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Donnerstag, 16. Dezember 2021

Was ich dir wünsche

 "Ich hoffe, du hast eine gute Zeit auf deinem Adventsboot!", schrieb mir gestern eine Freundin, die meinen letzten Blogeintrag gelesen hat. Sagen wir mal so: Auch wenn ich immer noch sehr dankbar für diese ruhige Adventszeit bin - es ist  nicht ganz dieses entspannte Dahingleiten geworden, das ich mir vorgestellt hatte. Die Realität ähnelt eher ein bisschen dem was Charlie Mackenzie in seinem wunderbaren Buch so treffend darstellt: 

(aus: der Junge, der Maulwurf, der Fuchs und das Pferd)

Es wird immer wieder ganz schön wild gepaddelt unter der Oberfläche. Leider. Die erste Hälfte dieser Woche war angefüllt mit viel Streit und Ungeduld. Und dann: kam die Halbzeitpause! Ich weiß gar nicht, ob ich euch davon schon erzählt habe - von unserer Vorfreude auf den Mittwochabend? Da treffen wir uns, nun schon seit bald zwei Jahren, mit Freunden, die hier am Ort mit uns wohnen. Und weil wir zusammen vier fußballbegeisterte Jungs im Alter zwischen 6 und 11 Jahren haben war der Name schnell gefunden: Halbzeitpause! 
Der Ablauf ist immer derselbe: Zu Beginn zünden wir eine Kerze an und laden Gott in unserer Mitte ein. Einer der Erwachsenen erzählt etwas, was ihn gerade im Blick auf Gott und die Welt bewegt. Einfach und ehrlich. Inklusive das Paddeln unter der Oberfläche. Dann überlegen wir was seit der letzten Pause alles passiert ist. Für jede gute Sache zündet wir ein Teelicht an und danken Gott dafür. Für die schwierigen Dinge die wir mitbringen, legen wir einen kleinen Stein neben die Kerze.  Dann reden wir noch kurz mit Gott darüber, bevor alles Richtung gedeckter Tisch stürmt (also vor allem die jüngeren Jahrgänge). Während die Kinder dann nach dem Essen eine Runde spielen, können wir Erwachsene noch miteinander reden und meistens beten wir noch kurz zusammen, bevor wir uns wieder voneinander verabschieden. "Spätestens bis zur nächsten Halbzeit!", sagen wir, schon wieder voller Vorfreude. 
 

 
In den wilden Coronazeiten wurde mir die kleine gemeinsame Pause unter der Woche zu einer wahren Rettungsinsel. Und dieses abendliche Treffen hat einfach genau die richtige Form für diese Zeit in unserem Leben. Keine Ahnung wie lange wir das noch miteinander machen. Aber mir gefällt die Vorstellung, dass in ein paar Jahren vier Teenagerjungs auf dem Sofa sitzen und ein bisschen peinlich berührt zuhören - ich vermute mal das Drängeln wer zuerst eine Kerze anzünden darf fällt dann eher weg - und nach dem Essen schnell zusammen auf einem Zimmer verschwinden, um dort zu tun was auch immer Teenagerjungs so tun. An unhurried Gospel ... über viele Jahre und viele gemeinsame Abendessen hinweg - das würde mir gefallen.

Gestern, während die Kinder eine Zugstrecke durchs Wohnzimmer gebaut haben, sind  wir nach Gesprächen über Corona, Schule und Ehestreit bei unseren ersten Konzertbesuchen gelandet. Wir haben die alten Schallplatten rausgekramt und sind in Erinnerungen geschwelgt. Whitecross und Charotte Höglund. Arno und Andreas und Ararat (alle frommen Kinder der 80-er Jahre werden sich erinnern!). Wir entdeckten auch dieses Lied, das wir bei Frank und Peter Hübner gehört hatten (kennt die noch irgendjemand?). Laut klangen ihre Stimmen, mit den typischen Keybordklängen dieser Zeit, durch das Wohnzimmer und wir sangen inbrünstig beim Refrain mit:
Hab keine Angst und fürchte dich nicht,
denn die Herrschaft des Bösen zerbricht.
 
