Am Sonntag hatten wir wieder unseren Gottesdienst in der Kneipe.
Da treffen wir uns einmal im Monat, in einer "Old-School-Punk-Rock-Kneipe" (was immer das heisst- klingt gut, oder?). Wir brunchen zusammen - jeder bringt mit, was er geben kann - und dann folgt meist der übliche Gottesdienst mit Musik, Gebeten, Predigt und Segen ( old-school eben:-)).
Gestern kamen wir, dank der Winterzeit, pünktlich dort an (eine Stunde länger schlafen bringt leider nichts wenn man kleine Kinder hat. Ich finde diese Zeitumstellung völlig überflüssig!) . Vor Ort stellten wir fest, dass versehentlich niemand für die Gottesdienstleitung und Predigt eingeteilt wurde. Und, wie es dann halt immer so ist, ausgerechnet gestern waren einige neue Leute da.
So etwas stresst mich wirklich. Wenn neue Leute bei uns auftauchen, dann wünsche ich mir, dass es einen toller Gottesdienst gibt, mit einer richtig ermutigenden Predigt . Ich möchte so gerne, dass sich alle wohlfühlen, erfüllt und gestärkt für die kommende Woche nach Hause gehen.
Und dann schaue ich auf das, was wir haben und ich fürchte, dass es dafür nicht reichen wird.
Mein Blick fiel auf das Buffet, das vor allem aus leeren Platten bestand, die darauf warteten von den Leuten befüllt zu werden. Ich hatte (wegen der extra Stunde Zeit) ein paar Brötchen gebacken, die aber nicht so wirklich schmackhaft waren. weil ich das Salz für den Teig vergessen habe.
Also setze ich mich neben eine junge Frau und ihren kleinen Sohn, die heute zum ersten Mal da sind. Entschuldigend sage ich, dass wir immer etwas später anfangen und bestimmt noch mehr Leute kommen. Ich erkäre, dass wir zusammen immer erstmal frühstücken (eine schwächliche Bewegung Richtung der verlorenen, salzlosen Brötchen am Buffet) und dass es heute leider keine Predigt gibt. Ach, und eine Kinderbetreuung haben wir in der Kneipe leider auch nicht, aber wir haben eine kleine
"Kinderecke" (noch schwächere Handbewegung Richtung dunklen Kicker - und Dartraum).
Irgendwie hängt über jedem Satz ein "zu wenig".
Wir kommen in`s Gespräch. Ich erfahre, dass sie eine alleinerziehende Mutter ist (= HELDIN!), sie seit der Geburt ihres Sohnes, wieder mehr über Gott nachdenkt und jetzt nach einer Gemeinde umschaut. Sie sieht müde aus. Die letzten Nächte hat der Kleine stark gezahnt und beide schlecht geschlafen.
Ich biete ihr an, dass ich gerne auf ihren kleinen Sohn aufpasse, wenn er nicht fremdelt. Ihr dankbarer Blick zeigt mir, dass sie das gut brauchen kann.
Inzwischen sind noch ein paar Leute eingetroffen und die Früchstücksplatten füllen sich langsam. Ich nehme es mit Erleichterung zur Kenntnis. Also nehme ich ihren kleinen Sohn auf den Schoß, während sie ihren Teller füllt.
auch mein Sohn freut sich, dass endlich Brezeln da sind! |
Wir frühstücken zusammen und der Gottesdienst beginnt.
Mit den Kindern im Schlepptau verziehe ich mich in den Nebenraum. So bekomme ich nur mit halbem Ohr die Musik mit und, dass Leute an`s Mikrophon gehen und etwas von sich und ihrem Leben mit Gott (hoffe ich jedenfalls!) erzählen.
Ich bin erstaunt wieviele Leute die Chance ergreifen und den Mut haben etwas zu sagen. Sogar einer der Neuen steht vorne und erzählt etwas.
Hmm, scheint doch nicht so schlimm zu laufen...
Hmm, scheint doch nicht so schlimm zu laufen...
Die Kinder genießen auf jeden Fall die Zeit und auch mein kleiner Schützling spielt Ball und zieht sich am Tischkicker hoch, als würde er schon immer dazugehören.
Nach einiger Zeit wird er aber müde und die junge Mama verabschiedet sich. Sie sagt, wie willkommen sie sich gefühlt hat und dass sie wiederkommen wird. Ihre Augen füllen sich dabei mit Tränen. Sie wirkt reich beschenkt.
Ich freue mich und ich kann es doch irgendwie kaum glauben. Ich sehe den ganzen Mangel, alles was wir ihr, meiner Meinung, nach an diesem Morgen nicht geben konnten. Und ich spüre, dass sie erfüllt und gesegnet nach Hause geht. Trotz allem.
Ich mag die Geschichte, wie Jesus mit ein paar Broten und Fischen 5000 Leute satt macht. Mir gefällt einfach die Vorstellung, dass Gott uns nicht nur ein paar gute Worte mit auf den Weg gibt, sondern ein Picknick veranstaltet und uns so richtig satt macht (ich liebe Essen!). Er lässt aber kein Manna vom Himmel regnen, sondern er fragt nach dem, was da ist. Dann segnet er das lächerlich, kleine Buffet (ich kann mir die besorgten Gesichter der Jünger vorstellen!) und alle werden satt.
Es reicht tatsächlich, obwohl es eigentlich niemals reichen könnte.
Eigentlich habe ich nie genug. Und wenn der Unterschied zwischen dem was gebraucht wird und dem was da ist, sehr weit auseinanderliegt, dann fällt es mir sehr schwer zu glauben,dass man davon satt werden kann. Das hindert mich auch manchmal meine Krümel hinzulegen. Ich denke: es reicht ja sowieso nicht, oder: es ist ja so lächerlich wenig, was ich zu geben habe.
Soll doch Jesus Manna regnen lassen.
Soll doch Jesus Manna regnen lassen.
Aber er will unsere Krümel dafür nehmen. Er will uns dabei haben. Wir dürfen mithelfen.
Und JEDER hat etwas zu geben. JEDER. und ich bin ziemlich überzeugt davon, wenn jeder einfach das gibt was er gerade geben kann, an einen Menschen der neben uns sitzt, dann segnet es Jesus und es reicht für alle.
Wenn ich auf mein Leben schaue, dann sehe ich oft so viel Mangel.
Reichen die paar Stunden Schlaf für die Anforderungen des Tages?
Reicht ein kleines Gebet für die große Not?
Reicht ein kleines Gebet für die große Not?
Reicht eine Tüte Lebensmittel für den Freund, der dringend eine Arbeit braucht?
Reicht es einfach nur zuzuhören?
Reicht ein freundliches Wort für einen entmutigten Menschen?
Reicht ein müdes Lächeln?
Reicht eine kurze mail?
Reicht ein freundliches Wort für einen entmutigten Menschen?
Reicht ein müdes Lächeln?
Reicht eine kurze mail?
Reicht dieser Text für meinen Blog?
Oder ich gebe einfach das, was gerade da ist.
Krümel.
Und Jesus kümmert sich um den Rest.