Jetzt müssen wir noch ein paar Novembertage hinter uns bringen und dann beginnt endlich die Adventszeit. In diesem Jahr habe ich wirklich Sehnsucht nach Licht. Und wenn ich am Abend noch eine Runde durch unseren Ort laufe, halte ich voller Hoffnung Ausschau nach Adventssternen in den Fenstern und leuchtenden Weihnachtsbäumen, aber - NICHTS! Noch kein Leuchten weit und breit! Nur in dem Garten am Ortsrand, wo fast das ganze Jahr bunte Lichter blinken. Da stehen Weihnachtsmann, Buddhafiguren, Gartenzwerge und östliche Kriegshelden dicht gedrängt nebeneinander- als hätten die Bewohner sich gesagt: Egal woran ihr glaubt, stellt es in unseren Garten und wir lassen es leuchten! Aber die restlichen Menschen an unserem Ort haben sich wohl vorgenommen bis zum Adventsbeginn damit zu warten.
Vielleicht steckt hinter meinem ungeduldigen Warten auf die Adventszeit ja auch die Sehnsucht nach ein bisschen heiler Welt. Ich hoffe auf dankbar strahlende Kinderaugen, auf das gemeinsame Plätzchen backen und Wohnung schmücken und dass wir uns abends fröhlich zur Kaminstunde vor unserem Ofen versammeln, um punschtrinkend einer spannenden Weihnachtsgeschichte zu lauschen. Eine schöne Vorstellung. Die Realität wird leider anders aussehen. Ich werde alleine die Wohnung schmücken und Plätzchen backen (und letzteres war bei uns auch nie wirklich harmonisch!) und unser pubertierender Teenager wird an den meisten Tagen türeknallend nach Hause kommen, egal wie viele Kerzen bei uns leuchten. Die Abende, an denen wir uns harmonisch zur Kaminstunde versammeln können, werden wohl an einer Hand abzuzählen sein. Ich versuche nicht wehmütig durch alte Fotos zu scrollen und auch nicht sorgenvoll nach vorne zu schauen, wo sich die Aussicht auf unsere nächsten Jahre wie eine ungemütliche Abendrunde durch unseren dunklen Ort anfühlt (mit vielen Gewitterwolken am Horizont). Ich weiß. Ich höre erfahrenen Teenagereltern mutmachend sagen: "Das ist eine tolle Zeit! Du wirst es lieben! Endlich kann man auf Augenhöhe miteinander reden." Und ich denke mir: Nein. Das kann man bei uns so (zumindest noch) nicht sagen. Es sei denn mit "auf Augenhöhe" ist gemeint, dass wir die Fussballspiele vom vergangenen Samstag diskutieren oder die Wunschliste für die PS4-Games durchgehen, die er für Weihnachten gerne aufstellen möchte.
Ich will hier wirklich nicht jammern, ich habe viel Grund dankbar zu sein. Das ist nur meine ehrliche Gefühlslage im Moment, nach zwei Tagen heftigen MIgräneanfällen. Doch, es gibt auch so viel Gutes in meinem Leben! Aber da sind auch die Schatten. Die düsteren Stimmungen, die mich manchmal überfallen. Und vielleicht ist es genau richtig, wenn ich damit durch unseren dunklen Ort spaziere und nicht vorschnell eine Glitzergirlande drüberlege. Es könnte doch genau diese Lücke sein, zwischen unseren Vorstellungen wie das Leben sein sollte und wie es gerade eben ist, in die Gott seine Krippe stellt. Er kommt doch nicht in die "Heile-Welt-Versionen" unseres Lebens. Er bevorzugt den Stall. Die ganze Realität, mitsamt den Wut- und Migräneanfällen, den Diskussionen über die Handynutzung und den händeringenden Fragen, woher wir die Kraft für den nächsten Tag nehmen sollen.
"WIe soll ich dich empfangen?" singen wir in einem alten Weihnachtslied. Die einfache Antwort könnte sein: So wie wir sind. In dem Leben das wir haben. In dieser Welt, wie sie gerade ist. Wir könnten uns am Abend ein wenig ans Fenster setzen. Auf die dunkle Straße schauen und eine Einladung aussprechen: Jesus komm! Und dann? Still werden. Warten. Erwarten, dass er - alle Jahre wieder! - in unserer Welt ankommt. Und Licht mitbringt.
