Montag, 13. Februar 2017

Nimm Platz!

Vor einigen Tagen habe ich mich mit Samu auf den Weg zum Kinderturnen gemacht. Es findet in seiner zukünftigen Schule statt und wir dachten, es wäre schön wenn er da vielleicht den einen oder anderen kennenlernt, der dann auch in seine Klasse kommt. Ich gehe nicht gerne in Gruppen, in denen sich die Kinder und Mütter schon seit Jahren kennen. Meistens fühle ich mich da völlig fehl am Platz und habe das Gefühl die anderen Mütter wollen lieber unter sich bleiben. (die Müttermafia lässt grüßen!) Und dann auch noch das: Die Turnlehrerin redet davon, dass eigentlich kein Platz mehr frei ist und wir uns mit der Anmeldung reingemogelt haben und überhaupt - wenn die Kinder nicht schon ab dem zweiten Lebensjahr dabei sind, gibt es keinen Platz mehr. TOLL. Ich weiß, sie ist wahrscheinlich einfach gestresst und deshalb so unfreundlich - aber ich fühle mich bestätigt, dass hier kein Platz für uns ist. Will den Rückzug antreten, sehe Samu glücklich in der Kindergruppe sitzen und weiß, dass es hier nicht nur um mich und meine Komplexe geht. Großzügig macht die Turnlehrerin eine Ausnahme für uns. Ich fühle mich total gedemütigt. Zuhause versuche ich mich zu beruhigen. Sitze auf dem Sofa mit klopfendem Herz und Tränen in den Augen und frage Gott: "Was ist nur los mit mir? Warum nimmt mich das so mit?"

Es gibt Menschen die zuversichtlich ihren Platz in der Welt einnehmen und mit ihrem ganzen Wesen verkünden: Platz da, ich komme!" (und die werden das hier wohl kopfschüttelnd lesen) und dann gibt es diejenigen von uns die es brauchen, dass man sagt: "Nimm Platz! Schön, dass du da bist." Das hat viel mit unseren Geschichten zu tun. Meine fängt damit an, dass ich denke, dass ich mich hier reingemogelt habe. Nachgerutscht, weil noch ein Platz frei wurde. 

 Aber auch  wir dürfen lernen, dass wir eine herzliche Einladung ins Leben haben.

Gott wollte, dass ich dabei bin und er wollte, dass du dabei ist.

Er hat die Erde tatsächlich auch für uns gemacht. 

Wir sind seine geliebten Menschenkinder und wir dürfen unseren Platz einnehmen.


Genau das sagt Jesus seid einiger Zeit ganz oft zu mir: Christina, nimm Platz!
Auch letzte Woche, auf dem Autorentreffen in Kassel. Nein, nicht auf dem "Auto-renn-treffen" wie eine Freundin das zu meiner größten Erheiterung versehentlich gelesen hat! :-) Es war das Redaktionstreffen von Joyce zu dem ich eingeladen wurde und auch hier habe ich mich gefragt: Bin ich hier richtig? Was kann ich denn dazu beitragen? Ich habe mir aufgeregt einen Platz an der Tafel gesucht, habe zugehört und ein bisschen etwas von meiner Geschichte beigesteuert. Am Ende war es einfach schön dabei zu sein und ganz wunderbaren Frauen zu begegnen (auch wenn es sich teilweise tatsächlich ein bisschen wie übers Eis schlittern angefühlt hat).

