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Dienstag, 18. Februar 2014

"Du machst es gut - gib nicht auf!"

Dieser Tag hatte es in sich-  hier die Kurzfassung meines Vormittags:
Nach sehr unruhiger Nacht total müde und viel zu früh in den Tag gestartet. Im Spiegel mit Schrecken festgestellt, dass der Haarausfall schlimmer wird und die kahle Stelle größer - unterdrücke die aufsteigende Panik und mache den Sohn für die KiTa fertig. Nehme ausnahmsweise das Auto und stecke im Stau fest. Samu endlich in der KiTa abgeliefert und beobachtet, wie ihn sein geliebter Spielkamerad einfach stehenlässt. Mit dem traurigem Blick vom Sohn im Kopf zurückgefahren- wieder Stau. Muss noch dringend ein Päckchen abgeben, aber vor der Post ist kein Parkplatz. Nach längerer Suche weit weg geparkt, zur Post geeilt um dort festzustellen, dass jetzt alle Parkplätze davor frei sind.  Direkt vor mir betreten 6 Leute die Post (ehrlich, hab sie gezählt!), am Schalter sitzt nur eine Frau, die sich viel Zeit lässt. Bin schon kurz davor in Tränen auszubrechen. Das Päckchen wird nicht pünktlich zum Geburtstag der Freundin ankommen. Auf dem Rückweg kommt mir die Müllabfuhr entgegen (in einer Einbahnstraße!) , ich muss kompliziert ausweichen, mit schimpfenden Müllmännern vor mir und hupenden Autos hinter mir (und das alles ohne Servo-Lenkung!). Irgendwie gibt mir das den Rest. Nach mühevoller Parkplatzsuche komme ich weinend Zuhause an. Und der Tag hat erst angefangen!!! Wie finde ich die Kraft für die restlichen 12-14 Stunden?

Kennt ihr das? Keine großen Katastrophen, alles kleine Dinge die einem aber in ihrer Summe den Boden unter den Füßen wegziehen können.
Ich sitze müde im Sessel, will mit Gott reden, aber es fällt mir schwer. Und wenn ich in so einer Situation die Bibel aufschlage, dann scheinen mich die vorwurfvollen Stellen regelrecht anzuspringen. Deshalb lese ich heute lieber nicht viel.
Stattdessen öffne ich mein e-mail Postfach. Darin finde ich eine unerwartete mail: aufbauend und mutmachend - genau das was ich jetzt brauche. Ich will schon verächtlich über mich denken: wie sehr brauchst du Zuspruch und Anerkennung von anderen, aber ich stoppe mich rechtzeitig und danke Gott für diese Ermutigung, die mir einfach gut tut.

Später, mit beginnender Migräne, schalte ich den Fernseher ein. Ich schaue ein Skirennen, das mich nicht wirklich interessiert, aber es ermöglicht mir für einen Moment tatenlos auf dem Sofa zu sitzen und auf einen Fleck zu starren :-).
Ich verfolge das Rennen und sehe wie die Sportler begeistert angefeuert werden. Der deutsche Trainer steht an der steilen Bergsteigung und ruft seinem Schützling, der schon etwas zurückliegt, zu : "Du machst es gut!!! Konzentrier` dich einfach auf dein Rennen!"
Dieser Satz leuchtet plötzlich in mir auf. Ich ahne warum mir die mail am morgen so gutgetan hat. Es war der Anfeuerungsruf an einer steilen Steigung: "Du machst es gut!"


Wie gut wäre es solche Streckenposten über den Tag verteilt zu haben. Menschen die uns  zujubeln wenn wir morgens aufstehen, die an den schwierigen Tagesabschnitten warten und uns anfeuern. Unterstützer die uns - wenn wir uns zu sehr mit anderen vergleichen die schneller, weiter und leichtfüssiger sind wie wir -  zurufen: "Konzentriere dich auf DEIN Rennen! Du musst nicht Erster sein, gib das was du kannst! Finde deinen Rhythmus...jawohl, so ist es gut..."
 Und abends würden sie an der Ziellinie stehen und uns zujubeln und hochwerfen, weil wir durchgehalten und den Tag geschafft haben. Das wäre doch toll!!!

Und wenn ich so darüber nachdenke dann sehe ich, dass tatsächlich Streckenposten bei mir stehen: der Anfeuerungsruf aus der mail, mein Mann, der sieht wie abgekämpft ich bin und mich in der Arm nimmt und mir eine Wegstrecke abnimmt, das freundliche Lächeln einer Fremden auf dem Weg zur U-Bahn, Freunde die für uns beten, die Erzieherin die mir das übrige Mittagessen mitgibt- wie gut tut das heute, und - JA: ich brauche es!!! Gott weiß es. Auch wenn ich heute seine Gegenwart nur erahnen kann - ich meine hinter meinen Streckenposten sein aufmunterndes Lächeln zu erkennen.

