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Montag, 23. März 2020

Er hält die ganze Welt

Heute morgen musste ich mich in aller Eile anziehen, weil Samuel mit der Kuhglocke läutend die "Lehrerin" zum Unterricht rief (vielleicht sollten wir doch noch ein bisschen später mit der Schule beginnen?). Die erste Woche Homeschooling liegt nun hinter uns. Wir beginnen jede Stunde mit einem innigen Gebet um gute Nerven für die Lehrerin (was Samuel einen tiefen Seufzer entlockt) und um Konzentration für den Schüler (unruhiges Beineschlenkern neben mir). Wie gut, dass zwischendurch auch mal der geduldige Mathelehrer übernimmt!


Langsam kommt eine neue Routine in unseren Alltag. Wir grüßen Freunde nur noch von weitem und stellen uns im  Zwei-Meter-Abstand vor den Läden an.

So merkwürdig es ist: Man gewöhnt sich irgendwie an die Lage - auch wenn ich mich beim Einkauf doch erschreckt habe, als plötzlich ein Mann mit Tarnanzug und Gasmaske neben mir auftauchte! Ich vermisse zwar meine "Allein-Zeit" und das ruhige Arbeiten vor dem Computer, aber es ist trotzdem spürbar: Die Krise verlangsamt unser Leben. Am Sonntagvormittag sind wir ganz entspannt zu einem kleinen Ausflug aufgebrochen:

Ziel: Die Burg auf dem Hügel

schwerer Anstieg: "Wie weit noch Mama?"
Eisschollen...
...und Frühlingserwachen
Pause genießen...
und weiter geht`s , mit leichterem Gepäck!
Wenn man unser persönliches Leben anschaut könnte man meinen die Welt sei ganz in Ordnung. Aber das ist sie natürlich ganz und gar nicht. Das sehe ich an dem ängstlichen Blick unser alten Nachbarin und an dem erschöpften Mann einer Freundin, der mit seinen Kollegen im Altenheim zur Zeit weit über seine Grenzen geht. Ich lese es in sorgenvollen mails von Bekannten die ihren Laden schließen mussten und nun um ihre Existenz fürchten. Ich sehe es Abend für Abend in den Nachrichten: Lastwagen voller Särge in Italien. Ein Erdbeben in Kroatien und verzweifelte Menschen, die sich in so einer Situation nicht mal in den Arm nehmen dürfen. Abgekämpfte Ärzte in Spanien, ernste Politiker und die Sorge, dass sich der Virus in Flüchtlingslagern und in Ländern ausbreiten könnte, deren Gesundheitssysteme so eine Krise in keinster Weise auffangen könnte.
Ich stelle, zusammen mit vielen anderen, eine Kerze ins Fenster und versuche in diesen Tagen ein bisschen länger mit Jesus wachzubleiben.
Gestern hatte eine Freundin dieses Foto, das mich sehr berührt hat, auf ihrem WhatsApp Status:

@arte_carde

Jesus, der unsere Welt in seinen Armen hält. Der Tröster. Der Heiland. Der am Kreuz nicht nur für unsere Sünden starb, sondern auch für das Leid der ganze  Welt. Unsere Leiden - er hat sie getragen. (Jes.53,4). Ich glaube gerade in diesen Zeiten - wenn uns die Not der Welt überwältigen und mutlos machen kann -  ist es gut sich daran  zu erinnern. Henri Nouwen schreibt dazu (in: Jesus. Eine Botschaft die Liebe ist):
Wenn wir sagen "Christus ist gestorben", bringen wir die Wahrheit zum Ausdruck, dass alles menschliche Leiden aller Zeiten und Räume, vom Sohn Gottes erlitten und damit ins innerste Leben Gottes aufgehoben wurde... und solange es noch eine Menschheitsgeschichte gibt, ist die Geschichte des Leidens Christi noch nicht vollständig erzählt. 
Ich merke, dass mir dieser Gedanke neu ist, dass ich ihn in der Tiefe nicht verstehe, aber dass er etwas tröstliches hat: Alles Leiden der Welt ist im Innersten bei Gott aufgehoben. Und, so fügt Nouwen hinzu, durch den gekreuzigten Jesus offenbart sich Gott jedem Leidenden mit seiner unermesslichen Liebe. 
Das erfordert meinen ganzen Glauben  - und auch mein Ich glaube, hilf meinem Unglauben!  Alle Leidenden werden in diesem Moment gehalten. Jesus hält keinen Maximalabstand ein. Er nimmt seine Welt in die Arme. Er ist dabei. Mittendrin. Er leidet und stirbt mit uns. So lange bis die Geschichte vollständig erzählt wurde und ein neues Kapitel mit den Worten beginnt: In der Morgendämmerung des ersten Tages kamen sie zum Grab...(Luk.24,1)
Bis dahin sind es noch ein paar Tage. Tage an denen wir die ersten Frühlingszeichen begrüßen und uns fragen, ob die Kraft für den Anstieg reicht.  Tage an denen wir den aufziehenden Sturm von Ängsten und Sorgen bei Jesus - Burg und Zufluchtsort - ablegen und uns kleine Pausen gönnen, um dann mit leichterem Gepäck weiterzugehen. Tage an denen wir Tische und Tränen abwischen und abends müde eine Kerze ins Fenster stellen und versuchen ein bisschen mit Jesus wach zu bleiben.Und wenn wir dann ins Bett fallen dürfen wir eins wissen:  

Er hält die ganze Welt in seinen Armen. 

