Mittwoch, 25. September 2024

Herr der Lage

Jetzt sind wir wieder im vollen Leben gelandet und ich bin, schneller als gedacht, ziemlich aus der Puste gekommen. Ich starte meine Tage mit dem blöden Gefühl, dass ich der Zeit hinterherlaufe. Was, heute ist schon Mittwoch? Ich dachte, es ist erst Dienstag! Und eigentlich hätte ich vor einer halben Stunde anfangen sollen, damit ich mit dem fertig werde, was ich heute erledigen wollte.... (dummerweise hat das Kind wieder erst zur dritten Stunde Unterricht - ich komme zu nichts!).  Wenn ich so gehetzt unterwegs bin, dass selbst die Sonntage keine wirkliche Verschnaufpause bieten, dann weiß ich: Es ist Zeit alles stehen und liegen zu lassen und Pause zu machen. Das hört sich erstmal ziemlich unlogisch an. Aber es ist so, wie es der Theologe T.C. Wright ausgedrückt hat: 

Manchmal müssen wir langsamer werden, damit wir wieder mit Gott Schritt halten können. 

Das habe ich gestern dann einfach getan. Ich habe alles drängende zur Seite geschoben und einen ausgiebigen Spaziergang gemacht. Davor bin ich lange auf unserem Sofa gesessen und habe ein paar Steine bei Gott abgelegt. So ganz sichtbar (machmal brauche ich das). Ich habe die Dinge, die mir gerade auf die Seele drücken, vor Gott ausgebreitet, wie schwere Gepäckstücke, die man aus dem Rucksack holt. Und dann habe ich gesagt: "Jesus, bitte kümmere dich darum. Mir ist das zu schwer. Wenn ich das alles auch noch mitschleppen muss, dann schaffe ich das nicht." Und dann bin ich mit leichterem Herzen nach draußen gegangen. Hab die letzten Sonnenstrahlen genossen, die Feldblumen und den Flug der Graureiher bewundert. Abends habe ich mit dem Kind Tischtennis im Garten gespielt und bin früh ins Bett gegangen. Mit dem Buch von einem Freund, das ich schon vor längerer Zeit einmal gelesen habe. Vermutlich viel zu schnell. Jetzt entdecke ich plötzlich allerhand neue Schätze darin. Ein Satz der mich besonders angesprochen hat ist der:

Gott erwartet nicht, dass wir ihm aufgrund geisticher Brillanz oder religiöser Sentimentalität glauben, sondern dass wir ihm trauen, der Herr der Lage zu sein. Das klingt wenig. Ist aber erstaunlich viel. Denn wenn Gott Herr der Lage ist, muss ich es jedenfalls nicht sein. Was unglaublich entlastet. (Norbert Roth in: Haltepunkte)
Ich denke an die Steine, die ich am Morgen abgelegt habe. Und merke, dass es genau darum geht: Anzuerkennen, dass Gott Herr der Lage ist. Dass er das alles halten kann. Wirklich ALLES. Mich. Meine Familie. Meine Freunde. Die Weltsituation. Er hat sogar noch Platz im Gepäck, falls heute noch was dazukommt.  Er sagt mir: Es ist in Ordnung. Ich weiß um alles. Ich bin da.  Und dann nimmt er mir den schweren Rucksack von den Schultern. Wenn ich nach einer Weile sage: "Jetzt könnte ich ihn wieder nehmen", lacht er nur und schüttelt den Kopf. Und wenn ich, nach der nächsten kleinen Pause, sage:  "Ich könnte jetzt auch wieder schneller, wir sind ein bisschen hinterher" dann tut er so als würde er mich nicht hören und bleibt bei seinem Tempo. Ziemlich langsam, wie ich finde. So geht nur jemand, der Herr der Lage ist.

 



3 Kommentare:

  1. .....ach das ist so passend liebe christina, schön, dass du wieder da bist und mit solche einem text....so wohltuend....herzlichen dank und sei gesegnet annette

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  2. So ist es! Gott sei Dank ist er der Herr der Lage und nicht wir.

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  3. Vielen Dank, liebe Christina, dass du diese Gedanken mit uns teilst! Dass will ich nicht vergessen: JESUS IST HERR DER LAGE! Herzliche Grüße! Bettina

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