Mein langjähriges
Bezugskind feiert seinen 18. Geburtstag. Da an diesem Tag nicht viel für ihn geplant ist, hole ich ihn nachmittags zu uns nach Hause um ein bisschen mit ihm zu feiern.
Vor dem Behindertenheim begegnet mir meine ehemalige Chefin. Ich freue mich sie zu sehen, wir umarmen uns und erzählen ein bisschen wie`s uns geht. Ich berichte von der Erschöpfung (die mit ein Grund für meine Kündigung war) und dass ich ganz langsam dabei bin, wieder zu Kräften zu kommen.
"Dann bist du also bald wieder die Alte?", fragt sie. In mir verkrampft sich etwas. Es ist bestimmt nett gemeint - sie hofft dass es mir wieder gut geht - aber ich spüre dahinter die Erwartung, dass ich wieder so funktionieren muß wie vorher. Ich antworte vorsichtig: "Ich glaube die Alte werde ich nicht mehr sein. Es bleiben bestimmt ein paar Narben zurück..." Ich komme ins stocken. Sie fragt nicht weiter nach, wir reden noch ein paar belanglose Dinge bevor wir uns freundlich voneinander verabschieden.
Mir geht das Gespräch immer noch durch den Kopf. Manchmal fallen mir die wahren (und aufrichtigen) Antworten erst viel später ein. Oder vielleicht wachsen sie in mir, beim Nachdenken. Auf jeden Fall denke ich, dass meine aufrichtige Antwort wäre:
Nein. Ich bin nicht mehr die Alte. Und das will ich auch nicht mehr sein.
Das wäre doch traurig - wenn ich mich jahrelang kaputt machen würde und am Ende nichts daraus lernen würde und einfach wieder die Alte wäre.
Fast so, als würde ich mich in meine alten Jeans zwängen, die mir früher vielleicht wunderbar gepasst haben, aber jetzt definitiv nicht mehr meiner Form entsprechen. Und die Lösung ist nicht mich runterzuhungern, sondern größere Jeans zu kaufen (bildlich gesprochen- okay, eigentlich auf ganz konkret gesprochen:-)).
Ich bin also nicht mehr die Alte. Aber was bin ich dann?
Ich bin also nicht mehr die Alte. Aber was bin ich dann?
Ehrlich gesagt: keine Ahnung. Ich fühle mich verunsichert und verletzlich wie selten zuvor in meinem Leben.
Vielleicht hat es damit angefangen als ich Mama wurde. Ich hatte KEINE AHNUNG wie das alles geht! Das Stillen hat schlecht funktioniert. Das Schlafen noch schlechter. Und ich saß in so einer bescheuerten Krabbelgruppe (mit Müttern die alle mindestens 10 Jahre jünger waren und scheinbar alles auf der Reihe hatten) und hätte einfach nur heulen können.
Heute ist vieles besser. Ich bin viel entspannter (das kann auch an dem Johanniskraut Tee liegen den ich zur Zeit literweise trinke:-)). Und trotzdem ist die Mutterschaft etwas, was einen Teil von meinem Herz weiterhin schutzlos und verletzlich macht.
Ich bin nicht mehr die Christina die ich war. Die im Job einspringt, total engagiert arbeitet und ihre Grenzen ignoriert. Die Teil der Gemeindeleitung ist, Teams leitet, predigt und jedem einen guten Rat geben kann. Neulich war ein Leitertreffen bei uns Zuhause und Heio hat mich gefragt ob ich ein bisschen dazukommen will. Ich wollte nicht. Ich fühlte mich unsicher. Nicht wegen den Leuten (wie froh bin ich, dass wir wieder so ein wunderbares Leitungsteam haben!), sondern weil ich in solchen Situationen merke: Ich bin nicht mehr die Alte (lustigerweise haben mich meine Mitleiter immer liebevoll "die Alte"genannt).
Auch in Beziehungen und Freundschaften fühle ich mich oft verunsichert. Ich bin mir nicht sicher ob sie "die Alte" in mir suchen und sehen wollen. Aber die ist nicht mehr da. Ich könnte sie vielleicht wieder ein bisschen aufleben lassen, aber ich fürchte es würde mich so einzwängen wie meine alten Jeans. Und Druckstellen auf meiner Seele hinterlassen.
