag, 7. Juli 2015

Geschafft.

Anfang Juli- und ich bin zurück! Und Freunde - es ist fast geschafft: heute ist der letzte Tag der Hitzewelle! SCHWITZEN UND DURCHHALTEN. 
Samu meinte auf dem Weg zur Kita: "morgen ist es wieder unser Lieblingswetter und dann feiern wir, gell Mama?" Genau. 


Auch geschafft ist das Manuskript für das Buch. Hab die letzten Wochen in jeder freien Minute am Vormittag geschrieben und gestern konnte ich es an den Verlag und meine Lektorin schicken. Ich bin ganz glücklich und fühle mich auch ein bisschen in Feierstimmung. 


Und Manchmal hat man Befürchtungen wie man durch eine bestimmte Zeit kommt und dann geht es viel besser als erwartet. So wie die 5 Wochen Gips  (nachdem sich der kleine Sohn die zwei Unterarmknochen gebrochen hat - zu schnell gerannt und draufgefallen). 


Ich habe nur "mindestens 5 Wochen" gehört und es lag wie ein Berg vor mir: wie schaffen wir das bloß? Wochenlang ohne Sandeln, Laufrad fahren, rennen und hüpfen. Aber es ging erstaunlich gut. Einfach ein Tag nach dem anderen. Wie so vieles im Leben. 
Und wie gut, dass man nicht immer alles vorher weiß. Wenn ich gewusst hätte, dass Samu 4 Jahre lang ziemlich schlecht schläft, dann wäre ich total verzweifelt. Aber wir sind durchgekommen. Mit wenig Schlaf (an manchen Tagen mit SEHR wenig Schlaf). Jetzt wird es endlich, tatsächlich, wirklich, ein bisschen (ich bin mal noch vorsichtig!), richtig besser und ich kann unser Glück kaum fassen.  

Und er rennt weiter und kann sogar dabei seine Hose festhalten. Tolles Kind. Und er wird immer größer...

...und ist von morgens bis abends am Basteln und malen (hier seht ihr was passiert, wenn sich die Ampelmännchen ineinander verlieben. Dann gibt es Verkehrschaos!).








Geschafft - das war ich auch auf dem Sommerfest der Kita. 
Erhitzt war ich nicht nur wegen dem Wetter, sondern weil ich mich freiwillig gemeldet habe, bei einem Spiel einen Begriff pantomimisch darzustellen. "Kann ja nicht so schwer sein", dachte ich mir. Und dann mussten die Kinder erraten, dass ich eine Schnecke bin. Sagen wir`s mal so: vor der gesamten (einschüchternden) Elternschaft und den Erziehern durch`s Gras zu robben und darauf hoffen,dass die Kinder endlich erkennen, dass ich EINE BESCHISSENE SCHNECKE BIN!!!  war, gelinde gesagt, etwas demütigend.  Aber wir feiern weiter:



Schöne Gartenparties und Geburtstagsfestle...


 und ein bisschen Kirchentag miterlebt:



Der Abend mit dem Ehepaar Schneider und Samuel Koch war für mich etwas ganz besonderes: Glaube im Dunkel. Unfallfolgen die alles verändern. Das sterbende Kind im Arm halten. Dinge die man eigentlich nicht in Worte fassen kann. Was Gott manchen Leben zumutet, was sie "schaffen müssen", ist fast unerträglich. Und doch sehe ich, wie sie die Dinge tragen, ehrlich kämpfen und weiter machen auch wenn "der Glaube Risse bekommt. Wenn man erfährt was es heisst Gott zu FÜRCHTEN und zu lieben... wenn man weiß: ich kann jetzt gar nichts mehr halten. Und erlebt, man wird gehalten."(Nikolaus Schneider).GOtt ist auch im Dunkel. Diese Geschichten machen Mut.
Ich muß dabei auch an unseren wunderbaren Besuch,vor ein paar Wochen, im Zirkus denken:


Es war ein kleines Familienunternehmen: Ein Papa mit Frau und drei Töchtern. Und es gab keine Tiere- außer ein paar gezüchteten Tauben (und ich habe lange genug in der Innenstadt gelebt um sagen zu können: ich HASSE Tauben! Tut mir leid). Aber es gab viel Akrobatik.  
Wir saßen so dicht dabei, dass ich das besorgte Gesicht des Vaters sehen konnte, als seine Tochter oben am Zirkuszelt ihre Kunststücke vorführte. Seine starken Hände zuckten bei einigen Übungen – er war jeden Moment bereit sie aufzufangen. Und er klatschte nach jeder Nummer am lautesten von uns allen. Vielleicht vor Erleichterung, dass alles gut ging und sicher auch vor Stolz über seine Töchter. 
Ein bisschen hat er mich an Gott erinnert...ob er wohl auch so bereit steht, seine Hände zucken um uns aufzufangen und dann zu jubeln wenn wir etwas geschafft haben?



Heute ist für mich so ein Tag an dem ich einfach mal innehalten will und "DANKE" sagen. Für das was geschafft wurde. Für Gottes Treue. Sein "P.s. ich liebe dich" am Ende des Tages. Und für euch- mein treuen Leser. Schön, dass ihr wieder da seid! Weiter geht`s...und was wir alleine nicht schaffen das schaffen wir zusammen :-).

Das ist der Blick von unserem Balkon.