So, jetzt liegen die Pfingsferien auch schon wieder hinter uns und die letzte Schulzeit vor den Sommerferien hat begonnen. Wie gerne würde ich noch einmal voller Elan durchstarten, aber die Geduldsfäden, die ich aus dem derzeit so verhedderten Leben ziehe, sind kurz und angeknabbert. Die Müdigkeit liegt zäh über den Tagen und ich bin jeden Abend froh, wenn ich mich mit einem Buch im Bett verkriechen und nach ein paar Kapiteln die Decke über den Kopf ziehen kann. Oft genug wälze ich mich noch lange hin und her und die Gedanken, die tagsüber keine Beachtung finden, sitzen wie aufgedrehte Teenagermädels auf einer Pyjamaparty an meiner Bettkante und lassen mich nicht einschlafen:
Da ist der Verkauf meines Elternhauses, der sich schwierig gestaltet und das anstehende Abschiednehmen von meinem Heimatort - den letzten Zipfel Kindheit, an den ich mich noch klammere.
Da ist der baldige Schulwechsel für Samuel - das Ende der entspannten Grundschulzeit, wie mir erfahrene Eltern berichten (oh weh, wenn DAS eine entspannte Zeit war - was kommt da bloß auf uns zu, frage ich mich!).
Da ist ein Manuskript das dringend nach Zeit verlangt, wie ein schreiendes Baby das zu wenig Beachtung bekommt.
Da ist ein Leben das Zuende ging, ein Mensch - ein Vorbild - dem ich soo viel verdanke! (hier durfte ich einmal über ihn schreiben und seine Frau Sally interviewen - noch so ein Vorbild für mich!) Ich freue mich für ihn, dass er nun - nach fünf Jahren schwerem Leiden - Zuhause angekommen ist, in einer warmen Umarmung bei seinem himmlischen Papa! Und gleichzeitig rollen mir seit Tagen immer wieder die Tränen übers Gesicht, weil seine warmen und väterlichen Umarmungen auf dieser Welt so schmerzlich fehlen werden! Und da sind so viele wunderbare Menschen die ich in den letzten Monaten vermisst habe, die wir nun langsam endlich wieder treffen dürfen, aber ich fühle mich wie eine schmollende Ehefrau, die zu lange bei gedecktem Tisch und kalt werdendem Essen gewartet hat und sich sagt: "Danke. Jetzt will ich auch nicht mehr!", bevor ich mich wieder müde ins Bett lege - zu meinen vielen Gedanken.
Wenn ich alles hier so aufschreibe, dann denke ich kopfschüttelnd: Da muss sich doch etwas ändern! Das kann doch nicht so weitergehen! Aber das MÜSSEN ist doch irgendwie das Letzte was wir gerade brauchen, oder? Stattdessen: das DÜRFEN!
Ich darf früh ins Bett gehen.
Ich darf Dinge liegen lassen.
Ich darf traurig sein. Und nachdenklich. Und vergesslich.
Ich darf auch mal sagen: "Jetzt reicht´s, liebes Kind! Ich kann nicht mehr. Morgen wieder!"
Ich darf mich in Arme fallen lassen, die mich halten können wenn ich zu müde bin, um irgendetwas zu halten.
Ich darf. Und du darst das auch.
Und irgendwann, wenn wir lange genug durften, werden wir eines Morgens aufstehen und fröhlich pfeiffend den Tag begrüßen und den Tisch decken für drei Haushalte und 10 Personen unter 14 Jahren und Urlaube planen und Gartenfeste und Lesungen, und unsere Arme wieder weit öffnen für das Leben und uns unglaublich über alles freuen, was wir nun wieder dürfen....