Ich weiß, dass Gott das nicht will. Er mich will frei und heil und ganz zu dem Menschen machen, den er geschaffen hat. Und dazu muß ich das Alte loslassen. Manches passt nicht mehr. Geht nicht mehr. So ist es einfach. Ich will es annehmen und auf das Neue vertrauen, das Jesus in mir tut. Auch wenn ich noch keine Ahnung habe was es genau ist und wie es am Ende aussehen wird.
Ich war die Tage mit Samu im Zirkus. Eigentlich wollte ich ihn mal so richtig zum Staunen bringen (nachdem der letzte Zirkus ganz klein und fast ohne Tiere war). Womit ich nicht gerechnet habe war, dass der Zirkus MICH so zum Staunen bringt. Es war überwältigend. Bei den Trapezkünstler konnte ich kaum hinschauen. Ihre letzte Nummer war unglaublich: Ein Artist flog mit verbundenen Augen(!!!) im Rückwärtssalto auf den Fänger zu, der ruhig mit seinem Trapez hin und her pendelte. Gott sei Dank ging alles gut. Er wurde aufgefangen.
Vielleicht hat es damit angefangen als ich Mama wurde. Ich hatte KEINE AHNUNG wie das alles geht! Das Stillen hat schlecht funktioniert. Das Schlafen noch schlechter. Und ich saß in so einer bescheuerten Krabbelgruppe (mit Müttern die alle mindestens 10 Jahre jünger waren und scheinbar alles auf der Reihe hatten) und hätte einfach nur heulen können.
Heute ist vieles besser. Ich bin viel entspannter (das kann auch an dem Johanniskraut Tee liegen den ich zur Zeit literweise trinke:-)). Und trotzdem ist die Mutterschaft etwas, was einen Teil von meinem Herz weiterhin schutzlos und verletzlich macht.
Ich bin nicht mehr die Christina die ich war. Die im Job einspringt, total engagiert arbeitet und ihre Grenzen ignoriert. Die Teil der Gemeindeleitung ist, Teams leitet, predigt und jedem einen guten Rat geben kann. Neulich war ein Leitertreffen bei uns Zuhause und Heio hat mich gefragt ob ich ein bisschen dazukommen will. Ich wollte nicht. Ich fühlte mich unsicher. Nicht wegen den Leuten (wie froh bin ich, dass wir wieder so ein wunderbares Leitungsteam haben!), sondern weil ich in solchen Situationen merke: Ich bin nicht mehr die Alte (lustigerweise haben mich meine Mitleiter immer liebevoll "die Alte"genannt).
Auch in Beziehungen und Freundschaften fühle ich mich oft verunsichert. Ich bin mir nicht sicher ob sie "die Alte" in mir suchen und sehen wollen. Aber die ist nicht mehr da. Ich könnte sie vielleicht wieder ein bisschen aufleben lassen, aber ich fürchte es würde mich so einzwängen wie meine alten Jeans. Und Druckstellen auf meiner Seele hinterlassen.
Ich weiß, dass Gott das nicht will. Er mich will frei und heil und ganz zu dem Menschen machen, den er geschaffen hat. Und dazu muß ich das Alte loslassen. Manches passt nicht mehr. Geht nicht mehr. So ist es einfach. Ich will es annehmen und auf das Neue vertrauen, das Jesus in mir tut. Auch wenn ich noch keine Ahnung habe was es genau ist und wie es am Ende aussehen wird.
Ich war die Tage mit Samu im Zirkus. Eigentlich wollte ich ihn mal so richtig zum Staunen bringen (nachdem der letzte Zirkus ganz klein und fast ohne Tiere war). Womit ich nicht gerechnet habe war, dass der Zirkus MICH so zum Staunen bringt. Es war überwältigend. Bei den Trapezkünstler konnte ich kaum hinschauen. Ihre letzte Nummer war unglaublich: Ein Artist flog mit verbundenen Augen(!!!) im Rückwärtssalto auf den Fänger zu, der ruhig mit seinem Trapez hin und her pendelte. Gott sei Dank ging alles gut. Er wurde aufgefangen.
Ich habe etwas darüber gelesen, wie wichtig es ist, dass derjenige, der in der Luft liegt, nicht nach den Händen des Fängers greift. Er würde seine Handgelenke dabei brechen. Die einzige Aufgabe des Fliegers besteht darin, im richtigen Moment sein Trapez loszulassen und sich auffangen lassen.
Irgendwie fühlt es sich für mich gerade so an: Ich hänge in der Luft, zwischen dem, was war und dem was vielleicht kommt (und das ist ein verdammt verletzlicher Ort!). Alles was ich gerade tun kann ist auf das freundliche Flüstern in mir zu hören das mir sagt: "Christina, lass los" und vertrauen, dass Jesus mich auffängt und auf festen, neuen Boden stellt.
Ich glaube ich bin nicht die Einzige die so in der Luft hängt. In 1. Johannes 3,1 steht:
Geliebte, es ist noch nicht klar was wir sein werden.
Und Johannes bekräftigt: aber eins wissen wir: wir sind Kinder Gottes.
Und er erinnert uns daran, dass Gott dabei ist uns in sein Ebenbild zu verwandelt (so wie der Schöpfer uns ursprünglich gedacht hat). Und wir werden ihn sehen wie er ist...
Ich glaube ich bin nicht die Einzige die so in der Luft hängt. In 1. Johannes 3,1 steht:
Geliebte, es ist noch nicht klar was wir sein werden.
Und Johannes bekräftigt: aber eins wissen wir: wir sind Kinder Gottes.
Und er erinnert uns daran, dass Gott dabei ist uns in sein Ebenbild zu verwandelt (so wie der Schöpfer uns ursprünglich gedacht hat). Und wir werden ihn sehen wie er ist...
Das klingt verheissungsvoll. Und solange wir noch in der Luft hängen und noch nicht genau wissen, was wir sein werden, ist eine Sache sicher, wie ein großes Netz, das weit unter uns aufgespannt ist: Geliebte, wir sind Gottes Kinder.
Das ist der sichere Boden unter jeder Unsicherheit.
Das ist der sichere Boden unter jeder Unsicherheit.
It seems that in order for new things to start happening,
old things have to be laid aside.
old things have to be laid aside.
Sarah Bessey
Liebe Christina,
AntwortenLöschendas tut so gut zu lesen! Irgendwie gehe ich gerade einen ähnlichen Weg. Nur das Du schon ein wenig klüger bist als ich ;-) Du sprichst mir nicht nur aus der Seele, sondern gibst mir auch Antwort ins momentane Gedankenchaos.
Geh deinen Weg, ich bin sooooooo froh das es Dir besser geht :-)
Du schaffst das! Wir schaffen das ;-)
Sei ganz lieb umarmt :-)
Der HERR segne Dich
Cindy
Ach vielen Dank, liebe Cindy für deine Worte. Ja, wir schaffen das:-). SEGEN und liebe Grüße zu Dir!
LöschenHallo Christina,
AntwortenLöschenich hab mich immer noch nicht dran gewöhnt dass hier wieder öfters was zu lesen ist. Wenn ich routinemäßig durch meine üblichen Blogs surfe und mir dann einfällt, dass ich auch wieder hier schauen kann, das ist immer ein Híghlight! :-)
Ich liebe die Bilder und Metaphern (oder ist das das Gleiche?) die du verwendest. "Nicht mehr die Alte sein können und wollen", das spricht mir auch aus dem Herzen. Und wie cool, dass du nicht nur im Zirkus warst und gestaunt hast über die Trapezkünstler, sondern rausgefunden hast, wie der "Flieger" sich fangen lassen muss - und dann wieder die Parallele zum Glauben ziehst... Wirklich toll! Und fast immer kann ich das auch irgendwie auf mich beziehen und erfahre somit nicht nur was über dich und deinen Alltag, wie bei vielen anderen Blogs. Danke!!!
Gott segnet dich!
Liebe Grüße, Angela
PS: Ganz anderes Thema, aber bin vorhin über das hier http://www.wunschgeburt.de/die-geschichte-eines-babys-das-schlafen-lernen-musste/#more-1421 gestolpert und dachte an dich, weil es doch mit Samu und schlafen auch so schwierig war... Also meine v.a. den Ländervergleich im Kasten.
Hallo, liebe Angela!
LöschenWie schön von dir zu hören! Danke für die Ermutigung und auch für den link! Das ist ja wirklich interessant-was wir in Deutschland erwarten im Vergleich zu den anderen Ländern, und die Erwartungen können uns ganz schön fertig machen...
Liebe Christina,
AntwortenLöschendanke, dass du mit deinen offenen, wunderbar gewählten Worten und Bildern so ehrlich von dir schreibst, Mut machst und Gott groß machst!
Ich freue mich immer sehr über neue Posts von dir!
Gott segne dich und deine Lieben.
Inge
Liebe Inge! Wie schön, dass du hier mitliest! Vielen Dank für deine Worte. Das freut mich so sehr.
LöschenLiebste Grüße und Segen zurück zu dir!!!!