Am Sonntag waren wir mit Freunden auf einem Buchmarkt. Überall in der Innenstadt waren Stände aufgebaut mit Kisten voller Bücher! Mit glänzenden Augen stürzen wir uns auf die ersten großen Bücherstapel und verloren uns auch schnell aus den Augen. Als ich ein paar Kisten später den Mann meiner Freundin wiederfand und ihn fragte ob er schon einiges gefunden hat, meine er: "Es ist mir zu viel! Da kann ich wahrscheinlich nichts mitnehmen." Mir war sofort klar was er meinte. Mir ging es ähnlich. Wären wir an einem kleinen Bücherregal vorbeigekommen hätte ich sicher schon meine Tasche voll mit Lesestoff. Hier aber, bei diesem riesigen Angebot, tat auch ich mich schwer. Also saßen wir früher als erwartet im Biergarten. Meine schwere Tasche lag neben mir (Samuel tat sich leichter mit dem Mitnehmen: Er hatte eine Kiste mit Drei ??? Kids-Bücher entdeckt!), ich freute mich auf den Flammkuchen und mein Blick ging nach oben zu weiten Ästen des Kastanienbaums unter dem wir saßen. Die Sonnenstrahlen fielen durch die bereits bunt befärbten Blätter. "Ach wie schön, es ist ja fast schon Herbst!" kam es mir über die Lippen. Meine Lieblingsjahreszeit! Fast hätte ich den Anfang verpasst! Vielleicht weil sich gerade gefühlt mein Leben kistenweise stapelt: Geschichten denen ich zuhören will, Geschichten die ich aufschreiben will (und muß - in wenigen Wochen winkt die Manuskriptabgabe!), neue Bücher auf meinem Nachttisch über die ich berichten will, Lesungen die ich vorbereiten möchte und dazwischen noch ein paar Kapitel Elternabend, Arztbesuche und noch einiges mehr. Es geht mir ähnlich wie dem Freund auf dem Büchermarkt: "Es ist zuviel! Da kann ich wahrscheinlich nichts mitnehmen!" Aber ich will diese Zeit des Jahres nicht verpassen! Am Ende hat man eben nur so und so viele leuchtend bunte, wilde Herbsttage, die man in diesem Leben genießen kann! Also habe ich gestern alles mal gut sein lassen und ein bisschen Herbst ins Haus geholt. Heute morgen freue ich mich über leuchtend rote Hagenbutten, die kleinen Blüten der Herbstastern und die passende Girlande am Fenster. In den zwei Bücher - die ich gerade parallel lese ;-) - finde ich passenderweise Gedanken über das Betrachten. Ich lese: Wir leben in einer Gesellschaft die das Betrachten verlernt hat! Wahrscheinlich weil wir die Zeit, in der früher Menschen einfach Dinge betrachtet haben, damit verbringen, auf unser Handy zu schauen. Wenn man heutzutage in der Bahn sitzt und einfach die vorbeifliegende Landschaft betrachtet, gilt man ja schon fast als Freak! Ach, ich bin gerne ein Freak! Ich will das Betrachten wieder neu lernen:
Bunte Herbstblättern
Samtig glänzende Kastanien
Wolkenformationen und windgeschüttelte Äste
Spatzen, die über den Balkon hüpfen
Bibelworte, durch die das Licht fällt
Das schlafende Kind
Bilder, die etwas in mir berühren
Für eine der kommenden Lesungen planen die Veranstalter ein Giveaway für die Besucher. Ich finde das so eine schöne Idee: An einem Abend, in dem man oft schon mit vollem Herzen ankommt, etwas in die Hand gedrückt zu bekommen das man in Ruhe betrachten kann. Etwas zum Mitnehmen. Sich erinnern. Und das Herz füllen lassen. Ich glaube wir bekommen von dem Gott, der gerne gibt (diese 5 Worte aus dem Jakobusbrief habe ich gestern ein bisschen länger betrachtet) jeden Tag so ein Giveaway! Mindestens eins! Manchmal liegt es etwas versteckt zwischen den Stapeln der Dinge, die uns beschäftigen und die wir zu erledigen haben. Ich hoffe wir entdecken es heute. Und nehmen uns ein wenig Zeit es zu betrachten.
Für dich!, steht drauf.
Zum Mitnehmen.
In Liebe, dein Schöpfer.
(Karte von HimmelimHerzen.de, absolut unbeauftragte Werbung:-)).