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Dienstag, 20. Dezember 2022

Zu schön, um nicht wahr zu sein!

Nun ist es wieder soweit: Die Adventszeit, die ich in jedem Jahr wie einen ruhigen Besuch erwarte, der dann aber doch seine lauten Kumpels mitbringt, steuert froh und unerschütterlich auf Weihnachten zu. Die Feiertage werden mich in einen vertrauten Rhythmus fallen lasse - vielleicht mit dem einen oder anderen kleinen neuen Ritual, weil sich das Leben eben auch verändert. Kein driving home for christmas.  Aber: Krippe, Kerzenlicht und Tannenduft. Vertraute und reich gefüllte Worte und Lieder. Familienbesuch. Stille Tage. Rückblick.  Silvester mit Raclette und Raketen. Und dann fällt uns auch schon das neue Jahr um den Hals!
Habe ich nicht eben erst mein Jahreswort für 2022 aufgestellt?! Ganz oben aufs Regal- damit ich auch immer mein Haupt erheben muss wenn ich es lese: Zuversicht! Dieser Blick nach oben hat geholfen. Wenn sich an manchen Tagen das Dunkel in der Welt und das Dunkel in mir beängstigend breit machen wollte. Erhebt eure Häupter, Eure Erlösung naht! (Lukas 21, 28).  Erlösung. Ganz nah. Coming home on Christmas. Aber auch: Erlösung naht! Für alle, deren Herzen heute so ganz untröstlich sind. Auch wenn wir uns das manchmal kaum vorstellen können: Ein erlösendes ALLES GUT! wird auf der letzen Seite stehen! 
 
 
Gestern habe ich noch mit Samuel für seine letzte Arbeit für dieses Jahr gelernt. Geschichte. Griechische Götter. Spannender als ich dachte. Was mich aber am Ende fasziniert hat, war unser Gott! Neben diese Göttern mit großen Namen, denen man huldigen musste und nur hoffen konnte, dass man nicht in Ungnade fallen würde, ist da ein Gott der sich uns Menschen als Gott Abrahams, Gott Isaaks und Gott Jakobs vorstellt! Der sich so ganz persönlich in die Geschichten schreibt. So wunderbar wie das Eugene Peterson neben ein Geschlechtsregister in der Bibel schreibt: The history of salvation is thick with names! (bisschen schwer zu übersetzen, ich hoffe ihr fühlt was er meint:-)).   Und dann macht sich dieser Gott so unfassbar klein, kleiner gehts nicht! - und wird uns in Jesus ganz nahbar. Was ist nahbarer als ein Baby, das man in den Arm nehmen kann? Gott wird ein Mensch, der zuhört, umarmt, heilt, beruft, mit am Tisch sitzt und der seine Nachfolger "Freunde" nennt! Der leidet und stirbt - beim Zeus! - und uns dann strahlend entgegenkommt, um uns zu Gottes Kindern zu machen! Mein Gott. Papa im Himmel. Was ist das nur für ein Gott??!!! Wie der kluge C.S. Lewis sagte: Das Christentum ist eine Religion, die man sich nicht hätte ausdenken können! Das ist eine der Gründe warum ich daran glaubeOder wie es der Schrifsteller Frederick Buechner ausdrückte: Diese Geschichte ist zu schön, um nicht wahr zu sein! 
Wie wenig kann ich das alles fassen, aber wie dankbar will ich es glauben!
 
 
Karte von Himmel im Herzen

 
Best story ever...

 
...und wir dabei! (vorne links ist Samuel:-))

I
 
 
Ihr Lieben, ich wünsche euch von ganzem Herzen gesegnete Weihnachten, mit diesem Gott der uns so nah ist. Und ein zuversichtlicher Start ins neue Jahr, mit erhobenem Blick, auf den, der das gute Ende schon längst vorgeschrieben hat!
 
An dieser Stelle auch wieder ein ganz herzliches DANKE 💓
 
DANKE EUCH! 
 
Danke an die stillen Leser!
 
Und danke für jede ermutigende Rückmeldung!
 
Ihr habt mir mit eurer Zeit viele reiche Stunden im Jahr 2022 beschert, einfach weil ich hier vor dem Computer sitzen durfte und an euch schreiben.  

Wir lesen uns wieder im neuen Jahr! 
 



