Was war das, politisch gesehen, für ein aufwühlender Tag! Zuerst die Wahl eines US-Präsidenten, die bei vielen große Bestürzung auslöst. Weniger wegen der Partei die er vertritt, sondern weil er eine große Unberechenbarkeit mit in das Amt bringt (um es mal vorsichtig auszudrücken). Man weiß einfach nicht was er tun wird. Wird er sich mit Putin verbünden oder ihm mit einem Atomangriff drohen? (oder beides zugleich?) Wird er unterstützend an der Seite der Ukraine und an der Seite Israels bleiben, oder wird er sein "Amerika first!" auch hier wahr machen? Werden höhere Zölle weitere Arbeitsplätze bei uns gefährden?... Fragen, auf die viele Experten vorsichtig abwägend sagen: "Man weiß es einfach nicht." Und dann - mitten hinein in diese Unsicherheit - kam die Nachricht, dass die Ampelregierung in unserem Land zerbrochen ist. Was letztlich vorzeitige Neuwahlen bedeutet, bei denen man befürchten muß, dass sich die radikalen Positionen noch verstärken und unser Land unregierbar wird. Nein, ihr seid hier nicht auf einem Nachrichtenblog gelandet, aber manchmal bricht die große Politik in unsere kleinen Leben hinein und wir fragen uns besorgt, wohin das führen wird. Für uns. Für unsere Kinder...
Gestern habe ich länger mit meiner Nichte telefoniert. Sie ist hochschwanger mit ihrem ersten Kind und in wenigen Tagen ist ihr berechneter Entbindungstermin. In den Herbstferien hat sie uns besucht und ich durfte meine Hand auf ihren Bauch legen und bekam einen gehörigen Tritt von dem kleinen Jungen, dem der Platz dort drin nun langsam viel zu eng wird. "Was freue ich mich, wenn ich ihn endlich im Arm halten kann!", seufzte meine liebste und einzige Nichte, als sie sich aus dem Sessel schob. Gestern habe ich sie also angerufen, um zu hören wie es ihr geht. Und weil ich ihr ein bisschen Mut vor der Geburt machen wollte. Aber sie klang ganz zuversichtlich, während sie auf ihrem Hüpfball saß und meine besorgten Fragen beantwortete. "Alles gut, DIna! Ich freu mich einfach, wenn ich bald nicht mehr schwanger bin", sagte sie lachend (ach, diese unbedarften Erstgebärenden!;-)). Am Ende hat unser Gespräch MICH ermutigt. Weil diese frohe Erwartung von einem neuen Leben auf mich überging: Ein kleines Menschenkind, das ungeduldig, wie ein Windhund vor dem Rennen, gegen seine enge Behausung tritt, um endlich nach draußen zu kommen in unsere große weite Welt! Um mit staunenden Augen das Lächeln seiner Eltern aufzufangen, sich umarmen und liebhaben lassen (auch von merkwürdigenTanten und Onkeln) . Um dann, angetrieben von Neugierde, zu robben und krabbeln und die ersten wackligen Schritte zu machen. Um zu tasten und zu greifen - nach glitschigen Regenwürmern, knisternden Blättern und dabei den schnellen, schmerzhaften Nasengriff zu perfektionieren, in jedes Gesicht das vor ihm auftaucht. Um zu fühlen und zu schmecken. Kürbisbrei und Karottenmus über sich ergehen lassen, bis es endlich die erste Butterbrezel in der Hand halten darf und nebenher vergnügt auf einen Bildschirm patschen kann, auf dem ein lustiger Mann mit orangenen Haaren wütende Dinge sagt.
Ich will die (berechtigten) Sorgen unserer Zeit nicht kleinreden. Aber es hilft mir, wenn ich an die Generationen vor uns denke. Die ebenfalls mutig Kinder in die Welt gesetzt haben. Inmitten von großen Herausforderungen. Heute morgen las ich auf einer Statusmeldung die Worte von Karl Barth, der in Zeiten des Nationalsozialismus die Bekennende Kirche mitgegründet hat und der die Christen dieser Zeit eindringlich zum Widerstand aufrief. In der Nacht vor seinem Tod telefonierte er noch mit einem Freund und sagte dabei zu ihm:
Ja, die Welt ist dunkel.... Nur ja die Ohren nicht hängen lassen. Nie! Denn es wird regiert. Nicht in Moskau, Peking oder Washington. Es wird regiert von ganz oben, vom Himmel her! Nicht den Mut verlieren, es wird regiert!
Was für ein Vermächtnis! Von einem Mann der den bösen Strömungen seiner Zeit Widerstand geleistet hat. Der sich eingemischt hat. Und für Versöhnung geworben hat. Bis zum Schluß. Und der in allem diesen kindlichen Blick zum Himmel behalten hat. Es wird regiert! Auch heute noch. Nicht den Mut verlieren! Auch nicht, wenn die Geburtswehen in der Welt zunehmen. Neues Leben ist unterwegs. Advent liegt schon um die Ecke. Der König kommt.
Amen, Schwester!
AntwortenLöschenDanke für deine Ermutigung!
Der König kommt. So ischs.
AntwortenLöschenLiebe Christina ,ich hatte gehofft,dass du heute schreibst und danke dir für dein Mut machen ,wo die Welt immer mehr aus den Fugen gerät ! „ mir geht es gut,die Nachrichten lehren es mich“ ,schreibt Frank Fischer und das habe ich heute im Status ! Trotz allem !!! Es wird regiert ! Gott sitzt im Regemente ,so heißt es in einem Kirchenlied !Danke ,dass du daran erinnerst ! Doro
AntwortenLöschenLiebe Christina,
AntwortenLöschenVon Herzen DANKESCHÖN für diesen wertvollen Text.
Ich bin schon lange eher stille Leserin Deines Blogs (und Deiner wunderbaren Bücher!) und habe selten kommentiert. Das möchte ich heute tun.
Vielen Dank für Deinen Blog!!
Deine Worte berühren und trösten mich immer wieder, sie holen mich ab und helfen mir! Deine Erlebnissen fasst Du in wunderbarer Weise in Worte und zeigst eine tiefere Bedeutung auf.
Ein ganz besonderes Dankeschön auch dafür, dass Du Dich nicht vor schwierigen Themen scheust und auch dazu Deine Gedanken teilst. Nachdem mich das aktuelle Weltgeschehen ratlos zurück gelassen hat, helfen mir Deine Gedanken sehr, alles wieder besser einzuordnen zu können und vor allem die Erkenntnis: Es wird regiert!
Danke für die Erinnerung und Ermutigung!
Sei gesegnet.
Liebe Grüße
Myriam
Ganz lieben Dank für deine mutmachenden Worte!!das tut wirklich gut! Hab reichlich Segen,
LöschenLiebe Grüße, Elisabeth
Vielen Dank, dass du unseren Blick in die richtige Richtung gelenkt hast! LG
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