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Dienstag, 14. Juni 2016

this one precious life...

Im Haushalt Schöffler gab es schon die erste EM- Verletzung:
Ich kam gerade aus der Röhre die mir Magnetwellen durch mein Knie gejagt hat (was für ein Segen ist es, dass es so eine Methode zur Diagnostik gibt!)  da klingelte mein Telefon: Die aufgeregte Stimme von Heio, im Hintergrund ein entsetzliches Geschrei, irgendwas von Trompete, Zunge und Blut. (Trompete? Ich wusste gar nicht, dass Samu eine Trompete hat!) Ich gab die knappe Anweisung: "Kind beruhigen, bin gleich da."
Am Ende stellte sich heraus, dass Zungenbändchen völlig überbewertet werden und dass Eis eine ganz hervorragende Methode ist um ein Kind zu beruhigen und Blutungen im Mund zu stoppen. Blöde Fan-Artikel. Heute morgen steht die Tröte schuldbewusst in der Ecke.



Und in dem ganzen Durcheinander hab ich heute die Aktion "gesundes Frühstück" von der Kita vergessen. Auf die erwartungsvolle Frage der Erzieherin wo wir die Gurke haben ist mir ein lautes "Scheisse" rausgerutscht. VOR DEN KINDERN! Die lieben Erzieher meinten es ist nicht ganz so schlimm (das mit der Gurke), trotzdem hatte ich das Gefühl mit einem so großen LOOSER-MAMA-Schild vor meinem Kopf nach Hause zu fahren, dass ich nur ganz knapp durch die engen Passagen vom Fahrradweg gepasst habe.

Aber nochmal zu gestern Abend: Nach Fußballschauen war`s mir nicht mehr, stattdessen bin ich an einem tollen Interview mit Anne Lamott hängengeblieben. Ich liebe diese wunderbare Schriftstellerin! Ihr Humor, ihre Art das Leben zu sehen und darüber zu schreiben. Ich habe schon viel von ihr gelesen und angehört. Immer mal wieder fällt der Satz:  You just don`t have that kind of time. Diese Art von Zeit hat man einfach nicht. Meistens war es die Antwort auf eine Frage ob sie sich um dieses oder jenes Gedanken macht und ich fand diesen Satz so entspannend. Und so wahr.
Im Interview erfuhr ich von wem sie diesen Satz hat: Ihre beste Freundin Pammy war schwer an Krebs erkrankt, mit 37 Jahren.  Als Anne Lamott bei ihr zu Besuch war fiel im Gespräch der Satz: "Findest du dieses Kleid macht mich dick?" Und Pammy, mitten in ihrer Chemo, mit Perücke auf dem Kopf und ihre kleine Tochter im Arm sagte ihr: "Annie, you just don`t have that kind of time!"
 In diesen Tagen leiden und beten wir mit einer Familie die wir zwar nicht persönlich kennen, die aber enge Freunde von unseren Freunden sind. Der junge Vater (Ende 30) ist am Freitagabend ganz plötzlich an einem Herzinfarkt verstorben. Nun denken wir an die Frau und an ein dreijähriges Mädchen das langsam begreifen wird, dass der Papa nicht mehr da ist. Und ich denke darüber nach wie zerbrechlich unser Leben ist. Wie kostbar die Tage sind und ja: für manche Dinge sollten wir einfach nicht die Zeit haben.
Ich versuche es mir selbst zu sagen (und weiß, dass es mir doch nicht leicht fällt):

Ich habe einfach nicht diese Art von Zeit um mir den Rest des Tages darüber Gedanken zu machen was für eine Looser-Mama ich doch bin.

Ich habe nicht die Art von Zeit mich für Dinge zu verdammen die Gott mir vergibt.

Ich habe auch nicht wirklich die Zeit um mir darüber den Kopf zu zerbrechen was der neue Mitbewohner darüber denkt, dass ich den ganzen Vormittag Zuhause bin anstatt arbeiten zu gehen (und überhaupt: warum ist ER die ganze Zeit hier? ;-))

Ich habe nicht  die Zeit um auf Seiten zu surfen und Blogs zu lesen die mich nur deprimieren und unzufrieden machen über mein eigenes (weniger glanzvolles) Leben.

Ich habe auch nicht wirklich  die Art von Zeit um mich darüber zu grämen, dass ich keine so fitte Mama bin und dass ich nicht mehr die Figur einer 20-jährigen habe.

Ich habe nicht die Zeit mich ständig über kleine Dinge aufzuregen die nicht so schlimm sind und dauernd an Heio rumzunörgeln.

 Ich habe nicht die Zeit dem Anderen Dinge nachzutragen und unversöhnlich zu sein. 

Ich habe nicht die Art von Zeit um mir Sorgen zu machen über Dinge die mit höchster Wahrscheinlichkeit sowieso nicht eintreffen.