Dienstag, 13. Dezember 2022

Platz schaffen

Ich weiß. Schon allein diese Überschrift kann ein richtig schlechtes Gewissen machen. Platz schaffen! Gerne. Aber wie? Und wo anfangen?  Beim vollen Keller oder besser in der Garage, in der ich mich täglich schimpfend durch das Unterholz zum Fahrrad vorkämpfe? Auf der Liste mit den vielen Erledigungen vor Weihnachten oder gleich heute morgen am Frühstückstisch, an dem das Kind verzweifelt versucht  letzte Instruktionen zu den Matheregeln zu verstehen? (Noch vier Klassenarbeiten vor den Ferien - wo bleibt da noch Raum für die wirklich wichtigen Dinge des Lebens?)  Platz schaffen - gerne! Aber an den meisten Tagen weiß ich einfach nicht wie und wo ich damit anfangen soll. Bis heute morgen. Als ich  vor meiner aufgeschlagenen Bibel saß und eben genau diese adventlichen Worte von dem wilden Wegbereiter für Jesus, Johannes dem Täufer, las:

Schafft Raum für das Kommen des Herrn! (Matthäus 3,3)

Und in meine Gedanken, was das denn nun bedeuten könnte, spazierte noch ein andere Wort. Eine Satzfetzen aus einem Gedicht von Giannina Wedde:

Dem Zweifel nicht die heiligen Räume überlassen.
Und plötzlich war es als würden sich diese zwei Worte wie gute Freunde an der Hand nehmen und mir zeigen wo ich mit dem Platz schaffen beginnen könnte: Beim Zweifel. Bei dem düsteren Kollege, der die heiligen Räume einnehmen möchte. Der sich liebend gern in unserem Wohnzimmer breit macht und alles kommentiert was ich tue.  Glaubst du das ist wirklich gut genug? Im Ernst? Dieser kleine Blogeintrag? Diese Lesung? Also wirklich, lohnt sich der Aufwand? Und wieso denkst du, dass du ein Segen bist? Ob Gott tatsächlich eingreift in unsere Welt?  Und braucht er dazu nicht viel beeindruckendere Leute? ... Ach, der Kollege kann wirklich anstrengend sein.  Und leider schenke ich ihm an manchen Tagen viel zu viel Aufmerksamkeit. Anstatt ihn einfach mal vor die Tür zu setzen! Und wenn er schon da ist (bei mir bleibt er leider nie ganz weg), dann bekommt er höchstens den Platz hinterm Fahrrad, wo er mir ab und zu wie ein Mäuschen  über den Weg laufen und mich kurz  erschrecken darf und dann laufen wir wieder in zwei Richtungen davon.

Wenn ich mir das in der Bibel so anschaue, wer Platz für Jesus hatte - und für all das Gute, das er mitbringt - dann denke ich, dass es die Menschen waren, die ihre Zweifel mal beherzt beiseite geschoben und  ihr Vertrauen auf ihn gesetzt haben. Die den Worten von Jesus mehr geglaubt haben als allen anderen. Die ihm ihren heiligsten Raum - ihr Herz! - geöffnet haben.  Was wäre, wenn es genau darum gehen würde? Wenn Platz schaffen einfach das bedeutet: Herz aufmachen. Mal so ganz davon ausgehen, dass das wirklich und wahrhaftig wahr ist, was wir so sagen, was wir glauben: Dass Gott da ist. Dass Er uns lieb hat.  Dass er uns segnet und wir ein Segen sind. Und dass er wirklich so richtig gerne bei uns auftaucht. Nicht mit Vorwürfen im Gepäck. Sondern mit einem Frieden, der so unverwüstlich ist, dass er es am Frühstückstisch mit uns aushält und in der Garage lachend mit uns die Mäuse ins Eck scheucht. Was wäre das, wenn er die heiligen Räume unseres Lebens mit seinen wärmenden Worten ausfüllen könnte und wir sie mit offenem Herzen empfangen würden?  Nicht halbherzig glaubend. Was so unsinnig ist wie halbherzig freuen. Halbherzig lieben. Und halbherzig leben. 

Ach wie gerne möchte ich von ganzem Herzen all das Gute glauben, was mir da aus Betlehem entgegenkommt! 

Dafür will ich Platz schaffen. 

Mal alles Licht reinlassen.

Weil es doch am Himmel längst hell geworden ist.



