"Wem musst du denn etwas beweisen?", diese Frage stellt mir die leise, sanfte Stimme, von der ich hoffe, dass es Jesus ist.
Es ist Sonntagabend. Ich sitze auf dem Sofa im Wohnzimmer, total geschafft, nach einem vollen Wochenende. Der Sohn ist früh eingeschlafen, also kann ich den Tatort mal wieder in voller Länge genießen (meistens verpasse ich den Mord, was ziemlich blöd ist).
Zwei Fragen beschäftigen mich am Ende des Films: Frage eins: Wie kann man nur so lange, dünne, wunderbare Beine haben wie Komissarin Lindholm? Und Frage zwei: Muss ich meine, gerade begonnene, Nachhilfebetreuung im Asylantenheim wieder absagen?
Wir hatten ein Treffen der Flüchtlingsfreunde. Hauptgrund: wir brauchen noch Unterstützung. Letztes Mal war ich die einzige Mitarbeiterin und alle Kinder dieser Erde sind plötzlich aufgetaucht. Es gab leider keine feste Zusagen zur Mithilfe. Stattdessen wurde voller Elan besprochen was man alles mit den Kindern unternehmen könnte, wie oft man sich mit den Lehrern treffen sollte, wer gute Ideen zur Sprachförderung und Material hat...
Ich saß total fertig da und dachte: Das pack ich nicht. Alles was ich anbieten kann ist einmal die Woche (wenn wir nicht krank sind!) müde aufzutauchen, einen Mitstreiter haben, ein paar Kinder anlächeln, ihnen ein wenig beim Ausmalen und Schreiben helfen. Das war`s. Mehr geht nicht.
Deshalb sitze ich auf dem Sofa und frage Gott, ob ich aussteigen soll. Wie so oft, antwortet er mir mit einer Frage: "Christina, wem musst du eigentlich etwas beweisen?"
Das kann ich blöderweise gar nicht richtig beantworten. Vielleicht will ich den Leuten im Flüchtlingsverein beweisen, dass mir die Kinder wichtig sind (und deshalb muss ich genauso engagiert dabei sein wie sie)? Oder ich schäme mich vor meinen geschätzten Bloglesern, dass ich hier erst total davon schwärme, wie toll das alles ist und wie Gott das für uns eingefädelt hat und dann schmeisse ich vielleicht alles wieder hin.
"Du bist manchmal so wankelmütig", sagte ein Freund zu mir. Wankelmütig - was für eine doofe Eigenschaft, die ich da habe. Ich will so gerne geradlinig leben. Mein JA soll ein JA sein und mein NEIN ein NEIN und so weiter. Ich will treu sein und das was ich anfange auch durchziehen. Ist es vielleicht das, was ich beweisen will?
Gestern Abend telefoniere ich mit einer Freundin. Sie ist mitfühlend, klug und weise. Es ist ein bisschen so, als wäre C.S. Lewis am anderen Ende der Leitung. Ich jammere ausgiebig, erzähle dass eine der wichtigsten Asylbeauftragte der Stadt Stuttgart (ICH!) ihren Job vielleicht nach 3 Wochen hinschmeissen muss und ich will wissen was sie denkt.
Schweigen (C.S. Lewis kramt in seinen Schätzen der Weisheit). Dann sagt sie mir, dass vieles im Leben eben keine klare Sache ist. Es braucht oft ein Suchen, ein Tasten in verschiedene Richtungen, was uns dann auf den richtigen Weg bringen kann. Danke Clive. Diese Worte helfen mir.
Bei all den angefangenen Projekten in meinem Leben: bei manchem wäre Durchhalten gut gewesen, keine Frage! Aber vielleicht brauche ich oft auch das Suchen, die Schritte vor und zurück, um am Ende die richtige Richtung zu finden.
In Wankelmut steckt das alte Wort WANKEN. Es bedeutet schwankend, unbeständig, schwach, zweifelnd. Und da ist, erstaunlicherweisen, noch das Wort MUT.
Ich wünsche mir so sehr mehr Klarheit zu haben, bevor ich losgehe. Aber manchmal kommt die Klarheit erst auf dem Weg. Und es braucht Mut, sich zweifelnd, schwach und suchend auf den Weg zu machen. Mit einem offenen und fragenden Herzen und dem vertrauen, dass jemand meine Schritte lenken kann.
Ein junger Mann bat einmal Mutter Theresa: "Bitte, beten sie, dass ich Klarheit für mein Leben bekomme".
Sie antwortete: "Das werde ich nicht tun, Klarheit ist das, was sie loslassen müssen."
"Aber sie scheinen immer Klarheit zu besitzen!", sagte der Mann.
Lächelnd erwiderte sie: "Ich hatte nie Klarheit, aber ich hatte immer Vertrauen. Also werde ich beten, dass sie lernen, Gott zu vertrauen."
Mutter Theresa fällt mir nun wirklich nicht ein wenn ich an einen wankelmütigen Menschen denke. Aber ich habe ihr Buch gelesen: Komm, sei mein Licht. Es ist beeindruckend und auch irgendwie erschütternd. Wie viele Zweifel, wie viel Suchen und Dunkel war in ihr. Und was für ein Segen war ihr Leben!!!
Das macht mir Mut. Meine Zweifel, meine Schwäche, mein Schwanken wird am Ende Gott nicht daran hindern, dass er meine Schritte lenkt und mich zum Segen machen kann.
Ein Studium abbrechen, weil ich merke, dass es meinem Innersten nicht entspricht? Eine ungesunde Beziehung beenden? Ein Projekt liegen lassen, weil es vielleicht nicht der richtige Zeitpunkt ist? Den Arbeitsplatz wechseln? Etwas Kostbares loslassen und vertrauen, dass es ohne mich weiter wächst? Zweifelnd und mit zitternden Knien eine neue Richtung einschlagen und merken: da ist jemand der unser Suchen wertschätzt und uns, auch im hin und her, unseren Weg zeigt.
Also gehe ich heute mittag zu den Kindern, mit Samu an der Hand.
Ich will versuchen, nichts zu beweisen. Ich suche. Ich schwanke. Und ich will vertrauen, dass Jesus meine Schritte lenkt.
Es ist Sonntagabend. Ich sitze auf dem Sofa im Wohnzimmer, total geschafft, nach einem vollen Wochenende. Der Sohn ist früh eingeschlafen, also kann ich den Tatort mal wieder in voller Länge genießen (meistens verpasse ich den Mord, was ziemlich blöd ist).
Zwei Fragen beschäftigen mich am Ende des Films: Frage eins: Wie kann man nur so lange, dünne, wunderbare Beine haben wie Komissarin Lindholm? Und Frage zwei: Muss ich meine, gerade begonnene, Nachhilfebetreuung im Asylantenheim wieder absagen?
Wir hatten ein Treffen der Flüchtlingsfreunde. Hauptgrund: wir brauchen noch Unterstützung. Letztes Mal war ich die einzige Mitarbeiterin und alle Kinder dieser Erde sind plötzlich aufgetaucht. Es gab leider keine feste Zusagen zur Mithilfe. Stattdessen wurde voller Elan besprochen was man alles mit den Kindern unternehmen könnte, wie oft man sich mit den Lehrern treffen sollte, wer gute Ideen zur Sprachförderung und Material hat...
Ich saß total fertig da und dachte: Das pack ich nicht. Alles was ich anbieten kann ist einmal die Woche (wenn wir nicht krank sind!) müde aufzutauchen, einen Mitstreiter haben, ein paar Kinder anlächeln, ihnen ein wenig beim Ausmalen und Schreiben helfen. Das war`s. Mehr geht nicht.
Deshalb sitze ich auf dem Sofa und frage Gott, ob ich aussteigen soll. Wie so oft, antwortet er mir mit einer Frage: "Christina, wem musst du eigentlich etwas beweisen?"
Das kann ich blöderweise gar nicht richtig beantworten. Vielleicht will ich den Leuten im Flüchtlingsverein beweisen, dass mir die Kinder wichtig sind (und deshalb muss ich genauso engagiert dabei sein wie sie)? Oder ich schäme mich vor meinen geschätzten Bloglesern, dass ich hier erst total davon schwärme, wie toll das alles ist und wie Gott das für uns eingefädelt hat und dann schmeisse ich vielleicht alles wieder hin.
"Du bist manchmal so wankelmütig", sagte ein Freund zu mir. Wankelmütig - was für eine doofe Eigenschaft, die ich da habe. Ich will so gerne geradlinig leben. Mein JA soll ein JA sein und mein NEIN ein NEIN und so weiter. Ich will treu sein und das was ich anfange auch durchziehen. Ist es vielleicht das, was ich beweisen will?
Gestern Abend telefoniere ich mit einer Freundin. Sie ist mitfühlend, klug und weise. Es ist ein bisschen so, als wäre C.S. Lewis am anderen Ende der Leitung. Ich jammere ausgiebig, erzähle dass eine der wichtigsten Asylbeauftragte der Stadt Stuttgart (ICH!) ihren Job vielleicht nach 3 Wochen hinschmeissen muss und ich will wissen was sie denkt.
Schweigen (C.S. Lewis kramt in seinen Schätzen der Weisheit). Dann sagt sie mir, dass vieles im Leben eben keine klare Sache ist. Es braucht oft ein Suchen, ein Tasten in verschiedene Richtungen, was uns dann auf den richtigen Weg bringen kann. Danke Clive. Diese Worte helfen mir.
Bei all den angefangenen Projekten in meinem Leben: bei manchem wäre Durchhalten gut gewesen, keine Frage! Aber vielleicht brauche ich oft auch das Suchen, die Schritte vor und zurück, um am Ende die richtige Richtung zu finden.
