Dienstag, 25. April 2017

ausgebloggt !?

Immer mehr Blogger machen sich ziemlich rar, oder hören sogar ganz mit dem schreiben auf. Es scheint als würden Instagram, Pinterest und Co die Blogsphäre ziemlich ausdünnen. Und bei einigen die weiterhin noch schreiben, kommen Zweifel, ob man weiterschreiben soll. Ob sich der Aufwand "lohnt". Ob man nicht zum tausendsten Mal über ähnliches schreibt. Und mancher wird dem Klang der eigenen Stimme ein bisschen müde. Ich kenne die Zweifel nur zu gut. Wieso sollten meine Gedanken, Bilder und mein gewöhnliches Leben etwas sein, was andere gerne lesen und anschauen? Wie kann ich euch angesichts der Not dieser Welt hier meine oft so kleinen "privilegiert-westeuropäischen-Mittelklasseprobleme" zumuten?  In einem meiner Lieblingsbücher von Frederick Buechner tellings secrets schreibt dieser brilliante Schriftsteller auch von solchen Zweifeln: Wen interessiert es wohl, wie das Verhältnis zu seinem Vater war, was er an kleinen Alltagsentdeckungen macht und welche Krisen er in seiner Familie zu bewältigen versucht? Und dann schreibt er diese Sätze:

Ich erzähle trotzdem weiter über mein Leben. Auch wenn es tatsächlich kaum etwas weniger wichtigeres geben könnte, so könnte es andererseits kaum etwas wichtigeres geben. Meine Geschichte ist wichtig, nicht etwa deshalb weil es meine Geschichte ist - weiß Gott nicht! - sondern weil die Chancen groß sind, dass andere darin ihre Geschichten erkennen können, wenn es mir gelingt die meinige richtig zu erzählen. Und vielleicht gibt es tatsächlich kaum etwas wichtigeres als diesen Geschichten auf der Spur zu bleiben - darüber wer wir sind, wo wir herkommen und wem wir auf unserem Weg begegnen - weil es genau diese Geschichten sind, in aller ihrer Eigenart und Einfachheit, durch die Gott sich uns ganz persönlich und eindringlich offenbart. Und sollte dies tatsächlich wahr sein, was ich zutiefst glaube, dann würden wir menschlich und geistlich verkümmern, wenn wir die Spur unserer Geschichten verlieren würden.

Was für wunderbare Worte! Wie sehr glaube und erlebe ich genau das: Gott offenbart sich persönlich und eindringlich in unseren Geschichten:
Ich mag es bei Lena zu lesen. Ihre schönen Bilder erinnern mich an meine Sehnsucht nach Schönheit, nach gutem Essen und dem "Shabbat shalom". Veronikas ehrliche Geschichten trösten mich immer wieder mitten in den Bruchstücken meines Alltags. Mich berühren Chrissy Gedanken, warum sie ein Jahr lang keinen Gottesdienst besucht hat und ich liebe es eine whatsApp-Nachricht von Franz zu bekommen, der mich wissen lässt, dass er bei seiner Geschäftsreise auf der Flughafentoilette mal wieder für einen kranken Mann gebetet hat. Ich staune über die unglaubliche Geschichte von  Tina die Jesus auf einem Feld in Chile getroffen hat. Und ich freue mich über Achims wunderbare Predigt in der er davon erzählt, dass er seine Frühstückspause bei der Arbeit seit kurzem nicht mehr damit verbringt Weißwürste in der Kantine zu essen, sondern stattdessen im Konferenzraum mit seiner, fast blinden, Oma zu telefonieren, ihr einen kurzen Bibeltext zu lesen um dann noch gemeinsam mit ihr zu beten.(und das ist defintiv dies schönste Konferenzschaltung von der ich je gehört habe!!!)
Ach, ich könnte noch lange so weiter machen. So viele Geschichten werden mir ständig zum Segen, weil sie etwas in mir berühren, eine Sehnsucht, eine Erinnerung an das was ich bin, was mich begleitet und in welche Richtung ich unterwegs bleiben möchte.

Morgen habe ich Geburtstag (den ich dieses Mal ganz entspannt mit der Familie verbringen werde - die letzten Wochen haben mich ziemlich "feiermüde" gemacht). Ich habe,wie jedes Jahr, noch ein bisschen in meinem Tagebuch geblättert. Gedanken, Erlebnisse, Eindrück von einem Lebensjahr, das morgen beendet sein wird. Es ist wie eine Spurensuche, und die Dankbarkeit ist das Vergrößerungsglas, das ich über die Tage halte. Ich erkenne so viel Gutes! So viele Momente der Gnade. Gottes Güte, seine Nähe, seine Versorgung... Ja, es ist wahrscheinlich ein ziemlich verwöhntes Mittelklasseleben - über manche Probleme kann ich tatsächlich im Rückblick nur den Kopf schütteln - aber es ist das Leben das ich habe, gefüllt mit Tagen in die Gott immer wieder seine Spuren setzt und mir begegnet.

Bestimmt ist hier auch irgendwann mal "ausgebloggt", aber ich werde nie aufhören meine Gedanken und Erlebnisse auf Zettel zu kritzeln, in Tagebücher zu schreiben und am Tisch meinen Freunden zu erzählen. Und ich werde weiter begeistert in anderen Geschichten lesen. Weil mir das alles hilft dem Leben, nach dem ich mich sehne, auf der Spur zu bleiben. Wie ein Jäger begebe ich mich auf Fährtensuche. Und immer mal wieder schlägt mir das Herz bis zum Hals wenn ich merke: hier sind ganz frische Spuren. Gott muß in der Nähe sein. Nicht immer erkenne ich ihn. Manchmal verwechsle ich seine Spuren, noch viel öfters übersehe ich sie. Aber ab und zu erkenne ich sie wieder, in den Geschichten anderer und auf dem staubigem Boden meines Alltags. Und das ist einfach unglaublich!

Ich finde Buechner hat recht: Es gibt nichts, was weniger wichtig sein könnte als unsere Geschichten. Und: es gibt nichts, was wichtiger sein könnte.  



















24 Kommentare:

  1. Ich schreibe auch trotz aller immer mal wieder auftauchenden Zweifel weiter. Es ist so schön, in den vergangenen Beiträgen zu lesen. Es macht ja doch was aus, ob man aufschreibt oder nur in Erinnerungen und Fotos gräbt.

    Allerdings schreibe ich nicht öffentlich weiter, aber das geht ebren nicht, wenn man in einem so kleinen Dorf wohnt.

    Viele Grüße
    Andrea

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    1. Ja, da hast du recht - in Erinnerungen und Fotos graben ist auch schön, aber geschriebene Worte bringen die MOmente oft noch klarer zurück (und bewusster in`s Leben). Liebe Grüße zurück, Andrea und dir viel Segen für`s weiterschreiben!

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  2. Wie wahr...! Was wäre unser Alltag ohne all die geteilten Geschichten und Gedanken! Egal ob über Blog oder andere Kanäle, Worte verschenken ist wertvoll...

    Morgen wünsche ich dir einen total schönen Geburtstag! Happy Birthday!

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    1. Danke dir! "Worte verschenken", das ist schön!!! (und ist der "Hilfe-Haushalt"-Blog von dir? Was für tolle Tipps! (und ich liebe das Wort "Meschugge" :-))

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    2. Ja, der ist von mir, ist aber mehr so ein "zufälliges" Nebenprodukt. ;-) Mein Herz steckt mehr im Blog "Zwischen Himmel und Erde" www.himmelerde.blogspot.ch

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  3. Da hab ich ja zuerst einen Schrecken gekriegt, als ich die Überschrift bei mir im Blogroll las.
    "Jetzt hat auch Christina sich ausgebloggt, da kannst du echt einpacken."
    Zum Glück ist es nicht so!
    Auch von mir einen fantastischen Geburtstag -- der wievielte ist es, wenn ich fragen darf? -- und auf weitere schöne und lebensnahe und weiche, warme, weise Geschichten aus deinem Mittelklasseleben.
    Mittelklasse, weißt du, das sind WIR. Wir alle. Mach weiter damit.
    (Und mit den Fotos.)

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    1. Nein, nicht einpacken, liebe Julia! :-) Wir verschenken weiter Worte und Bilder. Danke für DEINE Worte. Ich nähere mich langsam den 50-er Jahren (also, in zwei Jahren hab ich die 5 davor, schluck.und auch freu. Schon eine ganze Menge an Leben geschenkt bekommen!

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  4. Danke für deinen Mut machenden Blog. In dem Beispiel mit den Weißwürste habe ich mich gefunden. Wie erschreckend und aber auch heilend. Nicht auf geben ! Weiter machen!

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    1. Oh ja, die Weißwürste! - ganz lecker am Morgen - mit süßem Senf. ur nicht so gesund ;-)Auf Dauer ist beten defintiv gesünder..Ja, wir geben nicht auf! Segensgrüße zurück!

