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Montag, 1. Oktober 2018

Erntearbeit


Wir waren auf dem Stückle  der Schwiegermutter und haben die Apfelbäume abgeerntet. (für Nichtschwaben: das Stückle ist ein kleines Stück Land das man stolz sein Eigen nennt). Es waren unglaublich viele Äpfel an den Bäumen! Und es waren auch total VIELE BÄUME! Samuel, der öfters mit auf dem Stückle ist, kennt sich bestens aus. Er stellte mir die Bäume vor: Hier der Jakob Fischer. Dort der Kaiser Wilhelm. Und da hinten die Klara. Der empfindsame Jakob Fischer will hangepflückt werden, am Kaiser Wilhelm muss man kräftig schütteln und die Klara schlägt man mit viel Nachdruck vom Baum. (wenn ich mir das richtig gemerkt habe). Die ganze Familie war am Start. Der neue Schwager war total motiviert und hat super mit angepackt. Wir mussten ihn sogar davon abhalten, die Bäume auf dem verwahrlosten Stückle nebenan abzuernten. Wir haben geschwitzt, gelacht und Säcke befüllt, sind über faulige Äpfel gerutscht, haben den schmerzenden Rücken gerieben und zwischendurch im Schatten der Bäume Zwiebelkuchen gegessen. Zum Schluß wurde alles aufgeladen und zur Mosterei gefahren. Äpfel ausladen. In die Presse geben. Saftkisten einladen. Am Ende haben wir 300 Liter (!) feinsten Apfelsaft in der Garage gestapelt.Und noch einige handverlesen Kisten die auch auf ihre Verarbeitung warten (Die Männer des Hauses lieben Apfelmus!)






EIn Gedanke hat sich bei mir seither festgesetzt: Ernte ist Arbeit. Ja, es ist auch Segen. Und füllt Vorratskammer und Gläser bis zum nächsten Herbst. Aber es ist erstmal ganz schön viel Arbeit. Deshalb sind einige Stückle total verwildert. Was Opa und Oma vielleicht noch mit viel Liebe gepflanzt und gepflegt haben ist jetzt zu viel Mühe und  es ist niemand mehr da der die Ernte einbringen will. Die Äpfel verfaulen auf den Bäumen.

Vergangenes Wochenende hatten wir ein tolles Seminar in unserer Gemeinde. Am Ende hat die Referentin uns die Hände aufgelegt und für Fruchtbarkeit gebetet. Ein Leben das Frucht bringt. Eine Gemeinschaft die gute Früchte bringt. Das wünsche ich mir. Aber ich bin auch ein bisschen vorsichtig, so ein paar Tage nach unserer Apfelernte. Eine Ernte, so wunderbar sie auch ist, macht auch Arbeit. Und es braucht die Familie. Alleine schafft man das nicht. (und was für ein Segen sind motivierte, neue Familienmitglieder!)
Und ich denke an unsere derzeitige Lebenssituation. Zu Anfang des Jahres war ich so hoffnungsvoll. Ich dachte: Das wird ein Erntejahr! Und ich sah es schon vor mir, wie auf dem alten Gemälde, das lange Zeit in unserem Wohnzimmer hing: Wir sitzen zusammen unter den Bäumen und feiern und genießen die Ernte. Aber bisher war das Jahr ganz schön viel Mühe. An viele Tage hatte ich das Gefühl mit Gummistiefeln durch den Matsch zu laufen. Ich reibe mir die müden Knöchel und sage Jesus meine Enttäuschung und er flüstert mir zu:  Gib nicht auf! Ich weiß es ist mühsam, aber es ist auch eins deiner fruchtbarsten Jahre! 

Manchmal ist das Leben, dieses kleine Stück Land das unser ist,  mühsamer als man das erwartet hat. Die Ausbildung. Die Kindererziehung. Der Job. Die Beziehung. Die Gemeinde. Der Hauskreis. Das Projekt, das anfangs noch so gut lief. Und dann kommen noch Krankheiten oder andere Katastrophen dazu.  Eine Runde durch den Matsch. Und noch mal eine. Und manchmal ist es so schwer dranzubleiben. Den anderen nicht aufgeben. Sich selbst nicht aufgeben. Das Vertrauen auf Gott nicht aufgeben. Ehrlich, ich wünschte es wäre anders. Irgendwie einfacher. Aber vielleicht bringen die mühsamen Zeiten tatsächlich die verheissungsvolle Botschaft, dass wir gerade dabei sind eine reiche Ernte einzufahren. 
Wie gut wenn wir bis dahin zusammenhalten. Wenn wir uns immer mal wieder gegenseitig die schweren Kisten abnehmen und uns in den Schatten setzen und neue Kraft schöpfen.

Und dann: Erntedank. Festzeit. Gefüllte Gläser und eine volle Tafel. Heio war begeistert: So süß und fruchtig hat der Saft schon lange nicht mehr geschmeckt. Ein anstrengend heißer Sommer hat wunderbare Früchte hervorgebracht. 
 


4 Kommentare:

  1. Es ist immer wie ein kleines Fest, wenn du einen neuen Blogeintrag veröffentlichst.
    Und sie sind immer so wahr, deine Weisheiten mitten aus dem Leben.
    Danke dir! Du bist ein Segen!

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    1. Danke liebe Inge! Das ist so schön zu hlren. Liebste Grüße und Segen zu Dir!!!

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  2. liebe christina,
    ich freue mich immer wenn ein neuer post von dir kommt.....vieles wirkt nach. gott segne dich und überschütte dich mit seiner grenzenlosen liebe
    herzlichst
    annette

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    1. vielen Dank liebe Annette! Ach und das wünsche ich Dir auch. Von Herzen. Sei lieb gegrüßt!!!

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