Seiten

Montag, 11. Januar 2016

zusammen feiern

Die Urlaubstage liegen hinter uns und wir haben noch ein wunderbares Wochenende mit Freunden im Allgäu verbracht. Veronika hat die Tage so fantastisch hier beschrieben dass ich gar nicht mehr viel hinzufügen kann. Nur dass diese  Gedanken MEINE Gedanken waren: Hoffentlich nerven wir die anderen nicht. Hoffentlich mögen wir uns auch nach dem Urlaub noch und sie finden uns nicht langweilig und doof. Hoffentlich bereuen sie die Zeit mit uns nicht weil es so viel regnet...  Und nachdem ich aufgehört habe mich für das Wetter zuständig zu fühlen (was für ein Größenwahn:-)), waren es einfach wunderbare, entspannte Tage. Feiertage. Im besten Sinne des Wortes. 
Beim Verabschieden und letzten Winken vor dem Hotel hab ich gemerkt, wie lieb ich diese Familie und ganz besonders Veronika schon gewonnen habe. Wenn es um das Thema Freundschaft geht fühle ich mich oft wie ein totaler Looser. Aber solche Tage erinnern mich einfach daran, dass wir dazu geschaffen sind zu lieben und uns einfach lieben zu lassen. Ohne einander etwas vorzumachen. Ohne sich gegenseitig zu beeindrucken. Ohne die Dinge und das Verhalten der anderen ständig bewerten zu müssen. Wir wagen es, uns zu zeigen wie wir sind und erleben: wir werden geliebt. Solche Erfahrungen sind für mein unruhiges Herz unglaublich heilend.

das Hotel (es hat auch mal die Sonne gescheint!)



Auf dem Rückweg sind wir noch bei einem Freund vorbeigefahren, der zur Zeit in einer Lebensgemeinschaft lebt. Er hat in seinem Leben schon unglaublich viel Scheiße erlebt (Sorry, man kann es einfach nicht anders ausdrücken). Eine obdachlose Alkoholikerin als Mutter, Pflegeeltern die nicht wirklich gut zu ihm waren und Freunde die ihn auf die schräge Bahn gezogen haben. Wie ich ihn zum ersten Mal in einem Jugendhaus in Stuttgart getroffen habe, hat er die Nachricht, dass Jesus ihn lieb hat aufgesogen wie ein Kind, das nach langen Jahren im Dunklen zum ersten Mal Sonnenstrahlen auf seiner Haut spürt. 
Und trotzdem war dann nicht plötzlich alles gut (wie sehr setzen wir uns und andere unter Druck wenn wir meinen, dass mit einer Bekehrung zu Jesus plötzlich alles gut wird!). Er hat weitergekämpft, hatte Abstürze und er war längere Zeit im Knast. Bei meinen (seltenen) Besuchen dort saß er wie ein Häufchen Elend vor mir und konnte die Sache mit Jesus einfach nicht mehr glauben. Wie gut konnte ich das verstehen. Alles was ich tun konnte war ihn immer wieder der Liebe Jesus anzuvertrauen.  Jetzt lebt er also seit einiger Zeit in dieser Lebensgemeinschaft und versucht mal wieder die Scherben zusammenzusetzen und neu anzufangen. Was für ein Held.
Wir sitzen zusammen beim Griechen und er erzählt ehrlich von einem kürzlichen Absturz und wie er Menschen aus der Lebensgemeinschaft mit seinen Worten verletzt hat. Kurz darauf war sein Geburtstag und er lud vorsichtig die Leute dazu ein. Er sagte Ihnen: "Ich weiß, ich mache oft Mist und habe euch verletzt, aber ihr seid mir wichtig und ich möchte gerne mit euch feiern." Dann hat er Kuchen gebacken. Beim Zuhören zog sich etwas in mir zusammen. Ich fürchtete für ihn, dass kaum jemand augetaucht ist (und mir fiel ein, dass ich ihm doch auch ein Päckchen zum Geburtstag schicken wollte. Mist!). "Und dann", erzählte er uns weiter, "sind ALLE gekommen. Sie haben mir gesagt, dass sie mich lieb haben. Und dann haben wir zusammen gefeiert!" Seine Augen strahlen. Wir sitzen am Tisch beim Griechen und uns wärmt die Sonne. 

Heute bin ich in Gedanken noch bei den schönen Urlaubstagen und bei den Erzählungen von unserem Freund und den Menschen die sich mit ihm um die Festtafel versammelt haben. Und ich denke mir: Vielleicht ist es das Schönste, was wir, im Namen Jesus, füreinander tun können: dass wir zusammen feiern. Auch nachdem wir uns selbst und einander enttäuscht haben. Gerade dann. Dann fängt die Gnade an! Dann sollten wir Kuchen backen und Kerzen anzünden und glauben, dass wir geliebt sind. Immer. 

Das ist es, was unsere Beziehungen hell, stark und strahlend machen, in einer Welt die so sehr auf den äußeren Schein, Performance und Leistung bedacht ist. Das ist es, was mein Freund braucht. Was wir alle brauchen. Das kann auch mein unruhiges Herz still und heil machen kann. Wir sind so unendlich geliebt. Total. Alles eingeschlossen. 
Dafür könnten wir öfters mal den einen oder anderen Feiertag einlegen. Heute wäre vielleicht ein guter Tag um die Kerzen anzuzünden und miteinander zu feiern... 


Until we can rest in a love and worth that attach to our being, not our performance,
 we will never know what it is to live life out of fullness, rather than emptiness.
                                                              Greg Boyd

1 Kommentar: