Donnerstag, 16. Oktober 2025

Blick durch den Nebel

Sie sind Zuhause! Was war das für ein Paukenschlag an diesem Montag! Angekündigt aber doch nicht gewiß, ob man damit rechnen kann: Die Hamas gibt die noch lebenden israelischen Geiseln frei. Ein Tag zum Jubeln, aber auch in der Bestürzung darüber was Menschen Menschen antun. Tröstlich war der Tagesvers in der Losung: 

So spricht der Herr: Dein Schaden ist verzweifelt böse und deine Wunden sind unheilbar. Doch ich will dich wieder gesund machen und deine Wunden heilen. (Jeremia 30,12+17)

 

(Screenshot: Omri Miran mit seiner Frau und Vater vereint).
 

Nein, es ist kein "Ende gut- alles gut". Tiefe Wunden wurden geschlagen. Auf beiden Seiten der Grenze. Der Friede ist wie ein scheuer Vogel, der schnell wieder davonfliegen könnte. Die Hamas legt (Stand heute) nicht die Waffen nieder sondern kündet stattdessen die Fortsetzung des Terrors an, um ihr Ziel zu erreichen: die Zerstörung Israels. Und doch: hinter all dem offensichtlich Bösen ist Gott am Wirken. Am Montag konnten wir ein wenig davon ahnen.
 
Der Theologe Eugene Peterson schreibt, dass wir das Böse oft überschätzen und Gott unterschätzen. Wir sehen sehr deutlich, zu was das Böse in der Lage ist und denken, dass die Dunkelheit die Kontrolle hat. Gottes Handeln nehmen wir dagegen oft nicht wahr und schließen daraus, dass er gar nicht handelt. Peterson meint, was unsere Welt so dringend braucht sind Menschen, die Gott und die Welt im Blick haben und dabei von Gott mehr beeindruckt sind als von dem gegenwärtigen Dunkel.
Passend dazu habe ich heute in dem wilden und für mich oft so unverständlichen Buch von Hesekiel gelesen. Er ist "der Seher" unter den Propheten des alten Testaments. Er malt dem Volk Gottes, das ins Exil verschleppt wurde (und sich von Gott vergessen fühlte) wilde und kraftvolle Bilder. Er sah mächtige Wesen, die Gottes Willen ausführen, begleitet von Feuerflammen und Flügelschlägen, die sich wie das Tosen der Niagarafälle anhören. Hesekiel macht seinem Volk Mut: Gott ist in den Katastrophen unseres Lebens nicht abwesend! Auch wenn er sich oft unter der Oberfläche bewegt. Gott handelt. Er berührt Herzen. Bringt nach Hause. Er heilt und tröstet. Er rettet und regiert.  

Die Herbsttage führen mir das gerade so passend vor Augen: Am frühen Morgen sind die Bäume im Garten nur dunkle Schatten und die Häuserreihe gegenüber ist völlig verschwunden. Als wäre kein Mensch in der Nähe und alle Schönheit vom Nebel verschluckt .Aber dann schickt die Sonne ihre ersten Strahlen durch die Wolkendecke. Und macht mich sehend. Für das was ist. Und die ganzen Zeit da war.  


 

 

 


Wenn unsere Tage verdunkelt sind 
und unsere Nächte finsterer als tausend Mitternächte, 
dann wollen wir stets daran denken, 
dass es in der Welt eine große segnende Kraft gibt, die Gott heißt. 
Martin Luther King 

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