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Donnerstag, 22. November 2018

Igeln

Immer wieder hat mich Samuel an diesen, für ihn so wichtigen Termin, erinnert: "Mama, vergiß nicht die Igelfrau!" Nein. Ich vergesse sie nicht! "Denk an die Igelfrau!". Ich tue nichts anderes! Die "Igelfrau" ist die Frau von der Igelstation, die einmal im Jahr in die Schule kommt. Und dieses Mal hatte ich die Ehre den Chauffeur zu spielen. Und ich muß schon sagen: diesen Anblick war es absolut wert:


Die meiste Zeit wollte sich der kleine Kerl allerdings gar nicht zeigen und hat sich nur müde zusammengerollt. DIe Igelfrau erklärt, dass er schon kurz vor seinem Winterschlaf ist. Und dann sollte man ihn nich mehr so oft aufwecken. Während sich der Kleine wieder einigelt und ich ihn nach Hause fahre (mitsamt Igelfrau), denke ich mir: Ach ja, ein bisschen Igeln könnte in den vor uns liegenden Wochen nicht schaden! Dieses Jahr war ganz schön ermüdend und vielleicht habe ich mich deshalb so sehr nach der kalten Jahrszeit gesehnt.  Der still daliegende Garten, das trübes Wetter und die kürzer werdenden Tage sind eine liebevolle Einladung unseres Schöpfers, das Leben jetzt ein bisschen langsamer anzugehen. Es ist okay früher ins Bett zu gehen, öfters mal ein Buch in die Hand zu nehmen und bei Kerzenschein muß die Wohnung auch nicht immer auf Hochglanz poliert werden. Sieht ja eh keiner.
Apropos sehen: Ich glaube diese Jahrszeit ist wunderbar geeignet zum Schauen. Ich blättere gerade wieder durch eins meiner Lieblingsbücher, in dem Herny Nouwen über seine siebenmonatige Auszeit in einem Trappistenkloster berichtet. Er nimmt sich diese ruhige Zeit um genau hinzuschauen, auf sein Innerstes was in antreibt und motiviert, was ihn oft so viel Kraft kostet und warum. Ganz oft finde ich mich in seinen Worten wieder. Zum Beispiel wenn er schreibt: 
Ich stecke so viel Energie in jede Begegnung, gleichsam als hätte ich jedes Mal von neuem zu beweisen dass ich es wert bin, dass der andere sich auf mich einlässt. 
Sein weiser Mentor, antwortet ihm darauf: "Sie setzen ihre ganze Identität aufs Spiel - und fangen jedes Mal wieder am Nullpunkt an. Da werden Gebet und Ruhe sehr wichtig; denn darin finden sie ihre tiefste Identität; und das bewahrt sie davor, jedes Mal wenn sie mit anderen Menschen zusammenarbeiten, Ihr ganzes Wesen aufs Spiel zu setzen."
Ach, was sind das für kluge Worte! Und wie gut kenne ich das, dass ich dem anderen beweisen will: Es ist es Wert, dass Du Zeit mit mir verbringst! Auch mit Menschen die mir schon vertrauter sind, geht mir das oft so. Als müsste ich das immer wieder aufs neue leisten, dass der andere jetzt und hier durch mich gesegnet wird. Ich spüre die sanfte Einladung von Jesus, das alles loszulassen. Und das ist ja leichter gesagt als getan. Getan sowieso nicht! Es ist eher das Nichttun, das SEIN, das Stillhalten, das so wichtig für mein inneres, verborgenes Wachstum ist. Diese Jahreszeit ist eine Einladung dazu. Ein bisschen "Igeln". Zuhause sein. Ankommen. Bei mir. Bei Jesus.  
Ich will immer sehen was vor mir liegt, und ich übersehe ihn, der mir so nahe ist, schreibt Nouwen. Und das will ich: Ihn wahrnehmen, der mir so nah ist! Dazu braucht es die langsameren Tage. Auch um ein bischen Rückschau zu halten. Ach, was war das für ein turbulentes Jahr... Ich fühle mich ein bisschen so wie die Langläufer die über die Ziellinie kommen und erstmal einfach nur nach Luft schnappen und ATMEN müssen.  Also atme ich. Ein und aus. Und nehme das, was mir diese Jahresszeit so verlockend entgegenstreckt:


heißen Tee mit Honig trinken * Kerzen anzünden * Kastanien sammeln * ans Fenster setzen und zuschauen wie die letzten Blätter fallen * zuschauen wie der erste Schnee fällt * Weihnachtspäckchen packen, mit dankbarem Herz über wunderbare Menschen in meinem Leben * Vorleseabende * in ein warmes Cafe setzen * Raclette Essen mit Freunden * einmal Ausstecherle mit Samu backen und gut ist *  die Wärme vom Holzofen genießen * Letztes Picknick des Jahres *  mich auf Lesungen freuen, auf denen ich nicht versuche zu beweisen, dass ich es wert bin *   Früh ins Bett gehen und lesen * Rotkraut mit Kartoffelbrei* Winterreserve anlegen * eine Runde spielen * Noch eine Runde spielen * Lieblingsweihnachts-CD von Sufjan Stevens einlegen * Wohnung schmücken * aufraffen und warm einpacken und nochmal an die frischen Luft gehen * auf dem Sofa einkuscheln und Nach-denken. Erinnern. Vermissen * gute Filme * Dominosteine und Madarinen * Den wahrnehmen, der mir so ganz nah ist * Segen auffangen * Atmen.












Und vielleicht habt ihr ja kommenden Dienstag Lust auf einen gemeinsamen,  gemütlichen Abend? 

2 Kommentare:

  1. Hach, du machst mir richtig Lust auf die Adventszeit :)

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    1. Ach ja, und ich freue mich auf unser gemeinsames Frühstück! :-)

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