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Dienstag, 24. Januar 2017

"Sabbat-light" und die Decke der Gnade

Eigentlich bin ich nicht der Typ der das Jahr mit vielen neuen Vorsätzen beginnt. Aber dieses Jahr gibt es etwas was ich gerne lernen möchte. (mit der Unterstützung von Heio) Die Sache ist mittlerweile von einer schönen Option zu einer dringenden Notwendigkeit geworden. Es geht um den Ruhetag in der Woche, der Tag der dazu da ist um Dinge liegen zu lassen, bewusst los zu lassen, Schönes anzuschauen und Gutes zu genießen. Sabbat.(oder eben der Sonntag) Weil unsere Sonntage oft ein bisschen voll sind haben wir auch schon überlegt ob wir den Sabbat nicht einfach auf einen gewöhnlichen Wochentag verschieben, aber es klappt irgendwie nicht. Mir hilft es, dass am Sonntag die Straßen ruhig sind, die meisten Läden geschlossen haben, die Kirchenglocken läuten und die Menschen die uns begegnen ein bisschen mehr schlendern als rennen. Also der Sonntag.

ruhige Straßen (zumindest auf dem Dorf)

Ich merke immer mehr wie sehr ich so einen Tag brauche! Es ist kein bloßes Gesetz das Gott seinem Volk aufgeladen hat – es steht in tiefem Zusammenhang mit dem natürlichen Rhythmus unseres Lebens: Einatmen Ausatmen. Ruhen. Arbeiten. Tun und lassen.

Heute morgen habe ich zum ersten Mal ganz bewusst den zweiten Teil des Sabbatgebots gelesen: 
Sechs Tage sollst du arbeiten, aber am siebten Tag sollst du ruhen; auch in der Zeit des Pflügens und in der Ernte sollst du ruhen. 2.Mose 34,21-22
Ich bin auf dem Land aufgewachsen und weiß wenigstens so viel über die Landwirtschaft: Die Zeit des Pflügens und der Ernte ist die Zeit in der richtig viel zu tun! Man muss das gute Wetter nutzen, es geht um den Ertrag für den man das ganze Jahr arbeitet. Und Gott, der seine Menschen so gut kennt, haut hier gleich die Bremse rein. Er weiß: gerade in diesen vollen Zeiten des Lebens brauchen wir Augenblicke der Ruhe um nicht kaputt zu gehen.

Das Leben ist immer, immer eine Baustelle. Mal größer, mal kleiner.
Vieles im Leben wird nie mehr als halb fertig. Es ist deshalb klug eine Deadline zu haben die nicht „fertig“ heisst... Alles was „schnell noch fertig werden muß“, hat die Tendenz, etwas nach sich zu ziehen das auch „schnell noch fertig werden muß“. Und ehe man sichs versieht, hat man einen Lebensstil angenommen, den man unmöglich auf lange Sicht durchhalten kann. (Tomas Sjödin)


Ich habe oft versucht am Sonntag schon mal ein paar Dinge zu erledigen, damit die neue Woche nicht so voll beginnt: Ein bisschen aufräumen hier, einmal Wäsche abhängen und die Spülmaschine noch ausräumen da... Das hatte zu Folge, dass ich Montags schon total aus der Puste war und den gewonnenen Vorsprung überhaupt nicht nutzen konnte. Tomas Sjödin schreibt dazu:
Es ist klug die Ruhe an den Anfang zu setzen. Niemand weiß was der morgige Tag bringt. Deshalb ist es gut, ihm mit einer gewissen Kraftreserve entgegenzusehen.



Und etwas geschieht in mir wenn ich zur Ruhe komme: Ich erinnere mich daran, dass ich mich mehr auf Gottes Kraft verlassen will, als auf meine eigenen. Und ich sage mir, dass mein Beitrag auf dieser Welt nicht unersetzlich ist.  Dass ich auch mal alles liegen lassen kann und die Welt dreht sich weiter.

