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Mittwoch, 9. Juli 2014

Die schönste Geschichte

Gestern hat es bei uns nur einmal geregnet und es hat den ganzen Tag nicht aufgehört.

Samu hat mit seiner KiTa "Waldheim-Woche" und ich habe ihn mittags dort abgeholt.
Die Erzieher saßen durchnässt mit den Kindern unter einem Pavillion und sie haben mir sehr leid getan. Ich glaube nicht, dass die Kinder auf diesem Weg sehr viel Freude an der Natur entwickeln.

Samu war jedenfalls froh wieder zuhause zu sein.
Es folgte ein seeeehr langer Nachmittag mit Auto spielen, "Stau machen", Zug spielen und wieder Auto spielen. Der kleine Sohn war leider  sehr anhänglich und anstrengend.
Ich war innerlich schon angespannt und müde in den Tag gestartet, hatte gehofft irgendwann ein wenig Zeit für mich zu haben, aber es war nicht möglich. Beim Einkaufen legte Samu dann noch einen klassischen Wutanfall hin und ich zerrte ein schreiendes Kind im strömenden Regen nach Hause.

Abends wollte er das längste Bilderbuch der Welt anschauen und er hat die Seiten immer wieder vor und zurück geblättert und hatte tausend Fragen. Ich hatte dermassen die Schnauze voll und sagte ihm: "Samu, wenn du jetzt noch einmal "WARUM" fragst, dann dreh ich durch! Ich warne dich!"
Natürlich war seine Antwort: "Warum, Mama?"
Kurz vor dem Einschlafen stellte er noch fröhlich fest: "Heute war ich aber lieb!"
"Nein, das warst du nicht!!!! Aber ich habe dich trotzdem lieb", versuchte ich es pädagogisch zu formulieren. Er strahlte und machte weiter Unsinn, obwohl es schon lange Schlafenszeit wäre.

Endlich, endlich war Ruhe.

Wirklich, ich liebe meinen Sohn! Wie er als kleines Baby in meinen Armen lag war ich mir sicher dass ich niemals mit ihm böse sein könnte! In keinem Moment seines Lebens.
Ich sah Mütter die beim Einkaufen ihre Kinder anschrien und schüttelte innerlich den Kopf. Wie konnten sie nur! Wussten sie nicht was für ein Geschenk so ein Kind ist. Armes Kind.
Wenn ich heute eine müde Mutter sehen, die ihr Kind auf der Strasse anschreit, dann denke ich : Arme Mutter (und ein bisschen auch: armes Kind). Und manchmal bin ich selbst diese Mutter. Mist.

Heute habe ich endlich etwas Zeit und Ruhe und möchte einen schönen Blogeintrag schreiben, aber der gestrige Tag hängt mir noch nach.
In mir sagt eine Stimme: Was willst DU denn schreiben? Wer interessiert sich denn für deine Versager-Geschichten? Lass das lieber mal bleiben.

Also schlage ich erstmal die Bibel auf und versuche darin zu lesen.
Ich lese die Geschichte von Simson, einem außergewöhnlichen Typ, der krass von Gott beschenkt war, aber Mist gebaut hat und dessen Leben tragisch geendet hat.

Die Bibel ist voll von solchen Geschichten.
Menschen, die großes geleistet haben und dann an kleinen Dingen total gescheitert sind.
Holprige Versuche von Menschen die versucht haben Gott nachzufolgen.

Eigentlich ist es ermutigend, dass es solche Geschichten in die Bibel geschafft haben.

Wenn ich Gott wäre (ein erschreckender Gedanke!), dann hätte ich in meinem heiligen Buch vielleicht ein paar besonderes erleuchtete Menschen erwähnt. Vor allem hätte ich wohl versucht große Zusammenhänge zu erklären und nicht so viele Einzelschicksale erzählt.

Gott hat es anders gemacht.
Vielleicht weil wir an den Geschichten mit ganz normalen Menschen am besten sehen können wie er ist. Vielleicht weil uns ehrliche Geschichten am meisten berühren.

Und dann hat er mit Jesus die schönste Geschichte geschrieben - eine Geschichte voller Liebe und Barmherzigkeit, voll mit wunderbaren Begegnungen aber auch mit Leid, Schmerz, Erlösung und einem unerwartet guten Ende.

Dann hat er uns eingeladen Teil dieser Geschichte zu werden.

Manchmal sagen Leute: "Ich habe Jesus in mein Leben eingeladen." Das ist etwas besonderes.
Aber es ist etwas ganz großes, dass Jesus uns in sein Leben einlädt.

Wir dürfen Teil seiner Geschichte werden - einer Geschichte voller Liebe und Barmherzigkeit, voll mit wunderbaren Begegnungen aber auch mit Leid, Schmerz, Erlösung und einem unerwartet guten Ende.
Ich kann nicht behaupten, dass ich das wirklich verstanden habe.

An den meisten Tagen meines Lebens sehe ich nur meinen (oft sehr kümmerlichen) Teil der Geschichte. Und dann denke ich, dass es nichts besonderes ist und ganz bestimmt nichts was es Wert ist zu erzählen.

Aber dann flüstert mir Jesus zu:
Vertrau mir! Deine Geschichte wird wunderschön.
Du siehst nur dein Versagen - ich schreibe mit dir eine Geschichte über Gnade.
Du siehst deine Schwachheit - ich zeige etwas von meiner Stärke.
Du siehst deine Ungeduld - ich sehe, dass langsam in dir ein weiches Herz entsteht.
Du siehst die Not in dir und das Leid in der Welt - ich sehe die Erlösung und das gute Ende.
Du siehst einen verlorenen Tag - ich habe ihn in meinem Buch aufgeschrieben.
Er wird Teil unserer wunderschönen Geschichte."

Mein Lieblingsprediger Klaus Vollmer hat es so gesagt:
"Und wenn mir nichts gelingt, dann glaube ich ihm doch, dass er mich zum größten Segen macht."

Das will ich IHM auch glauben. 

Auch wenn es mir heute schwerfällt:

Meine Geschichte- so unscheinbar und gering sie mir heute vorkommt - wird wunderbar.

Sie wird ein Segen für die Welt.

Die Stellen, die ich am liebsten weglassen würde, sind vielleicht am Ende die besten.

Meine Geschichte ist erzählenswert.

Deine übrigens auch.



Entschuldigung an alle, die meine Posts abonnieren. Ihr bekommt 2 versch. Variationen von diesem Beitrag -die erste habe ich versehentlich gelöscht kurz nachdem ich sie veröffentlicht habe -ahhhhh - und dann nochmal geschrieben, in etwas veränderter Form. Die Technik macht mich fertig.

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