Vielen Dank für deine offenen und ehrlichen Worte! Sie haben mir gerade eben Licht geschenkt, indem ich sehen konnte, dass auch andere Menschen mit dem alltäglichen Leben zu kämpfen haben...(unliebsame Arzttermine, Angst, Trauer Zeitdruck, Teenager...)Aber man trotzdem immer wieder den Blick auf Jesus richten kann und soll! Danke dafür und ich wünsche dir Heilung für alles gesundheitliche und auch seelische. Sei im Geiste umarmt! Liebe Grüße von Judith
AntwortenLöschenDAnke liebe Judith! Ich schicke Dir eine Umarmung zurück- ins alltägliche Leben - so wie es nunmal ist. Viel Kraft und Segen von Jesus, mittendrin in allem!
LöschenIch möchte mich auch für das Lichtlein durch deinen Text bedanken
AntwortenLöschenDanke für deine Gedanken, dein Wahrnehmen, Aushalten und Weitergeben. Das berührt.
AntwortenLöschenDanke Christina, wieder einmal mehr für deine ehrlichen Zeilen und dein "immer-wieder-Blick-auf-Jesus". Ihm dürfen wir unsere schweren Herzen hinhalten. Er sieht und trägt uns.
AntwortenLöschenTja, die Teenagerzeit ist definitv keine einfache Zeit. Das sage/schreibe ich dir als ehemalige 5-fache Teenagermama. Es hat mich alle Kraft und alle Nerven gekostet. Jetzt sind sie erwachsen, aus dem Haus und das ist gut so. Das Gute bei Jesus ist: wir müssen nur für heute sorgen, das ist genug; auch für dich, gell. Liebe Grüsse und Umarmung aus der Schweiz, Marianne
Danke liebe Marianne! Ach, wie gut sind solche Worte von einer 5-fachen Mama, die diese Teenagerjahre überlebt hat:-). Danke, dass du diese Zeit nicht glattbügelst und den wunderbaren Rat gibst: Nur für heute sorgen, das ist genug. .. Das will ich lernen. Schick Dir herzliche Grüße zurück in die Schweiz!
LöschenLiebe Christina, danke für deine Ehrlichkeit und immer wieder triffst du mit deinen Worten so passend mein Leben. Knallende Türen des Teenager Sohnes erst gestern, Schmerzen nicht wegen Migräne sondern kaputter Bandscheiben. Sehnsucht nach einer heilen Welt - ach ja. Sehr tröstlich der Gedanke von Marianne im Kommentar: wir müssen nur für heute sorgen und dabei auf Gottes Heilsplan vertrauen. Der König kommt - er ist schon am Weg. Das Licht das die Dunkelheit erhellt und die Dunkelheit kann es nicht erfassen. Sei gesegnet!
AntwortenLöschenHerzliche Segensgrüße zurück! Und in den schmerzhaften Stunden (mit Bandscheibenschmerzen und knallenden Türen) Gottes Kraft und Mut mit Blick auf Heute; und den König der kommt.
LöschenDanke, für die guten Bilder, die ich durch dein Schreiben jetzt in meinem Kopf habe, für dein Immer-wieder-auf-Jesus-sehen, wenn Kummer und Schmerzen dich überfallen. Ich möchte es lernen, das Loslassen und gelassen sein.
AntwortenLöschenSei ganz sehr behütet 🙏
Danke liebe Hannelore! Das Loslassen und gelassen sein - das will ich auch immer wieder neu lernen. Ich schicke Dir herzliche Grüße zurück.
LöschenLiebe Christina, was für schöne Worte so kurz vor dem Advent. Der letzte Abschnitt, wie soll ich dich empfangen, tat mir so gut. Gut, dass wir uns jedes Jahr neu darauf besinnen, dass wir einen Gott haben der Hoffnung in die Welt bringt.
AntwortenLöschen