Nun will ich meinen Geburtstag doch nicht so achtlos hinter mir lassen. Ich dachte ich könnte es ein bisschen wie Anne Lamott machen, die an ihrem 60. Geburtstag 12 Wahrheiten aufgelistet hat, die sie in ihrem Leben gelernt hat. Nun fehlen mir bis dahin noch 7 Jahre - und ich bin weit davon entfernt so wunderbar und klug wie Anne Lamott zu schreiben! - aber ich will trotzdem, so ganz spontan und in völlig unbeabsichtiger Reihenfolge 12 Dinge aufschreiben, die ich in meinen 53 Lebensjahren bisher gelernt habe:
1. Man kann fast alles mit Käse überbacken!
Und dass das die erste Sache ist, die mir einfällt, die ich in 53 Jahren gelernt habe, ist schon erstaunlich! Vielleicht sollte ich erwähnen, dass Essen für mich eine der schönsten Liebessprachen dieser Welt für mich ist. Und man hört nie auf eine Sprache zu lernen. Man hört überhaupt niemals auf mit dem Lernen! Was mich zum Thema Schule bringt:
2. Wenn an einem Elternabend ein Elternbeirat gewählt wird und du NICHT Elternbeirat sein willst, dann musst du mindestens 10 Minuten lang die Luft anhalten und darfst dich UNTER KEINEN UMSTÄNDEN bewegen!
Jegliche Nachfrage und Äußerung ist brandgefährlich und wird sofort als Jobbewerbung ausgelegt. Wenn du doch angefragt wirst: "Nein." ist ein vollständiger Satz! (das habe ich von Anne Lamotts Weisheiten gelernt!). Die einzige Begründung zu einem Nein, die meiner Meinung nach funktionieren würde wäre: Es ist mir aus religiösen Gründen verboten! Da fragt keiner mehr nach. Allerdings wird dein Kind dann auch zu keinem Geburtstag mehr eingeladen. Was mich zum nächsten Punkt bringt:
3. Es gibt anstrengende Dinge. Es gibt sehr anstrengende Dinge. Und es gibt Jungsgeburtstage.
Ich muß jedes Mal lachen wenn unsere Freunde von einem Bekannten erzählen, der ein von Natur aus sehr stabiler und ausgeglichener Mensch ist. Als sie allerdings ihre Kinder (Jungs!) vom Geburtstag seines Kindes (ebenfalls Junge!) abgeholt haben, stand eben dieser Mensch völlig verschwitzt mit einem Plastikschwert an der Tür und keuchte: "Eine halbe Stunde! Der nächste Geburtstag geht nur eine halbe Stunde! Das habe ich gerade mit meinem Sohn ausgemacht!" Haha. Ich kann ihn so gut verstehen. Ich habe Heio mitgeteilt: Der nächste Jungsgeburtstag findet so statt wie ich ihn nie machen wollte: In einem Jump-Dome. Mit Pommes und Cola. Und ich zahle jeden Preis dafür, dass die Kinder dort ein paar Stunden eingeschlossen werden und ich sie dann abends wieder abholen kann!!!
4. Bücher kann man nie genug lesen, empfehlen, verschenken - und folglich können auch nie genug Bücher geschrieben werden!
Jedes Mal wenn ein neuer Bücherprospekt in unseren Briefkasten flattert und ich durch die vielen Seiten blättere denke ich: Die Welt braucht ganz bestimmt kein neues Buch und Worte mehr! Ich sollte aufhören mit dem Schreiben. Und dann lese ich das Folgende in einem neu entdeckten Buch von Frederick Buechner:
Ich schreibe, um die ständigen Dialoge in mir zu besänftigen und um das, was im Tiefsten in mir liegt, nach oben kommen zu lassen. Aber nicht nur das Schreiben, auch das Lesen hilft mir dabei. Ich kann meiner kleinen inneren Welt dabei entkommen und in die Welt und die Gedanken eines anderen Menschen abtauchen, die mein Inneres reicher und echter macht und mich auf eine ganz bestimmte Art zur Ruhe und zum Leuchten bringt.
