KLEINE BLOGPAUSE. TIME TO REST and REFLECT...
Im Juli geht es weiter!!! Back in July!
" I need to learn how to be fine, not being fine."
(ich will lernen, dass es in Ordnung ist nicht in Ordnung zu sein).
Diesen Satz schrieb Chrissy auf ihrem wunderbaren blog und er fühlt sich für mich an, wie eine kühlende, heilende Salbe.
Gäbe es eine Disziplin in "so tun als wäre alles in Ordnung" würde ich jedesmal mit Abstand die Goldmedallie abstauben. Ich kann völlig fertig sein und nach außen wirke ich so als wäre alles in Ordnung (in dem Moment bin ich sogar selbst davon überzeugt!).
Ich will nicht heucheln, aber es ist so als würde ich mir nur ein paar ehrliche Sätze zugestehen, ein paarmal tief Luft holen um dann wieder in Ordnung zu sein. Aber mein Körper, der alte Verräter, fängt an zu rufen und zu schreien und fordert, dass ich endlich lerne, mich besser um mich zu kümmern.
Und langsam sehe ich auch schon so fertig aus wie ich bin und mein Umfeld macht sich Sorgen.
Am Samstag kam eine Freundin vorbei und hat mich mit in´s Kino genommen. Ich gehe total gerne in`s Kino- aber gefühlt war ich zuletzt dort, als es noch Stummfilme mit Charlie Chaplin gab. Die Freundin kennt mich gut und ihr Vorschlag war dann auch, dass wir in einen traurigen Film gehen. Wenn es mir schlecht geht, dann gehe ich ungern in eine Komödie, weil ich fürchte, dass es ein schlechter Film ist und ich es anstrengend finde, etwas lustig zu finden was überhaupt nicht lustig ist. Wisst ihr was ich meine?
Also gingen wir in in Still Alice, einen Film über eine Frau, die einen seltenen Fall von früh einsetzendem Alzheimer bekommt (keine Gefahr, dass ich es lustig finden muß!). Julianne Moore spielt fantastisch diese Professorin, die anfängt sich selbst zu verlieren, die immer mehr vergisst, und ihr ganzes Umfeld damit erschüttert.
Ich sitze im Kinosessel und mir laufen die Tränen über`s Gesicht. Ich sehe den Film und parallel dazu fängt an ein anderer Film in mir zu laufen. Ich sehe wie ich meinem kranken Papa Samuel in die Arme gelegt habe und er hat nur abwesend über seinen Kopf gestreichelt. Es war einer der wenigen Momente, in denen ich weinend aus seinem Schlafzimmer gehen musste, weil es mich so traurig gemacht hat. Ich habe um das geweint was nicht mehr da war, um das was hätte sein können.... er wäre so ein wunderbarer Opa gewesen.
Aber er hat sich auch immer mehr verloren, vieles vergessen und manchmal hat er auch vergessen wer ich bin. Aber sein geliebtes Clärle (meine Mutter) und Jesus - diese Beiden hatte er so tief im Herz, die hat er bis zum Schluß nicht vergessen. Wenn er unruhig war, dann hat es ihn beruhigt wenn wir gesagt haben "Dein Clärle ist doch da!", oder wir haben mit ihm gebetet oder einen Gesangbuchvers gelesen und er hat jedes Wort mit den Lippen mitgeformt. Die Liebe liegt tiefer als unser Vergessen.
Das zeigt auch dieser Film so gut, über den ich weinen kann, weil der Schmerz auch Teil meiner Geschichte ist.
Das Licht geht an, ich wische mir schnell die Tränen aus dem Gesicht und wir gehen noch zusammen ein Eis essen. Die Freundin kenne ich schon ziemlich lange und ich weiß, dass ihr Leben in den letzten Jahren nicht einfach war. Vieles ist für sie nicht in Ordnung. Wir reden über den Glauben, den wir früher geteilt haben und es kommt mir vor als würden wir zusammen in den Hosentaschen wühlen um noch ein paar Cent zu finden, die der Sache noch Wert geben.
Sie findet nicht viel. Es ist als hätte sie das alles verloren und vergessen, was uns vor Jahren dazu gebracht hat, Jesus nachzufolgen. Ich bin zu müde um theologische Diskussionen zu führen - und es würde sowieso nicht wirklich helfen, das weiß ich.
Aber ich lege meine zwei Münzen auf den Tisch. "Ich weiß nur eins: Jesus vergisst mich nicht. Er liebt mich. Und ich habe ihn immer noch lieb." Und während ich es sage, bin überrascht, wie tief mich diese Worte berühren. Es ist als wäre ich auf einen Schatz gestoßen, der tiefer liegt als unser Vergessen-können.
Diese Woche beginnt mit viel Leid in unserer Welt. Eine Alpenlandschaft voller Horror, Flüchtlingslager mit unsäglicher Not, Kriege, Menschen die leiden, die ganz und gar nicht in Ordnung sind. Ich bin es auch nicht.
Diese Woche beginnt auch die Passionswoche.
Wir denken an die Tage im Leben Jesu an denen er ganz und gar nicht in Ordnung war. Er hat gelitten, innerlich gekämpft bis auf`s Blut und dann mutig einem furchtbaren Tod in`s Auge gesehen, weil es der Weg war um uns in unserem Leid zu erlösen.
Vielleicht kann uns das Leiden Jesu diese Tage trösten, wie nie zuvor. Vielleicht finden wir uns in seiner Geschichte: wir können unseren Schmerz weinen, um alles was wir verloren haben und um alles was hätte sein können. Es ist so viel Platz in seinen Wunden. Es ist so viel Trost bei Jesus. So viel Liebe. So viel Erlösung.
Jesus gibt seinen Jüngern Brot und Wein und er bittet sie: "Tut das, zu meinem Gedächtnis". Für mich klingt es in diesen Tagen wie ein verletzliches "Vergesst mich nicht!"
Vergesst nicht, dass ich euch niemals vergesse. Vergesst doch nicht wie geliebt ihr seid. Vergesst nicht: Ich bin doch da.
Und es ist in Ordnung, wenn ihr euch nicht in Ordnung fühlt. Vertraut mir einfach, dass am Ende meine Geschichte die eure in Ordnung bringen kann.
Und ich merke auch in diesen Tagen: Ich brauche Zeit um nicht in Ordnung sein zu können. Um heil zu werden. Und weil ich so schlecht Grenzen setzen kann muß ich gerade ein bisschen zu radikaleren Mitteln greifen: Ich werde eine 3- monatige Pause machen mit dem Blog-schreiben.
Es fällt mir schwer. Aber ich weiß, dass ich lernen muß, Dinge loszulassen. Und mich besser um mich kümmern. Ich werde Anfang Juli wieder hier sein.
Ganz viel Segen zu Euch! Danke, dass ich meine Geschichte hier mit euch teilen darf, danke für jedes Kommentar und jede mail und einfach für euer mitlesen. Dadurch sind wir ein wenig Weggefährten geworden.
Ich hoffe wir sehen uns an der nächsten Kreuzung wieder.
Seid gesegnet und vergesst nicht, dass ihr niemals vergessen werdet!!!!
Für alle die von euch die das auch weitermachen wollen: wir treffen uns um 19h bei Jesus...