Gestern Abend habe ich mit dem kleinen Sohn ein Bilderbuch angeschaut, von Brummel dem Bär. Beim Anblick von Brummels Zuhause hat mich die Sehnsucht gepackt und ich wollte am liebsten sofort auf`s Land ziehen. Hier könnt ihr es sehen:
Samu und Heio auf dem Weg das Mittagessen zu fischen, während ich mit mehlbestäubter Schürze in der Küche stehe und Brot backe :-).
Passend dazu bekam ich eine mail von einer Freundin- ein Link zu einem Häuschen auf dem Land. Ich fange an zu träumen, stelle mir vor wie schön es wäre mit ein paar Freunden auf`s Land zu ziehen, einen Ort der Geborgenheit zu schaffen, einen Zufluchtsort voller Wärme, mitten in dieser oft so kalten Welt.
Ok, da ich selbst auf dem Dorf aufgewachsen bin weiß ich, dass es nicht wirklich taugt für eine kleine "heile Welt", in die man sich flüchten kann (und wieviel Not oft gerade hinter den "Bilderbuchhäusern" verborgen liegt). Trotzdem stelle ich es mir schön vor, mehr in der Berührung mit der Natur zu leben- natürlich ausgenommen der ekligen Käfer und fettleibigen Spinnen.
Und es wäre toll mehr Zeit mit Freunden zu verbringen. Ich sehe uns abends zusammensitzen, in der großen Wohnküche, die Kinder spielen noch draußen und wir reden, lachen essen und trinken zusammen. Natürlich wären wir alle völlig unkompliziert und glücklich miteinander und würden uns nie auf die Nerven gehen, haha.
Heute Nacht habe ich sogar von Brummels Zuhause geträumt. Das machte mir dann doch etwas Sorgen:-). Woher kommt plötzlich die Sehnsucht in einer Bilderbuchwelt zu leben?
Vielleicht weil ich in den letzten Tagen so voller Unruhe und gleichzeitig so völlig erschöpft war. Ich habe mich nach einem Ort gesehnt wo ich zur Ruhe kommen kann, wo ich hingehöre, wo ich ganz ich selbst sein kann. Eben ein Stück Heil in der Welt. Und wenn ich so voller Sehnsucht durch den Tag gehe, dann sind Verletzungen und Enttäuschungen meistens schon vorprogrammiert. Daran leide ich dann und alle die mit mir zu tun haben.
Der Mann hat gespürt wie es mir geht und mir heute einiges abgenommen, damit ich ein wenig Ruhe und Zeit für mich habe. Eigentlich weiß ich genau was ich brauche, wenn ich mich innerlich so verloren fühle. Dominik Klenk hat es gut formuliert:
"unsere Seele dürstet danach angeschaut zu werden. Von diesen Augen- Blicken Gottes kommt Ruhe und Sättigung in unser Leben. Sein liebevoller Blick will auf uns ruhen."
Manchmal spüre ich diesen Blick wenn ich mit Samu durch die Küche tanze, wenn ich morgens aufwache, wenn ich die Sonnenstrahlen auf meinem Gesicht spüre oder wenn ich müde in der Bahn sitze. Manchmal begegnet er mir mitten in der Schönheit des Lebens und manchmal mitten im Schmerz.
Und dann erinnere ich mich nicht mehr daran, wann ich ihn zum letzten Mal wahrgenommen habe. Ich glaube das ist dann der Moment wo ich anfange mich so verloren und heimatlos zu fühlen (und ich beim Anblick von Brummels Zuhause fast weinen muss!:-)).
Dann weiß ich: ich brauche einen ganz ruhigen, zärtlichen Moment - so wie ich Samu an mich ziehe und ihm zuflüstere: "lass dich mal anschauen mein Sohn! Weißt du eigentlich wie lieb ich dich habe?" (er sagt dann immer "nein!"und recht hat er- er hat ja keine Ahnung WIE SEHR ich ihn liebe!).
Heute nachmittag bin ich lange vor unserem Feuer in der Küche gesessen. Ich habe versucht einfach still zu halten (mit aller Unruhe in mir!) und mich anschauen lassen.
Und irgendwie passiert es dann: Ich werde ruhiger. Die ganze Anerkennung die ich sonst oft so dringend brauche wird unwichtig, drängende Fragen können warten..wenn ich nur dich habe..., ich höre auf mich selbst zu verachten, ich spüre wieder wo ich hingehöre. Zumindest für diesen Moment.
Das ist es, was ich brauche. Kein "Bilderbuch-Haus" , keine Flucht auf`s Land sondern Flucht in seine Arme.