Dienstag, 6. Dezember 2022

Heiliges Dielenbrett

Geschafft! Unser jährliches Ausstecherle-Backen liegt hinter uns. Es ist so ziemlich die Einzige Sache die ich mir jedes Jahr in der Adventszeit, zusammen mit dem Kind, vornehme.  In den meisten Jahren war die Geduld vor dem Teig Zuende. Gestern war es anders. Fröhlich singend haben wir die Plätzchen aufs Blech geworfen. Ohne Ausraster und Wutanfälle. Dieses Wunder musste gefeiert werden! Danach war die Hälfte der Kekse aufgegessen. Es gab noch einen Teller für die Nachbarn. Und ein Foto für den Mann, der gerade im Schwarzwald weilt; für ein paar stille Tage. Ich war ja ein bisschen eifersüchtig als er losgefahren ist. Dass er nun, in adventlicher Ruhe, besinnliche Zeit mit Gott verbringen kann.  Aber dann habe ich  das wunderbare Zitat auf Sonjas Blog gelesen:

Es ist nicht nötig weder seine Geschäfte noch die Welt zu verlassen, um innerlich zu sein.   (Jeanne-Marie Guyon)
Was für ein ermutigender Satz für die Adventszeit, in der viele von uns so gerne innerliche Menschen sein möchten und der Alltag uns dabei (scheinbar) in die Quere kommt. 
Passend dazu lese ich gerade die Texte meiner Lieblingsheiligen Madeleine Delbrel, die  "Mystikerin der Strasse". Ursprünglich wollte sie nach einer Erfahrung eines überwältigenden Hingerissenseins zu Gott ins Kloster gehen, aber das klappte erstmal nicht. In der Zeit spürte sie, dass sie eigentlich ein Leben nah bei Gott UND nah bei den Menschen führen wollte (so wie Jesus das gelebt hat). Also zog sie doch nicht ins Kloster sondern nach Ivry, der ersten kommunistisch regierten Stadt in Frankreich. Dort gründete sie mit ein paar Freundinnen eine Wohngemeinschaft. Mit offenen Türen zur Welt.  Sie schreibt dazu:

Es gibt Leute, die Gott nimmt und beiseite stellt. Andere gibt es, die lässt er in der Masse, die zieht er nicht aus der Welt zurück. Es sind Leute die eine gewöhnliche Arbeit verrichten... Leute, die man auf einer beliebigen Strasse antrifft. Wir glauben aus aller Kraft, dass diese Strasse dieser Welt, auf die Gott uns gesetzt hat für uns der Ort unserer Heiligkeit ist.
IhrLeben und ihre Texte machen mir so viel Mut, dass wir innerliche Menschen sein können, mitten in unserm gewöhnlichen Alltag. In kleinen Übungen der Geduld :

Schon am Morgen suchen sie uns auf
Unsere Nerven sind angespannt oder gehen mit uns durch;
der Bus ist schon voll,
die MiIch kocht über,
die Kinder machen alles durcheinander;
der Mann bringt Gäste mit,
ein Freund kommt nicht,
das Telefon läutet ununterbrochen,
die, die wir lieben streiten sich,
man  möchte ausgehen und muss daheim bleiben,
und zu Hause bleiben, wenn man weg  musss..
Ich würde mal sagen: Diese Heilige kannte den Alltag:-).  Und sie schreibt weiter:
So treten die Geduldsübungen an uns heran, nebeneinander oder hintereinander...und wir lassen sie verächtlich vorüberziehen und warten auf eine Gelegenheit unser Leben hinzugeben, eine Gelegenheit die es wirklich Wert wäre.
Denn wir haben vergessen, dass es zwar Äste gibt, die im Feuer verbrennen - dass es aber auch Bretter gibt, die unter unseren Schritten ganz allmählich abgetreten werden und die schließlich zu Sägemehl werden.
Ist das nicht ein herrliches Bild? Wir möchten gerne brennen und uns ganz hingeben und dann nimmt Jesus das Holzscheit unseres Lebens, dreht es liebevoll in seinen Händen und sagt freudig: Das wäre ein wunderbares Dielenbrett! Eins das knarzt wenn man drüberläuft, das aber warme Füße und festen Boden schenkt. Ein Leben das abgetreten wird und rissig, in dem man sich auch so manche Spreißel holen kann. Ein Leben das sich abnützt in den heiligen Aufgaben des Alltags. Beim Plätzchenbacken mit den Kindern. Beim Zuhören am Mittagstisch. Beim nächtlichen Wachbleiben neben dem hustenden Kind. Beim Wäschewaschen. Beim Abendhimmel betrachten und beim erschöpften Ins-Bett-sinken.
Madeleine Debrel schreibt darüber:
Der Platz dieses Lebens ist der letzte und der am tiefsten vergrabene. Das ist die wichtigste Bedingung, dass es keimt und Frucht bringt.
Für uns alle, deren Leben tief vergraben ist, im Boden der gewöhnlichen Dinge: 
Es ist heiliger Boden.
Es ist das Leben in dem Gott  bei uns ankommt.
Ort unserer Heiligkeit und Innerlichkeit.
Nah bei Gott. Nah bei den Menschen.
Gesegneter Advent. 
 
 


 
 
Oh, und noch ne Einladung zur letzten Lesung des Jahres - herzlich Willkommen: