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Montag, 13. Januar 2014

Der Papst und mein Metzger



Zur Zeit bin ich von zwei Menschen ziemlich beeindruckt: vom Papst und von meinem Metzger.
Auch wenn man es nicht wirklich vermutet: diese zwei Menschen haben etwas gemeinsam.


Fangen wir bei dem offensichtlichen an: bei meiner Begeisterung für Papst Franziskus.
Auch wenn ich nicht katholisch bin - ich freue mich für meine Geschwister in der katholischen Kirche, dass sie diesen Papst bekommen haben. 
Einen Mann, der bei seinem ersten Auftritt als Papst die Menschenmenge demütig um Gebet bittet. Einer der, auf die Frage des Chefredakteurs der Jesuitenzeitschrift,  wer Papst Franziskus denn eigentlich sei, antwortet : "Ich bin ein Sünder." Einer der "Kirche für die Armen" sein will und der das mit seinem Leben unterstreicht. 

Das protzige Papst-Apartment bleibt unbewohnt, fast täglich liest er die Frühmesse für die Müllmännern und Gärtnern des Vatikans, er wäscht die Füsse von Häftlingen, besucht Flüchtlinge und schafft Raum für sie und es gibt sogar das Gerücht, dass er sich nachts manchmal aus dem Vatikan zu den Obdachlosen schleicht. Keine Ahnung ob letzteres stimmt - wohl aber stimmt, dass seine Bodyguards Überstunden machen müssen, weil er sich nicht von den Menschen fernhält, wie es eigentlich für einen Papst angebracht wäre.
Und wenn es um Menschen geht, die die Kirche bisher ausgegrenzt hat, redet er über Barmherzigkeit.  Geschiedene dürfen vielleicht sogar bald am Festmahl in Gottes Reich,  dem Abendmahlstisch, Platz nehmen.

Dieser Papst ist gute Nachricht für die Armen und die Gescheiterten dieser Welt.
Deshalb bin ich von diesem Papst sehr beeindruckt.

Kommen wir zu meinem Metzger:  

Am vergangenen Wochenende haben wir mit unserer Gemeinde das "Essen ohne Kohle" für arme und bedürftige Menschen in unserer Stadt ausgerichtet. Wir machen das seit einigen Jahren und es ist immer eine gute Sache. 
Mein allerliebster Mann kümmert sich meistens um die Essensspenden, oder- wie er es nennt - er geht "schnorren" (wohl in Erinnerung an alte Zeiten:-)).  Sehr widerwillig habe ich ihn dabei dieses Jahr etwas unterstützt. Es fällt mir schwer um eine Spende zu bitten, auch wenn ich weiß, dass es die Leute oft ganz gerne tun und die Reste sonst in den Müll oder, im besten Fall, zum Bauernhof wandern.

Also, bin ich mit Heio in meine kleine Metzgerei gegangen und habe durch meine Anwesenheit den Kontakt hergestellt (Heio ist als Vegetarier hier ein Außerirdischer, ich aber bin eine treue Kundin).  Der Metzgermeister ist ein richtiger Schwabe. Für alle Nichtschwaben: das heisst er ist meistens etwas brummelig, sagt das was er denkt und manchmal kann er auch richtig herzlich sein - wenn er will. 

 Am Tag unserer Spendenanfrage war er brummelig. 
"Was soll ich denn da geben?", fragt er uns. 
"Vielleicht ein paar Würstchen", meint der Vegetarier neben mir mutig.
"Ich überleg`s mir", brummt der Schwabe. 
Wir verlassen den Laden, mir ist das Ganze peinlich. "Der gibt uns bestimmt nichts", sage ich zu Heio und überlege wo ich in Zukunft mein Fleisch einkaufen gehe.
In den nächsten Tagen bekommen wir aber den Bescheid, dass wir am Sonntag vor dem "Essen ohne Kohle" vorbeikommen sollen, er mache uns Leberkäse. 

Die Metzgerei ist berühmt für den guten Leberkäse! Ich bin freudig überrascht. Der Metzger stellt sich also tatsächlich Sonntags in die Küche um uns diese Köstlichkeit frisch zu überreichen.  Beim Abholen drückt er meinem Mann eine riesengroße Box voll mit Leberkäse in den Arm. Ich bin platt. Fur die Armen und Bedürftigen gibt es keine kleinen Reste kurz vor dem Ablaufdatum, keine paar Würstchen wie erhofft - es gibt von unserem Metzger das Beste was er zu bieten hat, und das in großen Mengen.

Und damit ist mein Metzger gute Nachricht für die armen Menschen die zu dem Festmahl am Sonntag gekommen sind.

Der Papst und mein Metzger... beide zeigen mir etwas von Jesus (von dem ich nicht nur sehr beeindruckt bin sondern den ich sehr liebe!!!), der über sich sagt:
"Ich bin gekommen um den Armen gute Botschaft zu bringen..." 

Im Spiegel habe ich folgendes gelesen: "der Vatikanexperte Marko Politi schreibt:
Wie ein Jünger Jesu Christi, läuft dieser Papst durch die Straßen von Rom und der Welt. Das zu tun ist schon an sich eine kleine Revolution."

Ein Hoch auf diese Revolution! Mein Metzger hat sich schon angeschlossen.
Und,  immerhin - ich habe den Kontakt hergestellt! :-)


Das Festmahl kann beginnen!







4 Kommentare:

  1. Hallo Christina,

    das hast du sehr schön geschrieben!!! Hat mich wirklich berührt. Wann sehen wir uns mal? Das Päckchen fährt seit Wochen Auto mit uns;) ...
    LG

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  2. "Heio ist als Vegetarier hier ein Außerirdischer, ich aber bin eine treue Kundin" Da musste ich echt lachen.

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  3. Hallo Christina, Ich wohne in München und bin aus versehen auf diese Seite gelandet. Deine Geschichte hat mich ich berührt. Schön zu wissen, dass "das Gute" doch überall ist. LG

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  4. Hey- das freut mich!:-) danke für deinen Kommentar und liebe Grüße zu dir nach München!!!

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