Mittwoch, 9. April 2025

Vor Ostern...

...gehe ich viel nach draußen. Manchmal um einen schlecht gelaunten Teenager vor einer schlecht gelaunten Mutter zu schützen. Viel öfters aber: Um zu Staunen! So viel Schönheit ist da draußen zu bewundern... In unserem kleinen Wäldchen staune ich über den Teppich der Buschwindröschen, der sich über den Waldboden legt, der noch voll mit trochenem Laub vom letzten Jahr ist. Zart und beharrlich wachsen die Blumen durch die vertrockneten Laubschichten. Wie gut, dass die Blüten nicht erst dann auftauchen, wenn der Waldboden gefegt ist und das neue Leben auch anständig begrüßt wird.


...ist es stiller in der Wohnung. Ich putze und koche ohne meine Lieblings-Podcasts und es fällt mir nicht leicht. Diese inspirierenden (wenn auch einseitige) Unterhaltungen und gute Gedanken fehlen mir. Meine Seele ist wie ein unzufriedenes Kind, dem die Süßigkeiten, und das schöne Sättigungsgefühl danach, verwehrt werden. Ich versuche mich daran zu erinnern, wo mein großer Hunger nach Leben gestillt wird (Memo an mich selbst: Das Handy ist es nicht!).


 

...werde ich auf dem Lieblingsflohmarkt im Nachbarort fündig. Das Kind zieht schon ungeduldig Richtung Tür und da steht er: Mein Staubsauger! Genau so einer, wie ihn mir meine Mutter mir vererbt hat und der in den letzten Wochen mehr gespuckt als gesaugt hat. Ich konnte mich aber einfach nicht von dem alten Gerät trennen, den man heute gar nicht mehr kaufen kann. Und nun steht das gleiche Model vor mir! In eindeutig besserer Verfassung. Als hätte meine Mama ihn mir hingestellt. Wenn ich meinen Haushalt erledige denke ich oft an sie. Ich bin erstaunt wie sehr die Art und Weise wie ich die alltäglichen Dinge tue, der Art ähnelt, wie sie die Dinge getan hat. Sie hat mir mit ihrem geerdeten und ruhigen Leben Orientierung geschenkt. Das wird mir erst jetzt klar. Und dafür bin ich ihr sehr dankbar.


 

...haben wir viel Zeit zusammen. Das Kind hat den Arm gebrochen und ist deshalb mehr Zuhause als ihm (und mir) lieb ist. Dafür reden wir mehr miteinander. Und spielen. Das alte Spiel, das ich auch auf dem Flohmarkt gefunden habe. Und unser liebstes Würfelspiel. Wir streiten und vertragen uns wieder und diskutieren (sehr lebhaft!) über eine angemessene Mediennutzung. Und währenddessen heilen die Knochen wieder zusammen.



 

...bin ich mit dem neuen Buch unterwegs. In Wohnzimmern, Gemeindehäusern, Buchläden und Cafes. Ich genieße die Begegnungen und die wunderbaren Momente, wenn ich die Geschichten vorlese und erleichert merke: Da kommt was an. Da wird an den richtigen Stellen gelacht oder seufzend genickt und am Ende reden wir gemeinsam über die Dinge, die uns wirklich bewegen. Was für ein Geschenk ist das! (am Samstag können wir uns hier treffen)


 

...lese ich die Passionsgeschichte. Wie in jedem Jahr lese ich wie Jesus sich auf den Weg nach Jerusalem macht. Wie er mit den Jüngern das Passahmahl feiert. Wie er seine letzten Worte an sie richtet, bevor er den schweren Weg zum Kreuz geht. Ich umkreise dieses Geheimnis seit so vielen Jahren und verstehe doch immer noch so wenig. Einmal im Jahr braucht diese Geschichte viel Platz. Damit Sauerstoff an die Seele kommt. Von ganz tief unten. Und das neue Leben durch die vertrockneten Schichten nach oben wachsen kann. Mitten hinein in meinen ganz gewöhnlichen Alltag. 




Vor Ostern...

...freue ich mich auf Ostern.