"Nimm Platz!", flüstert mir Jesus zu - in vertrauten Runden und da wo es ein bisschen mehr Mut braucht und auch da wo wir nur genervt dazugewunken wurden, weil wir nunmal schon da sind.  
Nimm Platz
  • wenn ich fürchte, dass sich unsere Mitbewohner ärgern, weil sie über unsere Schuhe im Hausgang stolpern 
  • wenn ich mit meinem Platz-da-ich-komme-Sohn an einem ruhigen Ort auftauche
  • wenn ich in einem Gespräch den Schmerz von anderen höre und dabei vergesse meinen eigenen Teil auf den Tisch zu legen
  • wenn ich mich über die paar Kilos zuviel auf den Rippen ärgere und nicht anerkennen will, dass ich gerade genau diesen Raum brauche, um im Alltag standhaft und verwurzelt zu sein
 Das Leben braucht Raum und es hat die Tendenz sich auszubreiten das habe ich am Samstag bei unserem Wilhelmabesuch mal wieder gesehen.


diese schönen Flügel brauchen Platz!


und der freut sich einfach, dass er in seinem Element sein darf!
manche hätten vielleicht gerne mehr Platz...

und dieser Kerl, hatte vorher definitiv zu wenig Platz!

 Du und ich, wir sind willkommen auf diesem blauen Planeten. Er ist auch unser Zuhause. Ja ich weiß, der Himmel ist mein wahres Zuhause und alles das - und doch: die Erde hat Gott für uns Menschen gemacht. Und ein Mensch, das bin ich. Und das bist du auch. Und deshalb dürfen wir den Platz nehmen, den unser Leben nunmal so braucht. Und wo für andere Platz ist, ist auch Platz für uns. 
 Nicht erst dann, wenn alle mir freudig entgegenlaufen.
 Nicht erst wenn die Mütterclique mich gnädig dazuwinkt.
 Nicht erst wenn mich in einer neuen Gruppe endlich jemand anspricht. 

Wir brauchen keine Extraeinladung. Derjenige, der alles hier geschaffen hat, der heisst uns willkommen!

Und an seiner Tafel wird immer ein Platz für uns freigehalten. Unser Gastgeber strahlt uns über den gedeckten Tisch an und sagt: " Wie schön, dass du da bist. Setz dich. Shalom mein Kind. Friede sei mit dir." Jeder bewusste Moment bei ihm macht mich ein wenig zuversichtlicher und heiler. 



Und wenn Jesus mich gesund geliebt hat, dann werde ich in einer Situation wie letzte Woche in der Turngruppe einfach fröhlich sagen können: "Was für ein Glück, dass wir uns hier noch reinmogeln konnten. Danke! Und ihr wisst ja gar nicht was ihr für ein Glück habt, dass wir dabei sind."  :-)

8 Kommentare:

  1. Und ich dachte, ich wäre die Einzige, der das passiert im Kinderturnen passiert ist und die sich so fühlt...LG Nicola

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    1. oh nein, dir ist das auch passiert? Ach, dann hoffe ich mein Beitrag konnte dich ein bisschen aufmuntern. Schick dir liebste Grüße und das Strahlen von Jesus ins Herz!!!Er ist mit uns....

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  2. Ich hab das übrigens nicht geschrieben. Es gibt hier noch eine andere Nicola - toll! Kann ich total nachvollziehen. Finde ich super gemein. Schlechter Tag hin oder her (der Sportleherein). LG N

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    1. Cool, zwei Nicolas bei mir - wie schön:-). Ja, danke. Schon irgendwie gemein. Aber was solls - heute waren wir wieder da. Samu liebt es...Grüße zu Euch!!!

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  3. das hast du sehr schön geschrieben.danke. so ähnliche Gefühle und Situationen kenne ich auch von mir.gruß, e.l.

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    1. Wie gut zu wissen, dass es nicht nur mir so geht :-). Danke und liebe Grüße und Segen zurück!!!

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  4. Was für ein schöner Text.... Ich weiß gleich, was du meinst. Und darüberhinaus bin ich auch eine Mama von einem Samu

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    1. Ach wie schön - noch eine Samu-Mama :-) Danke für deine Rückmeldung und ganz viel Segen für deinen Alltag und die Zuversicht, dass wir fröhlich Platz nehmen dürfen, wenn wir mit Samu im Schlepptau auftauchen....

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