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Freitag, 13. Dezember 2013

oh du fröhliche....


Ich konnte es nicht lassen: ich wollte mit meinem Sohn einen Kurzbesuch auf dem Weihnachtsmarkt machen. Er soll ja merken, dass es eine besondere Zeit ist - und das nicht weil Mama und Papa den ganzen Tag hustend auf dem Sofa rumhängen.
Also, Antibiotika eingeworfen und ab zur U-Bahn.
Am Hauptbahnhof strömen uns schon die Massen entgegen:
Hektische Menschen mit Einkaufstüten an beiden Händen, glühweinselige Kollegengruppen, erschöpfte Mamas die ihre weinenden oder schlafenden Kinder im Wagen vor sich herschieben.
Wir stürzen uns in`s Getümmel, ganz klar mit dem Ziel: Dampfeisenbahn und die kleine Merklinwelt mit den vielen Zügen zum Beobachten.
Samu drängelt sich durch, findet einen Platz, ganz nah dran und steht und schaut und staunt. Das kann jetzt dauern.

Ich fange an die Leute zu beobachten.
Vor der Kindereisenbahn steht eine längere Schlange. Die Kinder warten begierig auf den Beginn  der Fahrt.
Eine Mutter drückt ihr Kind dem wartenden Opa im letzten Abteil auf den Schoß. Das Kind brüllt wie am Spieß. "Will nicht!!!!"  Der Opa schaut hilflos die Mutter winkt ab. "Doch, fahren! Das ist toll!" Das Kind hat keine Chance. Es schreit die ganze Fahrt, bis es endlich wieder in den Armen der Mutter landet. 
Am Karusell hinter uns höre ich ein Kinderschluchzen und die verzweifelte Stimme eines Vater: "Ich habe 5 Fahrten für dich gekauft, jetzt fährst du auch!!!"
Im Getümmel ging die Diskussion wieder unter. Ich fürchte das Kind musste fahren oder der Vater hat sich draufgesetzt - als Schwabe verschenkt man ja nichts! :-)   

Es gab natürlich auch leuchtende Kinderaugen und Begeisterung. 
Und ich will nicht ungerecht sein: die erwähnten Eltern haben es sicher gut gemeint und wollten ihren Kindern ein besonderes Erlebnis bieten.
Totzdem hat es mich nachdenklich gemacht. 
Gerade die Weihnachtszeit ist so voll von Vorstellungen (von uns selbst und von den "tollen" Werbebildern)  wie es sein sollte:
schön, fröhlich, harmonisch, Kinderlachen auf dem Karusell, warmer Kerzenschein, Schneeflocken, Schlitten und Kirchengeläut, Liebe, trautes Heim und Freude über Freude.
Aber für viele von uns ist es überhaupt nicht so. 
Manche fürchten den jährlichen Familienkrach, die teuren Geschenke die ein Loch in die Kasse reißen,den Stress ein tolles Essen zaubern zu müssen und andere fürchten die Einsamkeit und hoffen, dass diese Tage schnell vorbei gehen.

An Weihnachten fühle ich mich immer hin- und hergerissen: 
In mir ist der Wunsch ausreichend schöne Zeit mit unseren Familien zu haben, aber auch der Wunsch bei meinen Freunden zu sitzen die ich lieb habe und für die diese Tage einsam und schwer sind. Und dann würde ich an Weihnachten gerne etwas kleines, gutes für einen Menschen tun der nichts erwartet, weil das Leben ihn auf auf die Straße gestellt hat.
Und ich würde gerne bei all dem noch eine ganze Menge stiller, besinnlicher Momente haben.
Ein bisschen viele Wünsche für die paar Tage, ich weiß. Kein Wunder bin ich nach den Feiertagen oft fertig und depremiert.

Aber wenn ich mal alle meine Vorstellungen loslasse (kann ich natürlich nicht, aber nur theoretisch) und dann einmal ganz frei nachdenken könnte: was macht Weihnachten für mich wirklich aus?
Da tauchen vor mir die staunenden Augen meines Sohnes auf, der ganz still steht, inmitten des Trubels und sich von dem wunderbaren Anblick seiner geliebten Züge nicht losreissen kann.
 Ich glaube mit all dem Zauber und Glitzern was wir an Weihnachten veranstalten  haben wir eines verstanden:  an Weihnachten sollte man staunen!

(lebensnah-fotografie.de)
Aber staunen kommt meist auf leisen Sohlen. 
Es breitet sich aus, wenn man ihm genügend Raum gibt.
Wenn man stehenbleibt. Und noch ein wenig bleibt.
Und das Kind in der Krippe anschaut.
Vielleicht merkt, dass man sich dazu hinknien muss.
Einen Moment den Atem anhalten.
Im Weihnachtstrubel plötzlich gefunden werden.
Von einem Gott der Himmel und Hölle in Bewegung setzte
um bei mir zu sein.

Das, so glaube ich, ist das Herz von Weihnachten.
Und das ist für uns alle: für die gestressten Familien und für die, die entspannt zusammensitzen können. Für die Umschwärmten und für die Einsamen. Für die vom Leben Verwöhnten und die Gebeutelten. Für die Glaubenden und die Zweifelnden.
Für jeden von uns ist hier ein Platz.

Ich will jedenfalls versuchen mich durchzudrängeln, durch den ganzen Weihnachtstrubel meiner tollen Vorstellungen und Wünsche und meinen kleinen freien Platz suchen. Ich will an einem der kommenden Tage einen Moment still halten und warten, dass das Staunen mich ergreift. 
Dann hänge ich wenigstens nicht umsonst hustend auf dem Sofa rum:-).


              Euch allen wünsche ich ein wunderbares Adentswochenende !
                                                      Ihr seid ja so geliebt!!!



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