In Wankelmut steckt das alte Wort WANKEN. Es bedeutet schwankend, unbeständig, schwach, zweifelnd. Und da ist, erstaunlicherweisen, noch das Wort MUT.
Ich wünsche mir so sehr mehr Klarheit zu haben, bevor ich losgehe. Aber manchmal kommt die Klarheit erst auf dem Weg. Und es braucht Mut, sich zweifelnd, schwach und suchend auf den Weg zu machen. Mit einem offenen und fragenden Herzen und dem vertrauen, dass jemand meine Schritte lenken kann.
Ein junger Mann bat einmal Mutter Theresa: "Bitte, beten sie, dass ich Klarheit für mein Leben bekomme".
Sie antwortete: "Das werde ich nicht tun, Klarheit ist das, was sie loslassen müssen."
"Aber sie scheinen immer Klarheit zu besitzen!", sagte der Mann.
Lächelnd erwiderte sie: "Ich hatte nie Klarheit, aber ich hatte immer Vertrauen. Also werde ich beten, dass sie lernen, Gott zu vertrauen."
Mutter Theresa fällt mir nun wirklich nicht ein wenn ich an einen wankelmütigen Menschen denke. Aber ich habe ihr Buch gelesen: Komm, sei mein Licht. Es ist beeindruckend und auch irgendwie erschütternd. Wie viele Zweifel, wie viel Suchen und Dunkel war in ihr. Und was für ein Segen war ihr Leben!!!
Das macht mir Mut. Meine Zweifel, meine Schwäche, mein Schwanken wird am Ende Gott nicht daran hindern, dass er meine Schritte lenkt und mich zum Segen machen kann.
Ein Studium abbrechen, weil ich merke, dass es meinem Innersten nicht entspricht? Eine ungesunde Beziehung beenden? Ein Projekt liegen lassen, weil es vielleicht nicht der richtige Zeitpunkt ist? Den Arbeitsplatz wechseln? Etwas Kostbares loslassen und vertrauen, dass es ohne mich weiter wächst? Zweifelnd und mit zitternden Knien eine neue Richtung einschlagen und merken: da ist jemand der unser Suchen wertschätzt und uns, auch im hin und her, unseren Weg zeigt.
Also gehe ich heute mittag zu den Kindern, mit Samu an der Hand.
Ich will versuchen, nichts zu beweisen. Ich suche. Ich schwanke. Und ich will vertrauen, dass Jesus meine Schritte lenkt.
Und hier noch ein paar Bilder aus meinem schwankend, gesegneten Leben:
die Zuglandschaft am Schloßplatz. Weitergehen? Nur unter Protest und Wutgeschrei! |
noch mehr zum Staunen |
Zeit anhalten... |
...und zuschauen wie andere rennen. |
der Nikolaus hat was gebracht- er ist wohl altersmilde:-) |
treue Mitarbeiter. Danke-Essen und alles stinkt nach Käse. |
Weihnachtsbasar für`s Kinderheim in Burma |
selbstgemachte Musik- herrlich! |
und meine Kalender wurden auch noch fertig. |
es gab lecker Bayern- Waffeln... |
und tolle Karten. |
Hallo Christina,
AntwortenLöschenich hab mich für dich gefreut über dein ermutigendes erstes Erlebnis im Asylheim, aber ich kann genauso gut verstehen, dass es dir nun vielleicht schon wieder zuviel ist. Mir selbst könnte ich sowas auch schwer verzeihen (ich kenne solche Situationen...), aber mit Abstand betrachtet finde ich es gar nicht so schlimm (am ehesten schade wegen deiner Ernüchterung). Würde mich freuen, wenn du die Sache vielleicht doch nach deinen Kräften weitermachen und dich von den hohen Ansprüchen der wohlmeinenden Mitarbeiter abgrenzen kannst. Ich denke, ein herzlicher Besuch mit "bisschen Ausmalen" kann den Kindern mehr geben als perfekte Nachhilfe. Liebe kommt vor Lernen (oder so ähnlich ;-), hab ich mal irgendwo gelesen). Und falls du doch nicht weiter machst: auch dieser eine, tolle, erste Besuch hat einen bleibenden Wert!
Ich finde es genial, wie du in dem Zusammenhang auf das Wort "Wankelmut" kommst - da hab ich noch nie drüber nachgedacht, aber es ist wirklich kurios. Danke dass du so ehrlich von deinem mutigen Wanken schreibst!
Liebe Grüße, Angela
Dank dir Angela für deine Worte!
AntwortenLöschenDu hast ja so recht- von den Ansprüchen von außen abgrenzen und einfach das geben was geht...das will ich lernen. Das letzte Treffen war gut, wir haben nur gemalt und eine wunderbare Oma hat mir geholfen.
Definitiv keine Hausaufgabenbeutreuung, aber das, was möglich ist. Bin also weiter wankel-mutig am Start:-). Liebste Grüße zu dir und eine gesegnete Woche!