Immer wenn ich hier etwas länger nichts geschrieben habe, fällt es mir schwer die Spur wieder aufzunehmen. Dann hilft es mir in meinem Herz zu kramen, wie in einem vollen Rucksack, und eins nach dem Anderen auszupacken. Also, da wären:
Freude über die Wintersonne und den Frühling vor der Tür. Die vielen Schneeglöckchen in unserem Garten. Die Hyazinthe auf dem Fensterbrett (danke Martina!), die ich nun ganz langsam auch wieder riechen kann. Der Geruchssinn kam mir in den letzten Wochen krankheitsbedingt abhanden und kehrt allmählich zurück. Gerade noch rechtzeitig, dass ich die Ankunft des Frühlings riechen kann!
Mein Echtzeit-Projekt. Dieses Jahreswort macht sich in meinen Tagen breit, wie die Schneeglöckchen im Garten und schenkt mir so viele kleine Geschichten und Gedanken, dass ich sie fast täglich pflücke und in ein kleines Logbuch presse (Arbeitstitel: Eat this, Zuckerberg!). Nebenher lese ich in dem Buch von Christina Crook the joy of missing out und staune, wie sehr das zu meinen kleinen Erlebnissen passt. Gestern zum Beispiel: Ich schicke Samuel nachmittags zum Bolzplatz, nachdem ich ihm das iPad aus den starren Händen gerissen habe. Keine Ahnung warum dieses Ding (eine Leihgabe der Schule) so faszinierend ist - obwohl er bei uns nicht mal Zugang zum Internet hat! Kaum ist der Junge aus der Tür spurtet er auch schon voller Freude los, den Ball am Fuß. Zwei Stunden später kommt er verdreckt nach Hause und klagt: "Ich war fast die ganze Zeit alleine dort, Mama!" Mein erster Impuls ist Mitleid. Mein armes Einzelkind! Aber dann denke ich an das, was ich kurz vorher gelesen habe:
Durch das häufige Online sein und Handy in Reichweite, fällt es uns immer schwerer allein zu sein. Aber wenn wir die Fähigkeit des Alleinseins nicht mehr pflegen und stattdessen in die digitale Welt flüchten, werden wir uns zunehmend einsam fühlen. Und wenn wir unseren Kindern nicht beibringen allein zu sein, dann werden sie nur das Gefühl erleben, einsam zu sein.
DIe Fastenzeit. 40 Tage ohne. Ein kleiner Verzicht, ein klein wenig sterben lernen, um Raum für die Auferstehung zu machen. Am Aschermittwoch haben wir uns mit Asche ein Kreuz auf die Stirn gemalt. Etwas ungewohnt für uns, weil katholisch. Und meine katholischen Geschwister können das irgendwie besser. Mit dem Feiern und dem Fasten. Letzteres so, dass es auch ein bisschen weh tut. Die evangelische Kirche bietet immer die light-Version an. Dieses Jahr: 40 Tage ohne Verzagtheit. Gefällt mir aber auch. Und ist für viele von uns vielleicht doch gar nicht so leicht. Trotzdem. Es soll auch ein bisschen weh tun. Kurz kam der Gedanke ob ich mal das Bücherlesen fasten soll. Habe ich sofort wieder verdrängt. Stattdessen faste ich in diesem Jahr Konsum. Klamotten kaufen. Osterdeko. Spontane Onlinekäufe. Der schöne Schal am Ausgang vom Drogeriemarkt. Neue Bücher. Autsch. Ich versuche nur das Nötige zu kaufen. Sprich Lebensmittel. Und Klopapier. Der Rest soll einfach mal 40 Tage Ruhe geben. Inklusive die Verzagtheit.
Ich wünsche mir, dass ich in dir einen Traum wecken konnte. Der Traum von einem erdgebundenen, einfachen und beglückenden Leben... Nicht mit einer Hau-ruck-Aktion, sondern mit vielen kleinen Schritten. Und wenn du stecken bleibst, dann frage nicht zuerst eine Suchmaschine sondern gehe zum alten Nachbarn, ruf deine Großmutter an und frage: Was würdest du tun?