Das macht das Schreiben mit mir. Und das macht das Lesen guter Bücher mit mir. Und deshalb werde ich, solange ich einen Stift halten kann, weiter schreiben und auch noch mein letztes Geld für Bücher ausgeben. Auch wenn sie gerade SEHR teuer werden! Was mich zum nächsten bringt:
5. Alles im Leben hat seinen Preis. Überleg dir vorher, ob es dir das Wert ist und du ihn bezahlen willst!
Beispielsweise:
Um eine sportliche Figur zu bekommen (und zu behalten!) muß man die meiste Zeit seines Lebens im Fitnessudio zu verbringen.
Um von allen Menschen gemocht zu werden, muss man die meiste Zeit seines Lebens darüber nachdenken, was andere Menschen mögen.
Um einen schönen gepflegten Garten zu haben, muß man viele Stunden im Dreck auf den Knien verbringen.
Um eine ständig saubere minimalistisch perfekte Wohnung zu haben, muß man die meiste Zeit seines Lebens mit putzen verbringen (und: größere Wohnung = größere Putzfläche!).
6. Es gibt wenig Dinge die mir so gut tun, wie einmal am Tag nach draußen zu gehen!
Wenn ich einen Tag lang keine Bäume und Blumen bewundert habe, geht es mir wie mit einer angebissenen Brezel, die ich irgendwo vergessen habe. Ständig ist dieses Gefühl da: Irgendetwas fehlt doch noch!
7. Brezeln: knusprige warme Brezeln muß man immer sofort genießen!
Es gibt wenige Dinge die besser schmecken (auch nicht wenn man sie mit Käse überbacken würde!)
8. Diese eine Sache, die man hofft endlich Mal in den Griff zu bekommen - man bekommt sie nicht in den Griff! Sie ist die Erinnerung, dass wir immer auf Gottes Gnade angewiesen bleiben.
Ihr wisst was ich meine... Gnade und Barmherzigkeit verfolgen uns ein Leben lang!
9. Bamherzigkeit: Umso älter man wird, umso mehr benötigt man davon!
Für sein Spiegelbild. Für alles was mehr oder weniger im Leben gelungen ist. Für die Welt. Für Freundschaften und für die Familie!
10. Familie: Es gibt keine heilen Familien, weil es keine heilen Menschen gibt!
Lass dich nicht von schönen Fassaden blenden: Hinter JEDER Tür wird gestritten und gekämpft und so viel besser bekommen die anderen ihr Leben auch nicht hin! Wenn es in der Nachbarwohnung sehr ruhig ist, dann weil sie beruhigende Medikamente nehmen oder ihrem Kind unbegrenztes Computerspielen erlauben. Und besonders schwierige Familienmitglieder (und Nachbarn!) können hervorragend dabei helfen, ein bisschen mehr wie Jesus zu werden (oder sie zeigen dir zumindest, dass du noch weit davon entfernt bist wie Jesus zu sein! ).
11. Gefühle: Wenn du ein Mensch mit großen Gefühlen bist und zu Verzweiflungsanfällen neigst, dann ist das wie mit den stürmischen Wetterfronten: Sie kommen. Früher oder später. Und gehen auch wieder vorbei.
Mit den Jahren lassen die Wetterextreme ein ganz klein wenig nach. Und wenn doch mal wieder ein großes Sturmtief anrückt lernt man, sein Umfeld - und große Teile seines Herzens! - vorsorglich in Sicherheit zu bringen.
12. Und letztens: Auch wenn es sich total platt anhört: Das Leben ist ein Geschenk! Ich will dankbar sein für jeden Tag, an dem ich dabei sein darf.
Auch wenn ich mich nicht immer so fühle...Letztlich gilt für jeden Tag der war, und jeden Tag der noch kommt, das worauf Richard Foster in dem wunderbaren Buch "Dass Gott mich wirklich liebt" hinweist: Dass die Bibel voller Geschichten darüber ist wie Gott mit einem bestimmten Menschen war: Er war mit Ismael als er allein in der Wüste war. Er war mit Jakob, der ein Leben lang mit Gott gekämpft hat. Er war mit Mose, dem er eine schwierige Aufgabe übertragen hat. Und Jesus sagte zu seinen Jüngern Ich bin mit euch, an allenTage, bis an das Ende der Welt. Und dann schreibt Richard Foster diesen einfachen und den für mich wahrsten Satz, nach 53 Jahren leben:
Gott ist mit uns. DAS ist das Geheimnis eines gesegneten Lebens.