An der Liebe, die selbst noch den Tod überlebt.
Ich bin da, darum fürchte dich nicht.
 
Es war wie ein Abschlußsegen, unter dem wir uns voneinander verabschiedeten. Hab keine Angst! Und der Vers hallt heute morgen in mir, wie ein sanftes Echo:

Und wenn du morgen wieder zweifelst,
ob es wahr ist, dass Jesus Christus hier unter uns lebt,
gibt es Menschen, durch die er dir nah ist...

Menschen, durch die er dir nah ist - das brauche ich so sehr! Menschen, die unter die Oberfläche meines Lebens sehen, mit denen ich die guten Momente, aber auch das verzweifelte Paddeln unter der Oberfläche, teilen kann und mit denen ich gemeinsam ansingen kann, gegen alle Zweifel und alles, was mir Angst macht.  Solche Menschen zu haben, ist einer der größten Segen meines Lebens!  Und wenn ich dir was zu Weihnachten wünschen darf, dann ist es genau das: Menschen, durch die er dir nah ist! Vielleicht hast du sie schon gefunden. Oder du suchst noch nach ihnen. Dann gib nicht auf! Man findet sie nicht immer auf Anhieb. Aber es lohnt sich, weiter nach ihnen Ausschau zu halten. Vielleicht findest du sie im neuen Jahr. Kann sein sie verstecken sich ganz in deiner Nähe. Und alles könnte mit der schlichten Frage beginnen: "Sollen wir uns einmal die Woche zusammen zum Abendbrot treffen?" Und die einfach gedeckte Tafel könnte zu dem werden, worüber Frank und Peter Hübner im letzten Vers singen: 

Durch einen Türspalt dringt Licht aus dem Festsaal,
in unsre Zimmer der Diesseitigkeit.... *

Diesen Lichtstrahl in dein Zuhause, das wünsche ich dir.


 
* Liedtext von Andreas Malessa.

4 Kommentare:

  1. Liebe Christina,
    wieder mal vielen herzlichen Dank für Deinen tollen Text! Ich lese Deinen Blog so gern und bin jedesmal angesprochen und berührt.
    Ich bin tatsächlich auch ein frommes Kind der 80er Jahre und selbstverständlich habe auch ich Charlotte Höglund und Whitecross gehört! Charlotte hat sogar mal ein Konzert in unserem kleinen Dorf gegeben!
    Das Lied "Hab keine Angst" geht mir seit Tagen nicht mehr aus dem Kopf, und ich singe es sogar auch immer wieder laut vor mich hin. Schon toll dass der Liedtext auch nach so vielen Jahren noch so präsent ist!
    Ich wünsche mir auch solche Menschen die mir nah sind und werde weiter suchen!
    Ich wünsche Dir und Deiner Familie ein frohes Weihnachtsfest... möge der Lichtstrahl auch in Euer Zuhause scheinen!
    Liebe Grüße, Dagmar

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    1. Liebe Dagmar! Ach wie cool - Charlotte Höglund war bei euch:-). Ich mochte sie so gerne! Danke für deine lieben Wünsche! Wünsche dir auch von Herzen ein gesegnetes Weihnachten - trotz allem bedrückenden in diesen Tagen die Freude ins Herz, dass ER uns nah ist... Liebe Grüße zu Dir und danke für dein Mitlesen!

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  2. Ja, genau... dieses Lied haben wir am Ende von Rüstzeiten gesungen... "Und wenn du morgen dann wieder allein bist" fing es doch an... hatte ich schon ganz vergessen :)Stimmt, es passt gut in diese Zeit. Danke für`s Erinnern :)
    Liebe Grüße
    Maria

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    1. Wie schön, dass du das auch kennst, liebe Maria! Dann summen wir das gemeinsam, auf dem Weg durch dunkle Tage:-)
      Herzliche Grüße zu dir und gesegnete Weihnachten!!!

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