Auch durch diese Nacht.

So lange bis der erste Tag anbricht.
 

9 Kommentare:

  1. Danke liebe Christina für diesen Mutmachertext. Auch bei uns fühlt sich alles recht enspannt an, solange ich nicht auf Spiegel Online gehe...

    Kuhglocke, im Ernst? Was für ein Start in den Tag. Interessant, wie sich die Rollen umkehren können :-)

    Die Grafik habe ich mithilfe der Bildersuche gefunden. Unten findet man nur der Hinweis "@arte_carde" (aber das wusstest du vielleicht schon).

    Alles Gute für euch und frohes Lernen mit eurem gestrengen Schüler!

    Lieber Gruß
    Evi

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    1. Liebe Evi!
      Vielen Dank für den Hinweis! Das hab ich jetzt mal so eingefügt. So schön von Dir zu hören! Ganz liebe Grüße zurück und viel Segen, Kraft und Friede von Jesus für diese Zeit!!!

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    2. Hallo ihr Lieben ��
      Erstmal Christina: danke für deine ehrlichen und mutmachenden Einblicke in deinen Alltag!!
      Ich lese sie immer wieder gerne!!
      Ich habe bei dem "Kerzenbild" die wunderschöne Fenstermalerei mit dem Blumen gesehen und würde sie gerne nachmalen. Beim Lesen der Kommentare habe ich gesehen, dass ihr euch auch über Vorlagen unterhalten habt: woher hast du deine Vorlage? Kann ich sie im Internet finden? Ich würde mich sehr freuen, ein fröhliches Fensterbild an mein Küchenfenster zu malen ...����

      Liebe Grüße, viel Segen euch und hab Mut- Vertrauen in dieser nicht so einfachen Zeit! Lasst Euch nicht unterkriegen!!

      Liebe Grüße, Debby (aus dem Ruhrgebiet)

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    3. ...jetzt habe ich gemerkt, euer Gespräch ging um das Jesus- Bild ��...
      Da habe ich mich vertan.
      Kannst du mir trotzdem sagen, wo du die Vorlage für das Blumenbild her hast??
      LG

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    4. Liebe Debby! Danke für Deine Grüße! Zum BIld am Fenster: Ich habe es einfach mit einem weißen Chalkmarker (aus Kreide) gemalt. Geht superleicht. Wenn Du auf Pinterest nach: Fensterdeko Blumen mit Kreide (oder Chalkmarker) suchst, findest du viele tolle Ideen. (da hab ich zumiindest meine gefunden. Viel Spaß beim Fenster bemalen - da freue sich auch die NAchbarn :-). Wünsche Dir auch Segen und Mut ins Herz und Gottes spürbare Nähe in deinem Alltag!

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  2. Sowas zu lesen tut der Seele wohl, die sich doch schnell aufscheuchen lässt von all den unheilvollen Meldungen (selbst dann, wenn es uns doch oft noch so unfassbar gut geht!)- Danke!

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    1. Ach wie schön von Dir zu hören liebe Barbara! Schick Dir ganz herzliche Grüße zurück und viel Kraft und Segen für diese Zeit für Dich und Deine ganze Familie(heute war mein Geduldsfaden mit Samuel seeeehr kurz, vielleicht ein bisschen "Lagerkoller" - hoffe das wird morgen besser ;-)).

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  3. Hallo Christina,
    gerne lese ich deinen Blog und werde von den Texten inspiriert. Schön zu sehen, dass ihr in Urbach beim Bäcker ward und den sonnigen Tag hier im Remstal genossen habt. Wir Mamas sind jetzt auch echt herausgefordert als Lehrkräfte, ich empfinde dies als echt heftige Herausforderung. Schön dass es uns allen gleich geht. Mit Gottes Beistand und seinen täglichen Ermutigungen kommen wir da sicherlich ganz gut durch. Er hat alles im Überblick und in seiner Hand. Liebe Grüße Renate

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    1. Liebe Renate! Ach, wie schön- Du hast den Bäcker erkannt (meiner Meinung nach der BESTE Bäcker der Welt!:-)). Oh ja, du hast recht: Wir sind wirklich herausgefordert als Lehrkräfte! (Heute war ich eher leer-Kraft-mässig am Start, aber so ein Tag geht auch vorbei!). Schick Dir ganz herzliche Grüße und Gottes reichen Segen und seine Kraft für dich - jeden Tag aufs neue. Liebe Grüße aus Backnang!

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