Die
letzten Tage hat es ab und zu noch funktioniert; jetzt hat mein
Handy endgültigt seinen Geist aufgegeben (wenn man bei so einem
seelenlosen Teil überhaupt davon sprechen kann, dass es den Geist
aufgibt!).
Schon länger blinkt mich die Whats-App-Nachricht an: Zu
wenig Speicherplatz! Löschen sie Dateien um eine neue Version
hochzuladen. Ich versuche
es. Lösche schweren Herzens Dateien, ein paar alte Filme und Bilder. Es nützt nichts. Die vorwurfsvolle Nachricht bleibt. Am Ende lösche ich genervt mein Whats-App.
Zuerst ist es ein gutes Gefühl. Ballast abgeworfen! Ich
lösche keine weiteren Dateien für eine neue Version von dir – ich
lösche DICH, Baby! Dann fällt
mir siedend heiß ein, dass ich damit auch den Kontakt zur
Elterngruppe von Samus erste Klasse gelöscht habe. Und zur
Willis Lebensmittelretter-Gruppe über die wir leckere Backwaren und
abgelaufene Lebensmittel bekamen. Und zu meinem Neffen in Amerika und
meiner Nichte in Südafrika, die mir ab und zu Bilder ihrer Reise
schicken. Und zu unseren Freunden in Japan die mir regelmässig
Gebetsanliegen schicken. Oh weh. Vielleicht sollte ich doch
wieder...
Aber jetzt ist das Handy sowieso erst mal kaputt. Und ich
übe mich im gelassenen Bin-zur-zeit-nicht-erreichbar-Modus. Bis vor kurzem konnte ich noch total gut ohne
Whats-App. Nun scheint es mir fast unverzichtbar. Wie schnell sowas geht, oder? Und klar: es hat ja
unbestreitbar Vorteile – besonders für telefon-phobische
Mensche wie mich. Es hat aber auch ein Problem: Es beansprucht
definitiv einiges an Speicherplatz!
Und
genau das scheint mein derzeitiges Problem zu sein - nicht nur auf
dem Handy sondern in meinem gesamten Leben: Der Speicherplatz ist
überladen! Zu viele gute und nützliche Dinge nehmen mich in
Beschlag und ich spüre, dass mein System kurz vor dem Totalabsturz
steht. Die Migräneattacke, die mich seit gestern quält, könnte
auch ein Hinweis darauf sein; ein Hilferuf von meinem Körper der
mich bittet ein bisschen Ballast abzuwerfen. Und das obwohl doch
gerade eigentlich gar nicht so viel los ist. Objektiv betrachtet.
Aber es gibt nun mal menschliche Systeme die vielleicht nicht ganz so viel
Speicherplatz haben und trotzdem alles mögliche und unmögliche spontan auf ihre Festplatte ziehen. Ich scheine dazuzugehören. Und deshalb ist es
für mich so wichtig immer wieder mal alles runterzufahren und zu
schauen, was zu viel Platz einnimmt. Wo ich mich
wieder auf ungesunde Weise verausgabe. Wo ich zu viel auf einmal will
und meine Begrenzungen völlig übergehe.
Also
tue ich das, was ich meistens tue wenn ich innerlich gestresst bin:
Ich esse viel Schokolade und ich gehe mit Jesus spazieren und bitte
ihn, dass er mir beim Sortieren hilft. Nachdem ich mir gestern erst mal
eine halbe Tafel Ritter-Sport reingestopft habe (soviel Sport muss sein!)
habe ich einen kleinen Spaziergang gemacht. Irgendwie bin ich dabei auf dem örtlichen Friedhof gelandet.
Eigentlich ein ganz guter Platz um darüber nachzudenken, wie kostbar
das Leben ist, wie begrenzt Zeit und Speicherplatz und wie wenig
sinnvoll es ist, sich total zu stressen und so wichtig zu
nehmen, wie ich das leider oft tue.