Und wenn du es heute auch brauchen kannst und gerade niemand an deiner Strecke steht um dich anzufeuern, dann lass mich dir zurufen:
"Du machst es gut! Weiter so! Gib nicht auf! Lauf einfach DEIN Rennen.  Egal wie oft dich andere schon "überrundet" haben, du läufst dein Rennen nach Hause!
Und du bleibst nicht liegen, auch wenn du hinfällst. Hörst du den Jubel der dich begleitet? Gut gemacht! Bleib dran!"
 
Vor einigen Jahren stand ich tatsächlich an einer Rennstrecke im Schnee, um die Sportler anzufeuern. Es war die WM der "Special Olympics" bei uns im Schwarzwald. 
Was war das für ein Erlebnis! Wie die ersten Sportler an mir vorbeikamen, kamen mir die Tränen. Nicht aus Mitleid, sondern aus Respekt! Jeder hat ein Handicap und ist damit trotzdem in die Strecke gestiegen. Was für Vorbilder, was für Überwinder! 
Gerade diejenigen, die sich als letzte über die Ziellinien gekämpft haben sind mir noch gut in Erinnerung.  Eine junge Frau aus China war darunter in ihrem Rolli auf Skiern, mehrfach überrundet. Ich sehe ihr stolzes Strahlen noch vor mir -  was für ein Zieleinlauf! Sie hat ihr Rennen beendet. Wir haben ihr zugejubelt, als hätte sie das Rennen gewonnen.
Der Blick ist nicht immer nur auf den Besten und Tollsten. Wir bewundern sie vielleicht. Aber es sind die Gebrochenen, die Abgekämpften, die Überwinder, die sich trotz allem in´s Ziel retten, die uns Mut machen und unser Herz berühren. Dein Lauf kann anderen Mut machen, auch wenn er dir oft so jämmerlich vorkommt, wie mir mein Tag heute.

Und manchmal sind es auch die schönen Momente, die uns wieder Kraft geben...und sei es nur die Erinnerung daran.
So wie unser gestriger Ausflug. Beim Hochladen der Bilder muss ich einfach lächeln und kann spüren wie es am Ende dieses Tages in mir etwas leichter wird:





 

Trainingsplan vom Mann, wie ich den Tag überstehen kann:-)

staunen über den  vorbeifahrenden Zug!

der Frühling kommt!!!

6 Kommentare:

  1. Liebe Christina!
    Nachdem ich nun seit einiger Zeit deinen Blog lesen, will ich mich bei dir für deine inspirierenden und ehrlichen Gedanken bedanken! Ich freu mich immer über einen neuen Blogeintrag!
    Deine Worte haben meine kleine Welt schon ein paar Mal verändert :-)

    Liebe Grüße,
    Sandra

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  2. Liebe Christina!
    Auch ich lese Deinen Blog sooo gerne und möchte Dir einfach sagen, dass Deine ermutigenden Worte mich total berührt haben. Ich kenne diese schwierigen Tage nur zu gut. Heute ist bei mir so einer und Dein Blogeintrag hat genau ins Schwarze getroffen! Danke dass Du heute mein "Streckenposten" warst!
    Ich wünsche Dir weiterhin viel Kraft und immer mehr leichte Tage!
    A liebs Grüßle, Dagmar

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  3. Liebe Christina,
    danke für Deinen Zuruf - wie gut können wir ihn gebrauchen. Ja, wir machen es gut, so gut wie wir es gerade können - wir geben unser Bestes! Und den Rest übernimmt Gott - bei uns, bei unseren Kindern, bei unserem Mann, in unserem Umfeld. Ich nehme Deine Streckenpostenidee heute abend mit in meinen Lebe leichter - Kurs am 6. Abend - und hoffe, das ist okay für Dich!?
    Liebe Grüße - Du machst es gut - weiterso - Ulla

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  4. Danke Sandra! Wie schön, dass du hier gerne liest...das ist wirklich total ermutigend für mich, das zu hören. Herzliche Grüße und viel Kraft für deinen Alltag!

    Und auch zu Dir, liebe Dagmar, viele Grüße! Wie schön,dass es so gepasst hat, ich war sehr gerne heute dein "Streckenposten":-) !Viel Kraft und Segen Dir!!!

    Und DANKE Ulla für deine freundlichen Worte. Gerne kannst du das Beispiel verwenden - sollte auch mal so einen Kurs machen:-)- einen guten Abend Euch!!!

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    1. Liebe Christina, oh jaaa, ich kenne solche Tage. Du hast deine Gedanken wunderschön formuliert. Ich dachte noch, dass unser Muttersein kein kurzer Sprint sondern ein Marathon ist. Um den durchzuhalten, brauchen wir Pausen. Ich wünsch dir für diese Woche ein paar kraftspendende Ruhe-Inseln UND Cheerleader! In Gedanken feuer ich dich an und bet für dich.

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  5. Danke Veronika - für deine Ermutigung und dein Beten. Wie schön, dass Du an meiner Strecke stehst:-). Ja, das mit dem Marathon musste ich auch denken - da heisst es Kraft einteilen (nicht dass ich jemals einen Marathon gelaufen wäre!) und auftanken zwischendurch. Wünsche uns schöne "Auftankmomente"...bis bald!

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