Ich drücke wieder die Schulbank. In unserer Jesusfreaks-Gemeinschaft haben wir seit einigen Monaten einen kleinen Jüngerschaftkurs. Ein wunderbarer Mensch hat angeboten nicht nur mal kurz zum Predigen vorbeizuschauen, sondern uns eine Wegstrecke zu begleiten. Und weil wir ein bisschen Orientierung gebrauchen können und wir gerne in die Richtung gehen würden in der dieser Jesusjünger unterwegs ist, haben wir uns an seine Fersen geheftet. Wir lernen also miteinander. Bekommen bei den monatlichen Treffen ein Handout mit einer Bibelstelle, mit der wir uns bis zum nächsten Treffen täglich beschäftigen sollen. Zuerst waren das die aufmunternde Worte aus Psalm 23. Den ganzen Sommer habe ich jeden Morgen darüber nachgedacht wie wunderbar es doch ist, diesem guten Hirten durchs Leben zu folgen. Letzte Woche habe ich allerdings das Handout nur sehr widerwillig angenommen. Es ist ein Bibelvers der für mich ganz gefährliches Gelände ist! Vor dem mich sogar meine Seelsorgerin gewarnt hat! Wenn ich ihn höre, stellen sich sozusagen meine inneren Nackenhaare auf. Aber Jesus hat ihn gesagt. Daran ist leider nicht zu rütteln. Er lautet:
Wer mich nachfolgen will, der verleugne sich selbst und nehme sein Kreuz auf sich und folge mir nach. Denn wer sein Leben retten will, wird es verlieren; wer aber sein Leben verliert um meintetwillen, wird es finden.
Matth.16,2-26
Für mich sagte dieser Vers bisher vor allem eins: "Ignoriere deine Bedürfnisse. Die sind nicht wichtig! Alle anderen sind wichtiger als du. Schlepp dein Kreuz bis du darunter zusammenbrichst und irgendwie wird das der Weg sein, auf dem du das Leben findest." Ich war jahrelang Zeugin, wie meine Mutter sich auf diese Weise kaputtgemacht hat. Leider habe ich dieses Verhalten von ihr übernommen. Ich gehe deswegen immer wieder mal in Seelsorge. Denn das sitzt ganz schön tief in mir drin. Deshalb muss ich alles, was mich in diese selbstzerstörerische Richtung treiben will, konsequent ignorieren. Einschließlich obigem Bibelvers.
Und jetzt steht er plötzlich auf meinem Lernplan! Ich war kurz davor mir eine therapeutische Freistellung vom Unterricht auszustellen zu lassen. Aber nun, dank der widerwilligen Beschäftigung mit diesem blöden Vers und vielen guten Anmerkungen im Handout, ging mit ein Licht auf! Hier ist nicht die Aufforderung, mich kaputt zu machen. Jesus klärt hier schlicht und einfach meinen Lebensmittelpunkt. Er schafft eine freie Fläche indem er sagt: Da gehört nicht dein Ego hin, das dir ständig diktiert was du angeblich alles haben musst und brauchst, um glücklich zu sein. UND: (das ist für mich jetzt sehr wichtig!) genauso wenig gehören hier die Ansprüche und Forderungen anderer hin! In meinen Lebensmittelpunkt gehört es nicht, die Bedürfnisse meines Kindes zu erfüllen, auch nicht die von meinem Ehemann, meinen Eltern, meinem Nachbarn, meiner Gemeinde, meiner Freunde und meinem Cockerspaniel (wenn ich denn einen hätte!). Das ruiniert mein Leben auf ähnliche Weise wie wenn ich ständig mein Ego bediene (und letztlich ist ganz viel davon auch ein Versuch mich selbst zu behaupten und in den Augen der anderen gut dazustehen!). Jesus will mich von diesem ungesunden Verhalten befreien. John Marc Comer drückt das so aus:
Es bedeutet tausend kleine Tode, die zusammen ein gewaltiges Leben ergeben! Ich versuche nicht mehr verbissen-vergeblich, alles selber zu kontrollieren, sondern genieße die Freiheit, die Liebe Gottes walten zu lassen. Ich sage Jesus: Was auch kommt, wo es kommt und wann es kommt - ich gehöre dir!
Und hier, bleistiftkauend in meiner Schulbank, ahne ich plötzlich, dass hinter diesem Satz von Jesus eine große Freiheit liegt. Ein: Lass los! Deinen guten Ruf. Dein Sicherstellen, dass du nicht zu kurz kommst. Die Kontrolle über dein Kind. Das Verlangen nach Anerkennung. Alles das. Übergib dich ganz meiner Liebe. Ich bin dein guter Hirte. Und nimm mein Joch, das sanft und leicht ist und finde dein Leben! Das ist die große Verheissung.
Ihr merkt: Ich bin im Lernmodus. Ich lache meinen Rabbi an und rufe eifrig: "Ich glaube jetzt hab ich was verstanden!" Und er lacht zurück, streckt mir die Hand entgegen, öffnet die Tür von Klassenzimmer und sagt: Komm, folge mir nach!
Und noch ein Hinweis für alle meine geschätzten Schweizer Leserinnen und Leser:
Herzlichste Einladung! Es würde mich sehr freuen Euch da zu sehen!
Und falls ihr nicht kommen könnt aber vielleicht im Blick auf die Weihnachtsgeschenke gerne eins meiner Bücher zum Schweizer Porto geschickt bekommen wollt - da gebt mir bis Ende der Woche kurz Bescheid unter: chris.f@freenet.de
Danke! Durch deine Texte spüre ich immer etwas von Gottes Liebe, die nicht fordert, sondern mein Leben leichter machen möchte.
AntwortenLöschenDieser Text kommt genau zum richtigen Zeitpunkt! Danke!!!
AntwortenLöschenDu bist wunderbar, Christina! Es ist wunderbar, welch berührende und beruhigende Worte dir von Gott geschenkt werden! Ich lese deine Bücher immer und immer wieder und freue mich auf deine Blogeinträge. Und übrigens auch über die älteren Einträge - sie laden zum mehrmals Lesen ein. Danke :)
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