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Montag, 21. Dezember 2015

Am Ende wird es hell.

Wie froh bin ich, dass die letzte Nacht vorbei ist. Lange konnte ich nicht einschlafen, hab mich im Dunkel in meinem Bett hin und hergewälzt. Mich quälte meine Schuld. 
Am Abend kam Heio nach dem Gottesdienst müde und erschöpft nach Hause. Er hat tagelang die Predigt vorbereitet, mit unglaublicher Mühe und betendem Herzen. Und dann waren so wenig Leute im Gottesdienst, niemand der hätte Lobpreis machen können, der Kinderraum war von einer anderen Gruppe belegt  und zu allem Übel war auch noch ein Neuer da, der sich nach jahrelanger Pause mal wieder einen Gottesdienst antun wollte. Ausgerechnet bei uns. Ausgerechnet an diesem Sonntag.  Nach dem Schlußgebet hat er fluchtartig unsere Räume verlassen und ich bin auch kurz darauf frustriert abgezogen. Wieso konnten wir nichts besseres "bieten"?! Wieso ist es manchmal  so armselig bei uns? Wo sind die ganzen Leute? Wo ist Gott? 
Ihr merkt: ich war in keiner guten Verfassung.  Heio hätte abends dringend einen warmen Ort und ein bisschen Ermutigung gebraucht - stattdessen habe ihn mit dem ganzen Frust beworfen der sich in meinem Herz angesammelt hat. Es war nicht schön. Samu hat mich immer wieder am Ärmel gezupft und gesagt: "Mama, sag zum Papa: Freund!". Ich sagte ihm: "Ich bin mit Papa nicht sauer, ich bin nur unzufrieden! Manchmal braucht es heilige Unzufriedenheit!"
Oh Mann! Meine Unzufriedenheit war alles andere als heilig. Sie war gemein. Lieblos. Voller Schuldzuweisungen. Irgendwann hab ich Heio angesehen und gemerkt was ich hier eigentlich mache. Ich glaube so etwas kann man auch "Blütenfrevel" nennen: wenn man über zarte Hoffnung trampelt, die Gott im Herz des anderen gepflanzt hat. Ich habe meine Hand ausgestreckt und bittend "Freund" gesagt und mich entschuldigt. Heio hat meine Hand genommen, aber ich habe ihm angesehen, dass meine Worte ihren Schaden angerichtet haben.
Ich konnte lange nicht einschlafen. Meine Schuld lag wie eine dunkle, schwere Decke auf meinem Herz. Ich hatte Heio unrecht getan, hab schlecht über meine - und vor allem Gottes(!!!) - geliebte Gemeinde geredet. Ich habe gebetet dass Gott mir vergibt. Mehrmals. Aber es kam kein Friede. Irgendwann bin ich dann doch eingeschlafen, aber jedes Mal wenn ich in der Nacht wach wurde, lag die schwere Decke noch auf mir.
Müde bin ich morgens aufgewacht. Der Mann saß schon am Küchentisch und die vier Kerzen vom Adventskranz warfen ihr warmes Licht in den Raum. Ich hab mich zu  ihm gesetzt und gesagt: "Heio, ich weiß, du hast mir vergeben, aber die Schuld bedrückt mich immer noch." Und dann hab ich vor ihm und vor Gott die Dinge nochmal beim Namen genannnt. Meine Schuld bekannt. Und mein Mann - nein mein Bruder in Jesus- hat mir in die Augen geschaut und gesagt: "Christina, ich vergebe dir- und im Namen Jesu: diese deine Schuld ist dir vergeben."
Ich hörte Samuel im Flur singen: "Jesus kommt als Baby, für uns in unsere Welt, Jesus kam in`s Dunkel und macht das Dunkel hell." Und in mir wurde es wieder hell.

Manchmal finde ich es schade, dass wir die Beichte in vielen Kirchen einfach abgeschafft haben. Weil ich glaube, dass manchmal die Schuld so dunkel und erdrückend sein kann, dass ich es nicht mit mir alleine ausmachen sollte- dass es einen Menschen braucht der mir gegenübersitzt, mir liebevoll in die Augen schaut, und mir sagt: "Diese Schuld ist dir vergeben. Auch dafür ist Jesus gestorben."

Und das ist auch die gute Nachricht die wir anderen zusprechen können.
In die Nacht von Bethlehem ist er gekommen und seither ist er in jeder menschlichen Nacht, auch wenn es sie noch so dunkel ist. Dieses Baby in der Krippe wird zu einem Mann aufwachsen der den Menschen, die über ihr Dunkel verzweifeln, liebevoll in die Augen schaut und ihnen Vergebung zuspricht. 

Umso älter ich werde umso mehr merke ich, dass ich nicht nur eine Spur von Segen hinterlasse. Da ist auch eine ganze Menge an Versagen, an versäumten Gelegenheiten, an verletzenden Worte, ja- an Schuld, die mit den Jahren zusammenkommt. Ich brauche einen Erlöser. Und immer wieder Menschen die mir im Namen von Jesus zusprechen dass auch DIESE meine Sünde, vergeben ist.

Und wenn es an`s Sterben geht -die letzte Nacht durch die wir gehen müssen- dann hoffe ich dass  jemand neben meinem Bett sitzt der mir die letzte Beichte abnimmt und mir ganz fest die Hand hält wenn ich meine Schuld in`s Dunkle flüstere und mir zuspricht: "Christina, dir ist vergeben. Auch für diese, deine Schuld hat Jesus bezahlt." Und dann werden auch die Schatten der letzten Nacht weichen und es wird für immer hell.


Jesus, wie froh bin ich, dass du vor über 2000 Jahren in unser Dunkel gekommen bist und heute immer noch in jedes Dunkel kommst. Danke.


 Frohe Weihnachten Euch allen!!!!

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