 

Wenn wir es unterlassen, uns in die Welt einzumischen, erkennen wir an, dass die Welt Gott gehört.“                                                   Moishe Konigsberg



Ich weiß, das klingt theoretisch gut. Aber wenn man zum Beispiel kleine Kinder hat oder Wochenenddienste dann ist das ja nicht so einfach. Da sind es vielleicht die kleine Zeitfenster der Ruhe.(beim Stillen, oder in der Bahn zur Arbeit...) Das Leben braucht flexible Lösungen! :-) Hier also unser „Sabbat-light-Model“ - das wir versuchen wollen:

Samstag 19 h ist der entscheidende Moment: ich will ich aufhören zu putzen, aufzuräumen und „schnell noch was erledigen“: Wir zünden eine Kerze an und freuen uns: Jetzt kommt der Sonntag. (vielleicht finden wir ja noch ein Lied oder so, bisher ist es einfach die Kerze die dann den Rest des Abends brennt)




Über die Dinge die noch in der Wohnung verstreut sind (besonders von den zwei männlichen Mitbewohnern) und die mich stören könnten will ich  eine „Decke der Gnade“ legen. Wie gut, dass wir viele Decken in der Wohnung haben!



sieht gut aus, oder? :-)

Am Sonntag wollen wir immer wieder sagen: Wie gut, heute ist Sonntag! Keine Kita. Mama hat keinen Putzwahn. Es gibt ein einfaches (am besten aufgewärmtes) Mittagessen. Und wir machen ein bisschen was schönes zusammen.



Tanzen in der Küche

bei Kälte um die Wette rennen

Geburtstagskaffe bei Oma (die kann backen, sag ich euch!!!)

Zeit um das Lieblingsbuch vorlzuesen


Der Gottesdienst gehört für uns auch dazu. Und er soll immer weniger ein „zusätzlicher Programmpunkt“ sein, sondern gemeinsames Feiern. Auch wenn wir etwas dazu beitragen und mitmachen – ich will lernen auch hier die Freude des Sabbats mit reinzunehmen. Ich sage zusammen mit meinen Weggefährten: Jesus - die Welt gehört dir. Wir feiern, dass wir geliebt sind ohne, dass wir etwas dafür tun müssen. Wir feiern, dass Jesus wie eine ausgebreitete Decke der Gnade über unserem Leben liegt.
Im Anschluß sitzen wir beim Essen zusammen und ich versuche nicht schon daran zu denken wer abspült, sondern in die Gesichter zu schauen. DA sein. Dankbar sein für das was ist.


Und abends – das ist auch eine ziemliche Herausforderung – will ich versuchen den Ruhetag nicht mit einem Mord zu beenden. Damit meine ich nicht den abendlichen Streit mit Heio (den will ich auch weglassen, wenn möglich) sondern meinen geliebter „Tatort“. Der fällt seit einigen Wochen aus oder wird auf einen anderen Abend der Woche verschoben (der Mediathek sei Dank!). Wir können stattdessen in Ruhe die Termine für die kommende Woche anschauen (was kommt auf uns zu, wer macht was...), mit einem kurzen Seufzer-Danke-Gebet alles in Gottes Hand legen und vielleicht ab und zu eine Runde spielen. Gestern haben wir Scrabble gespielt. Das war schön - obwohl ich verloren habe!


Samuel hat heute morgen weiter gespielt - das sind seine wichtigsten Worte  (Nathan ist der beste Freund)

Das klingt vielleicht ein bisschen sehr nach heiler-Sonntagswelt. Glaubt mir: Die Realität ist ganz weit davon entfernt! Aber wöchentlich ein bisschen feiern und durchatmen, mittten im Chaos des Lebens einen Rhythmus der Gnade finden, das wollen wir lernen.

Eine Kerze anzünden und ein selbst verordneter Putz-Stopp.
Eine Decke der Gnade über alles was halb fertig ist und rumliegt.
Ein längerer Blick auf das werfen was wir lieben wollen.
Ein Mord weniger.
Eine kurze Zeit um bewusster die Tage anzuschauen die vor uns liegen
Ein bisschen mehr Zeit zum Tanzen und Spielen.     

Alles das ist weit weg vom jüdischen Sabbatmodell. Aber es ist etwas was wir vielleicht schaffen können. Eine kleine Saat. Wir so vieles im Leben. Und ich freue mich schon ein bisschen auf das Kerze anzünden am Samstag. 

Hat jemand Lust mitzumachen?

16 Kommentare:

  1. Neee …
    wenn ichs schon mal schaffe, jede Nacht 8 Stunden zu schlafen bzw. vor 02:00 im Bett zu sein, ist viel gewonnen.
    Den Seinen gibts der Herr im Schlaf!

