Wäre diese kleine Blogecke ein Wohnzimmer müsste ich jetzt - nach fast zwei Monaten Pause - erstmal in den Regalen Staubwischen und kräftig durchlüften. Aber heute strahlt mir beim 'Fenster öffnen' die weiße Seite mit dem blinkenden Cursor frisch und einladend entgegen. Und überhaupt fühle ich mich nach den vielen Jahren hier ein bisschen wie bei alten Freunden: Wir machen einfach da weiter wo wir aufgehört haben. Und so öffne ich heute diesen kleinen Tante-Emma-Laden wieder mit frohem Herzen und sage: "Schön, dass ihr wieder da seid!" (Die Öffnungszeiten sind gerade sehr unregelmässig. Wenn ihr einen neuen Beitrag deshalb direkt ins Email-Fach bekommen wollt, damit ihr hier nicht umsonst vorbeischaut, dann schickt einfach eine kurze mail an: chris.f@freenet.de)
Und hier steht tatsächlich etwas Neues im Regal! Das Schöne beim Loslassen ist nämlich, dass man etwas Neues in die Hand nehmen kann. Und ich habe die Plastiktastatur gegen weichen Ton eingetauscht. Der Wunsch danach kam ziemlich überraschend und unglaublich drängend über mich. Und schon war ich, gemeinsam mit einer Freundin, auf dem Weg zu einem Töpferseminar. Ich habe seit meiner Grundschulzeit nicht mehr getöpfert! Damals entstand ein leicht missratenener lila Elefant, den meine Eltern tapfer im Wohnzimmer aufgestellt haben. Eigentlich hatte ich gedacht, dass ich mich - wenn überhaupt - erst im hohen Alter wieder mit dem Töpfern beschäftigen würde, weil das doch eher was für alte Menschen ist. Als ich dann die Überschrift von dem Artikel sah, der vor Ort in der Töpferwerkstatt hing, musste ich erstmal lachen:
Ich war zur Abwechslung also mal so richtig im Trend! In England gibt es sogar eine richtig angesagte Show the great Poterry Throwdown in der Amateur-Töpfernde gegeneinander antreten (Schaut mal hier). Unsere kleine Gruppe trat - Gott sei Dank! - nicht gegeneinander an, sondern wir waren einfach zusammen da. Als wir am ersten Abend die Werkstatt der wunderbaren Künstlerin Hanna betraten (ihr Kommentar: "mein Hobby ist etwas eskaliert!") war für jeden ein Platz am Tisch vorbereitet.
Dann bekamen wir einen Klumpen Ton und ich musste erstmal lernen den Blick nicht nach rechts oder links zu richten, was die anderen damit machen, sondern einfach die Finger in das erdig, klebrige Material vor mir drücken und schauen, was dabei entstehen kann. Als wir uns am zweiten Tag einer Skulptur versuchten war Hannas hilfreicher Tipp: "Am besten nur was wegnehmen. Schaut was sich in dem Stück Ton versteckt hat!" Ich habe meinem Tonklumpen zugeflüstert: "Wollen doch mal schauen was sich in dir verbirgt!" und war sehr froh, dass es kein lila Elefant war.
Und ich habe das Allerbeste an der Arbeit mit Ton entdeckt: Wenn etwas nicht so gut gelingt, kann man problemlos das Ganze nochmal umformen oder sogar ganz von vorne anfangen - mit demselben Material! Das hat auch schon Jeremia beobachtet, als ihn Gott dazu aufgefordert hat sich neben eine Töpferschiebe zu stellen:
Wann immer das Gefäß misslang, begann der Töpfer von neuem und machte aus demselben Ton ein anderes Gefäß. (Jeremia 18,4 the message)
"Ich bin gern bei Dir!" Diesen hellen Satz aus Gottes Herz goß Hanna am Ende über unsere kleine Grupe aus, wie die Glasur über ihre Gefäße. Ich hoffe dieser Satz hält und wird fest, im Brennofen des Alltags. In dieser Sommerzeit, die mein Material ziemlich angreift. Und inmitten der hitzigen Wutausbrüche eines 14-Jährigen, die nach unzähligen Neuanfängen verlangen.
That's why he came. To make something out of the mess. To take the shattered fragments of our lives and shape them and turn them into something whole and beautiful. (Eugene Peterson)
Dazu ist er gekommen: Um aus dem unfertigen und zerbrochenen Material unseres Lebens etwas Heiles und Schönes zu formen. (sinngemäß übersetzt)
(von Herzen Danke an die OJC für die Gastfreundschaft und vor allem: DANKE Hanna - Du hast jedem von uns einen Platz geschenkt und uns so ermutigt! In deiner Nähe fällt es mir leichter zu glauben, dass Gott gern bei mir ist.💛)