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  5. .....danke dir, dass du das schreibst was du schreibst....so wie unser leben ist....mit jesus....
    lg
    annete

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    1. Danke liebe Annete!(und ich wünschte ich könnte so toll stricken wie du:-)). Liebste Grüße zu Dir zurück!

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  6. Herrlichen Glückwunsch zu deinem Geburtstag!!!!

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  7. Christina, wie schaffst du das? Du hast mich durch diesen Blogbeitrag so stark ermutigt und ich hatte den Eindruck, du würdest mich direkt ansprechen. Ich habe diese Erinnerung gebraucht. Jedes einzelne Wort. Vielen lieben Dank dir, denn in letzter Zeit hatte ich immer mal wieder den Anflug von Zweifel. Vor allem Selbstzweifel.

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    1. liebe Lena, ich bin total froh wenn dich meine Worte dazu ermutigen weiter zu schreiben!!! Ich lese so gerne bei dir und schau mir deine Bilder an. Dein Blog ist eine kleine Insel für die Seele, die einfach gut tut. Und so oft finde ich GOttes Spuren in dem was du schreibst. Danke (auch für deine Glückwünsche!)Wir bleiben auf Spurensuchen....Segen und Grüße zurück zu Dir!!!

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  8. Ah und noch was:
    HERZLICHEN GLÜCKWUNSCH zu deinem Geburtstag, liebe Christina!!!!!
    Alles alles Liebe, Gottes reichen Segen und seinen Frieden für das kommende Lebensjahr! Ich offe du hattest einen schönen Tag und hast dich gebührend feiern und beschenken lassen ;)
    Die liebsten Grüße, Lena

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  9. Wow, liebe Christina. Der Artikel spricht mir direkt ins Herz. Ich habe mir auch ähnliche Gedanken gemacht, "traute" mich in der letzten Zeit kaum, zu schreiben. Gestern hab ich's doch gewagt, und heute lese ich deinen Artikel, der mir jetzt grad sehr berührt. DANKE. Ja, lass uns weiter unser Herz teilen. Danke, dass du dein Herz teilst, es spricht immer sehr zu mir. Liebe Grüsse Sonja

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    1. Ach, wie mich das freut! Hab auch immer mal wieder bei dir vorbeigeschaut und auf einen neuen Eintrag gewartet:-). Schön, dass du weiter schreibst, dass wir zusammen auf "Spurensuche" bleiben!!! Segen in die schöne Schweiz!

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  10. Hallo Christina,
    Ich habe hier nie geschrieben,
    Ich habe dich durch Veronika’s Blog entdeckt ;0)
    Ich möchte dir paar Wörter sagen:

    1) Bitte nicht aufhören zu schreiben, deine Wörter sind ein Balsam in meinem Herz, ich bin mir sicher dass Gott sie fürht :0)
    2) Parabens para voce ! in meiner Muttersprache – Herzliche Glückwunsch ;0)
    3) Ich liebe hier dich besuchen zu können und deine Ehrliche vom Herzen entstanden Wörter..

    Gott segnet dich!
    Liebe Grüße
    Ellen

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    1. Oh schön! Ist das portugiesisch? Vielen Dank liebe Ellen für die Ermutigung!!! Segen und liebste Grüße!

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  11. Liebe Christina, meine Freundin hat mir gerade den Link zu deinem Artikel geschickt. Wunderschön und was Buechner schreibt, schreibe ich mir gleich in mein Gedankenbuch. Vielen Dank für deinen schönen Blogbeitrag! Liebe Grüße Lissy

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    1. Ach, das freut mich, liebe Lissy! Dann setzen wir weiter die Stücke aus unserem Alltag zusammen:-). Segen und ganz liebe Grüße zurück!!!

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  12. Wow, dieser Beitrag hat mich wirklich berührt und ermutigt (auch zum weiterbloggen). Ich finde es einfach toll, wenn Menschen sich gegenseitig mit ihren Geschichten "anstecken". Ich glaube, das vergessen wir viel zu oft: Gott nutzt unsere unperfekten Geschichten! :)
    Freue mich, deinen Blog entdeckt zu haben!

    Liebe Grüße,
    Constanze

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    1. Danke liebe Constanze! Wie schön, dass du hier gelandet bist!
      Ja, ich glaube auch dass Gott gerade oft unsere unperfekten Geschichten benutzt. Sie lassen Platz für die Gnade...
      Wünsch Dir Segen beim Weiterbloggen, dass wir gemeinsam unserem Leben und Gottes Gegenwart mitten in den Geschichten auf der Spur bleiben. Liebste Grüße zu Dir zurück!!!

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