Mittwoch, 3. Dezember 2014

über Maß halten und Bierkrüge stemmen

Ein neuer Rekord: habe es schon am 1. Advent geschafft so fertig und kaputt zu sein, wie ich es sonst erst nach den Weihnachtstagen bin. Das "Weihnachtsplätzchen-Frust-Essen" ist auch schon erledigt (das unverschämte Grinsen meiner Waage ignoriere ich) , dafür ist vieles ander noch unerledigt, was GANZ DRINGEND gemacht werden muss.

Mein Computer ist abgestürzt, der Körper streikt, ich bin zum Umfallen müde, habe Kopf- Hals und Rückenschmerzen. Aber ICH DARF JETZT NICHT KRANK WERDEN!!! 
In meiner Verzweiflung habe ich gestern eine Knoblauchzehe gekaut, weil der Mann meinte es hilft. Bin trotzdem wieder mit Halsweh aufgewacht und Samu begrüßte mich mit: "Mama, ich hab dich nicht mehr lieb, du stinkst!" Na toll.

Heute sage ich die Kinderbetreuung im Asylantenheim ab und versuche die Zeit zu  nutzen um meine Kalender für den Bazar am Sonntag fertig zu basteln. Ich komme nicht wirklich weiter, weil ich ständig unterbrochen werde und Samu beim Kleben mithelfen will (NEIN!!!!)- alles in allem also eine fröhlich, besinnliche Vorweihnachtszeit.

Nach meiner letzten Post hat mir meine Freundin Jutta eine wunderbare mail geschrieben.
Sie hat mir ein paar Gedanken aus einem Buch von Anselm Grün über das "Maß halten" geschickt. Damit ist nicht das Bierkrug stemmen auf dem Oktoberfest gemeint, sondern die Fähigkeit, der eigenen Person mit Würde gerecht zu werden und sie nicht zu überfordern.
Anselm Grün spricht davon, dass man tief innen eine Begegnung mit Gott finden kann, wo er uns mit Liebe und einem großen JA empfängt. Und daraus kann man auch die Würde an sich selbst wahrnehmen und leben-  innerhalb der eigenen Begrenztheit - meine von Gott gewollte und gemachte Persönlichkeit. 

Ach, genau das will ich lernen....und ich fühle mich meistens so weit weg davon.
Ich bin viel besser im "Bierkrug stemmen". Wir haben so einen Wettbewerb auf einer Gemeindefreizeit in Bayern mal gemacht und ich war gar nicht so schlecht. Man streckt das Maß von sich und es kommt einem ganz leicht vor. Nach ein paar Minuten fängt dann das Zittern an und mit letzter Kraft versucht man noch ein paar Sekunden zu überstehen bevor das Maß auf den Tisch kracht. Genau so sieht es bei mir oft im Alltag aus.

Ich brauche es so sehr, dass mir Jesus die Dinge aus der Hand nimmt, mich mit seinem "JA" empfängt und mir hilft, freundlich mit mir zu sein. Mich mit Würde behandeln. Meine Grenzen nicht immer als ungeliebte Bremsklötze und Spaßverderber zu sehen, sondern als Umriß meiner von Gott gewollten und gemachten Persönlichkeit. Mein Maß. 

Ich glaube ich lebe innerhalb von diesem Maß, wenn ich die Dinge, die ich heute tue, auf lange Sicht gut tun kann. Keine "Hau-Ruck-Aktionen", kein "das muss ich noch schnell erledigen bevor ich zusammenbreche". Freundlich mit mir umgehen.

 Aber wie schaffe ich das????

Am liebsten würde ich alles wieder wie ein Bierkrug in die Höhe reissen und mir zurufen: 
"Das musst du doch jetzt endlich mal hinbekommen! SEI ENDLICH FREUNDLICHER ZU DIR, DU LOOSER!!!"

Keine gut Idee, ich weiß. Ich glaube, das Einzige wozu ich in der Lage bin ist einen kleinen Schritt in die richtige Richtung machen. Zu Jesus.
Und dann sagt er so wunderbare Dinge: 

"Bist du müde, ausgelaugt und religiös ausgebrannt? Dann komm zu mir. Lass uns zusammen sein und du wirst wieder zu Kräften kommen und dein Leben wiederfinden. Ich zeige dir, wie du wirklich zur Ruhe kommen kannst. Gehen wir zusammen, beobachte wie ich die DInge tue, lerne den ungezwungenen Rhythmus der Gnade. Ich werde dir nichts schweres oder krankmachendes auflegen. Bleib mit mir in Kontakt und du wirst lernen frei und leicht zu leben."
(Matt.11,26- frei übersetzt aus "the message") 

Das klingt als kennt Jesus ganz genau mein Maß. Und er meint es so gut mit mir. 
Ich will von ihm den Rhythmus der Gnade lernen. Keine Ahnung wie er mir das beibringen will. Aber es ist vielleicht wie tanzen mit Patrick Swayze: wenn der Partner gut ist, stolpert man zwar anfangs ständig über seine Füße, aber irgendwann spürt man den Rhythmus und lernt zu tanzen. Ich vertraue einfach, dass Jesus das schafft mit mir...sogar mit mir.

Ein schöne Adventswoche Euch allen! 
Seid freundlich zu euch...und wenn es schwerfällt: einfach einen kleinen Schritt in die richtige Richtung. Wir werden mir einem großen "JA" empfangen.



6 Kommentare:

  1. Genau diese Worte habe ich heute gebraucht. ich bin nämlich auch so ein Meister im Bierkrug-Stemmen....

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  2. hallo Chrischi!

    me too. Diese Woche habe ich das auch mal wieder sehr stark erfahren und ich habe NEIN zu etwas, das nichts für mich war, gesagt. Und zwar zu einem Kunden und einem Job den ich schon begonnen hatte, der aber so unverhältnismässig war, dass ich nein sagen musste. Auch wenn es sehr unangenehm war. Aber wie sagt man so schön: ein nein bedeutet oft ein ja zu sich selbst. Es war soooo richtig!

    LG N

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  3. Das hast du gut gemacht, Nic! Ich glaube bei mir sthet eine ähnliche Entscheidung an dieses Woche.... LG zu Euch!!!

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  4. Hallo Christina!
    Hoffe, dass es dir gesundheitlich wieder besser geht.
    Toll, dass du dich auch im Asylantenheim engagierst. Mir liegt diese Arbeit sehr am Herzen.
    glg Lena

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  5. hallo Lena! Danke für die Nachfrage- ja, mir geht`s besser. Der Knoblauch hat vielleicht tatsächlich geholfen!:-). Hab gerade von eurem tollen Markt für die Flüchtlinge gelesen- wie cool! Hoffe, ich kann weiter zu den tollen Kindern gehen, es ist bereichernd, aber auch eine Herausforderung... Liebste Grüße und Segen!!!

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  6. Das freut mich. Wir waren auch alle ne Woche angeschlagen. Und mein Husten mag auch nicht aufhören.
    Ja du sagst es, eine Bereicherung und gleichzeit eine Herausforderung! Davon können wir Lieder singen :)

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