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  2. Genau dieses Thema beschäftigt mich gerade auch. Einer guten Arbeitsethik muss auch immer eine gute Ruhe-Ethik innewohnen. Gar nicht so leicht....vor allem wenn man knietief im Umbau steht und 5000 Sachen am besten gestern erledigen muss :)

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    1. oh ja! Arbeitsethik und Ruhe-Ethik. Das klingt gut. Und ich hoffe sehr (und werde dich notfalls daran erinnern), dass du der vielen Arbeit auf dem Bau die Ruhe folgen lässt. Ich drück dich!!!

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  3. ich finde das eine schöne Idee, einfach mal die Decke der Gnade über alles Unerledigte, Unverstandene, alle Hektik zu legen.....und auszuruhen! Wie wohltuend. danke für den Ausdruck. Decke der Gnade!
    Gefällt mir und tut gut. Ich will versuchen, sie öfters auszubreiten, nicht nur am Wochenende.

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    1. Das stimmt, das dachte ich heute auch: eigentlich brauche ich diese Decke die ganze Woche :-). Danke für dein Kommentar und Segen für den ALltag!!!

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  4. Ich bin auch gerade mitten drin in diesem Thema: ruhen zu können. So ein schöner, mutmachender Artikel, danke dafür! Er inspiriert mich, und ich bin gespannt, was sich daraus entwickelt.

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    1. Oh, da bin ich gespannt auf deine Gedanken! :-) Glaube wir können da wirklich voneinander lernen... Segen und liebste Grüße zu dir in die Schweiz!!!

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  5. Liebe Christina. Vielen Dank für diesen tollen Beitrag. Ich bin noch ziemlich "neu" unter den Lesern deines Blogs. Mit diesem Thema habe ich mich vor einiger Zeit selber intensiv auseinandergesetzt. Daraus ist dann ein Vortag entstanden: "Oase im Alltag - just relax". Jeder weiß es, dass diese Ruhepausen enorm wichtig sind, und doch lässt es sich oft so schwer im Alltag umzusetzen. Von daher ist es gut, sich gegenseitig daran zu erinnern! Danke

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    1. Liebe Irina! Schön, dass du hierher gefunden hast. WIllkommen! Der Vortrag klingt gut, das würde ich bestimmt hingehen wenn du den mal in der Nähe von Stuttgart hältst:-). Liebe Grüße und Segen!!!

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  6. das Thema beschäftigt mich auch schon längere Zeit (u.a. auch inspiriert durch das Buch von Thomas Sjödin), und kürzlich durfte ich sogar darüber predigen. Das Bild mit der Gnadendecke gefällt mir sehr gut! Was mir persönlich noch eine Hilfe ist, damit sich dieser Tag wirklich von anderen unterscheidet, ich zur Ruhe komme und achtsam lebe: komplett offline sein! Ihr seid auf einem guten Weg. Gottes Segen für jeden kleinsten Schritt :)

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    1. Danke liebe Vera für diese tolle Ergänzung!Genau, Offline sein - da hast du mich an etwas erinnert - das gehört tatsächlich für mich auch dazu. Da will ich dranbleiben. Liebste Grüße zurück und Segen von Jesus!!!

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  7. Sehr schöner Text! Einen Tag offline sein (am Sonntag) oh ja, das wäre eine gute Idee. Und das mit der Kerze am Samstag ist ein schönes Ritual. LG N

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    1. Ach schön Nicola, liebste Grüße zurück zu Euch !!!! Hoffe wir sehen uns bald mal wieder :-)

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  8. Kerstin von der Ostsee26. Januar 2017 um 19:46

    Danke für das Teilen deiner Gedanken. Mich beschäftigt dieses Thema schon länger. Das Buch von Thomas Sjöden hat einen großen Anstoß dazu gegeben. Es ist so leicht nur noch schnell ... die Waschmaschine anzustellen, doch noch was wegzuräumen, das Brot zu backen.
    Die Decke der Gnade gefällt mir. Ich möchte sie ausbreiten - nicht nur über dem, was noch nicht an seinem Platz ist sondern auch ganz bewusst über mir selbst! Ein guter Ausgangspunkt, so möchte ich in dieses Wochenende gehen. Liebe Grüße von der Ostsee, Kerstin

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    1. Ja das Buch ist wirklich gut. Und ich bin so ganz am Anfang das zu lernen...Wünsche dir ein Wochenende eingehüllt in die DEcke der Gnade (an der Ostsee ist es ja sicher ziemlich kalt und windig :-)), Segen und herzliche grüße zu Dir!

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