Ende April sind immer unsere Feier-Tage. Zuerst wird der Sohn ein Jahr älter (jetzt haben wir einen Teenager im Haus!) und kurz danach die Mutter. Wir breiten die weiße Decke über den Tisch, zünden die Kerzen an und feiern. Das heißt: ich versuche zu feiern und mich nicht zu ärgern, dass gleich nach dem Kerzen ausblasen ein Glas Orangensaft über die Tischdecke gegossen wurde (trotz - oder vielleicht gerade wegen! - der mehrfachen Ermahnung, die Decke wenigstens bis zum Kaffeetrinken sauber zu halten). So ist es - das unperfekte Leben. Die Freude und der Ärger, die Dankbarkeit und der Unmut - alle wohnen ziemlich dicht zusammen. Zumindest in unserem Haus.
In diesem Jahr hatte ich an meinem Geburtstag eine Musiklesung, mit meiner wunderbaren Weggefährtin Christina. Ihr Geschenk ist eine tolle Erinnerung an mein Jahreswort und daran, mich nicht zu sehr an saubere Tischdecken zu klammern ;-).
Bei der Lesung bin ich dann ziemlich oft über meine eigenen Worte gestolpert. Und mittendrin, beim Erzählen meiner Geschichte, überfiel mich das bange Gefühl, dass es doch zu wenig ist, was ich habe. Immer wieder kämpfe ich damit. Und immer wieder mache ich dann meinen Frieden damit. Letztlich ist es einfach das, was ich zu geben habe. Meine Geschichte. Das was ich zum Gespräch beitragen kann.
Neben mir, auf dem Schreibtisch, liegt ein wunderschöner Kunstdruck von Scott Erickson, den ich zum Geburtstag geschenkt bekommen habe. Erst beim genaueren Hinschauen habe ich entdeckt was darauf abgebildet ist: Ein Schiffbruch. Durch ihn ist eine Insel entstanden, auf die ein Leuchtturm gestellt wurde. Dieses Bild berührt mich sehr.
Heute habe ich die Skizze in dem Buch von Scott Erickson gesucht und gefunden. Der Satz den er dazugeschrieben hat ist folgender:
May even my grief and brokenness become, in some way,
a gift to the world around me.
May my whole life be an offering.
Möge selbst mein Schmerz und meine Zerbrochenheit
ein Geschenk für diese Welt sein.
Möge mein ganzes Leben eine Gabe sein.
Das BIld und diese Worte machen mir Mut. Ich will weiter einfach das geben, was ich habe. Auch im neuen Lebensjahr.
Möge mein ganzes Leben eine Gabe sein.