Also setzte ich mich auf die Bank, mit Blick auf Herbstbäume und Grabsteine, und
frage Jesus so Sachen wie: Was
ist gerade zu viel? Was erschöpft meine Kapazität? Welche inneren
Programme ziehen viel zu viel Akku? Wie kann ich da heiler werde? Welche Ansprüche und welche Sorgen muss ich loslassen?
Was ist vielleicht gerade möglich, aber entspricht nicht
meiner Lebenswirklichkeit? Welche guten Pläne sollte ich besser
verschieben?
Die
Antworten sind nicht leicht zu finden. Und manches fällt mir schwer
aus den Händen zu geben. Aber während um mich herum die Blätter
leise zu Boden fallen übe ich mich ein bisschen im Loslassen. Wenn
nicht in dieser Jahreszeit, ja wann denn dann?
Und
letztlich geht es doch darum Platz zu schaffen! Ein
NEIN zu dem was mich überfordert ist doch letztlich ein JA zu dem Leben, das
mir gerade geschenkt wird!
JA
zum Liebhaben und Sonne tanken
zum Schulgeschichten hören und Hausaufgaben kontrollieren
zu Parkausflügen mit Waffel essen und ausgiebigem Laub aufwirbeln
zum Geschichten vorlesen und gebaute Legoteile bestaunen
zum Einladungen annehmen und kleine Glaubensabenteuer wagen
zum Sabbatkerze anzünden und an unserem 1000-Teile-Puzzle weitermachen
zum Kürbissuppe mit Freunden schlürfen und stille Abenden vor unserem Küchenofen genießen
zum Abendbrotessen unterm Apfelbaum, kurz bevor es Dunkel wird
zu abendlichen Spaziergängen, wenn der Herbstwind auffordernd an der Haustür rüttelt
zum Staunen und Blätter einsammeln
Dafür soll Platz sein! (und jetzt versuche ich die geschenkten, handyfreien Tage zu genießen :-)).
Hei Christina, das trifft den Nagel auf den Kopf. Bäm. Und ich sitze hier und denke: Genau, loslassen! Auf gehts! Und dann fröhlich Ja sagen... Danke dir!
AntwortenLöschenAch schön, das freut mich. Liebe Grüße zu Dir und weiterhin fröhliches Loslassen:-)
LöschenDanke für diese wertvollen Gedanken liebe Christina.
AntwortenLöschenEs ist ein gutes Bild für unser oft so volles Leben. Ich bin seit zwei Jahren dabei meinen Speicherplatz zu breinigen und zu verwalten, und komme nicht wirklich zum Ende. Vielleicht liegt es auch an der momentanen Lebensphase, es füllt sich rasend schnell immer wieder von ganz alleine auf. Wenn mir alles zu viel wird mache ich es wie du, mit meinem himmlischen Vater spazieren gehen und reden. Das hilft klarer zu sehen. Deine Worte haben mir das wieder stärker bewusst gemacht.
Danke dir und weiterhin Gottes Segen im bejahen des Lebens.
Herzlichen Gruß
Enny
Danke, liebe Enny für dein Kommentar! Ja, dieses "Speicherplatz leerräumen" ist wohl eher eine gute Gewohnheit fürs Leben als eine einmalige Sache. Spazieren gehen auch. :)Wünsch Dir weiter Segen für deinen Weg mit Jesus!!!
LöschenDu hast so recht. Danke für deine Worte und für die Fotos. Sie zeigen wie wunderschön das Leben ist, wenn man ihm Speicherplatz lässt.
AntwortenLöschenIch hoffe deinem armen Kopf geht es wieder besser.
Danke liebe Tine!
LöschenKopf ist besser, Gott sei Dank! ICh drücke dich und freu mich auf unser Lagerfeuer:-)
Danke liebe Christiana. Du hast total recht, alles ist immer so voll und mir fällt es oft so schwer zu ' löschen '. gut, das unser Papa uns hilft. Bin so froh über Deinen Blog und lese Mel regelmäßig Deine Einträge vor. Es ist wie eine Pause. Ein Innehalten in all dem Durcheinander.
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