Gestern war ich bei meiner Schwester zum Kaffeetrinken. Sie ist nur knapp zwei Jahre älter als ich und doch schon in einer ganz anderen Lebensphase. Vor kurzem sind ihre beiden Kinder ausgezogen. Mein Schwager hat kurzerhand eine Wand eingerissen und zwei ehemalige Jugendzimmer in einen großen gemütlichen Aufenthaltsraum verwandelt - viel Platz, um ihre neue Zweisamkeit zu genießen! Aber nicht nur an der Raumaufteilung ist erkennbar, dass ein anderes Kapitel in ihrem Leben aufgeschlagen wurde. Meine Schwester hat eine Leitungsaufgabe in einer neugegründeten Gemeinde übernommen und gerade ihre erste kleine Predigt seit ganz langer Zeit gehalten. "Mir kommt es vor als hätte ich nach vielen Jahren meine Stimme wiedergefunden!", sagt sie, selbst noch ganz erstaunt. Ich staune auch. Und freue mich mit ihr. Es ist als hätte Gott ein paar längst vergessene Dinge und verloren geglaubte Projekte für sie aus der Ecke gezogen, den Staub abgeklopft und fröhlich gesagt: "Wie sieht's aus, sollen wir hier vielleicht mal weitermachen?"
Noch ein paar Tage zurück: Ich sitze mit einer Freundin aus Berlin im Cafe. Sie ist gerade mittendrin in der Kleinkindphase. Erzählt von ihrer quirligen Dreijährigen und einem nachtaktiven Einjährigen. Ich sehe wie tapfer sie sich durchkämpft ("spätestens nach zwei schlaflosen Nächten fange ich an genervt zu werden!") und das Mama-Strahlen in ihren Augen. Denke zurück wie das bei uns war und bin ganz dankbar für das, was jetzt ist (nie hätte ich gedacht, dass unser Kind mal länger als bis 6 Uhr morgens schläft - aber das Wunder geschah und geschieht weiter!). Wir reden auch ein wenig von unseren Träumen. Von dem was gerade liegenbleibt, was alles nicht möglich ist, weil einfach wenig Raum und Kraft dafür ist. Und nach einem kurzen, innigen Gebet füreinander sprintet die Freundin zurück zu ihrem kleinen Jungen, der gestillt werden will. Atemlos und wundervoll ist sie, diese Lebensphase.
Know your season!, dieser Satz fiel mir in letzter Zeit immer mal wieder ins Herz. Ich glaube es ist so wichtig für ein gutes Leben die Lebensphasen zu erkennen, in denen wir uns befinden. Manche Zeiten sind nicht so klar und offensichtlich wie bei meiner Schwester oder der Freundin. Ich stecke irgendwo zwischendrin. Vieles ist nicht mehr und anderes ist noch nicht. Gerade habe ich ein längeres Schreibprojekt abgeschlossen und da steigt die leichte Panik auf: Was soll ich denn jetzt TUN? Da ist etwas, was mich innerlich antreibt und mich mehrmals am Tag meine mails checken lässt - nur für den Fall, dass ich die Welt retten müsste... Nach einer vollen Zeit zur Ruhe zu kommen fällt mir wirklich schwer. Heute habe ich diese Worte neu entdeckt, in einer Erklärung zu der Jesusgeschichte, als er seinen Jüngern, nach einem aufregenden Einsatz für den Herrn, ins Boot verfrachtete und sie an einen einsamen Ort brachte:
Das Herz der Jünger Jesu war voll von dem, was sie für ihren Herrn getan und gesagt hatten. Nun sollte es wieder voll werden von dem was er ihnen sein wollte.
(aus: Hanspeter Wolfsberger & Evelyn Hause: Stille suchen - im Schweigen hören)
Du sprichst mir wieder mal total aus dem Herzen! Die Tage muss ich auch immer wieder daran denken, dass du mal von Michel & Alfred den Satz: „Du und ich“ umgewandelt auf dich und Jesus hast. Wo habe ich das nochmal bei dir gelesen?
AntwortenLöschenLiebe Grüße
Eli
Liebe Eli, genau das fiel mir auch ein, am Ende von dem Text:-). Du und ich Jesus.... kommt in dem "Heimat finden und Himmel suchen Buch" vor, im Kapitel Blätterdach und Sternenhimmel. Ganz liebe Grüße zu Dir!!!
LöschenDanke 🤩!! Gefunden!! Ich liebe das Buch und deine ehrlichen Texte. Wie ein erfrischender Regen im Sommer!
LöschenLiebe Christina, genau die richtigen Worte für mich. Bin dir von Herzen dankbar. Umarmung und Segen aus Erlauf
AntwortenLöschenOh das freut mich sehr,liebe Sophie! Eine dicke Umarmung zu dir zurück!!!
LöschenDie Zeit mit dir ist mir immer sehr kostbar. Danke dafür. <3
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