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Dienstag, 5. April 2016

Worauf ruht mein Blick?

Heute morgen, auf dem Weg zur Kita, hatte ich meinen Fotoapparat dabei und der kleine Sohn und ich haben fast doppelt so lang für unsere Strecke gebraucht. Weil es so vieles zum Hinschauen gab:

langsame Weggefährten...

fleissige Nestbauer...


stille Schönheit...

 und wilde Hühner (neulich sind sie ausgebrochen und spazierten über die 4-spurige Bundesstraße!)
Und natürlich gibt es auch das andere auf unserem Weg: weggeworfene Hundekacktüten, Stau,ungeduldig hupende Autofahrer, die Luft voller Feinstaub, hässliche Gebäude und Strommasten.


Beides ist da auf unserem Weg. Ich nehme auch beides wahr. Aber die Frage ist: Worauf lasse ich mein Blick ruhen? Welche Straßenseite bestimmt mein Denken? Das trägt viel dazu bei ob ich unzufrieden oder dankbar in der Kita ankomme. Gestresst oder erfüllt. 
Und das zieht sich durch meinen ganzen Tag: Sehe ich das Chaos in unserem Garten und nerve Heio damit jetzt ENDLICH mal ALLES aufzuräumen? Oder nehme ich mir die Zeit in Ruhe das Hochbeet zu betrachten, an dem er voller Stolz mit Samu seit Wochen arbeitet?(und in dem tatsächlich schon etwas zu wachsen beginnt!)






Ärgere ich mich heute morgen darüber, dass Samu seine Autos wieder nicht aufgeräumt hat oder bringe mich seine  Lebensspuren in unserer Wohnung dazu "DANKE Jesus" zu sagen?


Sehe ich die verschleierte Frau, die mir fremd ist und deren Kultur mir (vielleicht sogar zu Recht) Sorgen macht? Oder sehe ich eine Mama die ihr Kind auch zur Kita bringt? Bringt mich ihr Anblick dazu über die Flüchtlingsproblematik nachzudenken oder ein Gebet für eine Mutter zu sprechen die mutig jeden Morgen ihr Kind einer jungen Erzieherin in die Hand drückt deren Sprache und Kultur sie noch nicht versteht?



Sehe ich den Behinderten in der Bahn und schaue schnell wieder weg, weil es mir unangenehm ist? Oder sehe ich ein Kind Gottes, das unsere Tag bereichern kann wenn wir es wagen ihm freundlich "Hallo" zu sagen? 

Bild aus der tollen Ausstellung vom Fotografen Thomas Wagner

Am Samstag bin ich mit pochenden Kopfschmerzen aufgewacht. Heio war unterwegs und mich hielt der Gedanke aufrecht, dass ich mit Samu am Nachmittag in "Smoors Garten" sein werde. Es war herrlich! Ich hab mit meinem Gewicht den Gartenstuhl in die noch feuchte Erde gedrückt und mit der wunderbaren Veronika und ihrem Mann geplaudert während die Kinder friedlich gespielt haben. 

Sonne tanken...



Auf dem Heimweg fängt Samuel plötzlich an zu weinen: "Mama, ich will auch einen Bruder oder eine Schwester!" Mein Herz, das eben noch so voll und dankbar war wird plötzlich schwer. Ein wenig jämmerlich versuche ich ihm zu erklären warum das nicht geht. Mit wenig Erfolg. Dann fange ich damit an alle seine wunderbaren Freunde aufzuzählen. Ich weiß nicht ob es ihm hilft. Aber ich merke, dass mein Herz langsam wieder voll wird mit Dankbarkeit. Doch. An manchen Stellen tut das Leben weh. Das muß man auch nicht ignorieren. Manche Lücken sind da. Aber auf "der anderen Straßenseite" ist auch so viel Reichtum für den ich dankbar bin.

Und ich will mich immer wieder bewusst dafür entscheiden den Reichtum zu sehen. 

Ich WILL mich mitfreuen anstatt neidisch zu sein.  Über Schwangerschaften und Hauskäufe, schöne Haarschnitte, erfolgreiche Diäten, berufliche Erfolge, begabte Kinder, Babys die von Anfang an durchschlafen (ok: das ist richtig schwer! :-)) über blühende Gemeinden und tolle Texte auf die ich gerne selber gekommen wäre. 


Letzte Woche habe ich einen ganz besonderen Brief von Mesii bekommen. Sie bloggt auch. Ehrlich. Klar. Schmerzhaft. Lustig. Es lohnt sich bei ihr vorbeizuschauen! Eigentlich will sie auch ein Buch schreiben. Aber sie ist auch Krankenschwester. Sie arbeitet Schichtdienste und schafft es nicht regelmässig zu schreiben (wer kann ihr das verdenken?). Ihr Brief ist ehrlich. So wie sie selbst. Sie schreibt, dass sie schon ein wenig neidisch ist wegen meinem Buch. Aber sie schreibt auch, dass sie sich über meinen Blog freut und dass sie findet ich bin eine "coole Sau". Hah. Das ist mal ein Kompliment. Auch wenn es auf mich (leider) nicht wirklich zutrifft. Aber ich sehe ihr Herz. Es sagt mir: Hey, es fällt mir nicht leicht, aber ich will nicht gegen dich sein. Wir halten zusammen. Es gibt so viel Reichtum, wir nehmen uns nichts weg. Auch wenn unser Herz uns manchmal neidisch, klein und missgünsitg machen will. Wir wählen MUTIG. GROß. Sisterhood. Reichtum. Danke Mesii!


Und das will ich lernen, heute und alle Tage die kommen (und ich brauche noch einiges an Übung, Heio kann euch das bestätigen!) :
Freunde, um es zusammenfassend zu sagen: gebt euer Bestes, dass eure Gedanken mit Gutem gefüllt werden. Denkt ausgiebig über die Dinge nach die wahr sind, großzügig, achtbar, echt, einnehmend und liebenswürdig - erwartet das Beste und nicht das Schlimmste; Achtet auf die Schönheit und nicht auf das Hässliche, auf Dinge die man loben sollte und nicht verfluchen. Wenn ihr es lernt so zu leben, wird Gott eurer Herz immer mehr mit Frieden auffüllen.
(Phil, 4,8-9. frei übersetzt nach "the Message").

4 Kommentare:

  1. Der Alde Gott hat übrigens bestens gemundet!! Danke dafür und für deine heutigen Worte. Nach dem Termin bei der Bank sehe ich gerade alle möglichen Schreckensszenerien. Nach dem Lesen deines Blogeintrages gehts mir wesentlich besser....

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    1. wie,schon weggesoffen? ;-) Oh mann-Glückwunsch zum Hauskauf!!!
      Kann mir vorstellen dass man das erstmal verkraften muß! Aber. wie Paulus so schön sagt: Erwarte das Beste :-)...ich freu mich euer neues Zuhause zu erleben! Das wird ein guter Ort für viele!

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