Freitag, 2. Oktober 2015

Ernte.Dank.

Heute morgen bleibt mein Blick an der Stuttgarter Zeitung hängen, die Heio auf dem Küchentisch ausgebreitet hat: Ein schönes Bild, mit prallen, roten Äpfeln und einem Bericht über das Erntedankfest. Ich lese über die Haltung der Dankbarkeit folgendes:

Dankbarkeit bewahrt uns vor der Maßlosigkeit alles haben zu müssen und schärft die Dinge für das Wesentliche.   
Sie erinnert uns daran was wir an Gutem haben und was wir wirklich brauchen. 
Die Dankbarkeit ist, laut eines alten württembergischen Pfarrers, wie "Hefe des Glaubens". 
Der Ausdruck gefällt mir. Wie die Hefe unter der wärmenden Sonne den Teig auf das Doppelte anwachsen lässt (so soll es zumindest sein:-)) - so macht die Dankbarkeit groß und sichtbar was Gott tut.

In diesen Tagen fühlt sich mein Herz tatsächlich ein wenig so an, wie so ein überquellender Teig aus der Schüssel - ich bin so dankbar für das (unverdient!) Gute das mich umgibt:
Samu kommt dreckverschmiert aus dem Garten und bringt die letzte Kartoffelernte des Jahres. 
 

Und die Herbstsonne ist gerade so schön - sie schafft es tatsächlich mich abends ab und zu noch dazu zu motivieren eine kleine Runde mit dem Rad über die Felder zu fahren. Hab das Stück Natur in unserer Nähe vor kurzem erst entdeckt- zwischen Müllabladeplatz und Bahngleise. Einfach ziellos ein bisschen hin und her fahren, Blumen pflücken oder ein paar reife Äpfel essen die auf dem Boden liegen. Das ist ein besserer Ausklang des Tages, als den Küchenboden zum zweiten Mal zu wischen. (Morgen ist ja auch noch ein Tag....). Und wir kommen dankbar wieder Zuhause an.




 Und Samu schreit unter jedem Kastanienbaum an dem wir entlagfahren: STOPP! 
Er sammelt ALLE Kastanien ein die er in die Hände bekommt (ich versuche schon die Bäume weiträumig zu umfahren). Überall in der Wohnung stolpere ich über diese runde, samtige Kugeln.   Der kleine Sohn ignoriert mein Schimpfen und baut fleissig seine Straßen...



 Und wir genießen nochmal mit Freunden den wunderschönen Park in unserer Nähe.










Im Zeitungsartikel wird das Erntedankfest als "das sinnlichste Fest der Christen" bezeichnet. Mein Erntedank ist mitten im Alltag:
Wir beißen in knackige Äpfel, genießen die wärmenden Sonnenstrahlen, den Zwiebelkuchen mit  neuem Wein und den Wind der an den Ästen rüttelt. Ich zünde abends wieder öfters eine Kerze an, lege manchmal noch eine schöne "Herbstmusik" ein(z.B. die neue ruhige CD von Sufjan Stevens) . Ich versuche mir ein bisschen mehr Zeit dafür zu nehmen um zu "schmecken und zu sehen wie freundlich der Herr ist".
Und ich spüre  tatsächlich ein bisschen davon, dass mein Blick für das Wesentliche geschärft wird. Hoffentlich erinnere ich mich auch im kalten Novembernebel noch daran...


The physical world invites amazement. 
Lift your eyes from the page or screen and notice. 
Not just observing. Enter in. 
Let the sensations move and change you,
speak something of Gods kingdom present here... 

(Tara Owens, meeting God in flesh and bone).

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