Ich habe nicht die Zeit um die Person zu sein die andere gerne in mir sehen wollen, ihnen gefalllen zu wollen anstatt mich mutig zu verändern.

Ich habe auch wirklich nicht die Zeit um Wäsche zu bügeln und mich kaputt zu machen nur um eine perfekt aufgeräumte Wohnung zu haben.

Ich habe nicht die Art von Zeit Dinge aus einem blöden Schuldgefühl heraus zu tun die ich eigentlich nicht tun will.

Ich habe nicht die Zeit mich zu rechtfertigen (wenn es nicht um Klärung sondern nur um mein  Ego geht) und ich habe auch wirklich nicht die Art von Zeit mich über komische Ansichten von anderen Christen aufzuregen.

Ich habe nicht die Art von Zeit, dass ich darauf warten könnte erst dann etwas mitzuteilen wenn es auch perfekt ist.  (Anne Lamott sagt dazu: I believe in doing things badly!) 

Und ihr habt nicht die Art von Zeit ewig meine Listen zu lesen wofür ich keine Zeit habe :-).


Wie sagt Anne Lamott: How do I wanna spent this one precious life?

Wie will ich dieses eine, kostbare Leben verschwenden?  

Für manche Dinge sollte darin einfach kein Platz sein. Das will ich nicht vergessen. Ich weiß, ich werde eine ständige Erinnerung daran brauchen.

das hängt jetzt neben meinem Schreibtisch.


Und hier noch ein paar Bilder wie ich mein kostbares Leben in den letzten Tagen verschwendet habe. Vom im Bett liegen wegen meiner Migräne, meine Ungedulds-Anfälle mit Samuel und dem völlig uneffektiven Tag habe ich kein Bild. Aber auch das gehört zu meinem einen kostbaren Leben! Am Ende sind es nicht nur die guten Tage die zählen (und dass jeder Moment ein Glücksmoment sein muß), sondern auch die anderen Tage die wir  - trotz allem! - gut leben wollen.

 schöne Musik-Lesung in Esslingen

Danke an alle die dabei waren!!!!

Kinderfest

Ausflug mit Oma, Tante und der Dampflok




Küchenchaos
Wie schön er bastelt...
eine Pistole aus Bügelperlen


In manches werden wir erst langsam hineinwachsen...so ist das Leben

9 Kommentare:

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    1. Ja, oder? Will das öfters mal umsetzen (Sonntags klappt es schon ganz gut) : mimi-faktur Stuttgart.

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  2. Christina, ich muss dir unbedingt erzählen, was heute im Zug passiert ist. Also, ich sitze da in dem Vierer, total vertieft in deine Lektüre, die ich immer auf der Fahrt zur Uni lese,immer mal wieder lächelnd, weil du mir so aus der Seele sprichst. Auf jeden Fall, lese ich und bemerke, dass der Typ vor mir total interessiert ist und versucht den Titel deines Buches zu erkennen. Also, halte ich das Buch unauffällig etwas höher. Und siehe da, er holt sein Notizbuch und schreibt sich deinen Namen und den Titel des Buches auf :)

    Danke dir für deine Sicht auf das Leben mit Jesus. Ich kann so viel von dir lernen!

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    1. Ja wow, das ist ja wirklich cool liebe Lena! EIne ganz neue Art Werbung für ein Buch zu machen: Leute in die Bahn setzen die offensichtlich das Lesen total genießen (vielleicht immer mal wieder laut auflachen! :-)... tolle Sache! Danke für`s Buch hochhalten und für deine ermutigenden Worte!!!!

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  3. Liebe Christina,
    ich schließe mich da voll und ganz meiner "Vorschreiberin" an! Dein Blog ist eine Bereicherung für mich und ich kann auch von Dir lernen! Danke für Deine Offenheit!
    Die Welt ist klein... der verstorbene Papa Deiner Freunde wohnte bei uns im Nachbarort. Ich kenne die Familie nicht persönlich, aber das geht mir trotzdem sehr nah.
    Das Leben... jeder Augenblick ist einfach kostbar! Auch wenn der Alltag (mit kleinen Kindern) oft so anstrengend ist.
    Ich wünsche Dir einen schönen Tag und Gottes Segen!
    Liebe Grüße, Dagmar

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    1. Liebe Dagmar! Wie recht du hast - das Leben ist kostbar, manchmal wird uns das vor einem tragischen Hinergrund noch viel deutlicher bewusst... Danke für deine lieben Worte und Segen zu Dir (ganz in der Nähe) und viel Kraft für deinen Alltag!!!

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  4. Eine Pistole aus Bügelperlen, na klar, die hätte ich sofort erkannt. Ist ja auch naheliegend.
    Das mit den Waffen kriegt man nicht aus den Jungs raus, glaub ich.

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    1. oh ja. Hab gehört, dass in manchen Walddorfkitas (nur "gewaltfreies", faires Spielzeug!)die Pistolen halt aus dem Knäckebrot gebissen werden :-).

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