Wenn ich mich in diesen Tagen an meinen Schreibtisch setze, fällt es mir richtig schwer mich zu konzentrieren. Das mag an meiner derzeitigen Müdigkeit liegen, aber auch an den Vogelnestern, die wir in den Hohlräumen unter unserem Dach beherbergen (ich sollte meinen Blog in "Die Spatzen auf dem Dach" umbennen - das würde der Realität viel näher kommen!). Es fühlt sich so an als würde ich direkt unter einem Kindergarten wohnen. Die frisch geschlüpften Spatzenkinder machen einen Riesenlärm! Vom frühen Morgen bis zum Abend rufen sie nach Nahrung. In einem schlauen Buch über Spatzen habe ich gelesen, dass die Eltern in einer Brutsaison an den Nachwuchs ungefähr 20 000 Insekten verfüttern und ca. 400 mal am Tag das Nest mit Nahrung anfliegen! Unfassbar, oder?
.jpg) |
Foto Canva |
Trotz der ständigen Versorgung hören die Kleinen nicht auf lautstark zu piepsen. Und ich kann sie gut verstehen. Weil ich mit einem ähnlich großen Hunger kämpfe. Ich spüre ihn, wenn ich Abends eine Chipstüte aufreiße und
durchs Internet scrolle. Er überfällt mich, wenn ich mein Mail-Fach öffne oder nach Rezensionen zu meinem neuen Buch schaue. Er kann richtig groß werden, wenn ich Urlaubsbilder von Freunden
auf ihrem Status betrachte oder auch wenn ich die Wochenplanung mit meinem Mann mache. Dann werfe ich ihm vor, dass er die schönsten Dinge
unternimmt während ich einfach "immer nur da bin". Alles in mir schreit: Es ist zu wenig! Mein Leben ist zu klein! Da muss doch mehr
sein!
In dem wunderbaren Buch "reclaiming Quiet" schreibt die Autorin Sarah Clarkson:
We are all born hungry. So hungry. We don`t always remember this, but the broken world around us was never the one we were originally made for.
Wir kommen alle hungrig auf diese Welt. So hungrig. Wir machen uns das nicht immer bewusst, aber diese zerbrochene Welt war nie die Welt, für die wir ursprünglich geschaffen wurden.
Ich finde es nicht einfach mit diesem Hunger zu leben. Zwei Dinge helfen mir dabei. Einmal ist es schlicht das: Immer wieder neu Ja zu sagen, zu dem Leben das ich habe. Dass ich "einfach immer nur da bin" (was ja so auch nicht stimmt - ab und zu bin ich auch mal unterwegs - mindestens bis ins Nachbardorf :-)) Ich erinnere mich daran, dass ich nicht durch Erfolg oder am anderen Ende der Welt, mit der schönsten Urlaubsreise oder mit den außergewöhnlichen Dingen satt werde, sondern mitten in meinem begrenzten, ruhigen Leben. Es gibt ein Gedicht von Donald Hall, das ich auch in dem Buch von Sarah Clarkson entdeckt habe. Passenderweise heisst es Summerkitchen. Darin beobachtet der Dichter seine Frau, die in der Küche steht, auf das Vogelzwitschern hört, Knoblauch schält und nebenher an einem Glas Wein nippt. Die zwei letzten Zeilen lauten:
We ate, and talked and went to bed and slept.
It was a miracle.
Diese Einfachheit berührt etwas in mir. An meinen ruhigsten und gewöhnlichsten Tagen kann ich die kleinen Dinge anschauen: Das Essen auf dem Tisch. Die Freundlichkeit der Verkäuferin. Das Rauschen der Bäume. Das warme Bett, in das ich falle... mindestens 400 Mal am Tag wird mein Inneres mit ein wenig Futter angeflogen. Jeden Abend könnte ich ein Gedicht daraus machen und "It was a mircale" darunter schreiben. Wenn mir dieser Blick auf meine Tage gelingt, (was nicht immer der Fall ist) dann kommt etwas in mir zur Ruhe und ich finde Frieden, in dem Leben das ich habe.
Und das andere, das mir hilft ist: Ein Ja zu zu dem Hunger zu haben. Er gehört zu unserem Menschsein. Und es können heilige Momente sein, wenn ich spüre, dass nichts auf dieser Welt mich vollständig und dauerhaft ganz und heil machen kann. Wenn meine Gebete zu einem geflüsterten "Komm bald wieder, Jesus!" werden. Unseren Hunger wahrzunehmen und ihn nicht ständig zu verdrängen ist eine heilige Aufgabe, schreibt Sarah Clarkson. Der Hunger hält etwas in uns wach. Eine Sehnsucht, die über diese Welt hinaus geht. Eine Vorfreude. Eine Ahnung.... Er beflügelt die Hoffnung und schenkt einen Glauben, der wie ein Vogel ist, der singt wenn die Nacht noch Dunkel ist. (RabindranathTagore) Womit wir wieder bei den Spatzen auf unserem Dach wären. Seit ich hier angefangen habe zu schreiben, haben sie unablässig gepiepst. Jetzt gerade sind sie einen Moment ruhig. Auch das - dieses Ruhigwerden und für einen Moment so ganz zufrieden sein - erinnert mich an die Zukunft und die Hoffnung die ich habe.
One day. We`ll eat and drink. And we`ll be fully satisfied.
 |
auf dem Hof von Freunden, zur letzten Lesung vor dem Sommer.... |
 |
...ein Ort an dem ich jedes Mal etwas von dem "gestillt werden" erlebe. Danke euch! |
Danke, sehr gute Gedanken, kam gerade richtig!
AntwortenLöschenLiebe Grüße
Angela
Danke liebe Angela! So schön, dass du immer wieder hier mitliest. Segensgrüße zurück und eine gute Sommerzeit!
LöschenDeine Gedanken und deine Offenheit berühren mich sehr. Danke dafür
AntwortenLöschenDanke zurück! :-)
LöschenHey Christina! Danke für die Ermutigung. Let's realize that we can be satisfied with HIM.
AntwortenLöschenGrüße von one of your male fans:-)
Markus
Oh wie schön - mein "male fan!" :-) Amen zu "We can be satisfied with Him!" Immer wieder braucht meine hungrige Seele diese Erinnerung...mir wird nichts mangeln. Herzliche Grüße zu Dir und euch und habt eine gesegnete Sommerzeit!!! (war so schön dich in RV zu treffen!)
Löschen