Gestern hat mal wieder nichts so geklappt wie ich mir das vorgestellt habe.
Mein Plan für den Tag war:
Wohnung aufräumen.
Einen wohldurchdachten, humorvollen aber auch tiefen Blogbeitrag schreiben.
Einkaufen und ein leckeres Mittagessen kochen.
Samu von der KiTa holen, gemütlich in der Küche sitzen und Herbstlichter basteln.
Im Garten spielen. Kind tobt sich aus und spielt noch alleine draußen weiter, Mama backt in Ruhe Pizza für den Besuch.
Gutgelaunter Sohn kommt aus dem Garten.
Freundin kommt. Wir reden in Ruhe, Sohn spielt zufrieden zu unseren Füßen mit den Autos.
Harmonisches in`s Bett bringen.
Mit dem Mann noch gemütlich zusammensitzen und den Tag dankbar beschließen.
Soweit der Plan.
Aber - ihr ahnt es schon- der Tag lief etwas anders ab:
Sitze müde vor dem Computer und starre auf den leeren Bildschirm.
Schreibe ein paar Sätze um sie dann seufzend wieder zu löschen.
Zwei Stunden und ein paar zusammenhanglose, wirre Sätze später, beendete ich das Ganze erfolglos. Hätte mich besser in der Zeit nochmal hinlegen sollen....fühle mich völlig gerädert.
Ich eile zum Einkaufen um an der Kasse festzustellen, dass ich kein Geld dabei habe.
Eile zurück und werfe den Inhalt einer Fertigtüte "mediterrane-Basmati-Pfanne" in kochendes Wasser. Es schmeckt wie eine Spachtelmischung für mediterrane Keramikplatten.
Fahre hungrig zur KiTa. Der Sohn schaut, im halbdunkel sitzend, ein Bilderbuch an, weil er todmüde ist, man aber verhindern will, dass er einschläft (klingt jetzt komisch, aber das ist wieder eine andere Geschichte).Nehme den müden Sohn nach Hause.
"Wie basteln was schönes!", kündige ich an und merke, dass wir keinen Kleister haben. Egal. Ich bin in der Stimmung "das wird jetzt durchgezogen!". Grimmig klebe ich mit einem ausgetrockneten Bastel-Leim Blätter auf`s Glas. Samu schaut zu und sagt fröhlich: "Mama, du kannst basteln!" Gut. Bastel-Motivations-Stunde für die Mama wird beendet.
Wir wollen raus, aber es regnet. Samu will mit mir Zug spielen, ich muss den Hefeteig machen. Setze ihn kurz vor den Fernseher. Danach ist er anhänglich und jammrig.
Endlich kommt unser Besuch (mit wunderschönen Blumen im Arm!). Wir essen, Samu ist schon fertig, hängt an mir wie ein Klammeraffe und will "wie-würge-ich-meine-Mama-während-sie-ißt" spielen. Ich will aber nicht mitspielen. Wutanfall Stufe 1.
Jetzt will ich in Ruhe mit der Freundin reden. Ein Riesengetöse im Nebenzimmer. Die Kommode (die ich heute morgen aufgeräumt habe),wäre fast auf Samu gefallen, weil er versucht hat, alle Schubladen gleichzeitig zu öffnen. Er weint. Ich schimpfe.
Dann liegt er unter dem Wohnzimmertisch. Er hält sich nicht an den Plan! Er schiebt NICHT seine Autos hin-und her während wir in Ruhe reden, sondern knallt mit den Füßen gegen die Tischschublade. Er wird erst ermahnt, dann in`s Schlafzimmer verbannt.
Ich versuche die Urlaubsbilder für unsere Freundin zu kommentieren, während ich im Gang stehe und die Tür zuhalte, gegen die der Sohn hämmert. Äußerlich bin ich noch gelassen, innerlich kurz vor dem Ausflippen und auch beschämt. Meine Freundin ist Lehrerin!!! Was denkt sie nur über meine Erziehungsfähigkeit, über den wilden Sohn (ich glaube sie mag uns ...aber trotzdem: wieso funktioniert heute nichts?!).
Erschöpft bringe ich den Sohn in`s Bett, heute ohne Geschichte (ich versuche konsequent zu sein!), was wieder Geschrei bedeutet. Ich gebe auf. Eine kurze Geschichte.
Endlich. Er schläft. Ich wanke in`s Wohnzimmer zu Heio.
" Gudnach.MussinsBett". Falle in`s Bett. Ein Stoßseufzer-Gebet. Ruhe.
Es ist nicht so, dass ich jeden Tag bewusst durchplane, aber in meinem Kopf ist meistens schon eine Vorstellung, wie es laufen sollte. Und dann bin ich deprimiert und enttäuscht wenn die Dinge nicht so laufen und das Leben mir einen Strich durch die Rechnung macht.
Heio ist da anders. Er sagt oft, wenn ich mir überlege wie dieses oder jenes laufen sollte:
"In einer perfekten
Welt, könnte das genau so klappen!"
Dann muss ich lachen und ich merke, dass ich mal wieder versuche das chaotische, wilde Leben in Griff zu bekommen. So wie ich versuche meinen Sohn in den Griff zu bekommen. Und ich merke: es funktioniert so nicht. Die Tage stellen sich meistens ganz störrisch an, wenn ich sie in eine bestimmte Richtung ziehen will. Das Leben ist voller loser Ende und Kertwendungen. Manchmal klappt alles so wie ich es mir wünsche, manchmal ist es wunderbar anders und manchmal raubt es mir fast den Verstand (und mal ehrlich: eigentlich ist ja nichts wirklich schlimmes passiert!).
Ich will wirklich so gerne lernen dem Leben ein wenig mehr Spielraum geben.
Einen Plan B oder C umarmen und nicht an dem festhalten, was eigentlich sein sollte.
Dann hätte der Tag gestern vielleicht anders ausgesehen:
Ich hätte den Blogbericht einfach gleich auf heute verschieben können nachdem ich so müde und inspirationslos war. Wir hätten das Basteln einfach lassen können und hätten die Regenklamotten rausgekramt um eine Matschburg zu bauen. Wir hätten Pizza um die Ecke bestellt und die Freundin schonmal vorgewarnt, dass wir heute nicht ganz so gut drauf sind. Ich hätte bei Wutanfällen von Samu nicht äußerlich gelassen bleiben müssen, sondern hätte meine Verletzlichkeit zeigen könnnen. Ich hätte ehrlich darüber reden können, dass es mich beschämt und vielleicht hätte ich sogar einen liebevollen, weisen Rat bekommen. Und ich hätte mich mehr über die schönen Blumen gefreut und den wunderbaren Reisebericht (trotz der vielen Unterbrechungen) und dass Samu nicht von der Kommode erschlagen wurde.
Plan B ist doch manchmal auch ganz in Ordnung.
Vielleicht ist Plan B sogar manchmal das größere Geschenk (in zerknitterter Verpackung)...
Schaukeln hilft auch um gelassener zu werden:-) |
oder einfach Samstags eine Runde spazieren gehen (und nicht-wie geplant- das Gras mähen)... |
die heruntergefallenen Äpfel einsammeln, die keiner mehr will... |
...und Apfelsaft bekommen. B-Qualität. Aber unglaublich lecker!!! |
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