Dienstag, 22. November 2022

Unsere Kinder

In meinem Postfach landet eine Nachfrage zu einer kommenden Lesung. Die Veranstalterin möchte wissen welche Themen ich für so einen Abend habe. Sie schreibt: Ganz oft sehe ich auf deinen Büchern „Jesus und ich“ – ist das dein großes Thema?  Ich muss erstmal lachen und bin dann auch ein wenig betroffen. Weil sie mit der Frage den sprichwörtlichen Nagel auf den Kopf getroffen hat. Weil es einerseits zeigt, dass ich wirklich fast alle Aspekte meines Lebens in Verbindung zu Jesus setze. Meine Schwester nannte das in meiner Kindheit augenverdrehend: „Dina, du bist wieder so übergeistlich!“  Damals habe ich mich dafür geschämt, heute sehe ich es als eine Gabe. Andererseits zeigt es leider auch das: Mein Glaube ist oft sehr auf mich konzentriert. Auf meine kleine Welt. Jesus und ich.  Wie eine Freundin das immer lachend zu mir sagt: „Ach, du und dein Kuscheljesus!“ (Grüße nach Hamburg :-)).

Nun fällt mir heute Morgen das neue Heft von Open Doors in die Hände - eine Organisation die verfolgte Christen unterstützt. Sie berichten darüber, wie sehr in vielen Ländern Kinder für Jesus leiden. In 47 Ländern dieser Welt werden sie von ihren Eltern getrennt, wenn diese sich öffentlich dem christlichen Glauben zuwenden! In 49 Ländern werden sie in den Schulen diskriminiert – bekommen Schläge von Lehrern oder einfach ständig schlechte Noten – egal wie gut sie sind! – und damit oft auch keinen Bildungsabschuss. Und ich lese noch so vieles mehr, was diese Kinder an Leid erleben.
Mir sind diese Kinder nicht erst seit heute auf dem Herzen. Ein paar ihrer Namen stehen in meinem kleinen Gebetsheft, das ich jeden Morgen aufschlage. Ganz ehrlich:  Ich bin wirklich kein Gebetsheld! An manchen Tagen bete ich ein bisschen intensiver, mit Tränen in den Augen, und an vielen anderen Tagen halte ich Gott einfach nur müde die Namen auf diesen Seiten entgegen. Aber es ist mir SO, SO WICHTIG! Einerseits weil ich glaube, dass Gott unsere Gebete so begeistert aufnimmt wie ein Papa die Mithilfe seiner Kinder (auch wenn er genau weiß: So geht es langsamer und es braucht viel Geduld, aber wir machen etwas zusammen!). Er hat uns so gerne dabei! Bei seinen Umarmungen auf einem Schulhof in Nigeria. Wenn er in einem Kinderheim in Myanmar eins seiner Kinder im Schlaf tröstet. Oder wenn er in einem Gefängnis in Nordkorea seine ganze Liebe und Hoffnung in ein erschöpftes Herz gießt. Mit meinen kleinen Gebeten darf ich dabei sein! Gott macht etwas ganz anfassbares damit. Das glaube ich. Und auch das: Die Gebete machen etwas mit mir!  Sie machen mein Herz und mein Leben ein bisschen weiter. Weiter als: Meine neue Küche, Jesus und ich. Weiter als: Meine Bücher, Jesus und ich. Weiter als: Meine Gemeinde, Jesus und ich. Weiter als: Mein Kind, Jesus und ich.

Markus Rode, der Leiter von Open doors, schreibt in der Einleitung des neuen Hefts:

Vielleicht werden Sie durch die Zeugnisse angesprochen, zukünftig für „ihre Kinder“ im Gebet einzustehen.

 Genau das ist es.  Es sind in gewisser Weise eben auch „unsere Kinder“. Versteht mich nicht falsch: Das Leid der Welt kann nur Jesus tragen! Aber ich merke: In meinem Herz ist tatsächlich Platz für ein paar Kinder mehr! Für ein Kind aus meiner Nachbarschaft und noch eins aus Nigeria. Und das Mädchen aus Laos passt definitiv auch noch rein. Viel tun kann ich nicht. Zum praktischen Helfen bin ich entweder zu weit weg oder es fehlt mir an ganz vielen Tagen schlicht die Kraft. Aber ich kann ihre Namen in mein kleines Gebetsheft schreiben. Und jeden Morgen an sie denken. Wie eine Mutter, deren Gedanken liebevoll ein bisschen bei ihren Kindern verweilen. Ach segne sie doch heute, Jesus. Mach ihre Herzen mutig und stark. Schenk ihnen Freude. Eine warme Mahlzeit. Und eine dicke Umarmung, wie nur du sie geben kannst…

Und ganz langsam, Morgen für Morgen und Jahr für Jahr, wachse ich ein bisschen mehr hinein in dieses weite und wunderbare Thema:   

Die Welt, unsere Kinder, Jesus und ich. 

 


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